LR MBB mit verstellbarer Rahmengeometrie und Federung

Also war mit Spindel an und für sich bloß eine Heavy-Duty-Gewindestange gemeint? (Nicht-Handwerker-Frage zur Verständnissichererstellung)
 
Hi Sam Hari,

Gewindespindel - Gewindestange:

Spindeln sind meist sind nicht zum Fixieren gedacht, sondern um eine Rotation in eine Längsbewegung umzusetzen.
Daher haben sie oft andere Zahnformen auf Ihrem Gewinde. (Es gibt sogar solche mit Lagerkugeln im "Gewinde" wie von Krischan gepostet...)

Gewindestangen machen das schon auch, haben dabei aber üblicherweise höhere Verluste durch Reibung.
Da Du nicht an der Kraft scheitern wirst, die Verstellung zu bedienen, kannst Du ruhig eine normale Gewindestange nehmen.

Wenn Du eine Gewindespindel mit Rechteckgewinde nehmen willst, geh auf den Schrottplatz. Dort gibt's genügend Wagenheber mit Spindel, die niemand kauft. (Und perfekte Tragegurte zum Möbelschleppen gibt's dort auch. = Sicherheitsgurte). Meistens geht das mit einer Spende für die Kaffeekasse.

Gruß, Harald
 
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In der Rostbraunen verwende ich eine Trapezgewindespindel 12 x 6. Die hat pro Umdrehung 6 mm Hub und einen Kern von 8mm, also eine Gewindetiefe von 2 mm. Die Spindel macht 14 Umdrehungen. Da ich pro ratschen Schlag ca. 1/4 Umdrehung mache, muss ich 56-mal ratschen um von Endanschlag zu Endanschlag zu kommen. Allerdings verstelle ich den Rahmen nur selten so weit.

Wantenspanner sind mit normalen metrischen Gewinden gebaut. Eines davon links und eines davon rechtsdrehend. Manchmal ist bei den Wantenspannern eine Bruchkraft mit angegeben. Allerdings muss man beachten, dass normale Schraubengewinde nicht dafür ausgelegt sind unter Last gedreht zu werden. Das läuft schnell ein und das Gewinde arbeitet sich auf. Eine M8 8.8 Schraube kannst du mit etwa 24000 N Zug belasten. Ob ein ausgenudeltes Gewinde mit 1,6 mm tiefe diese Kräfte noch hält kannst du selbst beurteilen. Ein M10 Gewinde hat 1,5 mm Steigung. Das ergibt 3 mm Hub, also doppelt soviel Ratschen. Die Teile sind genial um mal schnell was auszuprobieren. Dauerhaft würden sie mir zu viel Stress bereiten.

Die, von @Krischan, gezeigte Kugelumlaufspindel ist viel zu überkandidelt. Sie ist nicht selbstsperrend, wird sich unter Last wieder zurückdrehen und vor allem sitzt das ganze, bei meiner Konstruktion jedenfalls, so, dass es viel Dreck vom Vorderrad abbekommt. Das muss robust sein.

Apropos Dreck: Ich muss etwa einmal jährlich den Ratschenschlüssel tauschen. Das hatte ich die Tage vor. Dann werde ich den Aufbau mal Dokumentieren.
 
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Von rechts nach links:
Rohr 16x2. Angeschweißtes Auge und Spindelmutter.

Spindel mit angeschweisster Langmutter, Schlüsselweite 13 mm, M10. Die Spindel in die Spindelmutter geschraubt, gemeinsam mit einem 3 mm Bohrer durchbohrt um eine 3 mm Spannhülse einzuschlagen. Damit wird verhindert, dass man die Spindel zu weit herausdreht.

Schraube M10 mit Spannhülse, damit sie sich beim ratschen nicht lockert.

Axiallager.

Grundplatte mit Spannvorrichtung, die verhindert, dass die Spindel sich selbst dreht. Die Spannvorrichtung besteht aus einem gequetschten Gummiring und ist über die beiden Muttern einstellbar.

Polymerpacket zur Federung.


Ich habe mir mal das Gewinde der Spindel angesehen. Selbst das ist schon ziemlich runter. Allerdings habe ich die Spindel lange Zeit ohne Schmierung betätigt, um zu verhindern, dass sie sich selbst dreht.

Früher habe ich die Spindel mit einer Messingschraube gebremst. Die musste ich immer wieder mal nachdrehen. Einmal bei PBP war's wieder mal so weit. Vor dem Radservice stand der Mechaniker unbeschäftigt herum. Ich dachte, mir nutze die Gelegenheit und schob die Rostbraune auf ihn zu. Als er mich kommen sah, rief er laut: " Go away, not this, not me." und deutete auf mein Fahrrad. Nach kurzen Verhandlungen liess er mich rein um Werkzeug zu holen. Als ich mit einer Rohrzange wieder herauskam, verdrehte er die Augen und meinte: "What else."
 
Mal wieder ein kleines Update. So sieht sie momentan aus.

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Oben hatte ich geschrieben, dass das Sitzstangerl gebrochen ist. Ich habe ein Alu-Vierkantrohr 20x20x1 eingebaut. Das ist unten mit zwei Flacheisen eingefasst und drehbar am Rahmen befestigt.

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Den Gepäckträger habe ich einfach durch das Rohr hindurch festgeschraubt.

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Das war dumm. Die obere Sitzbefestigung

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bringt ein Biegemoment auf das Rohr, das durch die Bohrung geschwächt ist. Das ganze hält zwar schon ca. 3000 km, aber ich werde das Rohr dennoch demnächst vorsorglich austauschen.

Meine Taschen waren weiter oben im Faden schon mal Thema. Da hat sich allerdings auch etwas verändert. Es sind immer noch normale Rollverschlusssäcke mit einem Rücken und einer Einhängevorrichtung aus gebogenem 3 mm Edelstahldraht. Das ist so gestaltet, dass die Drahtbügel die Tasche vom Hinterrad weghalten. So kann ich wohl behaupten, den kleinsten Gepäckträger Deutschlands an meinem Fahrrad zu haben.

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Die ewig reißenden kunststoff Schutzbleche habe ich gegen zurecht geschnippelte Conti Sport Contact getauscht. Dabei habe ich die originalen Bügel beibehalten. Das trägt etwas zu weit für den labbrigen Mantel. Die Überlegung ist dünnere Streben (Speichen) und mehr davon zu nehmen, damit der Mantel öfter auf Position gehalten wird.

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Ich habe mir mal das Gewinde der Spindel angesehen. Selbst das ist schon ziemlich runter.
Habs oben geschrieben und nicht weiter darüber nachgedacht. Nun hat es bei einer gemeinsamen Ausfahrt mit @Karl42 die Spindel komplett durch die Mutter gefetzt. Natürlich beim Fahren, aber zum Glück bergauf. Die Rostbraune ist komplett zusammengeklappt und ich habe durch mein Gewicht die 16 x 1 Röhrchen der Hinterradschwinge verbogen. Vor Ort grob geradegedengelt bin ich dann so zur nächsten S-Bahn geradelt.

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Übrigens, der Spierenstich ist meines Wissens der einzige Knoten, mit dem man zwei Stahlseilenden miteinander verbinden kann.

Weil ich ein paar Tage später Brevet fahren wollte, musste mal wieder eine schnelle Lösung her. So habe ich ein M10 Spannschloss eingebaut.

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Ich musste lediglich an eine Seite des Spannschlosses einen 13er Sechskant zurechtfeilen, die normale Gewindeseite gegen eine Schraube tauschen und Stifte für die Endanschläge bohren. Das ging schnell, ist aber keine dauerhafte Lösung.

Gut, die 12er-Spindel mit 8er-Kern hat ungefähr 35000 km gebraucht, um sich aufzuarbeiten. Bei metrischem Gewinde dürfte das aber erheblich schneller gehen.


Zum Schluss noch ein Detail, an dem ich mich immer wieder erfreue.

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Die Lampenverstellung aus einem Magura Schnellverschlusshebel.
 
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Hey, ich hab vor längerer Zeit auch Mal Liegeräder gebaut und bin über den Jahreswechsel auf die Lust gekommen, wieder damit loszulegen. Deine Rostbraune ist eine totale Inspiration, gerade weil ich Bock habe, auch einen Cruzbike-Fronttriebler-Klon zu bauen.

Mal ne Frage zur Ratschenverstellung: du nimmst da einen normalen Ratschenschlüssel für? Ist das ne Umschaltratsche? Weil ich kenn nur, dass man die umdrehen muss um die Richtung zu wechseln, und das geht ja bei Dir nicht wirklich...

Und: sind Deine Gelenke alle gebuchst, oder einfach Schraube in Rohr?

Echt ein Hammer geiles Teil, ich glaub ich nehme die mir für ein Projekt zum Vorbild

Gruß
Micha
 
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