MBB in Carbon

Inzwischen zurück von der WM in Frankreich gibt es doch einiges interessantes zu berichten.

Das MBB hat sich aus meiner Sicht bestens bewährt. Das Bergzeitfahren habe ich mit leicht gewichtsoptimiertem Setup gefahren - es kamen die leichteren Laufräder meines Rennrads zum Einsatz. Der Kassettenwechsel bereitete etwas Probleme, weil der Distanzring für 10-fach mir zerbröselte. Das war ein Ring aus einer Kassette. Ersatz hatte ich keinen dabei und hab mir dann einen aus Plexiglas "geschnitzt". Das raubte leider gleich mal die entspannte Vorbereitungszeit vor dem Zeitfahren. Die Lösung hielt die drei Tage aber problemlos durch.

Beim Bergzeitfahren gab es keine Probleme bzgl. Steigung, die auch nur kurz mal etwas mehr Prozent hatte, aber gefühlt eher moderat mit kurzen Rampen. Für meine Bergstärke aber deutlich zu kurz, denn die könnte ich erst bei längeren Steigungen wirklich ausspielen. So waren das eher zwei ca. 8-min-Intervalle oberhalb der Schwelle.
Im ersten Bild rel. mittig. Die Position sieht für mich schon rel. aerodynamisch aus.
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Und hier ist die Aerodynamik durch den passenden Zeitfahrhelm noch verstärkt. Im Test brachte der gut 10 Watt Verbesserung zu meinem alten RR-Helm. Zudem habe ich nicht nur den Kettenschutzring als gewölbte Flächen mit Dellen gebaut, sondern auch auf das kleine Kettenblatt eine Aeroverkleidung geklebt.
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Beim Kriterium waren die Fans dann schon frühzeitig an der Strecke. :)
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Die Steigungen waren für mein Gefühl auch hier eher moderat und ich konnte mit einer TF von ca. 90 U/min (an den kurzen steileren Passagen) und 110 U/min in den flacheren Abschnitten fahren. Dass das gut lief kann man auch daran sehen, dass ich erst zum Ende der 8. Runde von den ersten überrundet wurde. Gefahren bin ich vorne 52-39 und hinten 12-28 gefahren und das war völlig o.k. Den kleinsten Gang habe ich erst rel. spät überhaupt einsetzen müssen.

Also das Rad läuft gut und ich habe nichts zu jammern. Mein Eindruck, dass es schwer in Steigungen zu fahren sei bezieht sich ganz klar auf Steigungsprozente oberhalb von 10% die über längere Zeit zu fahren sind. Da werde ich mir wohl noch eine Kassette mit größerem Ritzel zulegen, dass ich für solche Fälle montieren kann, den wenn ich eines nicht gut kann, dann ist das stampfen. ;)
 
Es gibt ein Video vom Kriterium, wo ich mal von (fast) allen Seiten in Action zu sehen bin. Das Video beginnt an dieser Stelle dann bis ca. 10:40 und später nochmal kurz, als ich mich kurz hinter @Sunny Werner 's VM geklemmt habe - ich wollte den Windschatten des VM probieren, aber mit den Abfahrten harmonierte das einfach nicht und gleich zu Anfang von 3 Std wollte ich nicht überziehen.
Sieht von außen betrachtet viel ruhiger aus, als es mir selbst beim Fahren oft vorkommt.
 
Gestern bin ich nach den Tagen im Elsass mit RR pur mal wieder mit dem MBB eine Besorgung gefahren. Seit der WM war ich kaum mit dem MBB unterwegs. Da war ich umso gespannter, ob solche Pausen die Koordination neu fordern. Ich habe da aber nicht das geringste festgestellt und konnte rel. locker fahren, außer dass die Belastung im Vergleich zum RR etwas ungewohnt war. Das Tempo war auch ziemlich hoch mit bis zu 46 km/h im Flachen, die ich mit nur ca. 240 Watt aufgebaut habe. Das fand schon gar nicht so schlecht. :)
Hier die Aufzeichnung
 
Heute hatte ich mal etwas Zeit und habe eine Messreihe an der Ruderregattastrecke versucht. Ich dachte es sei sehr wenig Wind, aber die Watt-Differenz von Hin- und Rückweg spricht eine andere Sprache. :whistle: Das Wetter war sonst sehr gut bei 24 Grad, die Störungen durch Spaziergänger hielten sich im Rahmen.
Gefahren bin ich je 3x immer auf +/- 40 km/h.
Das Ergebnis finde ich sehr erfreulich. Man bildet sich ja gerne ein, dass ein Rad gut liefe und ist dann von den Zahlen ernüchtert. Hier ist es aber doch rel. gut, wie ich mir das auch immer einbilde. Das Setup entspricht dem WM-Einsatz - keine unnötigen Dinge im Wind außer der Trinkschlauch.
Das Mitteln der Zahlen ergibt bei 40,55 km/h eine Leistung von 193 Watt. Der Beutel den ich bisher immer unter dem Sitz hängen hatte kostet somit wohl 10-15 Watt. :oops: Die Flasche hatte ich jetzt hinter den Sitz gepackt und für das Kleinzeug sollte endlich mal jemand einen kleinen Koffer bauen. :X3: Ich fürchte, das muss ich mal neben anderen Bauprojekten angehen.
Gerne hätte ich auch mal ermittelt, was bei 250 Watt für eine Geschwindigkeit erreicht wird, aber auch mit dem leichten Gegenwind ist das eine Nummer, die ich heute nicht fahren wollte. Ein andermal gerne, aber dann muss es windstill sein.
 
Interessant die heutige RR-Runde im Vergleich zu sehen. Da gibt es einen kurzen Abschnitt, wo ich extrem windstill und eben (wenn dann Mikro-Gefälle) unterwegs bin und für ca. 1 Min. sehr saubere Werte bekomme - 40,2 km/h mit 273 Watt. Das ist trotz Aero-Bike (Lenker deutlich tiefer, aber in Obenposition) doch eine ganz andere Nummer, aber 80 Watt mehr erstaunen mich doch. Die schnellen LRer sind bei solchen Bedingungen also deutlich überlegen. Auch an der Ruderregatta gegen Triathlon-Räder war ich meist schneller und viel bequemer. :whistle: Wer allerdings nicht wirklich alles raus holt wird mit dem LR zwar bequemer, aber nicht deutlich schneller sein - das hatte ich etwas erstaunt im Elsass gesehen. Aktuelle Aero-RR sind halt auch schon ziemlich schnell - ich mag's. ;)
 
Moin Roland. Das sind tolle Werte! Kannst du ein Foto von dir auf dem MBB posten in der Seitenansicht? Würde mich interessieren, wie flach du liegst und wie hoch dein Tretlager ist, da ich ja auch an der Anpassung meines MBB bin. Und fährst du in immer die gleiche "Sitzneigung" oder variierst du sie je nach Streckenprofil.

Bei mir gibt es ja keine Berge, aber im Urlaub in Schweden machte ich mit dem Baron die Erfahrung, dass eine sehr flache Sitzneigung doch unangenehm an Steigungen ist..
 
Hallo,
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Das Bild machte @Gugla in Frankreich. Ich denke mal, dass das nicht allzu extrem ist und liegt im Bereich von 20°. Ich kann noch bequem auf die Fahrbahn schauen, um Löchern u.ä. auszuweichen. Steigung im Bereich 7-8% sind noch gut zu fahren. Über 10% wird es mit der aktuellen Übersetzung seeehr mühsam.

Eines steilere Sitzeinstellung wäre für lange Steigung denkbar und hab ich mir durch eine noch längere Sitzabstützung hinten offen gelassen. Aktuell fahre ich aber einfach nur so. Einsatzbereich ist gedacht als LR-Rennrad fürs Training. Steile Berge fahre ich lieber mit dem "normalen" Rennrad.

VG, Roland
 
Hallo,

das MBB ist immer noch in der im vorigen Beitrag zu sehenden Fassung. Jetzt hatte ich das Rad einige Tage in Italien dabei und auch bewusst in langen Steigungen eingesetzt. 12 % sind dann schon recht hart, aber machbar, solange es nicht über Kilometer so steil ist. Auch mit der kleinsten Übersetzung 36-28 war das noch fahrbar. Allerdings ist der Wunsch nach einer kleineren Übersetzung durchaus da. :whistle: Ritzel mit 36 Zähnen war dabei - ich hätte ja nur umbauen müssen. :X3:

Sehr spannend fand ich die sehr kurvigen Abfahrten. Da liegt das MBB super in den Kurven und ich habe das Gefühl fast schneller damit zu sein, als mit dem RR. Die Beine lenken da ja mit und das bringt mir unglaublich viel Stabilität. Zugegeben - ohne seriöse Messung ist das nur Bauchgefühl. Das Kurvenfeeling ist auf jeden Fall unübertroffen :eek: - RR ist fast langweilig dagegen. :D

VG, Roland
 
wer war eigentlich der weiß-behoste beinhaarige Zockra-Fahrer in dem Video ?
Ist jedenfalls n tolles Filmchen, fühlte mich ganz erschöpft nach dem anschauen, fast so, als ob ich mitgefahrn wäre : )
Vom Größenvergleich her: Roland, du bist relativ klein im Vergleich zum Greifswalder FastZweiMeter-Mann?
 
Roland, du bist relativ klein im Vergleich zum Greifswalder FastZweiMeter-Mann?
Daneben ganz sicher. :giggle: Sonst mit 178 cm eher durchschnittlich. Ich werde das MBB auch zur SPEZI mitbringen. Falls jemand drauf passt, ich abends Zeit habe und das Gewicht nicht zu hoch ist, lässt sich sicher auch eine Probefahrt einrichten.

Sonst geht es für mich eher darum, ob eine Weiterentwicklung des Rades zur Serienreife interessant ist. Ich persönlich habe da keine Not, denn das Rad fährt sich so schön, dass für mich höchstens noch ein niedrigeres Gewicht durch Negativbauweise interessant ist. Klar würde ich beim Design noch ein paar Sachen schöner machen, aber davon fährt es ja nicht besser und wenn ich erst mal drauf liege, sehe ich das ja nicht mehr. ;)

Übrigens habe ich in Italien wieder festgestellt, wie bequem der Rahmen glücklicherweise geworden ist. Die Federung durch den Rahmen hinten ist sehr deutlich zu spüren. Wenn der auch noch dämpfen würde, wäre es perfekt.

Inzwischen fahre ich Citec 6000CX als Hochbettfelge. Ich konnte auch bei stärkerem Wind testen und - für mich höchst erstaunlich - machte das nicht die geringsten Probleme. Da zappel ich bei gleichem Wind auf dem Aero-RR deutlich nervöser herum.
 
Wenn der auch noch dämpfen würde, wäre es perfekt.
Dämpfung könntest du durch aufkleben eines dünnen, langen CFK Streifens mit doppelseitigem Klebeband realisieren.
Da die Fasern im Streifen sehr gerade orientiert sind ist dieser steifer als der Rahmen und es gibt Schubspannung im Klebestreifen. Dieses zähe klebzeug dämpft sehr gut.

Beim CFK Streifen hab ich an sowas gedacht:

Das fällt vom Gewicht fast nicht auf.
 
Interessant.
Carbon hab ich ja genug drin. UD liegt auch dabei. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie ein solch aufgeklebter Kohlefaserstreifen hier dämpfen soll. Und wenn der Streifen im Regen nass wird ... ?
Der nächste Reifen hinten wird nach Klärung der Felgenbreite vmtl. 32 mm - damit weniger Druck, damit komfortabler. ;) Aktuell fahre ich 28mm GP5000.
 
Carbon hab ich ja genug drin. UD liegt auch dabei. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie ein solch aufgeklebter Kohlefaserstreifen hier dämpfen soll.
Nicht der Kohlefaserstreifen soll dämpfen, sondern das Klebeband zwischen Streifen und Rahmen.
Doppelseitiges Klebeband gibt es allerdings in mehreren Varianten, 0,1-0,2mm dünn (quasi nur Klebstoff) und auch mit gut sichtbarer (0,5mm?) Elastomer- oder Schaumstoffzwischenlage. Ich weiß nicht, welches @Riese vor Augen hatte.
 
Das würde dann in meinen Augen mehr Sinn machen, wenn es zwischen die Einlaminierten Lagen kommen würde. Die Frage ist aber, wie das dann altert und ob es schlussendlich nicht zum Delaminieren führen würde. Eher werde ich mich wegen eines irgendwann kommenden Projekts mal (an den Skibau angelehnt) mit gemischten Holz-Carbon-Lagen auseinandersetzen. Hier dürfte die Dauerfestigkeit schon recht gut sein, denn das ist ja Jahrzehnte erprobt und verfeinert worden.

Aber Vorsicht mit meinen "Empfindlichkeiten" - bzgl. Dämpfung fällt das nur bei heftigen Sachen auf. Die üblichen Rauigkeiten und "normale" Flicken sind beim Fahren völlig unauffällig.
 
Vmtl wären 4 bar im 28er bei meinen ca. 65 kg auch kein Problem. :whistle: Im Augenblick fahre ich die noch aus Sorge vor Durchschlägen mit 5-5,5 bar. was mir auch schon rel. komfortabel vorkommt. Ich werde das mal auf 4,5 bar absenken und beobachten. Ich meine, Durchschläge seien hinten eher weniger als vorne.
ist aber nochmal eine andere Nummer bzgl. Komfort, weil die Karkasse ganz anders aufgebaut ist. Ich fahre aktuell "normale" GP5000 mit TPU-Schläuchen.
 
Ich versuche mal zu erklären, wie die Dämpfung mit dem aufgeklebten Streifen funktioniert:
Der Streifen soll auf der Unterseite aufgeklebt werden, die bei Auflast auf Zug belastet wird. Das dünne Doppelseitige Band, das quasi nur aus kleb Besteht funzt gut.
Bei Belastung längt sich der Untere Teil des Rahmens und wenn der Streifen aufgeklebt ist, dann überträgt das Klebeband den Schub, der nötig ist um den Streifen an der Dehnung teilhaben zu lassen.
Die Schubbewegung, die im Kleber stattfindet dämpft.

Nochmal ein Gedankenbeispiel um die Wirkung zu verdeutlichen: zwei Blechstreifen mit dem Klebeband zusammen kleben und biegen. Die beiden Bleche bewegen sich gegeneinander und der Kleb erfährt starke Schubbewegung, denn er hat den viel kleineren E-Modul(Steifigkeit) als die Bleche.
 
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