MBB aus Holz, Rahmenbausatz

Diese Woche kam tatsächlich ein Sitz von Roland an. Ein beeindruckendes Stück an Statik und laminier Kunst. Mal schauen ob ich ihn lange genug behalten kann um ihn tatsächlich aufs Holzrädle zu packen.
 
Im übrigen habe ich im letzten Jahr die Möglichkeit gehabt im Materialprüflabor der TU Lübeck Zugversuche mit Multiplex zu machen. Das Ergebnis lag bei 3 Proben zwischen 50 und 60N/mm*2.

Die Zugfestigkeit von Leimholz mit wenig abweichendem Winkel der Fastern zur Zugrichtung dürfte vermutlich höher als bei allen anderen Holzplattenwerkstoffen und Vollholz liegen. Ich stelle mir vor, dazu Furniere in einem Winkel von etwa 10° zueinander zu verleimen. Daraus sollen dann die der Rückenform angepassten Holme eines Liegerad-Lattensitzes entstehen. Man sitzt dann auf den Latten eines Betten-Lattenrosts, die über die dazu senkrecht laufendeden Holme aus Leimholz verbunden sind. Und das Ganze klappbar für den anpassbaren Sitzflächen- und auch Lehnenwinkel. Die Zugfestigkeit solcher Holme dürfte gegenüber der der Multiplexplatten doppelt so hoch sein und die Belüftung des Rückens über die Zwischenräume zwischen den Latten ist auch gelöst.. Etwas schwerer als ein starrer Schalensitz dürfte das werden, aber nicht ubermäßig viel mehr. Gedanklich konkurriert solch ein Sitz bei mir noch mit der Konstruktion eines Gurtsitzes. Bei letzterem befürchte ich, dass man durch die erzwungene Krümmung des Rückens weniger leicht atmen kann. So könnte der Lattensitz ein Optimum für Schwangere und sonstige Dickerchen sein.
 
"Stangerlsitz" von @Jack-Lee

Richtigstellung: Die Idee ist nicht von Jack-Lee! Da war mal ein tschechischer Thread noch vor ihm im Forum (nach 2005 und vor 2011), der diesen Sitz vorgestellt hatte. Jack-Lee hat ihn nur vermarktet (und evtl. auch verbessert/verändert)
mfG
Michael
 
So, der Plan steht. Jetzt bin ich zufrieden.

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Vorgesehen sind 4 mm Birkemultiplex. Die Stege einfach, die Gurte doppelt ausgelegt. Das hat den Vorteil, dass mehr Lagen in Längsrichtung in den Gurten verbaut sind, die biege Teile nicht soviel innere Spannung aufweisen und die Qualität der Längsholzlagen beurteilt werden können.

Hier ein paar Konstruktionsdetails.

Innenlagerpatrone mit Schellen gefasst und geklemmt. Es sind Federn mit den 5 mm starken Laserblechen umfasst und in die Multiplexbauteile eingeleimt.

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Die Ausfallenden sind auswechselbar und mit Bauteilen für Scheibenbremsen zu ergänzen.

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Beim Steuerkopf habe ich mich nun doch für Gleitlager entschieden. Gabel seitig plane ich Bolzen mit ein zuleimen, um die nicht auf Scherkräfte ausgelegte Leimung vor Impulsen zu schützen. Die Aufnahmekloben für die Gleitlager sind demontierbar um den Rahmen zu teilen.

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Die Trennstelle des Rahmens werden zwei M8 schrauben, die in ein geleimte Langmuttern geschraubt werden, bilden.

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Ich bin wirklich sehr auf das reale Ergebnis gespannt - so bisher ist es ja äußerst vielversprechend! Chapeau!
 
Hast du das schon mal gemacht?
Von Nemberch weiß ich's nicht. Ich bin aber 'ne Weile mit einem defekten Steuerlager am Condor weitergefahren und erwarte beim MBB kein Problem, wenn Gleitlager genommen werden.
Damals am Condor ist die Lenkung immer schlwerer gegangen, bis ich's dann endlich aufgemacht habe. Da haben dann bereits mehrere cm² Lack am Rahmenrohr innen gefehlt(!) und das Alu war ein wenig aufgerieben, weil der Gabelschaft direkt an der Hülse gerieben hatte. Mit so viel Reibung war's immer noch fahrbar, aber es war einfach öd.

Am Up würde mich ein wenig Reibung in der Lenkung wahrscheinlich stören, weil das freihändige Fahren damit deutlich schlechter (oder unmöglich) wird. Am MBB wird dieses Problem kaum auftreten, weil die Beine ja praktisch immer auf den Pedalen sind. Freihändig heißt am MBB ja noch lang nicht freibeinig...
 
Ich vermute, dass nur geringfügig mehr Reibung sich ungünstig auf das Lenkverhalten auswirkt.
Ich hatte mal ein kaputtes Steuerlager; es ließ sich um wenige Grad normal lenken, dann ruckelte es. Und das war unangenehm – für einen größeren Lenkeinschlag brauchte man plötzlich mehr Kraft. D.h. mehr Reibung dürfte ok sein, solange sie gleichmäßig ist bzw. sich das Lager nicht ungleichmäßig abnutzt.
 
Wenn man das Lager irgendwann offen hat, weil man mal die Gabel rausnimmt:
Die Lebensdauer wird deutlich verlängert, wenn man den belasteten Teil des Lagers ein Stück weiter dreht.
Ob sich das in Bezug auf die eigene Arbeitszeit lohnt, muss jeder für sich entscheiden.
Ich würd's nur bei alten Rädern machen, bei denen ich ein Ersatzteil nicht oder nur mit Schwierigkeiten wieder bekomme.
 
Hast du das schon mal gemacht?

Die Kollegen fahren ja schon so.


Verleimen habe ich mir so gedacht:

Die Kloben für Steuerlager und Rahmenknick verleimen. Beim Steuerlager sollten die Bauteile der Gabel mit aufgefädelt sein.

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Die Stege über Dübel positioniert aufleimen.

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Die Gurte sind für die Stege genutet und geben sich, beim Aufstecken, gegenseitig die dreidimensionale Form. Dabei sind die Gurte zwei mal vier mm Multiplex mit oben genannten Vorteilen.

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Zuletzt die Ecken mit den Befestigungspunkten, für welchen Sitz auch immer, einleimen.

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Den Kloben für die Gabel verleimen. Danach die Befestigung für den Vorbau aufkleben und schrauben.

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Stege und Gurte verleimen. Der Kloben positioniert sich dabei über Nut und Feder. Danach werden die Langmuttern auf die verleimten Bolzen verschraubt und der äussere Kloben verleimt. Dabei schadet es sicher nicht den Steuersatz des Hinterbaus mit aufzufädeln.

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Übrigens, die Gabel ist im oberen Bereich länger und kann für die genaue Position des Lenkers eingekürzt werden.
 
Neugierigerweise habe ich nachgeschaut, ob sich das Rädle auf das Kettenblatt stellen lassen würde. Könnte knapp gehen. Wenn die Kurbel richtig positioniert und fixiert ist gehts auf jeden Fall.

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Meine Erfahrung: unterm Sitz braucht es etwa mehr Querschnitt im Rahmen. Verwindung droht.
 
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