Mango #305 wandert nach Schottland aus

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So liebe Leute, jetzt will ich auch mal eine Berichterstattung abgeben.
Ob das nun ein Reisebericht ist oder über ein VM? Ich poste es mal hier.

Also, es geht um das Mango 305, welches ich im Dezember ’22 von @Bladerunner als mein Einsteiger-VM erworben hatte, um es später in meine Wahlheimat Schottland zu bringen. Danach ging es erst mal ins Winterlager zu meiner Familie in Hamburg, und die Fähre Ijmuiden – Newcastle wurde für Ende März '23 gebucht.

Das gab genug Zeit, den “alles um’s Mango” und andere Fäden zu lesen, den Berichten von @Drood zu folgen, und ungeduldig zu werden, weswegen ich zwischenzeitlich auch einiges an Teilen hier im Forum, der Bucht, Gingko etc gekauft hatte. Je ein Pitstop (aka Familienbesuch) im Januar und März ergaben schon einige Veränderungen: raus mit Hollowtech langen Kurbelarmen, und rein mit square taper 140ern. Der lange Lichtmast wurde ein wenig gekürzt und kann jetzt auch abgeklappt werden, Navi und Handyhalter kamen dazu, sowie ein Scheibenwischer, Bodenmatte, Rangiergriff, und neue Seitenfenster für die Sinnerhaube, welche mit 4 Magneten ausgerüstet jetzt relative sicher auf der “Motorhaube” abgelegt werden kann. Dazu mehr später.

Aber Tubeless Felgen warten noch auf Einbau, sowie 7,2V LiFePo Akkus und Kellermann Blinker... und das Versatile Dach passte auch nicht in den Koffer. Das war das erste Problem der Auswanderung, denn der ganze Krams muss dann ja auch mit. Schon erstaunlich, was alles ins Mango+ reingeht.
So nebenbei bemerkt: Filztaschen für den KFZ Kofferraum passen prima neben den Sitz und ergeben nebenbei noch eine gute Armstütze.20230320_155046 (1).jpg

Am Dienstag letzter Woche ging es dann endlich auf große Reise: Hamburg – Rolde – Ijmuiden – Newcastle - Glasgow.
Der erste Teil war allerdings geschummelt, wegen Schietwetter und Eltern, die mich lieber im Emsland absetzten als einen Tag eher zu verabschieden.
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Der erste Tag der eigentlichen Reise begann daher nicht unweit der vorherigen Heimat des Mangos in Oldenburg. Von da ging es nach Rolde zur Wartung bei @H@rry.20230322_165908.jpg

Neue Lenkplatten waren der Hauptgang auf dem Wartungsmenü, und Harry ging auch sofort zur Sache, kaum das ich angekommen war. Zum Nachtisch gab es komplett neue Bremszüge, die Schaltung wurde verbessert, Spiel im Lenkgestänge behandelt, Schwingenlager nachgezogen und der Sekundärkettenspanner eingestellt.
Und dann hat Harry mich noch bei wunderschönem Wetter 20 km auf den richtigen Weg zu meinem nächsten Zwischenstop begleitet, und sich dabei sehr nett (stark) zurückgehalten, sodass ich gut mit knapp 30 Spitzengeschwindigkeit mithalten konnte.
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Auf dem Rückweg gab Harry dann richtig Gas.Screenshot_20230327_221903_Strava.jpg
Ich hielt die Mangonase weiterhin auf Ijmuiden gerichtet, und hatte zwei wunderschöne Tage im niederländischen Flachland und entlang (und über) das Ijsselmeer. Dumm nur, das Sturm aufkam. Aber wenigstens konnte ich so als VM Anfänger auch gleich mal die Forumsberichte zur Windanfälligkeit des Mangos nacherleben. Bei Windstärke 6-8 hat das schon Eindrücke hinterlassen und war lehrreich, wenn auch nicht immer so angenehm. Die Haube dagegen sehr.
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... Teil 2 folgt sogleich ....
 
Ich kann dann auch berichten, dass das Mango auch mit straffer Federung und ca. 150 kg Systemgewicht ganz leicht bei 10 km/h auf die Seite gelegt werden kann. Man nehme: eine Spontanentscheidung vor der Fähre noch mal beim Supermarkt anzuhalten, eine Rechtskurve, eine typisch niederländisch hohe, angeschrägte Auffahrt (die ich in der Eile übersehen hatte), eine Windböe von Steuerbord und zack liegt die Fuhre auf der Seite. Der sanfteste unfreiwillige Abstieg den ich je auf einem Fahrrad hatte. Mango 305 hat jetzt noch mehr "Charakter", und Ijmuiden einen prima weißen Gelcoat Streifen auf dem Pflaster. Peinlich nur, dass mir dabei der ganze mit Samstagseinkäufern belebte Marktplatz zugesehen hat. Und ärgerlich, dass eine weitere Böe beim Wiedereinstieg die Haube von den Magneten losgerissen und quer über den Platz gefegt hat. Das hat mich weit mehr geärgert als der Umfaller.
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Danach kam ich frühzeitig bei der Fähre an und ohne Probleme durch die verschiedenen Stationen. Ganz im Gegenteil; nur freundliche Leute. Die freuen sich eben auch mal was anderes zu sehen. Und obwohl @Fritz schon berichtet hatte, dass die Einschiffung ganz problemlos ist, hatte ich mir ein wenig Sorgen gemacht wegen der Reservierung, die da lautete "Fahrrad (2x1m maximal)". Alles umsonst. Nach 40 Minuten Rückwärtstreten zum Warmhalten kam ich als erstes Fahrzeug auf die Fähre; Mango 305 wurde bis zum Bug durchgewunken, allseits bestaunt, sein Pilot freundlichst behandelt, und Pole Position fotographisch dokumentiert, nachdem alles ordnungsmäßig vertäut war.
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Am nächsten Morgen ging es dann als erstes wieder von Bord, und es wurde noch einmal geschummelt, und das Mango auf dem Auto nach Glasgow verfrachtet, denn am darauffolgenden Tag ging es schon wieder zur Arbeit.
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Wen's interessiert: die ganze Reise ist hier verewigt und mit noch mehr Fotos dokumentiert: https://www.google.com/maps/d/edit?mid=15RpzCjDGWOiSAYLiLFrd1L-h0HSryBo&usp=sharing

Was nun? Mal gucken. Erst noch ein bisschen mehr basteln, wie schon erwähnt, und die Übersetzung muss vom norddeutschen Flachland auf schottische Verhältnisse umgestellt werden; wahrscheinlich kommt eine Rohloff anstatt der Alfine ins Zwischengetriebe.

Dann wird das Mango seine Kreise in Schottland ziehen; weniger zum Pendeln (nur 8 km quer durch die Stadt) als zur Erkundung Schottlands: Hebridean Way, Northcoast 500, Great Glen oder vielleicht auch nur mal um Arran 'rum.

Vielleicht interessiert es ja jemanden und ich werde dann jeweils Berichte hier nachreichen.

Und wenn es Euch mal packt, dann sagt Bescheid – die VM Dichte ist in Schottland eher dünn (je eins in Stirling, Edinburgh, Aberdeen und St. Andrews, soweit ich weiss, und evtl. noch ein Handvoll mehr verstreut über ein ganzes Land, und warum ich da auf der Mitgliederkarte nicht mehr drauf bin, weiss ich auch nicht) und es wäre auch mal schön, zu mehreren zu fahren.
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Allzeit gute Fahrt in den Highlands wünscht Dir der Vor-Vor-Besitzer.

zack liegt die Fuhre auf der Seite
Da kannst Du froh sein erstmal ein gutes gebrauchtes erworben zu haben, wo die ersten Kratzer nicht ganz so doll schmerzen.
Und Naja die Haube ist mir auch schon einige Male davongesegelt. Lernen durch Schmerzen..
 
Genau so war das auch geplant mit dem ausprobieren.
Nur dass der blöde Wind mir 1 km vor der Fähre die Haube von den Magneten reißt, wo sie bis dato gut gehalten hatte und auch bei Fahrt mit über 20 km/h noch fest sitzt, das hat mich dann doch geärgert. Da hingen die Nerven aber auch schon ein bißchen durch und ich hatte keinen Bock mehr, blöde angestarrt zu werden. ;)
Schön übrigens, gleich von dir als Vor-Vor-Besitzer zu hören. :)
 
Finde ich ja übrigens schön zu sehen dass das Sicherheitsmodul à la Christian noch drauf ist. Ich bin aber gespannt was es mit Versatz nach hinten in der "Fahnenstange" auf sich hat? Hast Du das gemacht oder war das @Bladerunner, und was ist der Grund dafür?
 
Schöner Bericht, tolle Bilder. (y)
Allzeit gute Fahrt und ich wünsche mir mehr Bilder bei spannenden Tourdokus. :coffee:;)
 
Finde ich ja übrigens schön zu sehen dass das Sicherheitsmodul à la Christian noch drauf ist. Ich bin aber gespannt was es mit Versatz nach hinten in der "Fahnenstange" auf sich hat? Hast Du das gemacht oder war das @Bladerunner, und was ist der Grund dafür?
Die Sicherheitsfahnenstange bleibt auf jeden Fall noch drauf! Wird aber vielleicht noch mit einem stromlinienförmigen Gebilde umbaut, damit ich auch mal auf 'nen >30iger Schnitt komme. ;)
Der Versatz war ein Provisorium; zwei Klemmen mit denen ich die Stange etwas kürzen / klappbar machen konnte, um das Mango ins Winterlager zu kriegen, ohne mit der Elektrik zu spielen - da hatte ich nicht die Ruhe für während meiner Pit Stops.
 
Super Bericht, das Lesen hat Spaß gemacht.

Ich hätte gleich mal eine Frage zu den Magneten mit denen Du die Haube beim ablegen sicherst. Kannst Du mal per Foto dokumentieren wo Du die Magnete an Haube und Mango angebracht hast und welche Magnetgrößen Du eingesetzt hast?

Danke Dir.
 
Klar. Es gibt da glaube ich auch eine extra Faden; den kann ich jetzt aber nicht wiederfinden.

Also, ich habe die Haube auf den Bug aufgelegt, und geguckt, wo sich die besten (dichtesten) Berührungspunkte ergeben.
Da habe ich mit Pattex 4 Magneten von innen in die Haube geklebt (30x3mm rund, Haltekraft weiss ich nicht).
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Dann die Haube wieder auf den Bug aufgelegt, und Kontermagneten von innen erstmal mit Panzerband an den Stellen befestigt wo sie die außen aufliegenden Magneten „gefunden“ haben.
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Die Haube fixiert sich dann ganz von selbst, sobald man sie in die ungefähre Fixposition bringt. Gefällt mir ganz gut so. Auf die Magneten in der Haube habe ich noch Helicoptertape geklebt, um den Gelcoat ein bisschen zu schonen.

Das Panzerband hat jetzt diese Reise gut gehalten, aber man könnte die Magneten auch von innen permanent ankleben.
Das ganze ist nicht perfekt, weil die Haube so nicht optimal am VM Bug aufliegt, und daher mehr Angriffsstellen für Wind bietet. Andererseits haben die Magneten da wo sie sind keine Kraft aufzuwenden, um die Haube so zu verbiegen, daß sie bündig auf dem Bug aufliegt.

Ich überlege jetzt, die Magneten anstatt von innen von aussen auf den Bug zu kleben. Aber das ist optisch nicht so schön. Ob es viel strömungstechnischen Unterschied macht (beim Mango) glaube ich zu bezweifeln. Dann wären die Haltekräfte aber eben noch ein bisschen stärker weil die Magneten direkt aufeinander liegen würden ohne den Abstand der Hülle dazwischen.

Wie gesagt hat das aber so bis ca. 20km/h gut gehalten - mehr habe ich nicht getestet. Nur Böen an sehr windigen Tagen sind ein Problem.:oops:
 
Vielen Dank für die perfekte Antwort und die Fotos. So kann ich mehr sehr gut vorstellen wie das gemacht ist. Bisher hatte ich immer nur davon gelesen aber nie ein Foto gesehen. Ich werde dieses in gleicher Weise einmal bei meinem Mango und der dazugehörige Haube versuchen, Magnete in 30x3mm habe ich bereits liegen.
 
Hi,

Using magnet for the hood is a good idea.
When i bought mine, it flew the first day i put it on the hood... Fortunately no damage!

I'm using velcro to fix it before leaving my Mango and so far it's OK
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By the way : I love your side windows, I think I will do the same for next winter (y)
 
Zwischen-Kleinst-Bericht:
Das Mango ist jetzt endlich auf dem Arbeitstisch.

Der wurde extra gekauft zum basteln und heute habe ich dann auch die linke Garagentür wieder gängig gemacht, nach ca. 5 Jahren :oops:, damit das Mango auf die Tischplatte gehievt werden kann.
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Die Alfine ist schon raus; hoffentlich die Rohloff über's Wochenende drin, und dann geht es nächstes Wochenende nach Arran.
Schon wieder eine Fähre aber ansonsten ganz anders als die Auswanderungstour: ordentlich Steigungen. Bis zu 15%. Schiebt sich ein Mango eigentlich gut? :eek:

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Schiebt sich ein Mango eigentlich gut?
Du scheinst einen Rangiergriff zu haben... dann geht es.
Solange man es nicht schwer belädt, vor allem hinten.
Man muss es nämlich immer wieder am Heck anheben und versetzen um zu "lenken" beim schieben.
Ansonsten kann man das Mango auch recht gut an seiner "Knubbelhutze" schieben - aber eben nicht anheben.
 
Und jetzt ernsthaft: Ich schiebe auch an der Hutze und kann bei Bedarf sogar mit dem Tiller kleinere Lenkbewegungen machen. Geht aber nur bei kürzeren Strecken gut, sonst macht sich der Rücken bemerkbar, weil ich dann halt leicht gebeugt gehe. Für grösseres Umsetzen hebe ich unten am Boden direkt hinter dem Hinterrad. Auch hier auf rückenschonendes Arbeiten achten!
Was beim Rausschieben aus der Garage bei ganz leichtem Gefälle gut funktioniert: Noch mit Schwung an einer Seite am Süllrand anheben und dann zügig um 90 Grad drehen. Ist natürlich bergauf nicht praktikabel.
 
Ein kleiner Update: die ursprünglich geplante Tour um Arran ist leider ausgefallen; die Fähre war kaputt und es gab nur eine kleine Ersatzfähre ohne Fahrradmitnahmegarantie und da wollte ich mit dem VM nicht mein Glück strapazieren.
Habe anstatt zu fahren gebastelt, viel gebastelt, sehr viel, eine ganze Woche Urlaub genüßlich meiner Bastelei gewidmet (verschwendet?). Am Ende hatte ich dann endlich auch mal keine Lust mehr. ;)
Aber nun sind die vielen Risse zumindest von innen geflickt und die Hülle stellenweise verstärkt, Blinker, Rücklicht, Bremslicht und sogar Fernlicht auf dem neuesten Stand, Kettenlienie und Schaltung laufen gut und ich glaube so gefällt es mir vorerst. Das Mango wird auch weiterhin gut gebraucht aussehen, und dazu stehen!
Rückmeldungen interessierter Schotten sind soweit sehr positiv.
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Dabei hilft vielleicht auch, daß mein Versuch den Lichtmast etwas stromlinienförmiger zu verkleiden interessante Assoziationen hervorrruft. Total unbeabsichtigt aber voll verständlich.
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Letztes Wochenende war es dann aber endlich soweit. Mango #305 wurde in den Transporter gesteckt, zur Fähre in Gourock verfrachtet, und dann endlich in seiner neuen Heimat laufen gelassen.
80km die Küste hoch und runter ab Dunoon. Das ist zwar Festland, aber von den Ballungszentren aus nur per Fähre oder 3-stündiger Autofahrt zu erreichen. Also herrlich abgelegen und natürlichermaßen verkehrsberuhigt (solange die deutschen Wohnmobilisten noch nicht in Scharen unterwegs sind. ;))
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Los ging es bei herrlichem diesigem Sonnenschein und über spiegelglattes Wasser (aka kein Wind in Schottland ... was an ca. 5 Tagen im Jahr der Fall ist).
Auf der anderen Seite war die Sonne zuerst noch hinter Wolken und Hochnebel verborgen.
Nach etwa 3 Stunden hatte sie sich durchgebrannt und es hätte schöner kaum sein können.
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Ausserdem muss dies eine der flachsten Runden sein, die man in Schottland fahren kann: 80km mit nur 200 Höhenmetern.
Bestens geeignet, um die verschiedensten Umbauten und Veränderungen bei fast null Verkehr auszuprobieren.
Das Mango rollte für meine Vorstellung sehr gut obwohl man auf dieser Strecke von glattestem Asphalt bis zur in nördlichen Ländern gern genommenen Rauhdecke und Hoppelstrassen alles ausprobieren kann. Bin mit meinen 42mm Vorderreifen sehr zufrieden; nicht schnell an sich aber schnell genug und angenehm weil holterdipolterfrei.

Nach ca. 5 Stunden inklusive Kaffeepause und ein bißchen Sightseeing ging es dann mit der Fähre wieder zurück.
Schottische Jungfernfahrt gut überstanden. (n)
Nächstes Wochenende soll es auch wieder gutes Wetter geben; vielleicht traue ich mich dann in's bergige Gelände. :eek:
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Hallo allerseits, nun möchte ich auch mal wieder einen kleinen Update schicken wie es Mango #305 in seiner neuen Heimat erging.
Viel genutzt worden ist es nicht; verschiedene Touren sind leider in’s (meistens von oben kommende) Wasser gefallen.

Anfang Juli war es dann aber endlich soweit: ich musste beruflich nach Thurso an der Nordküste, was so oder so je einen Tag An- und Abreise bedeutet. Die Zugfahrt ist zwar auch sehr schön, aber wo das Mango schon so lange geduldig in der Garage gestanden hatte, sind wir gemeinsam im Transporter nach Lairg, dem „crossroads of the Northern Highlands“ gefahren (soll heißen dass es dort 4 abgehende Straßen gibt ;)), um von dort aus die verbleibenden ca. 130 km nach Thurso in Angriff zu nehmen.
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Es find schon mal wild an, im Juli, mit einem recht abgelegenen, windigen Campingplatz, auf dem 2 Dauercamper installiert waren, sowie ein einsamer LEJOG Radler der aufgrund des Regens nicht einmal in Person zu sehen war.
Am nächsten Morgen ging es dann nach trocken im Transporter verbrachter Nacht frohgemut weiter … nachdem ich erst mal einen Platten nach genau 0 km geflickt habe. Das Hinterrad hatte über Nacht einen Riss im Schlauch entwickelt. Das fing ja gut an.

Nach ca. 30 km und der ersten für mich als Neuling noch haarsträubenden „Abfahrt“ im Dauerregen dachte ich, ich mache mal Kaffeepause im Altnaharra Hotel. Altnaharra ist im Winter häufig der kälteste Ort in UK, und mir war nach der Abfahrt auch nicht so ganz warm, also rein da. Aber außer ein paar Radreisenden auf Abreise war keine Menschenseele zu sehen. Also weiter, mit ein paar Gedanken im Hinterkopf, wie es denn hier so sein wird auf meiner Rückreise, für die ich in Altnaharra eine Übernachtung geplant hatte.
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Die weiter Reise war dann eigentlich ganz interessant, aber es gibt nicht viel zu berichten oder Fotos zu zeigen, weil ich die ganze Zeit bei Regen, Gegenwind und zeitweise auch Graupelschauern (wohlgemerkt Anfang Juli – Regenzeit in Schottland) unter der Haube saß und froh war, dass ich mich doch für die Haube und nicht das Versatile Dach entschieden hatte.
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Ansonsten musste ich leider feststellen, dass ich mit dem VM, wenn auch nur einem Mango+, bei weitem nicht so schnell war, wie ich es mir erhofft hatte. Knapp 19 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit.
Es ging eben doch viel hoch, und auch viel runter aber bei schlechter Sicht und schlechten Straßen habe ich bergab viel bremsen und auch treten müssen. Dazu später mehr. Dann habe ich auch noch auf dem letzten Stück eine Abzweigung verpasst, und bin schön mit vielen Lastern und WoMos die Hauptküstenstrasse lang gefahren, die sehr schön hoch und runter geht. Da konnte ich wenigstens das ‚legendäre‘ Dounreay sehen, eine grosse Nukleare (Ab-)Baustelle, und mich dann um 17:00 über den Feierabendverkehr freuen. Berufsverkehr, in Schottland, aAdW; alles hatte ich erwartet, aber das nicht. Also kam ich erst nach 8 Stunden um 17:30 in Thurso an, wo ich um 18:30 mit Kollegen zum Essen verabredet war.
Also schnell auf’s Zimmer, nicht schlafen :)oops:), duschen und wieder raus, essen, trinken und dann früh in’s Bett.
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Am nächsten Tag ging es nach getaner Arbeit (schon) um 13:00 wieder los bei weitaus besserem Wetter, sodass die Haube auch und gerade bergauf meist ab war, und ich mich weitaus mehr an der Landschaft, der menschenleeren Weite und der Ruhe erfreuen konnte.
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Vorbei ging es an der Highlands Bahnstrecke mit Bahnhöfen in den kleinsten Orten, dem „most remote hotel in mainland Britain“, etlichen Wasserläufen, Lochs, Wäldchen und blühender Hochmoor-Landschaft.
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Aber auch vorbei an vielen frei grasenden Schafherden, mit sehr gelassenen Schafen, die partout nicht den Weg freigeben wollten aber auch solchen die erst nur glotzen um dann panisch und chaotisch in alle möglichen und unmöglichen Richtungen zu springen. Also immer wieder schön bremsen und langsam vorbei, wie auch bei den regelmäßig und meist immer in Tälern verbauten cattle (sheep?) grids. Und des öfteren musste ich auch an den Ausweichstellen stark abbremsen, um die von hinten aufschließenden Autos durchzulassen. Das ist schon ein wenig nervig; die meisten Lenker denken eben nicht daran, daß man als VM Pilot gerne Schwung beibehalten möchte, und bremsen stattdessen ab. Manchmal wurde es mir dabei zu bunt, und die Autos mussten dann eben noch bis zur nächsten Ausweichstelle warten, wenn sie bei der ersten nicht vorbei kamen wollten. Gegenverkehr geht besser; da kann man sich meistens ohne auf Ausweichstellen zu warten vorbeiquetschen. Reaktionen waren dabei aber immer sehr positiv, auch von den timber lorries, für die etwa die Hälfte der von mir benutzten Wege gebaut worden waren. Überall stehen Schilder, die ermahnen die forstwirtschaftlichen Laster durchzulassen, was auch wirklich Sinn macht, denn die können nicht so gut rückwärts zur nächsten Ausweichstelle fahren.
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An einer ganz landschaftlich besonders schönen Stelle, durch vielfältige Vegetation am Seeufer entlang, dachte ich dann auch gerade „auha, hier könnte es aber auch mal knapp werden“ als just in dem Moment ein solcher Laster mit leicht überhöhter Geschwindigkeit um die enge Kurve geschossen kam. Ich glaube, wenn ich in einem Auto gefahren wäre, hätte es gekracht. So konnte ich mit dem Mango gerade noch genug zur Seite ziehen, knapp am Abhang zum Seeufer, daß der Laster nach einiger durchs Fußloch angetriebener Rangiererei meinerseits, gerade so vorbei kam. Da waren dann aber auch nur noch ca 15 cm zwischen mir und den aus nächster Nähe schon recht eindrucksvoll groß erscheinenden 3 Rädern der Hinterachsen.:eek:

Teil 2 kommt sogleich ...
 
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Tja, also, alles in allem sehr schön, und ich würde es wieder machen, nur vielleicht nicht bei ganz so viel Mistwetter auf dem Hinweg.

Und mit etwas realistischeren Erwartungen an die Reisegeschwindigkeit. Die Fahrbahnbeläge sind vielfach sehr rauh und rissig, und rauben viel Geschwindigkeit nur durch Rollwiderstand. Dazu kommt das häufige abbremsen aus den verschiedenen o.g. Gründen, und nicht zuletzt der Umstand daß man (nun, ich auf jeden Fall) ab 35 km/h echt auf Risiko fährt: die Straßen boten alles auf, was man einem VM so als Abenteuereinlage mitgeben kann: Schlaglöcher, Boden-wellen, -senken und -risse, Hubbel, Knubbel, Split, Matsch, Sand, Mist und erodierte Straßenränder oft im Zusammenspiel mit extremem Gefälle zum Straßenrand hin. Man rollt schön und erfreut sich der Landschaft und plötzlich ist man fast selbst Teil der Landschaft weil es dich dermaßen nach links oder rechts verzieht, daß man da kaum noch gegensteuern kann.
Also, ruhig angehen lassen und geniessen.
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Apropos ruhig angehen lassen: das Altnaharra Hotel bot mir dann abends eine sehr ruhige und gemütliche Unterkunft. Schön am Kaminfeuer mit Leuten gequatscht, die ihre nassen Sachen vom Munroe-Bagging oder Fischen/Jagen am Feuer trocknen ließen. Und es gab eine prima Unterstellmöglichkeit für das VM.

So, das war's dann auch schon wieder.
Hier noch ein paar Eindrücke von der Tour ... bei gutem Wetter am 2ten und 3ten Tag. War besser und wärmer als es auf den Fotos aussieht, ca 17 Grad und man hat auch mal die Sonne gesehen und etwas, was für einen Badestrand durchgehen könnte. Habe ich aber nicht getestet. :cool: ;)
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