(M)ein Weg zu Winkelgelenken am VM die dauerhaft funktionieren

vdE

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Moin allerseits,
ich habe aktuell ein A7 und ein M9 in der Garage stehen und bei beiden geht mir eines ziemlich auf den Keks:
Die Winkelgelenke an der Anlenkplatte des Federbeines sind ungedichtet.
Da ich ganzjährig jeden Tag fahre, vergammeln diese Teile zeitnah. So sieht das dann aus nach zwei Wintern.
Ausbauzustand.jpg
(Ausbauzustand M9 von 2022, ja die kreative Lösung mit dem M8-Kopf mit der Reduzierhülse war original so)
Jetzt mag der euphorische Leser sagen: Was ist denn dein Problem? Das sieht nicht so aus als ob es bald brechen würde, und Spiel wird es doch auch nicht haben?
Stimmt, aber alle drei Gelenke sind grausigst schwergängig - mit entsprechendem Einfluss aufs Fahrverhalten.
Und mich provoziert so ein Pfusch mit Ansage - die Frage ist nicht ob, sondern wann das zu Tode gegammelt ist und ich mag Konstruktionen die keine vermeidbaren Lebensdauerbegrenzungen haben.

Also, frisch ans Werk, nachdem das A7 gerade das Tagewerk vollbringt ist die Überholung des M9 dran. Ich teile das hier weil mir solche Erlebnisbereichte von anderen oft sehr weiter geholfen haben.
Zutatenliste.
4 x RERS1
4 x TSF-6-C-NI (das sollte der gleiche Kugelkopf in Edelstahl sein, auch wenn ich denke das das Original auch bereits Edelstahl war)
2 x TSF-8-C-NI (der gleiche Kugelkopf in M8 für den Querlenker - die Gewindestange dort ist nunmal M8)
2 x RELS6
Im Grunde gibts das alles bei Fluro, aber die verkaufen nicht an Privat, also habe ich bei https://www.sturm-kugellager-shop.de/ diesen hier gekauft.
Dokumentation zu dem Dichtungsgekröse habe ich hier her: https://www.fluro.de/index.php/de/m-produkte/3874-rers-rels

Damit gibt es aber ein großes Problem: Wenn man RERS über die Winkelgelenke drüberstülpt und einfach an der Anlenkplatte anzieht hat das zwei Dinge zur Folge: Man presst Neopren auf Alu / Stahl (-> weich) und das Winkelgelenk kann nicht mehr frei drehen da ja das Neopren gegen die Anlenkplatte gepresst ist.
Hier könnt ihr ein Winkelgelenk nackig und zwei mit RERS montiert sehen (Spitzzange ist dein Freund, von innen Aufspreizen und zwischen den Zangenbacken den Kopf durchschieben).
Uebersicht_Gelenkköpfe_mit_Dichtung.jpg
Ich hab also die Drehmaschine angeschmissen und zwei verschiedene Spacer für M6 und M8 gefertig. Im Prinzip isses sehr simpel: 12 mm Rundmaterial, eine Stufe auf 9 bzw. 9.5 runtergedreht, und dann mit 6 mm ab durch die Mitte damit die M6-Schraube passt. Für M8 dann noch eine kleine Zentrierstufe von 7.5 mm sodass die M6-Schraube halbwegs mittig im Gelenk sitzt. Zwei der Spacer für M6 könnt ihr in dem Bild oben bereits sehen. Ich hab das ganze aus Al6008 gemacht weil meine Drehmaschine zu schrottig für Edelstahl ist und Al6008 halbwegs korrosionsbeständig sein soll, aber vielleicht versuche ich die Spacer nochmal aus 1.4305 zu fertigen (die Wendeschneidplatten haben den ersten Satz Spacer geliefert, jetzt können sie sterben).
Da gibt es aber noch ein Problem: Für Querlenker und Spurstange sollte das so passen da genug Platz ist, aber der Längslenker hat so wenig Freiheitsgrad unterhalb der Anlenkplatte, das der Spacer von 5 mm zu fett aufbaut.
Aber hey, es gab doch noch RELS6. Sieht nicht nach viel aus (siehe unten), aber liefert zumindest minimale Dichtwirkung ohne aufzubauen.
Dichtung_klein.jpg
Dann alles noch liebevoll mit Fett gefüllt (eine Spritze aus der Apotheke wirkt Wunder).

Und so sieht das dann im Ergebnis aus:
Beispielzustand_ausgebautes_Federbein.jpg
Ignoriert mal bitte die unpassende Schraubenlänge unten, das war einfach die Schraube die auf der Werkbank rumsegelte, ich besorg noch eine passende(re). Man beachte die Spacer auf beiden(!) Seiten des Winkelgelenkes bei RERS die dafür Sorgen das RERS gegen den Spacer dichten kann.
Ich würde sagen ein guter Test ist es wenn man die RERS-gedichten Köpfe um 360° drehen kann und die Dichtungen sauber mit geringem Widerstand um die Spacer wandern, außerdem kann man so die Befestigungsschrauben festknallen wie man möchte, an den Gelenken wird es nicht scheitern (vllt an der Anlenkplatte, habs nicht ausprobiert).

Die CAD-Files oder technische Zeichnungen für die Spacer rücke ich auf Wunsch gerne raus - ich fänd es nämlich mega wenn (ein) Händler diesen Murks-ab-Werk mal wirklich verbessern würde. Velomobile-SH ist nah dran, aber ohne Spacer erreicht das den Zweck nicht wirklich.

P.S.: Diese Bauweise ist von Patrick von Velomo abgeschaut, da hab ich das mal vor tausend Jahren auf der Spezi gesehen.
P.P.S: In meinen beiden Milanen hatte ich das damals auch so nachgerüstet am Querlenker, aber da habe ich das nicht dokumentiert.
P.P.P.S: Fortsetzung vom Einbauzustand folgt.
 
Bin auf deine Erfahrungen gespannt.
Bei mir gab's ab und an ein Tröpfchen Öl auf die Kalotten. Dann liefs bei mir ganz gut.
Jetzt waren die Mittleren 2 bei mir aber ausgeleiert.

Gibt's so ähnlich (kein V2A) bei Axel-H im Shop zu kaufen.

Und bei Wolfgang (gear7lover) könntest noch da washa haben.
Muss ich aber erst noch montieren.
 
Es gibt noch eine Komplikation die ich gerne verstehen würde bevor ich das wieder zusammen setze.
M9_Ausbauzustand.jpg
Was um Himmels willen ist da an der Befestigung des Bremzugs passiert? Ich kannte die Anlenkplatten (noch) nicht in der Blätterteig-Variante, und an der Verschraubung des Bremszugs habe ich keine Mätzchen getrieben, das ist 1a-Original.
Ich hab noch einige andere blaue Anlenkplatten rumfliegen - einfach tauschen und dieses Mal die Madenschraube fetten? Ist die x-te, nunmehr türkise Generation der Anlenkplatten korrisionsbeständiger? Korrosion wäre mein Guess für den Befund, bin aber sehr interessiert an anderen Meinungen.

Ich hab btw Quatsch gesagt, das Alu was ich für die Spacer genutz habe war 6082. Neigung zum Endlosspan aber angeblich sehr Korrosionsbeständig.
 

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Deine blaue
ist meines Wissens 7075. Also hochfest, aber wenn die Eloxalschicht weg ist, korrosionsgefährtdet.
Die aktuellen grünen sollen eine korrosionsbeständigere Legierung sein.
die Madenschraube fetten
würde ich aber in jedem Fall. Ich habe schon eine rund gedreht und musste dann einen Torx einschlagen, um die wieder zu befreien.
Habe jetzt auch auf Zylinderkopf gewechselt - aber die kommt ggf. den Querlenrker-Köpfen ins Gehege.
Zumindest ausgefedert, wenn. man drin sitzt, ist alles frei.

Danke übrigens für den Hinweis auf Fluro - ich denke, damit habe ich womöglich den Hersteller für die originalen Querlenker-Köpfe gefunden.
Die sind übrigens schon gedichtet und müssten diese hier sein: https://www.fluro.de/de/gelenkkoepfe/932-g-08-2rs

Nur eine Quelle suche ich noch. Kosten irgendwas im Bereich 20…40 Euro pro Stück, schätze ich.
 
Danke für den Hinweis mit dem 7075 - sowas hatte ich vermutet, aber weiß es natürlich nicht. Dann versuche ich mal wieder eine neue Generation zu kriegen.
Bezüglich der Madenschraube: Ich verwende da Madenschrauben mit Innensechsrund - kann ich sehr empfehlen, ist vllt ein Middle Ground zwischen dem fetten Zylinderkopf und der Inbus-Madenschraube.

Ja, die Köpfe die im A7 drin sind.... Das steht danach auf der Liste... Die sind vermutlich Faktor 20 über dimensioniert, aber wenn die Gummidichtung nach 2 Jahren abbröselt ists auch egal und das Ding sifft voll und gammelt fest (da bin ich jetzt gerade). Würde ich also ehrlich gesagt wenn ich die Wahl hätte nicht wieder einbauen. Dann lieber M8 mit geeigneter Dichtung.
 
Dann lieber M8 mit geeigneter Dichtung.
Ich bin ja im DF und A9.1 auch zeitweise einfach Igus-Köpfe gefahren. Die verschleißen zwar auch mit der Zeit, weil der Dreck in den Kugelkalotten scheuert, besonders bei der Lenkstange der Panzerhebel.
Aber die kosten nur ein paar Euro, sind leicht, rosten nicht und sind schnell getauscht.
Wird aber glaube ich aus Haftungs-Gründen nicht eingebaut, weil die ja aus Kunststoff sind... Könnte ja mal was mit passieren.
Die fahren aber einige hier.

Nur mal so. Und mit den Metal-Gelnkköpfen hatte ich ja mal besonderes "Glück" mit so billigen China-Dingern.
Also da liegst Du mit Sicherheit mit Deinen oben besser...
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber die kosten nur ein paar Euro, sind leicht, rosten nicht und sind schnell getauscht.
Das ist ehrlich gesagt exakt das was ich vermeiden will. Gerade bei dem Thema ist es mit gedichteten Edelstahl-Winkelgelenken (siehe oben) möglich über Jahre Ruhe zu haben ohne jegliche Funktionseinschränkung. Das sage ich weil ich es bereits zweimal hatte (beide Milane, da hab ichs ja selbst so eingebaut).
Ich finde wir sollten uns nicht dran gewöhnen Teile einzubauen die diese Dreck-Kanonnade einfach nicht abhalten können.

Die Igus-Dinger habe ich aktuell unfreiwillig am A7: Darf man nur mit Pianistenfingern anziehen und knarzen bereits nach einer Woche. Nee, danke...
 
Kugelgelenke versagen und schlagen aus wenn die Schmierung versagt. Spurstangengelenke im KFZ-Bereich versagen meist durch eindringendes Wasser und Schmutz wenn die Gummischutze porös und rissig werden da die Gelenke meist nur minimals gefettet sind.
Beim VM dürfte eine beidseitig Fettschutzpackung (Korrosionsschutzfett bzw. temperaturbeständiges Mehrzweckfett) ausreichen, weitergehende Abdeckungen wie Fettgefüllte RERS natürlich Optional.
 
U-Scheiben können rausrutschen, ich würde O-Scheiben empfehlen!
Ich würde behaupten weder U- noch O- oder Y-Scheiben sind hier wirklich geeignet. Ich hab gerade die Spacer fürs A7 gefertigt, daher unten ein Bild der Spacer ohne RERS drumrum. Scheibchenpuzzlen stelle ich mir sehr nervig vor.
Spacer_Ohne_RERS.jpg
Ansonsten ist der ganze Krempel jetzt wieder eingebaut. Ich konnte kurzfristig keine dauerhaft haltbaren Anlenkplatten auftreiben also muss ich vor dem Winter die Anlenkplatten vermutlich wieder wechseln.
zusammengesetzt.jpg

Blaue hatte ich nämlich noch rumfliegen.

Passt, schleift nirgends, läuft. :)
Spur muss ich noch einstellen, aber dafür muss die Holde vom Wochenendurlaub zurück kommen. Mehr als in der Tiefgarage bin ich also noch nicht rumgegurkt.

Ansonsten: Bei den M8-Gelenken die von Rumänien eingebaut waren wurde ja ein Reduzierstück / Spacer eingebaut damit die M6-Schraube passt. Der hatte auch exakt 5 mm Höhe. Das haben die Spacer von mir auch. Das heißt die Geometrie dort ist genau gleich geblieben, nur das die Gelenke jetzt liebevoll und dauerhaft gefettet sind.
 
Bei derart hohen Spacern kommen schon wieder mehr Wechselbelastungen auf die Lenkplatte (und eine unfreiwillig veränderte Fahrwerksgeometrie). Ich würde immer versuchen die auf ein Minimum zu beschränken.

Ich verkaufe übrigens die Igusköpfe mit Edelstahlkalotte (die einzigen Igusköpfe die für die Anwendung funktionieren) ohne Profit, damit da jeder dran kommt. Igus listet die nicht im Katalog, drum der Service. Meist reicht eine "da washa" beidseits für aureichend Bewegungsfreiheit.
 
Längslenkergeometrie ist unverändert.
Querlenkergeometrie ist unverändert.
Spurstange hat jetzt 5 mm mehr Höhe ja, aber korrigiert mich bitte: die Lenkkräfte sollten doch eh nicht so brachial sein?
Edit: du wärst doch genau der richtige perfektionist um ein vernünftig Gedichtetes Gelenk anzubieten :)
 
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