Dabei wäre es doch ganz einfach: Man muss den Autos verpflichtend eine Elektronik einbauen, welche das Gas geben über das erlaubte Limit verhindert. Da rühmt sich Berlin beispielsweise, dass die Mehrheit aller Straßen Tempo 30 hat, aber es hält sich kaum ein Autofahrer dran. Man muss ja auch kaum Sanktionen fürchten. Die seltenen Geschwindigkeitskontrollen ziehen 3km/h ab (oder 5 Toleranz, je nach Gerät), und was danach unter 10 kmh zuviel ist, wird noch nicht mal verfolgt, was für sich genommen schon ein Riesen Skandal ist. D.h. der KFZ-ler kann problemlos mit 43 fahren, wo er eigentlich 30 fahren müsste. Fährt man noch etwas schneller, na dann gibts eben mal eine Verwarnung, mit 20 € ein Schnäppchen, wenn man mal vergleicht mit anderen Ländern in Europa.
(neulich bin ich mit dem Motorrad "geblitzt" worden, ich hatte 53 statt 50, man hielt mich an, aber nur deswegen, weil die Polizisten ein Schild Tempo 50 übersehen hatten, welches die vorangegangene 30er Zone wegen Lärmschutz nachts aufhob, man also dachte, ich wäre 23 zu schnell. Nachdem ich ihnen das Schild gezeigt hatte, entschuldigte man sich. Auf meine Rückfrage, was nun passiert, schließlich sei ich 3 km/h zu schnell gewesen, war die Antwort: bis 10 kmh zu viel verfolgen wir nicht.)
Wenn tatsächlich Tempo 30 auf all den Nebenstraßen eingehalten würde, wäre die Welt in den Städten eine andere. Der Geschwindigkeitsunterschied zum Radfahrer nicht mehr dramatisch, kleinere Tempounterschiede führten zu weniger und vor allem glimpflicheren Unfällen, der Autofahrer würde den Radfahrer nicht mehr so als Hindernis wahrnehmen, und alle(s) wäre sicherlich viel entspannter unterwegs. Ich erlebe es auch oft, wenn ich mal mit einem E-scooter-sharing-Mobil unterwegs bin auf Hauptstraßen. Ich setze mich vor den KFZ-Pulk, komme auch als erster weg, weil die Dinger schnell auf 50 sind. Die sind bei 51-52 abgeregelt, elektronisch und vermutlich ziemlich präzise, ist ja kein Hexenwerk, aus der Radumdrehung die Geschwindigkeit zu errechnen. Aber in Kürze werde ich von eigentlich der Mehrzahl der Autos wieder überholt. D.h. die fahren alle schneller als erlaubt. Mit 60 sowieso, aber 70 und bisweilen 80 kommt auch vor. Geschwindigkeitsübertretung ist ein Massenphänomen. Mit zurechtgebogenen Argumenten wie "hatte es eilig", "aber hier sei es doch übersichtlich", "ich beherrsche mein Fahrzeug", "meine Oma braucht dringend Medikamente", "muss den Flieger erreichen, den Termin schaffen ...", "mein Porsche kann gar nicht so langsam" etc.
Flankiert von Radarwarnern, Blitzerwarnern, Radiostationen, die vor Verkehrskontrollen warnen (wie groß wäre denn der Aufschrei, würden die Radiostationen Einbrecher informieren, wo gerade eine Polizeistreife auf Tour ist), wähnt sich der Raser in Sicherheit und lässt es laufen.
Ich fordere eine elektronische permanente Geschwindigkeitsüberwachung des MIV. Mit GPS einfach zu realisieren, ein Klacks. Und eigentlich dürfte niemand etwas dagegen haben, nicht wahr? Etwas zu verhindern, was sowieso nicht erlaubt ist. Aber der Aufschrei wäre sicherlich groß. Gerade im Raserland Deutschland. Wohin dann mit den ganzen PS, die man sich nun geleistet hat (Für Stadtverkehr würden 5 PS und 200 kg Auto völlig reichen, wenns denn motorisiert sein soll) ?
Kurios auch, was ich von Zeit zu Zeit höre von bspw. Schweden- oder Norwegen-Fahrern. Dort hält man sich im Allgemeinen an die Höchstgeschwindigkeiten, auch weil die Strafen z.T. drakonisch sind. Oder in der Schweiz. Und der Teutone findet es eigentlich doch gar nicht so schlecht, weil entspannend, der Stress würde abfallen. Aber kaum dann in Puttgarden oder in Flensburg über die Grenze zurück, würde man sich sofort wieder anstecken lassen. Das habe ich jetzt schon einige Male im Bekanntenkreis gehört.
Wenn gerade in Tempo-30 Zonen diese Geschwindigkeit auch eingehalten würde, wäre es überhaupt kein Problem, die Fahrbahn mit den Radfahrern zu teilen.
Ich finde, da gehört der Radfahrer auch hin, verstehe aber sehr wohl, dass man Angst hat vor den Autofahrern, und fahre selbst freiwillig sogar auf schlechten Hochsteig-Radwegen, langsam, nur um von der Fahrbahn runter zu kommen, vorzugsweise bei mehrspurigen Stadtstraßen. Es macht einfach mehr Spaß.
Sorry für den langen Text, aber beim Thema Auto und Rasen (was ich einfach täglich erlebe) geht mir immer der Gaul durch.
Physikalisch ist es eh klar, wi fatal das zu schnell fahren ist: wenn man vergleicht, ein KFZ, welches aus Tempo 30 abgebremst wird, kommt etwa nach ca. 8 Metern zu stehen auf trockener Fahrbahn, incl. Reaktionszeit halbe Sekunde. Ist man aber mit 43 statt 30 unterwegs, und reagiert an der gleichen Stelle, hat man an der Stelle, wo das korrekt fahrende Fahrzeug zum Stehen kommt, noch eine Geschwindigkeit von 30 kmh auf dem Zeiger. Das geht den Leuten meist eh nicht ins Hirn, wir haben es ja nicht so mit den Potenzen, wenn es um Abschätzung geht, wir denken linear, die quadratische Abhängigkeit des Bremsweges von der Geschwindigkeit ist den meisten intuitiv nicht klar.
Das wäre ein Riesen Schritt in Richtung Fahrradfreundlich, einfach nur die Gesetze, wie sie ja bereits existieren, einzuhalten, bzw. dafür Sorge zu tragen, dass diese eingehalten werden. Ganz einfach zu realisieren ... eigentlich.