Knarzen in Anhängerlaufrad

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Hallo zusammen,

unser Burley D'lite ärgert uns seit einiger Zeit mit einem etwas seltsamen Phänomen. Eines der Räder knarzt besonders bei Trockenheit periodisch. Der Übeltäter ist der "Bremskranz". Der "Bremskranz" ist ein Kunststoffring, der innen an die Nabe gesteckt wird und der über mehr oder weniger Passungen die Kraft des Hängers auf die Parkbremse übertragen soll. Außerdem steckt in diesem Kunststoffring das innere der beiden Industrielager, die das Rad lagern. Wenn sich nun das Laufrad dreht, dann taumelt der "Bremskranz" relativ zum Nabenkörper und erzeugt dabei durch eine Bewegung an den Speichen das Knarzen.
So sehen die Einzelteile aus:

Ganz links die Achse mit Kugelsperrbolzen, dann der "Bremskranz" mit der nach innen zeigenden Seite nach oben. In die Löcher greift die Parkbremse des Hängers, im Kunststoffring ist das Lager zu sehen. Rechts davon dann noch das Distanzstück zwischen den beiden Lagern und die Abschlussmutter. Das äußere Lager ist in der Nabenhülse eingepresst.


Das gleiche Bild noch einmal, diesmal mit dem "Bremskranz" umgedreht. Man sieht das Stück, womit er in die Nabenhülse gesteckt wird, und das Muster außen herum, womit er aufs Einspeichmuster passt.


So sieht die Nabenhülse an der Innenseite aus. In dieses Loch wird der "Bremskranz" hineingesteckt. Montiert sieht das also so aus:

Hier fehlt jetzt nur noch die Achse durch das Ganze hindurch.

Um gegenüber unserem Händler bzw. dem Hersteller das zu verdeutlichen, habe ich dieses Video gemacht:

Die Reaktion war eher dürftig: Da sich keiner die Mühe gemacht hat nachzudenken, warum da was eiert (mein Video-Titel war wohl ausreichend), habe ich eine neue Achse bekommen, mit der es aber genauso aussieht. Zusätzlich habe ich die Anweisung bekommen, den "Bremskranz" mit Loctite einzukleben. Anhand dessen, was ich von Mechanik verstehe, halte ich das für Unsinn, um dem Taumeln Einhalt zu gebieten.

Meine Fragen ans Fachpublikum: Hat einer eine Idee, wodurch der Kram taumelt? Nicht ganz rechtwinklig abgesägte Distanzbuchse? Wie kann ich das messen? Was könnte es noch sein?
Was sagt Ihr zur Idee, das Kunststoffteil an die Alunabe mit Loctite anzupappen?

Vielleicht komme ich mit etwas Gehirnstürmen hier der Lösung näher und kann dadurch meinem Händler bzw. dem Burley-Distributor gezielter vermitteln, was ich gern von ihm hätte.

Gruß,
Martin
 

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Sieht stark nach nicht zentrischem Lagersitz auf der Welle oder einem taumelnden Lager aus. Also Welle krumm oder Lager für die Tonne.

Grüße

Robert
 
Dem Video nach hätte ich auch auf eine verbogene Achse getippt, denn die bewegt sich ja deutlich beim Drehen.

Kugellager sind doch meist symmetrisch. Kannst Du die Achse andersherum in die Nabe stecken und den Rest samt Hülse und Kranz "außen" ans Rad bauen? Dann sieht man vielleicht besser, warum der Kranz schief auf der Achse sitzt.
 
Das mit dem Festkleben ist keine schlechte Idee. Ansonsten wäre die gesamte Konstruktion nur durch die Klemmkraft vor dem Eiern geschützt. Aber beim Kleben sollte Rad und Bremshülse kräftig miteinander verklemmt werden.
 
Nicht nur kräftig, sondern auch parallel. Diese Position müsste man irgendwie finden und während des Aushärtens fixieren.
 
Danke Euch für die Antworten. Wenn Burley nicht gerade serienmäßig krumme Achsen produzieren lässt, dann würde ich diese als Ursache ausschließen. Den Versuch, den Kram mal anders herum zusammen zu bauen, werde ich noch durchführen. Der Hänger und damit das Rad werden ja täglich gebraucht, deswegen muss am Ende von Versuchen immer ein funktionierender Zustand vorherrschen ;) Sobald ich's probiert habe, werde ich hier berichten.
Bezüglich des Einklebens: Ich hatte auch mal per Hand probiert, den Bremskranz festzuhalten und dann die Achse zu drehen. Es braucht einiges an Kraft, damit der Kranz nur noch wenig bewegt. Deswegen meinte ich, dass das Taumeln wohl nur das Symptom ist, die Ursache aber wahrscheinlich woanders liegt.
Der Distributor meinte, ich solle Loctite dafür nehmen, von dem es ja tausende Varianten gibt. Gibt es irgendeine Sorte, die dafür geeignet ist? Ist sowas dann wieder sinnvoll lösbar, falls doch mal eine Speiche aufgibt? Zum Wechseln muss man schließlich den Bremskranz abnehmen, falls der Bruch auf der Seite ist.
Die Sache mit dem parallelen Fixieren ist natürlich fast ein Ding der Unmöglichkeit, aber das ist dann erst Schritt 2, nachdem ich hoffentlich herausgefunden haben werde, woher das Taumeln kommt.

Gruß,
Martin
 
Wenn Burley nicht gerade serienmäßig krumme Achsen produzieren lässt, dann würde ich diese als Ursache ausschließen.
Das wird glaube ich 'ne echte Knobelaufgabe. Es muss irgendwas sein, was sich beim Drehen der Achse im stehenden Rad bewegt - aber da ist ja kaum was: 1x Achse, 2x Lagerinnenring, 2x Kugelkäfig (der wohl nur sehr theoretisch).
Es braucht einiges an Kraft, damit der Kranz nur noch wenig bewegt. Deswegen meinte ich, dass das Taumeln wohl nur das Symptom ist, die Ursache aber wahrscheinlich woanders liegt.
Es deutet darauf hin, dass es kein einfacher Verschleiß ist, sonst gäbe es nur Spiel. Müsste sich also irgendwas gegenüber dem Neuzustand verformt haben, Dreck zwischengesetzt, o.ä... Da die Achse so stark mittaumelt, vielleicht deren Befestigung im äußeren Lager angucken? Testhalber die Distanzhülse umdrehen? Taumelt es auch, wenn die Mutter nur locker angelegt und nicht angezogen ist, bzw. lässt sich der Bremskranz dann ohne Widerstand geradestellen?
 
Loctite wieder lösen kenne ich nur mit Warmmachen.
Erwärmen ist beim Kunststoffteil aber ziemlich ausgeschlossen.

Es stellt sich ausserdem die Frage ob Loctite (oder dasselbe mit anderem Markennamen) auf diesem Kunststoff überhaupt klebt...

Viel Spaß bei der weiteren Fehlersuche,
;-)

Gruß, Harald
 
Hi Martin,

sehe ich das richtig(Video geht hier nicht):
Ein Lager für das Rad sitzt auf der Nabe des Laufrades.
Auf der Anderen Seite steckt der Bremskranz in der Nabe.
Und im Bremskranz etwas weiter aussen dann das zweite Lager?

Wenn dem so ist, dann müsste doch an der Verbindungsstelle Nabe zu Kranz immer Biegekräfte herrschen.
Und da sich Nabe und Kranz auf der Achse drehen wandert diese Stelle, was dann zu einem Knarzen führt.

Tschö
René
 
Servus Martin,
Hat einer eine Idee, wodurch der Kram taumelt?
die beiden Lagersitze in zwei verschiedenen Bauteilen, die sich auch noch gegeneinander bewegen können sind nicht besonders symphatisch. Aber die Ursache sehe des Taumelns sehe ich schon in einer nicht geraden Achse. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Problem mit irgendeinem Loctite zu lösen ist.

Hier in München gibt es einen ganz guten Laden für Fahrradanhänger, vielleicht kennt der ja die Spezialitäten dieser Laufräder.

Gruß
Felix
 
Ich liege gerade leider mit viel zu viel Fieber lang, daher länger keine Rückmeldung.
@spreehertie: Ich war auch erstaunt, als ich diese Konstruktion erstmals zu Gesicht bekommen habe. Die Annahme, dass es die Achse ist, würde halt bedeuten, dass die Achsen einen Serienfehler haben. Bei der vergleichsweise einfachen Technik an den Hängern und dem mangelnden technischen Interesse vieler Besitzer will ich wohl glauben, dass das möglich ist, aber Burley nicht perse unterstellen. Unser zweites Hängerrad zeigt übrigens dasselbe Verhalten, knarzt halt nur noch nicht.
Vielleicht frag ich wirklich mal die Hänger-Spezies in München, ob die sowas kennen und ob es möglicherweise kompatible Alternativen gibt...
Ich prüfe auch noch mal das Spiel der Achse in den Lagern im nicht angezogenen Zustand. Falls das groß sein sollte, könnte man damit die Achse auch schiefstellen.

Meine Güte, ein simples Hängerrad...

Gruß,
Martin
 
Es könnte auch sein, dass sich die Achse bei dieser Konstruktion verbiegt.
Auf jeden Fall ist die Nabe ne Fehlkonstruktion.

Man hätte ne normale Einseitige Nabe für Disc Anschluss nehmen können
Und auf den den Anschluss den Bremskranz schrauben/stecken können.

Hab mir jetzt das Video angeguckt:
Entweder ist die Achse krumm , oder ein Lager sitzt nicht mittig
 
Eine Achse kann man gut auf Rundlauf prüfen, indem man sie in eine Bohrmaschine spannt.
Die Distanzbuchse sollte das nicht auslösen können, die wird bei der Steckachse kaum Druck abkriegen.
Ich würde wohl versuchen, das Lager aus dem Kunststoffteil direkt in die Nabe zu passen, dann das Kunststoffdings entsprechend kürzen und z.B. mit Kabelbindern an die Speichen binden. Die Distanzbuchse braucht's nicht.
 
Auf jeden Fall ist die Nabe ne Fehlkonstruktion.
Vielleicht hätte es schon gereicht, das innere Lager in die gleiche Ebene zu setzen wie den Presssitz zwischen Nabenhülse und Bremskranz. So wie's jetzt ist, braucht es axiale Vorspannung gegen Taumeln, aber die ist mit Rillenkugellagern und Distanzhülse eher schlecht hinzubekommen.
Die Distanzbuchse sollte das nicht auslösen können, die wird bei der Steckachse kaum Druck abkriegen.
Immerhin wird sie durch die Stoppmutter zwischen den Lagern verspannt. Ich frage mich trotzdem, ob die Belastung durch eine schief stehende Achse ausreicht, um sie mit der Zeit irgendwie schief abzurubbeln oder breitzudrücken.
 
Kurzes Update: Die Achse haben wir mal per Bohrmaschine mit rundlaufendem Bohrfutter mal auf Rundlauf geprüft. Bei dem Eiern, das man im Video erkennt, hätte man da was sehen müssen, sah man also nicht. Die Achse ist also erst mal gerade. Dann hab ich den Bremskranz jetzt einfach mal eingeklebt. Habe Pattex Repair Gel genommen. Lag noch von meinen Garmin-Gummirand-Reparaturen und soll Metalle und Kunststoffe miteinander verbinden können. Wie gut das jetzt hält, vermag ich nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, ich wollte da jetzt nicht dran rumzupfen. Als weitere Maßnahme habe ich die Stoppmutter der Achse nur noch so sehr angezogen, wie nötig war, damit die Achse in den Lagern kein Spiel hat. Auf die Art erhoffe ich mir, mögliche Unrundheiten der Distanzhülse o.ä. nicht mehr so sehr auf die Lager und damit den Bremskranz weiterzugeben. Im Ergebnis sieht's jetzt erst mal soweit passabel aus. Das Knarzen ist momentan weg, Bewegungen des Bremskranzes kann ich soweit auch keine erkennen. Allerdings läuft die Achse an einigen Stellen etwas schwerer, wenn ich die Stoppmutter doch wieder anknalle. Interessant vielleicht auch noch: Ich habe mal die Achse um 180° gedreht durch die beiden Lager gesteckt, also mit dem Teil, der normalerweise am Hänger in die Aufnahme gesteckt wird. Tut man das, ist das sichtbare Taumeln der Achse weg. Irgendwas ist da also, aber ich verstehe immer noch nicht ganz, was das Problem ist.
Tests mit voller Beladung des Hängers stehen jetzt noch aus, da unser Mitfahrer inzwischen mehr auf seinen Kindersitz steht, der am Aufrechtrad hinterm Lenker sitzt und von wo aus er mehr sieht...

Mein Fazit: Diese beiden Lagersitze, die nicht fest miteinander verbunden sind, halte ich für konstruktiv falsch, aber es ist auch schwer, im Kinderanhängerbereich was passendes Anderes zu bekommen. Die Parkbremse möchte ich schon gerne beibehalten und grundsätzlich gefällt mir diese Lösung auch besser als irgendwelche Bleche, die auf die Reifen drücken.

@panicmechanic: Lager direkt in die Nabe ist eine gute Idee, allerdings bräuchte ich dann auf der Achse irgendwelche Distanzstücke, weil die Lager dann ja näher zusammenrücken. Möglicherweise könnte man dazu das Distanzstück, das jetzt ja schon zwischen den Lagern ist, zerteilen und das, was dann zwischen den Lagern eh zu viel ist, hinter das eine Lager setzen. Ich behalte das mal noch im Hinterkopf, falls die jetzige "Lösung" nicht dauerhaft funktionieren sollte.

Gruß,
Martin
 
Update: Nachdem ich jetzt noch mal an Burley direkt geschrieben hatte, haben sie den deutschen Importeur beauftragt, sich darum zu kümmern. Das Ergebnis ist, dass wir demnächst bei unserem Händler zwei komplette neue Laufräder in Empfang nehmen dürfen, damit unsere bisherigen Laufräder mit dem geschilderten Problem die Reise zum Hersteller zur Untersuchung antreten können. Zwar werden das wieder die gleichen Laufräder sein wie wir schon haben, aber wenn das Problem dann erst mal nicht mehr da ist, dann soll es mir recht sein. Insofern ein guter Service von Burley.

Als nächstes stelle ich mir dann die Frage, ob das Spiel der Kugelsperrbolzen in ihren Kunststoffbuchsen ausreichend sein könnte, um eine nennenswerte Spurveränderung herzustellen, damit der Hänger sich schwerer als nötig ziehen lässt. Bin ich vielleicht zu pedantisch?

Gruß,
Martin
 
Update: Die neuen, diesmal deutlich weniger gefahrenen Laufräder (er mag den Kindersitz und ich die bessere Aerodynamik ohne Hänger) knarzen und zeigen genau dieses taumelnde Verhalten wie die alten. Getauscht haben wir Ende August. Ich muss jetzt wirklich mal schauen, dass ich mal einen anderen benutzten Burley in die Hände bekomme, bei dem ich mal prüfen kann, ob es dort unbemerkt von den Besitzern genauso ist.
Dem Importeur habe ich die Sache mitgeteilt und den Verdacht geäußert, dass es sich um eine Fehlkonstruktion handelt. Er darf mich jetzt gerne nachvollziehbar vom Gegenteil überzeugen, wenn er das kann. Weiter habe ich gefragt, ob Burley aus meinen eingeschickten Laufrädern irgendwelche Rückschlüsse ziehen konnte, weil ich bislang nichts davon gehört habe. Ansonsten habe ich den Tipp gegeben, dass sie die Lagersitze im Rahmen der Modellpflege überarbeiten sollten und das möglichst rückwärtskompatibel, so dass sie mich auch mal mit dauerhaft problemlosen Laufrädern beglücken können.

Man kann damit ja fahren, aber wenn man sieht, dass durch dieses Taumeln die Lager auch verspannt werden und somit mal mehr, mal weniger Widerstand haben, dann kann das dauerhaft für die Lager nicht gut sein - ganz zu schweigen vom Reiben der Bremskränze in den Nabenhülsen.

Etwas angefressene Grüße,
Martin
 
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