Knappe Sache

Es ist ja so, dass man unterscheiden muss zwischen Sehen und Wahrnehmen, sprich, dass das Gehirn akzeptiert und verarbeitet, was die Augen gesehen haben. Es ist so häufig zu erleben, dass die Menschen im Verkehr überfordert sind, alle Informationen korrekt zu verarbeiten. Dann werden einfach bestimmte Sachen weggelassen. Sensory Overload!
Es wäre bestimmt interessant gewesen zu sehen, wie er reagiert, wenn ich ans Hupen gedacht hätte. Das hätte er wohl kaum ignorieren können und wäre dann vermutlich 'aufgewacht'.
Leider konnte ich auch nicht darauf achten, ob der andere Fahrer mich registriert hatte. In dem Moment war ich einfach zu sehr auf den Alfa fokussiert. Mein Multitasking erschöpfte sich mit dem gleichzeitigen Ausweichen und laut SCHREIEN!!!
 
Wer als VM Fahrer dieses Risiko einfach beiseite schiebt, hat aus meiner Sicht eine verschobene Wahrnehmung.

Argumente, wie z.B. gerade von Patrick gebracht, helfen halt nicht wenn man wieder mal übersehen wird.
Leider ist's so, dass man abgesehen von der Streckenwahl wenig an wirklich entscheidenden Dingen dagegen tun kann.
Tagfahrlicht macht einen besser sichtbar, aber das ist bei weitem kein 100% Schutz.

Sich selbst immer(!) bewußt zu sein, welche Fluchtwege gerade offen sind, ist auch eine gute Strategie.
Aus der Segelfliegerei kenne ich die Strategie, das man immer mind. 2 Reserve-Optionen haben und laufend(!) mitdenken muss.
Wenn ein Problem kommt, dann Option 1, wenn das auch nicht geht, dann Option 2. Falls weniger als 2 Optionen übrig sind, sofort auf möglichst defensifen Modus umschalten.

Diese Strategie fahre ich vor allem im Stadtverkehr laufend. Die Optionen können Sein: Bremsen (wenn nötig bis zum kontrollierten Frontwheelie), Ausweichen, auf den Gehsteig, etc...
Was halt gerade da ist. Wenn man sich an diese Denkweise gewöhnt, geht das mit der Zeit ganz automatisch.
So hoffe ich, dass trotz zügiger Fahrweise, meine bisher gute Bilanz im Straßenverkehr sauber bleibt...

Gruß, Harald
 
Erklären lässt sich das Verhalten wohl nur, wenn man auch das Unbewusste mit einbezieht. Vom einem Rad-/Vm-fahrer geht für mich als rasender Autofahrer keine konkrete Gefahr aus.
Keiner bleibt ganz ruhig, wenn hinter einem im VM ein LKW laut hupt. Das ist einfach eine aggressive, bedrohliche Situation, selbst wenn der LKW-Fahrer sagen könnte: ich bin vorsichtig gefahren und habe nur kurz akustisch gewarnt. Ähnlich werden unsere Reflexe vom laut aufheulendem Motorengeräusch aktiviert. Andersrum spürt man als Autofahrer keine direkte Gefahr von einem Radfahrer und passt das Verhalten (unbewusst) teilweise an.
Dazu kommt noch, dass viele Autofahrer auf den Strassen nach Autos ausschau halten, alles andere ist weit untergeordnet (unbewusst: gehört ja hier nicht hin).
Ich denke eher Stress, der die Wahrnehmung einengt. Lichthupe hätte vielleicht geholfen.
Wohl eher nicht, wie ich die hier beschriebene Situation lese. Gesehen wurde die Quest schon, denke ich. Extrem schnelles Beschleunigen (100 km/h in einer Kurve) deuten ja nicht auf vorsichtiges Fahren hin.
 
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