Diese Rhetorik ist nicht meine, sondern die immer wiederkehrende Hintergrundmusik auf den Plattformen, wo "Skeptiker" ihr Daten- und Deutungsfutter teilen.
In der Klimadebatte gibt es keine "Skeptiker" mehr. Diejenigen, die sich so bezeichnen, stehen außerhalb des Wissenschaftssystems und vertreten zumeist Gläubige der Fundamentalopposition, weitestgehend im Namen der eigenen Besitzstandswahrung (von Windrad über Wohlfühl-Lifestyle bis Weltdeutungskompetenz). Und diese bekannten Argumentationen zeichnen sich in den überwiegenden Fällen dadurch aus, dass sie den Diskurs an der Stelle abbrechen, wo die Komplexität auf "Expertenlevel" steigt, welches ein bissl mehr Einarbeitung und Redlichkeit voraussetzt... und da setzt dann meist auch die Begleitrhetorik als Platzhalter ein, die irgendwelche dunklen Mächte, korrupten Eliten oder puren Ideologien wider aller bürgerlichen Vernunft gegen sich wittert.
Diese Lücke zwischen elitärer Wissenschaft und bürgerlicher "
Vernunftkraft" (um beim Wind zu bleiben) lässt sich nicht schließen. Ich würde sehr gern mit ernstzunehmenden Skeptikern über Klimawandel (Ursachen, Entfaltung, Bewältigungsstrategien) debattieren (wenn ich noch Zeit hätte). Aber innerhalb der Wissenschaftscommunity gibt es diese Positionen, die dominant durchs Netz florieren, schon lange nicht mehr. Es sind alles Nebelkerzen auf "Erstsemester-Level"... und somit ein asymmetrischer Diskurs zwischen institutionellem Knowhow und internetten Bürger-Vertretern (oder lobbygefütterten Kampagnen).
Keine Sorge: diesen Kampf gewinnen die Bürger gegen die Klimawissenschaftler, weil sie eine größere Wählermacht haben, und somit nur populistisch heruntergebrochene Dosen gegen den Klimawandel verabreicht werden können. Diejenigen Präventions-Maßnahmen aber, die auf mehr Verständnis angewiesen sind, im Ansatz krepieren, politisch nicht durchsetzbar sind. So als Beispiel: Fleischkonsum auf 10kg/Kopf/Jahr rationieren und Mobilitäts-CO2-Output auf <1T pro Jahr - na, wer ist noch dabei!? Also nicht, sich selbst als einzelnes Individuum sofort um unmögliche 180° zu drehen, sondern die Politik zu beauftragen, die Kollektivstrukturen schleunigst in diese Richtung zu entwickeln und gegen alle Partialinteressen durchzusetzen, damit der Weg für ALLE gangbar wird.
Um das Expertisen-Problem mal zu bebildern: Es ist als würden Ärzte dem Patienten sagen, dass er unbedingt diese schwere OP braucht, aber der Patient nach Internetkonsultation ne homöopathische Gegenmeinungen hochhält, die ihm plausibler erscheint und besser ins Selbstbild passt. Dann fängt er an die Expertise anzuzweifeln, auch weil sie ihre 10 Jahre schulmedizinische Methodenausbildung nicht auf sein handelsübliches Verständnislevel herunterbrechen können...
Die Lösung dieses Dilemmas ist auch keine bessere Wissenschaftskommunikation, weil das die Bereitschaft zur Mühe voraussetzen würde, sich (erstmal geistig dann faktisch) auf diesen Wissens-Sondierungs-Prozess einzulassen, statt ständig abzukürzen, wo es einem in die eigene Wohlfühlzone passt. Wir stehen in der modernen komplexen Gesellschaft vor dem riesigen Problem mit akuter Wissenschaftsfeindlichkeit (auch von Seiten emeritierter Professoren, die sich dem Prozedere entziehen und plakativ senden, was sie im Alter noch spitz macht). Jeder glaubt an die eigene Überlegenheit und gar den Sachstand auf seiner Seite; aber kein politisierter Bürger setzt seine Filterblasen-Thesen den Regeln des Wissenschaftsdiskurses aus, der einzig diese Selbstüberheblichkeitsspirale brechen könnte.
Das Wissens-Problem zwischen "komplex-fordernd" und "anschlussfähig-populär" ist nicht lösbar... und damit auch das faktische Problem nicht, welches dem folgt.