Kettenleitrolle vs. Umlenkrolle

Beiträge
968
Worin besteht der Unterschied zwischen Kettenleitrollen und Umlenkrollen? Wann wird das eine, wann das andere verbaut? Und wenn ja, wo?

Es grüßt
der Gelbe Blitz
 
Hallo,
meine Erfahrung dazu: zunächst mal unterscheiden Zugtrum und Leertrum. Die obere Kettenhälfte wenn man das Liegerad von der Seite her anschaut ist das Zugtrum, hier ist die Kette beim Treten auf Zug belastet. In dem besagten Teil ist fast bei allen Liegeradmodellen eine Umlenkrolle verbaut, meistens um den Kettenteil am Sitz vorbei zu bekommen. Hier wird am besten auch eine Rolle genommen, da eine zugbelastete Kette ein an einer Stelle stark gebogenes Kettenleitrohr schnell aufraspeln würde wie eine Kettensäge den zu fällenden Baumstamm.
Beim Leertrum, also der untere Kettenteil, wo die Kette wieder zurück zum Hinterrad verläuft ist nicht zugbelastet, da kann Rolle oder Kettenleitrohr verbaut werden. Das Kettenleitrohr soll dem Schutz der Kette dienen und auch Verschmutzung des Beines verhindern. Bei längeren nicht waagrechten Kettenleitrohren sammelt sich mit der Zeit der Schmutz an und bei Regenfahrten wird sich Wasser im Rohr sammeln. Wenn da nicht gleich getrocknet oder geputzt wird nach der Regenfahrt sondern erst ein paar Tage später, setzt die Kette schnell Rost an. Eine möglichst wenig umgelenkte Kette ohne Kettenleitrohre hat die geringsten Verluste beim Treten. Auch gut ist Kettenschmierung zu verwenden, die wenig Dreck anzieht.
Mein Beschriebenes gilt für Hinterradantrieb, bei Vorderraantrieb (mit starrem Tretlager) braucht man sowieso immer eine Umlenkrolle im Zugtrum und da eine mit möglichst großem Durchmesser, die Kette wird im Zugtrum ja ca. 90 Grad umgelenkt Grüsse HFKLR
 
upps sorry für meinen Lexikoneintrag. Ich hatte das thema überflogen und statt "Kettenleitrollen" Kettenleitrohre gelesen.
Kettenleitrollen, glaube ich würde man zu den Teilen sagen, die die lange Kette im Leertrum am seitlichen "rumschlackern" hindern. Ein langer Leertrumteil schwingt nämlich böse hin und her beim fahren (über Hindernisse) und würde evtl. probleme beim Kettenschalten verursachen und die Kette schneller vom Kettenblatt fliegen lassen. Solche Kettenleitrollen hatten die Langlieger verbaut, bei denen das Tretlager deutlich tiefer als der Sitz ist.
Grüße HFKLR
 
hi heiko, ich hatte ja auch mal eine weile ein hurri, 3x7 nabe/kette, also vorne nur ein großes kettenblatt, welches die kette bei überfahrung von straßenbahnschienen o.ä. gerne mal abgeworfen hat beim kettenschlackern.
habe mir dann mangels umwerferrohr am ausleger vorne mit einer selbstgebauten rohrschelle eine kettenführung aus flachaluprofil für das zugtrumm kurz hinter dem kettenblatt gebaut, das hat sehr zuverlässig funktoniert. war im prinzip ähnlich wie ein auf eine position fixierter umwerfer.
 
Die Frage hatte ich gestellt, weil ich nicht weiß, welchen Rollentyp ich für einen Nazca Pioneer bzw. eine Go-One 3 brauche: Kettenleitrolle oder Umlenkrolle, oder sogar beides? Bislang habe ich auch nirgendwo eine Erklärung gefunden, worin sich diese beiden Rollentypen unterscheiden, und wann man welche verbaut.

Es grüßt
der Gelbe Blitz
 
Kettenleitrolle oder Umlenkrolle, oder sogar beides?
Die Worte beschreiben eher die Funktion der Rolle als eine technische Ausführung der Rolle (siehe HFKLRs Beitrag). Bei Umlenkrollen gibt es eine recht große Typvielfalt hinsichtlich des Durchmessers und der Ausführung als Rolle mit Ritzel oder als glatte Rolle. Auch Achsdurchmesser und Lagergrößen sind sicher interessant.

Reine - nicht bzw. kaum auf Druck / Zug belastete - Leitrollen, können technisch meist einfacher ausgeführt sein. Hier ist aber z.B. die Breite der Rolle interessant, wenn die schaltungsbedingten Varianzen in der Kettenlinie aufgefangen werden sollen. (Die Kette soll einerseits in der Höhe geführt werden, um z.B. die Lenkfreiheit sicherstellen, andererseits sollen seitliche Verschiebungen nicht behindert werden.)

Für Nazca Räder gab es vor längerer Zeit mal einen Thread zur Kettenführung, dem leider die Ausgangsfrage verloren gegangen ist. Hier ist er.
 
Könnte man die beiden Begriffe eventuell so definieren, dass
- die Kettenleitrolle immer Ritzel (also Zähne) hat und "die Kette leitet"
- die Umlenkrolle gelegentlich/manchmal Ritzel hat aber durchaus ohne ihre Funktion erfüllt, meist aber nur für eine leichte Korrektur der Kettenlinie dient "etwas umlenkt"
?
 
Worin besteht der Unterschied zwischen Kettenleitrollen und Umlenkrollen?
Ich würde mal ganz mutig behaupten, in der Bezeichnung. :D
Wir können uns hier Definitionen zusammenstoppeln wie wir wollen - die Realität ist etwas größer als dieses Forum oder dieser Thread und wird unsere Festlegungen im Zweifel fröhlich ignorieren.

Im Zugtrum ist wichtig, dass die Rolle die auftretenden Kräfte aushält. Achsen/Bolzen ab 8mm aufwärts haben sich da glaube ich etabliert, und Kugellager (am besten in der Mehrzahl) sind ausgesprochen sinnvoll. Im Leertrum reicht von der Belastbarkeit her im Prinzip das, was auch in Schaltwerken steckt, nur erfüllt das nicht unbedingt die Ansprüche an Laufgeräusche und an Spielfreiheit der Lager.
 
Hat jemand schon mal versucht eine Motorradketten-Umlenkung zu benutzen (evtl. modifiziert aber im Prinzip)? So etwas z.B.ycf_kettenrolle1_1411713234.jpeg
 
Ja. Hatte ich meiner Alleweder damals. Geht, aber normale Rollen sind bestimmt besser. Vor allem wegen dem Durchmesser.
 
Die letzte Antwort ist zwar schon eine Weile her, aber aus aktuellem Anlass (Probleme mit meinem neuen Liegerad), möchte ich mich hier auch meinen Betrag leisten. Nach diversen Recherchen , bin ich auf folgende Grundsätze der Kettenführung gekommen:
  • Eine Richtungsänderung im Zugtrum kann nur mit Hilfe einer Umlenkrolle erfolgen.
  • Im Zugtrum müssen die Kettenschutzrohre möglichst flexibel der (gespannten) Kettenlinie folgen. Niemals dürfen Kettenschutzrohre bzw. die entsprechenden Halter zur Richtungsänderung der Kette "missbraucht" werden.
  • Im Zugtrum muss die Kettenlinie zwischen zwei Rollen/Zahnrädern (z. B. zwischen vorderem Kettenblatt und Umlenkrolle) auf einer Geraden liegen.
  • Das Leertrum muss immer dem Zugtrum ausweichen (z. B. wenn sie nebeneinander liegen), also ggf. den Umweg nehmen.
Sehr Ihr das auch so?
 
Niemals dürfen Kettenschutzrohre bzw. die entsprechenden Halter zur Richtungsänderung der Kette "missbraucht" werden.
Hier im Forum gibt es einige Beispiele, in denen das Kettenleitrohr anstelle eines Umwerfers dazu benutzt wird, die Kette von einem Kettenblatt aufs andere zu legen.
 
Die letzte Antwort ist zwar schon eine Weile her, aber aus aktuellem Anlass (Probleme mit meinem neuen Liegerad), möchte ich mich hier auch meinen Betrag leisten. Nach diversen Recherchen , bin ich auf folgende Grundsätze der Kettenführung gekommen:
  • Eine Richtungsänderung im Zugtrum kann nur mit Hilfe einer Umlenkrolle erfolgen.
  • Im Zugtrum müssen die Kettenschutzrohre möglichst flexibel der (gespannten) Kettenlinie folgen. Niemals dürfen Kettenschutzrohre bzw. die entsprechenden Halter zur Richtungsänderung der Kette "missbraucht" werden.
  • Im Zugtrum muss die Kettenlinie zwischen zwei Rollen/Zahnrädern (z. B. zwischen vorderem Kettenblatt und Umlenkrolle) auf einer Geraden liegen.
  • Das Leertrum muss immer dem Zugtrum ausweichen (z. B. wenn sie nebeneinander liegen), also ggf. den Umweg nehmen.
Sehr Ihr das auch so?
Ja.
Eine Ausnahme würde ich für sehr kleine Umlenkungen mit großen Radien im Zugtrum machen.
 
Das Rohr kurzzeitig zum Umwerfen nutzen geht, das ist aber nur eine sehr kurze zeitspanne. Die unbelastete kette kann man mit ein Rohr auch etwas umleiten. Weiter stimm ich mit deine liste ein.
 
Danke für Eure Antworten. Das Ganze ist natürlich nicht alleinig auf meinem Mist gewachsen. Ein gutes Stück habe ich mich von einem Text auf der Webseite von Pedalkraft inspirieren lassen. Die verkaufen sowohl Umlenkrollen, als auch Kettenschutzrohre. Das Thema Umferfer ist in meinem Fall irrelevant, da eine Pinion zum Einsatz kommt. Da ließe sich ja eigentlich eine ideale Kettenlinie realisieren. Das Problem ist nur, dass das Kettenblatt der Pinion deutlich kleiner ist, als das bei einer Kettenschaltung. Dadurch sinkt die Kettenlinie des Zugtrums signifikant, d. h. sie sitzt schon auf der Gabelschulter auf. M. E. sollte schon sichergestellt sein, dass das Zugtrum im Korridor zwischen Gabelschulter und Sitzunterkange verläuft. Es gibt zwar auch Beispiele, wo die Kette neben der Gabel verläuft, aber das sind besonders tiefe Spezialräder mit sehr schmaler Gabel (unefedert). Ich sehe daher nur zwei Lösungsmöglichkeiten für das Problem:
  • Spezieller Pinionrahmen, bei dem das Tretlager entsprechend angehoben wird.
  • Umlenkrolle an geeigneter Position, die die Kette entsprechend anhebt.
 
Da kannst du gucken ob du die Umlenkrolle unter dem Sitz noch etwas höher legen kannst oder eine deutlich kleinere verwenden oder beides.
 
Das Thema Umferfer ist in meinem Fall irrelevant, da eine Pinion zum Einsatz kommt. Da ließe sich ja eigentlich eine ideale Kettenlinie realisieren. Das Problem ist nur, dass das Kettenblatt der Pinion deutlich kleiner ist, als das bei einer Kettenschaltung. Dadurch sinkt die Kettenlinie des Zugtrums signifikant, d. h. sie sitzt schon auf der Gabelschulter auf.
Ist das auch unter Last noch der Fall? Falls nicht, könntest Du entgegen der üblichen Empfehlung das Rohr im Zugtrum auch in der Nähe der Gabel noch einmal fixieren.
Da kannst du gucken ob du die Umlenkrolle unter dem Sitz noch etwas höher legen kannst [...]
oder etwas weiter nach hinten.
 
Es geht nicht nur um den Bereich oberhalb der Gabel, wo sich zudem die Kettenlinie von Zugtrum und Leertrum überschneiden. Nach gravierender ist der Umstand, dass eine im hinteren Bereich angebrachte Umlenkrolle deutlich über der Kettenlinie des Zugtrums sitzt und damit nicht angetrieben wird. Da an dieser Umlenkrolle der Tretsensor angebracht ist (bei der Pinion geht das am Kettenblatt nicht), funktioniert das Rad de Facto nicht als Pedelec (keine Motorunterstützung). Auch unter Last bestehen die Probleme weiterhin. Das Rad federt beim Draufsetzen zwar ein, wodurch sich die Kettenlinie des Zugtrums relativ zum Rad erhöht, aber der Effekt reicht bei Weitem nicht aus, die beschriebenen Probleme zu beseitigen. Ich habe das Rad gewissenhaft getestet und zusätzlich einen Bekannten, der drei Liegeräder besitzt, zu Rate gezogen. Nachdem wir beide zum Ergebnis gekommen sind, dass das so nicht funktioniert, ging das Rad zurück an den Hersteller. Der muss halt jetzt eine vernünftige Lösung finden.

Der Hersteller hatte als erstens übrigens vorgeschlagen, die Halterung des Kettenschutzrohrs vor der Umlenkrolle nach oben zu verschieben, um auf diese Weise den Kontakt zwischen Kette und Umlenkrolle herzustellen. Nur sitzt diese Halterung an einer einfachen Strebe. Einmal in die Pedale getreten und die Streckung des Zugtrums bewegt die Kette wieder von der Umlenkrolle weg. Aber auch von einer Stabilisierung der Haltung über beispielsweise eine zweite Strebe halte ich nichts. Der Missbrauch des Kettenschutzrohrs zur Richtungsänderung der Kette führt nur zu erhöhter Reibung und Verschleiß. Und mal echt jetzt. Die Halterung des Kettenschutzrohrs dazu nutzen, die Kette an die Umlenkrolle hinzudrücken, weil die eigentlich gar keine Umlenkrolle ist...das ist doch einfach nur absurd. Genau deswegen hatte ich mir die Zeit genommen, mich mal theoretisch mit der Thematik zu befassen.

Wie dem auch sei, nachdem ich bislang keinen nennenswerten Widerspruch zu den zuvor formulierten Grundsätzen wahrgenommen habe, bilden diese jetzt meine Argumentationsgrundlage ggü. dem Hersteller. Ich habe das Rad im Rahmen des Job-Rad-Modells geleast. Ich kann also in Ruhe abwarten, bis das Problem sauber gelöst ist.

Grundsätzlich sehe ich zwei Lösungsansätze:
  • Erhöhung der Kettenlinie des Zugtrums durch geeignete Maßnahmen (Tretlagererhöhung, Umlenkrolle unterhalb der Kette, ...)
  • Ich vergesse die Pinion (heul) und nehme die einfache Kettenschaltung. Da passt ja die Kettenlinie des Zugtrums.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht nicht nur um den Bereich oberhalb der Gabel, wo sich zudem die Kettenlinie von Zugtrum und Leertrum überschneiden.
Diese Überschneidung hast Du an vielen Rädern.
Nach gravierender ist der Umstand, dass eine im hinteren Bereich angebrachte Umlenkrolle deutlich über der Kettenlinie des Zugtrums sitzt und damit nicht angetrieben wird.
Das sollte aber kein Pinion-spezifisches Problem sein, sondern bei Kettenschaltung in einigen Gängen genauso auftreten. Das Pinion-Blatt ist ja nicht kleiner als das kleinste an einer Dreifachkurbel, muss es jedenfalls nicht sein. Außerdem sitzt die Rolle normalerweise in der hinteren Hälfte des Zugtrums, so dass die Ritzelgröße mehr Einfluss hat als die Blattgröße, und das kleinste Ritzel bei Kettenschaltung ist kleiner als ein typisches Pinion-Ritzel.
Was hast denn Du für eine Innenbeinlänge? Bei langen Beinen könnte ich mir solche Schwierigkeiten am ehesten vorstellen, speziell in Kombination mit dem Problem am Gabelkopf.
 
Nein, Nein und Nein.
  1. Überschneidungen kommen zwar vor, aber eher selten. Vor allem bei extremen Tiefliegern. Davon reden wir hier aber nicht. Der Standard ist, dass auf der Höhe der Gabel Zug und Leertrum zwar zusammengeführt werden, allerdings übereinander, d. h. Zugtrum oben, Leertrum unten. Bei Flux, HP-Velotechnik, etc. ist das so. Auf dem Foto meines Herstellers im Netz mit der Pinion-Konfiguration verhält sich das übrigens auch so aus. Und wenn es zu einer Überschneidung kommt, dann weicht das Leertrum dem Zugtrum aus und nicht umgekehrt. Mein Bekannter hat übrigens so ein Rad, ist aber eher ein Exot. Trotz der Überschneidung folgt das Zugtrum der direkten Linie, das Leertrum weicht aus.
  2. Dieser Hersteller bietet vorne gar keinen Umwerfer an bzw. da wird bei einer Kettenschaltung immer nur ein großes Kettenblatt verbaut. Weitere Gänge erhält man optional mit einer zusätzlichen Nabenschaltung (falls kein Pedelec) oder einem Schlumpf-Getriebe vorne. Eine Veränderung der Kettenlinie des Zugtrums ergibt sich damit nur durch die hinteren Zahnräder, was sich auf den Abstand des Zugtrums zur Gabelschulter nicht sonderlich auswirken dürfte. Nur bei der Pinion hat man vorne ein deutlich kleineres Kettenblatt.
  3. Ich habe extra den passenden Rahmen für meine Körpergröße bestellt. Der Tretausleger schaut ungefähr 15 cm heraus. Viel weniger, als bei meinem alten Flux S600. Das kann's also auch nicht sein
 
Zurück
Oben Unten