Kette ingmarisieren.....aber wie?

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Ich habe die allerbesten Erfahrungen damit gemacht, neue Ketten vor der Erstbenutzung zu ingmarisieren. Für die, die es nicht kennen, der Begriff Ingmarisierung von Ketten geht auf das verdiente ehemalige Forumsmitglied IngmarE zurück (der hat es nicht erfunden, aber gekonnt verbreitet) und steht für die vollständige äußere Entfettung neuer Ketten vor der Erstbenutzung. Das eher zähe Fett neuer Ketten soll dabei überall dort bleiben, wo es benötigt wird, also in den Gelenken, wo Flächen aneinander reiben und überal dort entfernt werden, wo es unnötig ist, also praktisch an allen von außen zugänglichen Flächen. Um das innere Fett zu belassen, macht man das rein mechanisch, also ohne Einsatz von Lösemitteln.
Eine sorgfältig ingmarisierte Kette ist außen sauber und trocken und läuft leicht und leise. Und das über 6.000 bis 8.000 km bei mir (ich fahre nicht viel im Regen).
Ich habe mir damit jedesmal sehr viel Mühe gegeben und beispielsweise durch jedes Halbglied einen Stoffstreifen einige Male hin- und hergezogen.
Nun habe ich das viele Jahre nicht mehr gemacht und die Antriebe meiner Musashis gründlich runtergerockt. Also von der Substanz gelebt. Jetzt stehe ich vor der Aufgabe, gut zwölf Meter Kette zu ingmarisieren und mir graut ein wenig....
Wie macht Ihr das?
Ich könnte mir vorstellen, eine Vorrichtung zu bauen, mit Zahnrädern, vielleicht von einem Akkuschrauber angetrieben....aber wie bekomme ich die Innenseiten der Laschen und die Röllchen sauber, ohne mühsam einzeln dort etwas einzufädeln?

Für Tipps und Anregungen wäre ich dankbar.

Rainer
 
Gibt verschiedene Stufen des Wahnsinns... ich bin ein stinkfauler 80/20 Pragmatiker...
Ich bin mittlerweile bei folgendem Ablauf:
-2 Stofflappen (einer kann ruhig etwas ölig/fettig sein, der andere wenn möglich sauber)
-WD40

Ich sprühe etwas WD40 auf den "dreckigen" Lappen und ziehe die Kette, welche bereits auf dem Rad montiert ist, durch diesen Lappen. Das ganze wird so lange gemacht, bis das "zähe Gefühl" weg ist. Das WD40 löst das Fett oberflächlich an ohne es ganz zu entfernen.
Anschließend nochmal mit dem sauberen Lappen ohne WD40 einige Umrundungen abwischen, bis kein Fett/Dreck mehr von der Kette kommt.
Das ganze nach etwa 100km wiederholen, da sich das Fett teils aus den Gelenken drückt. Danach in Ruhe lassen. DIe Kette auf dem Rennrad hat jetzt irgendwas um die 4000km und sieht aus wie neu (und man macht sich nicht mal die Finger schmutzig wenn man sie anfässt).
 
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Prinzip Nähmaschine, mehrere Pfeifenreiniger stoßen in die Laschen, nach jedem Stoß ein Vorschub.

Prinzip Webstuhl, du schiebst den Pfeifenreiniger abwechseln durch die Laschen, danach jeweils ein Vorschub

Prinzip Korkenzieher, du schraubst eine Spirale aus Pfeifenreiniger die ganze Kette entlang durch die Laschen, Antrieb der Spirale von außen

Ich möchte allerdings Jack Lee einleitendem Satz zustimmen...

Grüße Simon
 
ich hab nach 400km nachgeölt weil die Performance der Kette doch nachlässt. Einziehen lassen und mit WD40-Lappen saubergemacht. Dauert auch nicht länger wie einmal volltanken.
 
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Ich bin immer wieder begeistert, was für ein tolle Forum das ist. Ihr seid mir eine große Hilfe....
Aber immerhin wird mir Mut zugesprochen, danke dafür.
Zu den Stufen des Wahnsinnes: Ich war etwa bei Stufe sechs bis sieben bisher. Das war für eine Kette noch hinnehmbar, ich hatte mir in meinem kleinen Heimkino oberhalb meines Sitzplatzes eine Umlenkrolle montiert, dort die komplette Viermeterkette als geschlossenen Ring aufgehängt und unten eine weitere Rolle mit einem großen Haken (einem übrig gebliebenen Rinnenhaken) in den ich ein Bein legen konnte um Spannung auf die Kette zu bringen. Dann Glied für Glied den Stoffstreifen durchgefädelt und ein paar mal hin und her. Je nach Laune abends ein wenig. Kaum waren ein paar Wochen rum, war ich schon fertig.
Außen ist das alles einfach. Aber die Innenseiten sind das Problem. Pfeifenreiniger hatte ich versucht, die haben erstaunlich stark gefusselt. Vielleicht hatte ich da die falschen. Alles, was Simon oben vorgeschlagen hat, ist mir natürlich auch durch den Kopf gegangen, aber richtige Maschinen kann ich nicht bauen.
Eine Idee ist, die Kette über ein Ritzel laufen zu lassen und einen sehr dehnbaren und zugleich aufnahmefähigen Stoff dazwischen mitlaufen zu lassen.
Oder könnte Druckluft irgendwas bewirken?
Irgendjemand hier weiß doch was....
 
Oh BildRiese,

wenn Du schon nicht Jack-Lees pragmatischen, nachvollziehbaren und wirklich tauglichen Tipp von etwas weiter oben einfach befolgen magst:
Jedes Kettenglied einfach mal 1 Mintue lang betrachten und dazu ein kräftiges, dauerhaftes "Ommmmm" summen -
das hilft dann auch sehr gut gegen Rost und andere Unzulänglichkeiten...

Gruß,
heppo
 
Ich halte es wie @Jack-Lee, nehme aber (Handschuhe und) einen Lappen mit Aceton - wenn ich mir das überhaupt gebe.
Wobei ich retrospektiv sagen muss, dass die Kette nach Innotech-Anwendung länger "hielt", wenn ich sie auch geputzt hatte - nur kann das ebenfalls Zufall sein, weil ich ja keinen Doppelblind mit dem gleichen Einsatz machen kann, im Gegensatz zu meiner 2000km Angabe für reine Trockeneinsätze fahre ich mittlerweile häufiger im Regen, weil mein Arbeitsweg länger geworden ist...
 
Aceton hat aber den Nachteil, dass die Kette fettfrei wird, was aber nicht das Ziel ist. Der Fettfilm soll nur aufs minimal reduziert werden.
So komplett entfettet neigt sie eher zum rosten und zwitschern, daher mache ich das mit WD40 was nur verdünnt, nicht wirklich entfernt.
 
Man sollte aber unbedingt mit den hervorragenden Chemikalen aufpassen, denn :
"In case of skin contact, immediate amputation is indicated."
oder
"Do not breathe vapors from Shelbroconol Pre-soak ®, or you will almost certainly develop lung cancer within two weeks!"
oder
"Deakinol Rinsing Solvent must NEVER be allowed to come into contact with Shelbroconol Pre-soak, as this combination is highly explosive, and will detonate without warning!"

:p
 
Aceton hat aber den Nachteil, dass die Kette fettfrei wird, was aber nicht das Ziel ist. Der Fettfilm soll nur aufs minimal reduziert werden.
So komplett entfettet neigt sie eher zum rosten und zwitschern, daher mache ich das mit WD40 was nur verdünnt, nicht wirklich entfernt.
Ja wenn man sie einlegt oder das Aceton draufkippt - der Bart des Propheten... -
das Aceton ist ein Lösungsmittel ja, aber nur im Lappen (und verdampft schnell) und ich ziehe die Kette nur durch, es geht also außen das Fett ab, aber z.B. zwischen den Laschen (wo sie übereinanderliegen) bleibt das Fett und hat danach alle Zeit der Welt, wieder auf die ganze Fläche herauszukriechen... Das Innotech funktioniert ja in sich schon auch so ähnlich - und gut!
 
...aber unbedingt mit den hervorragenden Chemikalen aufpassen...
Das ist der Grund, warum ich das bisher noch nicht ausprobiert habe.

Die Entfettung der Außenseite der Kette ist nicht das Problem. Ob mit Lösemittel (WD40/Ballistol/Aceton oder was auch immer...) schneller oder mit trockenem Tuch etwas langsamer, das ist soweit klar.
Aber die Innenseiten der Glieder, da fehlt mir noch die gute Idee.
Ich habe gestern mal bei einer alten Schmuddelkette Küchenrolle in schmale Streifen gerissen und diese zwischen Kettenblatt und Kette eingefädelt und eine halbe Umdrehung mitfahren lassen. Das entnimmt jeweils etwas, ist aber bei weitem noch nicht gut genug.
Ich werde die Sache mit den Pfeifenreinigern nochmal aufgreifen, die gibt es doch bestimmt auch in nichtfusselnd und vielleicht auch etwas dicker.
 
Es gibt ja diese Plastik-Kettenreiniger, die man auf montierte Ketten clipsen kann.
Normal haben die ja einen Tank mit Lösungsmittel, der dann natürlich das tut, was man nicht möchte - nämlich die Kette nahezu entfettet.

Die haben aber einen Satz rotierende Bürsten, die von außen und auch ein wenig von innen die Glieder reinigen.
Ich verwende sowas zuweilen (bei meinen UPs) trocken, um den groben Schmotter aus den Ketten zu bekommen.
Wenn man etwas längere Bürsten mit halbwegs steifen Borsten hat, sollten die auch relativ gut zwischen die Glieder reichen...

Wo man solche Bürstenscheiben her bekommt, ist noch die Frage.
Vielleicht kann hier das Schwarmwissen helfen...?
 
Ich benutze bei meinem Scorpion so einen Plastikkettenreiniger. Allerdings mit Ballistol und nicht mit Entfetter. Das mache ich zweimal im Jahr und die Kette läuft.
LG Oliver
 
wenn Du Frotteesocken (trocken) nimmst und die faltest (evtl. in mehreren Lagen), dann kommst Du beim Durchziehen automatisch an die Innereien. So einigermassen zumindest... Wenn ich die Kette auf diese Art "reinige", dann ziehe ich sie ca. 5cm neben der Stelle, wo ich mit einer Hand die Kette zwischen den Socken "einspanne" mit der anderen Hand durch (bis ich an das Kettenrohr stosse).
 
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