Jung verstorbene Liegerad-Unternehmungen... (Einspurer-Startups)

Zum Thema extreme Lieger fallen mir noch zwei ältere "feuchte Träume" in der Szene ein, die sich schon vor Troytec (?) als nicht tragfähig erwiesen haben.
  • Velokraft - Anfang-Ende, Absatz, Potentiale?
  • Cobrabikes - ... überhaupt als Firma existiert?
 
Zum Thema Earthglider fällt mir noch ein, dass das Rad nicht wie ein Produkt rüberkam, sondern eher wie die Präsentation eines guten Selbstbauers, so ähnlich wie ich das bei beispielsweise beim Twogether-Tandem anfangs nicht einordnen konnte. Der Preis versteckt sich quasi zwischen den technischen Daten und auch da ist nicht sofort klar, ob die Angabe nur informativen Charakter haben oder zum Kauf einladen soll. Ich glaube schon, dass er wenigstens eine Hand voll hätte absetzen können, wenn das Rad bekannter und besser als käuflich erkennbar gewesen wäre.

Gruß,
Martin
 
zu Zockra fällt mir noch ein: haben die überhaupt Liegeräder in einer Stückzahl größer als zweistellig verkauft? wenn ich so nachforsche fallen die mir hauptsächlich mit schicken prototypen auf, die es meistens wohl auch kaum auf die Straße geschafft haben.
Eine bewundernswerte Strategie, die aber gar nichts mit einer Firmenidee zu tun hat, ist für mich christian kuhtz, dank dem ich vor dreihundert Jahren zum Thema Liegerad kam : )
Seine Einfälle statt Abfälle Heftchen sind ja legendär, er sagt, er lässt nur maximal 2000 drucken, wenn die nach 6-7 Jahren verkauft sind, kann er eine neues zum Thema mit den Ergänzungen und Verbesserungen rausbringen. Bei ihm ist es einfach grundsätzlich der Wunsch, die Wegwerfgesellschaft zu verringern und mit wenigen durchdachten Mitteln sehr ökologisch zu leben. (Seine themen sind breitgefächtert, über Komposttoiletten ,über Solarkochern aus alten Satellitenschüsseln, lastenräder, chopperliegeräder usw. bis hin zu einem dicken Heft, in dem gezeigt wird wie mit einfachsten Mitteln ein ganzes Haus aus Lehm und Stroh und anderen Recyclingmaterialien gebaut werden kann) Er ist schon ein interessanter Kauz, aber kein Spinner, müsstet mal den Beitrag bei yutuuub schauen, da besuchte sie eine Redakteurin in Schleswig-Holstein in seinem Häuschen in Kiel, den Beitrag fand ich klasse : )
 
Zum Thema Earthglider fällt mir noch ein, dass das Rad nicht wie ein Produkt rüberkam, sondern eher wie die Präsentation eines guten Selbstbauers, so ähnlich wie ...... Ich glaube schon, dass er wenigstens eine Hand voll hätte absetzen können, wenn das Rad bekannter und besser als käuflich erkennbar gewesen wäre.Gruß,Martin
Ich bin von dem Earthglider immer noch sehr fasziniert. Den als S-Pedelec und er wäre mir. Häns
 
Gibt es schon, nennt sich Trike. Die Einstiegshürde Fahrtechnik fällt weg und die Nutzer wollen sowieso nicht schneller fahren als der Motor es her gibt, also ist eine Optimierung der Effizienz nicht zielgerecht.
Das ist leider die traurige Umsetzung. man kann aber auch ein einfach zufahrenden Einspurer bauen
 
Der Baron hätte das Zeug gehabt, wenn der Rahmen gehalten hätte.
Schnell und alltagstauglich? Selbst als Baron-Fan muss ich eingestehen, dass er mir zum Einkaufen immer zu flach war.
Was wäre der Markt für schnelle Liegen? Ein paar Liebhaber (ich freue mich jedesmal, wenn ich bei Rennen ein paar TV finde) aber sonst:
Für Leute, die ohne Anstrengung von A nach B kommen möchten, ist heute das Pedelec eine zu reizvolle Alternative und wer effizient lange Strecken fahren möchte, greift zum VM.

Meine (kurzen) Fahrten im Alltag habe ich meistens mit dem Up erledigt, weil es einfacher war (das hat sich erst kürzlich mit dem Kauf des Schweizer Modells etwas geändert), aber für Einkäufe, Kino, Theater & Co sehe ich keinen Bedarf an einspurigen Liegen.

Gruß
Christoph
 
My 2 cents: für mich gibt es durchaus einen Bedarf. Und zwar wenn ich möglichst weit in eine Richtung und dann mit der Bahn zurück fahren möchte (mache ich in üblichen Sommern zB abends mit Freunden, aber auch zur Arbeit). Man hat einfach mehr Auswahl an Tourenmöglichkeiten. Trikes sind hier weniger flott. Ups nerven mich ab 40 km. Ich sehe hier keine bessere Möglichkeit als einen schnellen Einspurer. Und herrlicher fahren als Up-Pedelecs tun sie natürlich auch.
Ups sind selbst im Stadtverkehr für mich keine Alternative, da ich die Möglichkeit maximaler Verzögerung ohne Abstieg über den Lenker bevorzuge. Wobei ich für den Stadtverkehr auch Trikes gut finde.
 
Ja, irgendwie scheint es hier für viele einen Bedarf an einspurigen Liegen zu geben ;)
Ich möchte sie nicht missen.
Aber das:
Ups sind selbst im Stadtverkehr für mich keine Alternative, da ich die Möglichkeit maximaler Verzögerung ohne Abstieg über den Lenker bevorzuge.
Ist nicht Dein Ernst, oder?

Gruß
Christoph
 
  • Warum konnte sich gar niemand (intern und extern) für den Earthglider erwärmen, obwohl das ein durchaus ambitioniert durchdachtes Konzept war?
Nun ja, 7000 Euro für ein Rad mit 24kg Gesamtgewicht sind schon sportlich, wobei das Teil auch nur einen Stahl-Rahmen hat. Und der Heckkoffer scheint mir diplomatisch ausgedrückt suboptimal zu sein. Auch beim Durchgehen der specs kommt bei mir kein gutes Gefühl auf. Als Schaltwerk ist "Shimano Alfine 8-fach" angegeben. Das gibt es nicht. Die Alfine ist eine Nabenschaltung, verbaut ist aber eine Kettenschaltung wie man an den Bildern sehen kann. Dann der Verzicht auf einen Umwerfer ...

Ich habe nach einem misslungenen Versuch mit dem Flevobike 2001 ein SMGT-Rahmenkit für ca. 2200 DM beim Hersteller gekauft und das Rad mit vorhandenen Teilen aufgebaut. Das war mir der Versuch wert, auch weil ich das Rad bereits ausgiebig probegefahren war. Zwei Jahre später habe ich das Rad wieder mit wenig Verlust verkauft (Garantiefall).

Die letzten Meldung des Erbauers auf der Webseite ist übrigens:
05.02.2019
Ich bin momentan als Entwicklungsdienstleister ausgelastet und kann daher momentan keinen Earthglider aufbauen (ich muss auch von etwas leben). Wann ich wieder ein Fahrrad anbieten kann, ist noch offen.


Damit sollte sich die Frage bzgl. der fehlenden Nachfrage erledigt haben.
 
@alex123 : Kommt sehr auf die Form an... Wenns "nur" ne GFK Form ist und die Formgebung kompliziert, kann schon 1-2 dutzend Abzügen die Form hinüber sein.
 
O.K., ich kenne den "Penninger Todessturz" nur aus d.r.f.
Tot bin ich nicht m.W., aber das Vergnügen, bei einer Fahrt mit einem Up über den Lenker zu gehen, hatte ich schon 2x. Irgendwie habe ich keine Lust, praktisch zu testen, ob das durch scharfes Bremsen mit der VR-Bremse nun möglich ist oder nicht. Aus den Erfahrungen heraus, dass man Lieger hinten anlupfen kann, schlussfolgere ich einfach mal, dass diese Gefahr nicht nur mathematisch-physikalisch besteht.
 
Ich bin von dem Earthglider immer noch sehr fasziniert. Den als S-Pedelec und er wäre mir. Häns
Ich hätte den auch so genommen wie er angeboten wurde (habe im Moment keinen Bedarf für "-E").

Irgendwie war es unglücklich: als ich den Earthglider von Uli Sommer an der Spezi probefahren konnte, hatte ich das nötige Kleingeld nicht an Lager, und als ich es dann hatte, bot er den Earthglider nicht mehr an.
Ich habe dann als "Schlechtwetter"-Fahrzeug ein gebrauchtes GoOne Evolution geschnappt, das zwar bestimmt nicht perfekt ist (und selbstredend nicht denselben Fahrspass wie ein Einspurer bietet), aber es hat im ersten "Winter" seinen Zweck vollkommen erfüllt. Velomobil als Verlegenheitslösung...
 
Die Fazination des Earthgliders bestand für mich darin, dass er den Eindruck einer engen Integration von Fahrzeug und Fahrer vermittelt, wozu auch die Kombination von Farbe und Material bei Vorderradverkleidung und Heckkoffer beitrug. Dazu die flache Sitzhaltung, mit UDK-Lenker, deren Linie vom Heckkoffer fortgeführt wird und der Streamer, der diese Linie vorne beginnt, ohne klotzig zu wirken. Ich hätte gewaltig Lust auf einen gehabt, allerdings hat wie @Eilemitweile mich der Einstandspreis abgeschreckt.
Nüchtern betrachtet, geht all das oben Beschriebene allerdings auch mit anderswo erhältlichen Standardkomponenten wie unverkleidetem Tiefliegerrahmen, Novosport-Heckkoffer, Streamer von HPVelo und gemeuffelter Vorderradverkleidung.- Vermutlich deutlich preiswerter, erst recht auf dem Gebrauchtmarkt.

Zum mangelnden Appeal von Liegezweirädern: Kann es sein, dass die im Vergleich zu Uprights deutlich horizontalere Haltung samt Pedalieren nach vorne viele Zeitgenossen an das Strampeln von Kleinkindern erinnert? Dergleichen löst eher "Brutpflegereflexe" aus als Überlegungen zur Effinzienz eines Verkehrsmittels. Die typische vornübergebeugt RR-Haltung wirkt weitaus eher nach ernsthafter Arbeit oder den ersten Sekunden nach dem Start aus den Blöcken beim Sprinten. Liegedreiräder wirken da schon wieder extrem cool und entspannt und fallen aus diesem Schema.

Weitere Lösungsansätze: Die Automobilgeschichte zeigte immer wieder Konstruktionen, die einige Zeit weithin anerkannt waren, wie luftgekühlte Motoren, Heckmotor oder Citroens Hydropneumatik und die nach kürzerer oder längerer Zeit weitestgehend durch Mainstreamlösungen wie die heute anerkannte Formel des wassergekühlten, vorne eingebauten Reihenmotors bzw. in Sachen Federung durch immer bessere McPherson Federbeine verdrängt wurden. Irgendwann wird auch der Verbrenner durch den Elektroantrieb abgelöst werden.
Bei Velomobilen beobachte ich ähnliche Tendenzen: Velayo, Milan, Quest sind immer noch hoch anerkannt, aber die heutige Standardformel sieht anders aus: Kleine vordere Radhäuser mit unverkleideten und straff gefederten Vorderrädern, "Welle" im oberen Rumpfbug, relativ kleiner Einstieg und Kopfrippe.

Parallele Entwicklungen halte ich auch in Sachen unverkleideter Liegen möglich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Thema Earthglider:
Schnell und alltagstauglich? Selbst als Baron-Fan muss ich eingestehen, dass er mir zum Einkaufen immer zu flach war.
My 2 cents: für mich gibt es durchaus einen Bedarf. Und zwar wenn ich möglichst weit in eine Richtung und dann mit der Bahn zurück fahren möchte
Ich sehe da folgende Nische:
  • Bequem und alltagstauglich (z.B. Kofferraum) aber trotzdem schnell. Das erreicht der Earthglider, weil er eine flache Sitzposition hat und die Front und der Koffer optimal darauf abgestimmt sind. So hat man nicht eine minimalistische Rennliege mit ihren Nachteilen, aber trotzdem aerodynamisch besser als vieles auf dem Markt.
  • Ist von den Maßen her näher am normalen Fahrrad, d.h. Mitnahme im Zug etc. problemlos möglich. Das setzt natürlich voraus, dass die Front mit wenigen Handgriffen demontiert werden kann.
  • Ist wendiger; mit dem Velomobil braucht man Straßen – wenn man auch enge Radwege fahren will und auch schlechteren Untergrund, ist so ein Rad deutlich besser.
  • Ist weniger empfindlich; selbst wenn es von der Größe her passt, will man ein Velomobil nicht zusammen mit anderen Rädern in ein überfülltes Fahrradabteil quetschen, weil es nur eine Frage der Zeit ist, bis es jemand beschädigt. Ein Fahrradrahmen ist da deutlich weniger empfindlich, ebenso der recht steife Heckkoffer. (Die Front würde ich, wie gesagt, demontieren, wenn es in Sekunden geht.)
In der Summe also etwas, was näher am normalen Fahrrad dran ist als ein Velomobil, aber trotzdem schnell ist. Weniger Vorbereitung, einfach draufsetzen und losfahren; auch bei Regen (Radverkleidungen + Frontverkleidung), auch wenn man was mitnehmen muss (keine Satteltaschen montieren, sondern einfach in den Koffer reinwerfen), einfach auch auf schlechteren Wegen und engen Kurven fahren. Problemlos wie ein Velomobil, aber mit der Möglichkeit, Fahrrad-Infrastruktur zu benutzen.

Da gibt es momentan einfach wenig auf dem Markt. Der Earthglider geht in diese Richtung, ist aber noch deutlich zu schwer (man stelle sich vor, man muss das Ding durch das Treppenhaus in den Keller tragen), und wahrscheinlich auch noch zu sperrig; mit z.B. einem kleinen Hinterrad könnte man aber die Maße kompakter machen.
 
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