"Berufung": Das ist so ne Sache
Ich denke, das wird auch glorifiziert. Letztendlich arbeitet man meistens für das Geld, auch wenn der Job an sich Spaß macht. Aber es gibt eben einen Unterschied zwischen dem, worauf man gerade Lust hat, und wofür die Kunden zahlen. Da muss man sich eben zu einem gewissen Maß verbiegen; und wenn auch nur, wie
@ulibarbara beschrieben hat, dass man eben eine suboptimale Lösung abliefert, weil es eben fertig werden muss und der Kunde nicht für Perfektionismus zahlt.
Wenn man in permanenten finaniellen Nöten leben muß, kann auch die schönste "Berufung" zur Qual werden.
Genau.
aus sozialen Gründen (die netteren Leute, eine gute Möglichkeit, "in Würde zu altern")
Ein nettes Umfeld gibt es aber in vielen Berufen. Vielleicht nicht unbedingt die, wo die ganzen geldgeilen Idioten hingehen; aber ich würde auch nicht in bestimmte Sozialberufe gehen, wo der Berufsalltag durch den Kampf um viel zu knappe Ressourcen bestimmt ist, und das Betriebsklima vergiftet.
Aus eigener Erfahrung kann ich die (akademische) Forschung empfehlen. Da habe ich sehr viele sehr nette Leute kennen gelernt; man hat sehr viel Freiheiten, aber eben auch teils prekäre Arbeitsverhältnisse und den ständigen Druck, Ergebnisse liefern zu müssen und von einer Befristung zur nächsten zu arbeiten. Es gibt Leute, für die ist das super; für mich war es das nicht.
dass ich nicht wirklich "Künstler" bin, sondern eher (Kunst-) Handwerker.
Das ist wohl bei den meisten künstlerischen Berufen so. Da muss man schon sehr großes Glück haben, um alleine von der Kunst leben zu können.
- (Schul-) Ferien: Das ist natürlich ein gewichtiges Argument, gerade mit den Kindern. "Normaler" Lehrer zu werden ist daher auch durchaus eine Variante, über die ich nachdenke, fühlt sich aber gerade eher nach Bausparvertrag an als nach Yeah.
Lehrer ist wohl schon ein guter Beruf, wenn man es mag. Aber da gibt es eben auch eine hohe Einstiegshürde; zuerst einmal eine Ausbildung für Quereinsteiger, und dann sind die ersten Jahre noch stressig, bis man Routine hat und seine Unterrichtsmaterialien wiederverwenden kann.
Ich habe somit theoretisch viel "freie" Zeit, bin aber zeitlich nicht wirklich flexibel
Das wird als Lehrer (an einer staatlichen Schule) sicher nicht besser. Da ist die Zeit zwar planbarer und weniger fragmentiert, aber letztendlich hast du auch einen festen Job mit wenig Flexibilität.
Wenn du Flexibilität haben willst, dann entweder mit einer freiberuflichen Tätigkeit, die ausreichend gut bezahlt ist (aber viele Freiberufler arbeiten sich auch kaputt) – oder eben eine Stelle, die es dir erlaubt, mit Teilzeit + Gleitzeitregelung genug freie Zeit zu lassen, und trotzdem zumindest so viel Geld abwirft, dass es für eine sparsame Lebensweise reicht.
Im bereich energie armes bauen, dammung und ahnliche themen ist zumindest hier in Holland sehr viel los. Gerade dir sector bau und technik sucht wie bessessen leute.
Das würde wegen des Umwelt-Aspekts passen. Und ja, ich habe auch den Eindruck, dass sich da viel tut. Während früher Handwerker oft zu ignorant waren und nur so arbeiten konnten, wie sie es schon immer gemacht haben, bemerke ich in letzter Zeit viel Innovation und durchdachte Lösungen. Und gerade im Bereich Energieeffizienz reicht kein Tunnelblick, sondern da braucht man Leute, die alles im Blick haben und alle Stellen, wo vermeidbare Verluste auftreten, erkennen und verstehen.
Das Physikstudium ist dann wohl verjährt. Das wird bei Arbeitgebern als "ohne brauchbare Ausbildung" eingeordnet.
Denke ich nicht. Physik verjährt in diesem Sinne nicht. ABER: Bezahlt wird nicht Wissen (was sich jeder vergleichsweise schnell anlesen/antrainieren kann), sondern Erfahrung und Effizienz – das sind die Dinge, die nicht so einfach kopierbar sind, sondern viel Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Und auch nicht unbedingt „nebenbei“, sondern man muss schon (zumindest zeitweise) Vollzeit daran arbeiten.
Nun stellt sich (für Dich) die Frage, lieber Peer, was ist Deine Hauptmotivation?
So ist es. Oder anders gesagt: Was willst du wirklich erreichen? Wie viel bist du bereit, zu opfern? Randy Pausch sagte:
The brick walls are there for a reason. The brick walls are not there to keep us out; the brick walls are there to give us a chance to show how badly we want something. The brick walls are there to stop the people who don't want it badly enough. They are there to stop the other people!
Fazit: Ich denke, realistische Möglichkeiten gibt es schon einige – sicher kein Königsweg, aber eine Kombination aus Lernwillen und gut zahlender Branche sollte genug abwerfen, dass man sich nicht in Vollzeit plus Überstunden kaputtarbeiten muss.