Jobeinstieg Physik nach 17 Jahren Pause

Hallo Peer,
da ich den Tip in diesem Faden nicht gelesen habe (falls ich es überlesen habe - sorry). Du hat natürlich auch die Möglichkeit dich in einem Netzwerk wie XING anzumelden und dort z.B. Kontakt zu Headhuntern aufzunehmen. Die haben bestimmt schon öfter mit solchen Fällen zu tun gehabt und helfen dir sicherlich auch den passenden Job zu finden :) - bei Vermittlung erhalten sie natürlich eine entsprechende Prämie...
Viele Grüße und viel Erfolg
Sanduleak
 
Das deutsche Wort Beruf kommt von Berufung. Die wenigsten Menschen dürfen ihre Berufung leben, bei einer Umfrage vor etlichen Jahren gaben rund 70% an, sie verlassen morgens nur das Haus, weil sie das Geld brauchen (!) - es ist halt nur ein "Job" und nicht ihre "Berufung". Mal ganz ganz ehrlich: viele schleppen sich doch nur durch das Leben ... (es ist aber gefährlich, dass auch in der Öffentlichkeit zuzugeben).

Es gibt da mehrere Lebensmodelle: neben dem Idealfall der "Berufung" ist es auch möglich, die eigentlichen Seeleninteressen in der Freizeit zu leben. Oft geht das gar nicht anders und manchmal funktioniert das auch ganz gut, wenn der "Job" und der Rest nicht zu stressig ist.

Wir sprechen also von 2 Bereichen, die im ersten Moment nix miteinander zu tun haben: Broterwerb und glühende Lebensinteressen. Idealerweise fallen sie zusammen oder überschneiden sich wenigstens noch hinreichend.

Firmenkultur, Kollegenkreis, Branche etc. haben jedoch einen nicht weniger großen Anteil am persönlichen Lebensglück auf der Arbeit.

Nun stellt sich (für Dich) die Frage, lieber Peer, was ist Deine Hauptmotivation? "Nur" auf angenehme Art Geld verdienen? Oder die persönliche Befriedigung im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich? Möglichst noch in einem Bereich, der gewissen Idealen (Umwelt) entspricht?

Die Gewichtung spielt hier die entscheidende Rolle. Und es ist halt ein enormer Unterschied, keine Perspektive mehr in der jetzigen Lebensgestaltung zu sehen oder ein klares Ziel vor Augen zu haben, das unbedingt realisiert werden will.

Ideale sind insofern "gefährlich", als sie uns über lange Strecken des Lebens begleiten und gelebt werden wollen. Man kann sie beruflich verwirklichen - oder eben im privaten Bereich umsetzen. Zu verlangen, dass Geld verdienen im Bereich der eigenen Interessen und (!) der höchstindividuellen Ideale stattfindet, ist möglich und in jedem Fall anzustreben, aber möglicherweise auch gar nicht realisierbar und es sind bei weitem nicht die einzigen Faktoren.

Wenn ich das richtig interpretiere, führst Du momentan ein sehr freies Leben mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Es gibt (für mich) nichts tödlicheres wie der Zwang zur täglichen Routine: aufstehen, Zähne putzen, Weg zur Arbeit ... vom Freiberufler zum Angestellten ist eine ganz harte Nummer! Sie kann gut gehen, das hängt nur von Dir ab. Nach meiner pers. Erfahrung ziehts die Menschen aber mit zunehmendem alter ganz klar in Richtung Freiheit. Und nicht umgekehrt.

Das sind alles nur Denkanstöße allg. Art - mehr nicht. Keine Aussagen über eine bestimmte Person hier. Alles im Leben ist ein Prozess. Prozesse brauchen ihre Zeit.

Viel Glück dabei - Andreas


P.S. Und noch etwas: Quantenmechanik und allgemeine Relativitätstheorie kann man nicht "verstehen"! Aber man gewöhnt sich dran ... ;)
 
Wenn man in permanenten finaniellen Nöten leben muß, kann auch die schönste "Berufung" zur Qual werden. Die Frage, ob man kompromisslos der Berufung folgen sollte, ist nicht ganz so einfach zu beantworten wie ich finde.
 
Versuch es mal auf Messen, mit Firmenvertretern ins Gespräch zu kommen
auf der Messe fragen was die Firma macht OK, aber nach Job fragen wünscht man sich auf der Messe weniger. Die Firmen nehmen eine Menge Geld und Zeit in die Hand um auf der Messe auszustellen, das soll Käufer informieren. Die Zeit ist zu teuer für Jobsucher oder Firmen, die dann am Messestand ihr eigenes Produkt verkaufen wollen, sich aber selbst keinen Stand leisten können.

IT ja, gute Entwickler sind gesucht. Dann wärs aber gut, wenn man ein bisschen Erfahrung mit einer Programmiersprache hat, Physiker haben das meistens.
 
Ideale sind insofern "gefährlich", als sie uns über lange Strecken des Lebens begleiten und gelebt werden wollen. Man kann sie beruflich verwirklichen - oder eben im privaten Bereich umsetzen. Zu verlangen, dass Geld verdienen im Bereich der eigenen Interessen und (!) der höchstindividuellen Ideale stattfindet, ist möglich und in jedem Fall anzustreben, aber möglicherweise auch gar nicht realisierbar und es sind bei weitem nicht die einzigen Faktoren.

Wenn man in permanenten finaniellen Nöten leben muß, kann auch die schönste "Berufung" zur Qual werden. Die Frage, ob man kompromisslos der Berufung folgen sollte, ist nicht ganz so einfach zu beantworten wie ich finde.

Ich empfehle dazu, auch an den Fragesteller, bei Interesse: "Work ist not a Job" von Catharina Bruns zu lesen. Man muss bei dieser Art der Betrachtung aber immer darauf achten nicht Sklave seiner eigenen Firma zu werden.
 
Was in der Situation von @Peer auch sehr gut passen könnte (Job im Prinzip vorhanden, relativ freie Zeiteinteilung):

Mitarbeit im einen oder anderen Projekt (Teilzeit).
So kommt man selbst mehr in die neue Arbeit rein und kann auch verschiedene Sachen probieren.
Ein möglicher Brötchengeber hat nicht das Risiko, gleich alle Kosten eines Angestellten zu tragen.
Wenn's passt und die Firma auch mehr brauchen kann, folgt ein Vollzeitjob dann sowieso mehr oder weniger automatisch.
Dies könnte man durchaus auch bei Headhunter/Personalvermittler/Leihfirma genau so ansprechen.
 
Also ich arbeite jetzt in einen beruf wo es keine genau passende schuhlung fur gibt. Meine beide collegen die den gleichen job machen haben eine ander ausbildung als ich. Ich kenne sehr viele leute die nicht in dem beruf arbeiten fur dem sie gelernt haben. Trotzdem ist die arbeitsbeziehung gut und sowohl arbeitgeber als arbeiter sind damit zufrieden.

Im bereich energie armes bauen, dammung und ahnliche themen ist zumindest hier in Holland sehr viel los. Gerade dir sector bau und technik sucht wie bessessen leute. Hier in unsere nahe im osten von Holland gibt es eine grosse weltweit arbeitende firma die in Utrecht ein neues Buro geoffnet hat weil die leute nicht in der provinz wohnen wollen.

Ich bin 47 und arbeite jetzt 10 jahre beim gleichen arbeitgeber. So lange war ich noch nie beim gleichen. Mal ganz nuchtern, schlimmer wird es nicht, du konntest vielleicht wieder auf deine jetztige arbeiten zuruckfallen. Also gibt es nur was zum gewinnen, bei der personliche entwicklung und auch financiel.
 
Schön, dass der Tenor zu sein scheint, dass da schon noch was geht. Mir war eh klar, dass (speziell in meinem Fall m)ein Physikstudium weniger als Qualifizierung interessant ist, sondern eher als ultimativer Eignungstest...

Damals hätte der Eignungstest noch ultimativ gegolten, aber jetzt ist er 15 Jahre her. Damals warst du 25, jetzt bist du 40 (schätzungsweise).

Ein paar konkrete Hinweise waren ja auch dabei, die werde ich mir mal ansehen, bisher war es immer so, dass meine Jobs mich gefunden haben...
Sollte das doch nicht ganz so einfach sein (wird es wohl nicht...), muss ich mir mal ernsthafter Gedanken machen, was ich eigentlich genau möchte und wieviel Vorleistung ich in meiner aktuellen Situation erbringen kann.

Es waren ja durchaus romantische Ansätze dabei. Arbeiten an sich ist hierzulande kein Problem, aber die Bezahlung und das Umfeld sollten natürlich auch stimmen.

Bei uns (Elektronikentwicklung) z.B. sieht es so aus, dass wir von ganz oben her Einstellungsstopp haben. Quasi schon immer, aber mit kurzen Unterbrechungen. Wir haben auch schon gute Absolventen, die bereits als Studenten bei uns waren, deswegen nicht nehmen können/dürfen. Die Unmengen an Arbeit, die wir trotzdem haben, fackeln wir ab, indem wir uns Leute leihen. Heute allerdings in wesentlich gringerem Ausmaß als ca. vor 10 Jahren. In letzter Zeit sieht das so aus, dass bei bedarf ein Ingenieursverleiher mit einem Kandidaten zu uns kommt und diesen vorstellt, bzw. der Kandidat sich selber. Mein Chef macht drei Termine (mit drei Leuten) und wählt dann aus. Der "Auserwählte" bekommt manchmal wirklich erst dann einen Arbeitsvertrag mit seinem Ingenieursverleiher (das sind öfter mal Arbeitssuchende), und wird 1:1 an uns weiterverliehen (zum oft beklagten Fachkräftemangel habe ich meine ganz eigene Meinung...).

Wenn sich einer vernünftig anstellt und das Glück hat, bei einer Unterbrechung des Einstellungsstopps schon bei uns zu arbeiten, hat er Chancen übernommen zu werden. So bin ich als Quereinsteiger in die Firma reingerutscht. Nach gut drei Jahren auf "Warteposition", damals waren die Leihverhältnisse noch nicht auf 18 Monate limitiert... Bei einem Kollegen hat's noch wesentlich länger gedauert.

Ich schreib' das nicht so ausführlich, weil ich dich demotivieren möchte, sondern weil ich das für Quereinsteiger als realistisch ansehe. Wenn du Glück hast, stimmen wenigstens der Job und das Umfeld. Ich drück' dir die Daumen.

bergauf
 
Zuletzt bearbeitet:
So, nun schreibe ich doch noch mal was zu einigen der Anmerkungen:

- "Berufung": Das ist so ne Sache, Musik studiert habe ich letzlich eher aus sozialen Gründen (die netteren Leute, eine gute Möglichkeit, "in Würde zu altern"), es ist nicht der Weg, der mir von meinen Begabungen nahegelegt wurde und war / ist durchaus steinig. Als Kind habe ich als Berufswunsch Erfinder angegeben. Insgesammt muss ich auch feststellen, dass ich nicht wirklich "Künstler" bin, sondern eher (Kunst-) Handwerker. Wäre ich mit meiner Musik 100% happy, würde ich nicht darüber nachdenken, noch mal Grundlegendes zu ändern.

- Finanzierung: es gibt keinen zwingenden Grund, gerade mehr zu verdienen, ich mache zwar in der Tendenz etwas Miese, das ist aber so moderat, dass ich es mir aufgrund meines Backgrounds erlauben kann. Aber s.o., wäre ich gerade total zufrieden, könnte ich das auch besser rechtfertigen...

- "Freiheit": Meine Unterrichtstage sind gerade mäßig frei, da sie sich nach einem komplizierten Stundenplan-Konstrukt richten. Ich habe somit theoretisch viel "freie" Zeit, bin aber zeitlich nicht wirklich flexibel - Madeleine pendelt für drei Tage, da habe ich die Kids alleine, am Wochenende gibt es dann oft mal Tontechnik-Jobs. Ich komme letzlich mit Kindern, Repro etc. gerade auf ca. 10h selber Schlagzeug spielen die Woche, das ist zu wenig, um "im Fluss" zu sein, nimmt aber genug Zeit, um für die "reinen Hobbies" nicht so viel übrig zu lassen. Bleiben die

- (Schul-) Ferien: Das ist natürlich ein gewichtiges Argument, gerade mit den Kindern. "Normaler" Lehrer zu werden ist daher auch durchaus eine Variante, über die ich nachdenke, fühlt sich aber gerade eher nach Bausparvertrag an als nach Yeah.

Gerade geht es mir vor allem darum, mir mal Möglichkeiten jenseits von "weiter so" oder Physiklehrer klar zu machen, damit ich mich dann besser entscheiden kann.

Gruß, Peer
 
Ich denke die Chancen auf einen Wiedereinstieg stehen nicht so schlecht. Es wird wahrscheinlich eine Menge Arbeit und viele erfolglose Bewerbungen brauchen, doch kreative Köpfe (zeigt auch die Musik) sind immer gefragt.

Damals hätte der Eignungstest noch ultimativ gegolten, aber jetzt ist er 15 Jahre her. Damals warst du 25, jetzt bist du 40 (schätzungsweise).
Auch wenn es nicht mehr der ultimative Eignungstest ist, so zeigt der Abschluss immer noch, dass man in der Lage ist sich in verschiedenste technische Sachverhalte einzuarbeiten. Und die meisten Dinge aus dem Studium hat sowieso kurz danach vergessen:oops:

Grüße, Robert
Physiker
 
Spannend. Interessiert mich wie es weitergeht.
Ich denke, Du bist grade in einer Krise und siehst alles sehr dunkel:
"Berufung": Das ist so ne Sache, Musik studiert habe ich letzlich eher aus sozialen Gründen (die netteren Leute, eine gute Möglichkeit, "in Würde zu altern"), es ist nicht der Weg, der mir von meinen Begabungen nahegelegt wurde und war / ist durchaus steinig. Als Kind habe ich als Berufswunsch Erfinder angegeben. Insgesammt muss ich auch feststellen, dass ich nicht wirklich "Künstler" bin, sondern eher (Kunst-) Handwerker. Wäre ich mit meiner Musik 100% happy, würde ich nicht darüber nachdenken, noch mal Grundlegendes zu ändern.
Das finde ich interessant. Offensichtlich braucht man überhaupt keine Begabung, um ein Musikstudium erfolgreich abzuschließen. Erstaunlich, da es ja um die Studienplätze schon eine riesen Konkurenz gibt und man viele Jahre oder gar Jahrzehnte täglich mehrere Stunden üben muss, um einen zu bekommen.
Was ist ein Künstler? Also ich weiß nicht, wie es bei den Jazzmusikern ist, aber ein klassischer Musiker ist kein Künstler im Sinne von kreativ. Der Raum für Kreativität ist beim klassischen Musiker sehr gering.
Ich halte die Tätigkeit des Erfinders für sehr kreativ (ohne das wirklich beurteilen zu können, weil ich keiner bin.) Erfinder wollen die meisten Männer werden. Um das zu verwirklichen, brauchst Du lediglich etwas Zeit und Geld, die Du in die Erfinderei investieren kannst. Deine Kosten wieder reinholen oder gar reich werden, das dürfte schon deutlich schwieriger sein (und ohne richtig viel Glück wahrscheinlich garnicht möglich sein. Oder hohe Erfindungsgabe im Bereich der Vermarktung.)
Wäre ich mit meiner Musik 100% happy, würde ich nicht darüber nachdenken, noch mal Grundlegendes zu ändern.
Glaub mir, würdest Du was anderes machen, würdest Du jetzt genauso sagen: "Wäre ich mit abcd 100% happy, würde ich nicht ...."
Letztendlich ist es relativ egal, was man beruflich macht, denke ich. Es geht darum, Anerkennung zu bekommen und sich finazieren zu können. Jede Tätigkeit, die das ausreichend bringt, ist eine gute Tätigkeit.
Hinzukommt: Wenn man etwas Neues macht, wird man es erstmal eine Weile schlecht machen.
Ich komme letzlich mit Kindern, Repro etc. gerade auf ca. 10h selber Schlagzeug spielen die Woche, das ist zu wenig, um "im Fluss" zu sein, nimmt aber genug Zeit, um für die "reinen Hobbies" nicht so viel übrig zu lassen.
Ist das Schlagzeugspielen nicht mittlerweile ein Hobby? Oder machst Du noch selbst aktiv Musik?
Und Fahrradfahren braucht auch viel Zeit. Irgendwie kann man sich nicht 1000 Hobbies leisten. (Es sei denn man ist @Kraeuterbutter und braucht nie Schlaf.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Physikstudium ist dann wohl verjährt. Das wird bei Arbeitgebern als "ohne brauchbare Ausbildung" eingeordnet. Bei normalkonservativen Betrieben wirst Du also als 17 Jahre raus aus dem Beruf eingeschätzt (Musik zählt dort nicht als "richtiger" Beruf, sondern als Müssiggang). Du bist also wesentlich schlechter vermittelbar als ein junger Berufsanfänger. Es wir Dir also nichts anderes übrigbleiben als ganz weit unten mit den Gehaltsforderungen einzusteigen. Also in einem Praktikum erstmal beweisen, dass du einen 8-Stundentag durchstehen kannst und zu etwas zu gebrauchen bist. (Ich kenne aus dem Umfeld Praktikanten in den 40ern und 50ern.) Es wird dann wie zu Beginn jeder Karriere gut sein ungefähr im Jahresrhythmus die Stelle zu wechseln um grössere Sprünge im Gehalt zu erzielen, als das beim selben Arbeitgeber möglich wäre. Wenn es gut läuft wirst Du dann irgendwann den Bereich eines auskömmlichen Einkommens erreichen und eventuell den ungelernten Fabrikarbeiter überflügeln. Bis dahin musst Du überdurchschnittlich viel Zeit und Bemühung investieren und musst den Lebensunterhalt anderweitig bestreiten. Viele haben neben dem Praktikum noch einen Zweitjob um Geld zu verdienen oder einen Lebenspartner der den Familienunterhalt sichert. Wenn du dachtest dass Du schlagartig mehr Geld verdienen kannst... das Gegenteil wird der Fall sein, erstmal wird es weniger.
Das wäre alles spassig, als Single ohne Ansprüche (Du warst ja auch mal Student), aber mit Familie und Kindern ist das eigentlich zum Scheitern verurteilt, weil Du den Breakeven nicht schaffst. Du hast verhältnismässig wenig Zeit und brauchst verhältnismässig viel Geld.
Wenn du die Wahl hast würde ich versuchen über Teilzeit 2. und 3. Jobs von hinten in den Arbeitsmarkt schleichen, als es vom Start weg mit einer Vollzeitstelle zu versuchen.
 
"Berufung": Das ist so ne Sache
Ich denke, das wird auch glorifiziert. Letztendlich arbeitet man meistens für das Geld, auch wenn der Job an sich Spaß macht. Aber es gibt eben einen Unterschied zwischen dem, worauf man gerade Lust hat, und wofür die Kunden zahlen. Da muss man sich eben zu einem gewissen Maß verbiegen; und wenn auch nur, wie @ulibarbara beschrieben hat, dass man eben eine suboptimale Lösung abliefert, weil es eben fertig werden muss und der Kunde nicht für Perfektionismus zahlt.
Wenn man in permanenten finaniellen Nöten leben muß, kann auch die schönste "Berufung" zur Qual werden.
Genau.
aus sozialen Gründen (die netteren Leute, eine gute Möglichkeit, "in Würde zu altern")
Ein nettes Umfeld gibt es aber in vielen Berufen. Vielleicht nicht unbedingt die, wo die ganzen geldgeilen Idioten hingehen; aber ich würde auch nicht in bestimmte Sozialberufe gehen, wo der Berufsalltag durch den Kampf um viel zu knappe Ressourcen bestimmt ist, und das Betriebsklima vergiftet.

Aus eigener Erfahrung kann ich die (akademische) Forschung empfehlen. Da habe ich sehr viele sehr nette Leute kennen gelernt; man hat sehr viel Freiheiten, aber eben auch teils prekäre Arbeitsverhältnisse und den ständigen Druck, Ergebnisse liefern zu müssen und von einer Befristung zur nächsten zu arbeiten. Es gibt Leute, für die ist das super; für mich war es das nicht.
dass ich nicht wirklich "Künstler" bin, sondern eher (Kunst-) Handwerker.
Das ist wohl bei den meisten künstlerischen Berufen so. Da muss man schon sehr großes Glück haben, um alleine von der Kunst leben zu können.
- (Schul-) Ferien: Das ist natürlich ein gewichtiges Argument, gerade mit den Kindern. "Normaler" Lehrer zu werden ist daher auch durchaus eine Variante, über die ich nachdenke, fühlt sich aber gerade eher nach Bausparvertrag an als nach Yeah.
Lehrer ist wohl schon ein guter Beruf, wenn man es mag. Aber da gibt es eben auch eine hohe Einstiegshürde; zuerst einmal eine Ausbildung für Quereinsteiger, und dann sind die ersten Jahre noch stressig, bis man Routine hat und seine Unterrichtsmaterialien wiederverwenden kann.
Ich habe somit theoretisch viel "freie" Zeit, bin aber zeitlich nicht wirklich flexibel
Das wird als Lehrer (an einer staatlichen Schule) sicher nicht besser. Da ist die Zeit zwar planbarer und weniger fragmentiert, aber letztendlich hast du auch einen festen Job mit wenig Flexibilität.

Wenn du Flexibilität haben willst, dann entweder mit einer freiberuflichen Tätigkeit, die ausreichend gut bezahlt ist (aber viele Freiberufler arbeiten sich auch kaputt) – oder eben eine Stelle, die es dir erlaubt, mit Teilzeit + Gleitzeitregelung genug freie Zeit zu lassen, und trotzdem zumindest so viel Geld abwirft, dass es für eine sparsame Lebensweise reicht.
Im bereich energie armes bauen, dammung und ahnliche themen ist zumindest hier in Holland sehr viel los. Gerade dir sector bau und technik sucht wie bessessen leute.
Das würde wegen des Umwelt-Aspekts passen. Und ja, ich habe auch den Eindruck, dass sich da viel tut. Während früher Handwerker oft zu ignorant waren und nur so arbeiten konnten, wie sie es schon immer gemacht haben, bemerke ich in letzter Zeit viel Innovation und durchdachte Lösungen. Und gerade im Bereich Energieeffizienz reicht kein Tunnelblick, sondern da braucht man Leute, die alles im Blick haben und alle Stellen, wo vermeidbare Verluste auftreten, erkennen und verstehen.
Das Physikstudium ist dann wohl verjährt. Das wird bei Arbeitgebern als "ohne brauchbare Ausbildung" eingeordnet.
Denke ich nicht. Physik verjährt in diesem Sinne nicht. ABER: Bezahlt wird nicht Wissen (was sich jeder vergleichsweise schnell anlesen/antrainieren kann), sondern Erfahrung und Effizienz – das sind die Dinge, die nicht so einfach kopierbar sind, sondern viel Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Und auch nicht unbedingt „nebenbei“, sondern man muss schon (zumindest zeitweise) Vollzeit daran arbeiten.
Nun stellt sich (für Dich) die Frage, lieber Peer, was ist Deine Hauptmotivation?
So ist es. Oder anders gesagt: Was willst du wirklich erreichen? Wie viel bist du bereit, zu opfern? Randy Pausch sagte:
The brick walls are there for a reason. The brick walls are not there to keep us out; the brick walls are there to give us a chance to show how badly we want something. The brick walls are there to stop the people who don't want it badly enough. They are there to stop the other people!
Fazit: Ich denke, realistische Möglichkeiten gibt es schon einige – sicher kein Königsweg, aber eine Kombination aus Lernwillen und gut zahlender Branche sollte genug abwerfen, dass man sich nicht in Vollzeit plus Überstunden kaputtarbeiten muss.
 
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