Ist Schweißen autodidaktisch erlernbar?

War heute gerade mal wegen anderer Dinge beim Obi und kam an dem Regal mit Schweißzubehör vorbei.
Schweißdraht 0,8mm 1kg kostet 8,99 Öcken auf der Endlosrolle.
Der 1.6er Draht von Stahlwerk kostet 12 Öcken das Kilo zuzüglich Versand.


Ansonsten gibt es noch nichts Neues von der Schweißfront.
Ist mir momentan etwas zu kalt in der Werkstatt.
Jetzt am Wochenende kommen erst mal Trike-Lifte da rein, damit ich 4 Trikes plus Platz zum Werkeln dort unterbringen kann. Raumhöhe knapp 3 Meter, da bietet sich die dritte Dimension zum Parken an.
Danach will ich den Fahrradständer lackieren und dann kommt der Gepäckträger für das Greenspeed dran.
 
Heute wollte ich eigentlich nur mal schnell die Stahlplatten an den Radschuhen "tieferlegen".
Die Platten habe ich aus einem Zimmermannsbeschlag gesägt und sie haben ca. 12mm große Löcher. Wegen dieser Löcher hatte ich zwischen Sohle und Schuh ein Stück Fahrradschlauch gelegt und der sollte jetzt weg, weil durch den Verschleiß der Sohle die Platten wieder Bodenkontakt hatten und von unten gegen den Fuß drückten beim Laufen.
Also mussten die Löcher auch weg!
Was ist da am Einfachsten?
Schweißen!
Das Schweißgerät langweilte sich sowieso schon.

Aber ein 12mm Loch in einer 1mm Platte ist schon eine Nummer!
Es sah nach einem richtig üblen Gebatze aus, weswegen ich die Rückseite auch noch mal "beschweißte".
Am Ende alles mit der Fächerscheibe geglättet und fertig.
Ich denke, die Löcher sind nicht zu im Sinne von wasserdicht, aber so gut zu, daß kein Dreck von unten durch die Schlitze der Sohle in den Schuh gelangen wird, der nicht auch zwischen Platte und Sohle durchkriechen kann.

Echt toll fand ich, daß es mir bei der zweiten Hälfte des zweiten Loches gelungen ist, komplett ohne "Elektroden-Unfälle" rumzukommen!
Daß ich gerade vorher noch einen fetten Klumpen von der Elektrode abgeschliffen hatte, behalte ich jetzt mal für mich! :ROFLMAO:
 
Ich habe mein erstes Liegerad mit Autogen geschweisst und auch etwas mit Hartlot probiert. Das ist halt schon mal das praktische: Löten und Schweißen mit dem selben Setup. Als ich das erste mal WIG geschweisst habe fühlte sich das an wie eine Airbrush Pistole. Einfach genial, aber man braucht eine ruhige Hand, da man recht nah am Metall bleibt. Später bei einem Rahmenbauer habe ich dann richtig gutes Werkzeug und die richtige Beratung gehabt und vor allem folgendes gelernt: Stahl metallisch rein und entfettet schweißt sich 200% besser als alte Fahrradrahmen mit Lack drauf!
 
Das kann ich nicht oft genug erwähnen : Sauberkeit, Sauberkeit, Sauberkeit!
Dem zu verschweißende Material darf kein Dreck, Lackreste, Rost, Fett, o.ä. anhaften, sonst wirds einfach nur gespratze und gekleckse!
 
Ich hab versucht, einen Eddingstrich nachzuschweißen, für ein "Blechtattoo". Die Eddingtinte nervt dabei auch ein wenig, hast Du da eine Empfehlung?
Also, welche Markierung kann man unterm Schweißschirm während des Schweißens noch sehen, ohne das das Schmelzbad gestört wird?
Namensschilder aus Edelstahl mit rostendem Schriftzug sehen einfach klasse aus ;)
Gruß Krischan
 
Vermutlich nicht erwähnenswert, erst recht nicht hier, aber seis drum -- ich benutze zum Anreißen gern Stifte mit Hartmetallspitze oder diese pervers gehärteten Minen-Einsätze für Fallbleistifte ... statt der komischen klassischen Reißnadel mit kurzem Griff und unhandlich langen Spitzen
 
sonst wirds einfach nur gespratze und gekleckse

Och, das Gespritze hielt sich sehr in Grenzen.
Das Blech was ursprünglich verzinkt gewesen, weswegen ich das Loch ausgefeiltg hatte und die Flächen mit der Fächerscheibe ordentlich abgezogen.
Ich meine mich zu erinnern, daß es damals, als Audi die Karossen vollverzinkte hieß, das sein ungesund zu schweißen. Allein deswegen wollte das Zink weg haben, aber auch, weil ich nicht weiß, wie sehr Zink das Schweißbad stört.

Gespritzt hat es so gut wie gar nicht.

Aber bis ich ein ca. 12 mm großes Loch zu hatte, war gut 3/4 vom 50cm Zusatzdraht weg! Das waren riesen Knubbel, weil es als Anfänger gar nicht einfach ist, ein Loch in der Größe zu zu bekommen.
Das meinte ich mit "Gebatze", daß es am Ende riesiger Metallknubbel war, der das Loch verschloß.
 
Also verzinkte Stahlteile sprozzeln ordentlich. Erst vor 2.. 3..? Tagen wieder miterlebt, welch schöne Feuerfontäne (Chinaböllerartig) das erzeugt. :D

Rost verhindert eine saubere Schweißnaht, Überdruck dito, Fingerfett ist unproblematischer als Schneidöl etc. Bremsenreiniger und andere brennende Flüssigkeiten / Rückstände verpuffen - was eine sofortige Legierung / Beschädigung der Wolframelektrode mit Überresten des Gases / Feuers erzeugt (neu anschleifen ist die Folge). Brünierter Stahl nach Strangpressen ist erstaunlicherweise absolut unproblematisch, schweißt sich wie reiner Stahl.

Metallrückstände, Faserrückstände, auch geschmolzene Glasfaserfingerschutzabschnitte (passiert, wenn Rotglut angefasst wird) sind ein ernsthaftes Problem. Pulverbeschichtungen dito, solange nicht mindestens 10 mm von Schweißnaht entfernt. Sobald sie Feuer fängt, gehts mit der Qualität ebenfalls steil bergab (Verbrennungsrückstände..).

Legierte Elektrode - womit auch immer, auch, wenns nur eine dünne Alubeschichtung ist - versaut Lichtbogen, Schweißtemperatur, Nachregelung vom Schweißgerät und Schweißnaht gerne. Bei versehentlicher Berührung nicht die Elektrode bloß abbrechen, sondern den Rest (Berührungspunkt) ausschleifen. Und zwar gründlich. Alles andere bringt Unglück, Nervenschäden und Bulimiediarrhoe. :D

Überdruck aka zu hoher Argondurchsatz (> 8 Bar über Sollargondurchsatz) sind bei Alu problematischer als bei Stahl, aber auch Edelstahl mag das nicht besonders. Zu niedriger Argondurchsatz ist jedoch problematischer, gerade bei Alu / hohen Schweißströmen. Wer beim Schweißen ordentliche Resultate anstrebt, wird das allerdings auch im autodidaktischen Prozess "learning by doing" selbst feststellen und herumexperimentieren.

Freundliche Grüße
Wolf
 

War lustig, als ich den fahrradständer geschweißt hatte:
Vor dem Schweißen noch mit Bremsenreiniger den Rohrstoß (mit Halter im Rohr montiert) gereinigt.
Beim Schweißen fing der REest, der im Rohr war gleich Feuer und das Feuer schlug aus dem zu schweißenden Spalt und den Schraubenlöchern nebenan.

Was ist die erste spontane Reaktion?
Klar, man pustet das aus!
Ist den Flammen aber völlig Wurst, solange der Schweißhelm noch unten ist! :ROFLMAO::ROFLMAO:
 
Wer beim Schweißen ordentliche Resultate anstrebt, wird das allerdings auch im autodidaktischen Prozess "learning by doing" selbst feststellen und herumexperimentieren.

Das kann ich bestätigen! Aber die Ratschläge von hier oder aus Youtube sind dabei sehr wertvoll!
Danke an dieser Stelle mal an Euch alle hier!
 
Das ist ein Rohr, was ich aus einem aufgewickelten Blechstück gemacht habe:

schweissen-rohr1.jpg


oben ist noch eine Blende drin

schweissen-rohr2.jpg


trotz nur 0,75mm Materialstärke gar nicht mal so schlecht. Es ist aber trotzdem ein bischen gemogelt. Zuerst waren ein paar sehr hohe Berge auf der Schweißnaht. Die habe ich dann im zweiten Durchlauf plattgeschweißt.

Dafür werden Kehlnäte immer noch superschlecht:

schweissen-winkel.jpg


Irgendwas mache ich bei Kehlnähten grundsätzlich falsch. Ich habe die Hälfte mehr Strom genommen, sonst wäre gar nichts gegangen. Es muß noch was anderes sein. Und ich war auch ganz dicht dran.

bergauf
 
Irgendwas mache ich bei Kehlnähten grundsätzlich falsch.
Beginne bei dem Blech, welches Wärme besser verkraftet (= dickwandiger, CrMo / Baustahl statt 1.4301 V2A etc.), mehr Wärme bedingt.
Sobald Schmelzbad sichtbar, eine kleine Kugel Zusatzmaterial knapp daneben gen Kehle tupfen. Dann mit etwas mehr Strom - sofern möglich - den Lichtbogen zum dünnerem / wärmeempfindlicheren / schlechter leitendem Material ziehen und ebenfalls (in der Mitte ca.) dazwischen einen Tupfer hinzugeben. Nur bei der ersten Brücke brauchst du etwas mehr Zusatzmaterial.

Sobald die erste Brücke besteht, nur noch leichte Schwenkbewegungen von ~1-2 mm durchführen und jeweils in die "Kehle" Zusatzmaterial hinzugeben. Nicht zu lange herumbruzzeln.

Dünn Edelstahl (schmilzt schnell weg aufgrund schlechter Wärmeleitfähigkeit) an dick CrMo:

IMG_20200201_195808.jpg

Mist, jetzt verrate ich zuviel. :ROFLMAO:

Freundliche Grüße
Wolf
 
Ich werfe hier schnell das Wort "Selberbruzzler" in die Runde.
Die Suchmaschine liefert dann den Rest auf bikeboard und anderen Plattformen.
Es geht um eine Wiener Runde, die sich stark mit Rahmenbau beschäftigt hat.
 
Gestern hat mich mein Magnet fast zur Verzweiflung getrieben: Der Elektronenstrom sprang überall hin, nur nicht zur Nahtstelle... Magnet weg, er lag genau drunter, und endlich gings. Mannmannmann, wie blöd man sein kann...
Gruß Krischan
 
Mannmannmann, wie blöd man sein kann...

Hätte mir auch passieren können, trotz Physikleistungskurs im Abi. ;-)

Nachdem ich meinen Fahrradständer geschweißt hatte, stand der ja ziemlich lange in der Werkstatt im Weg herum, weil es zum Lackieren zu kalt war.
Inzwischen ist er lackiert und steht wieder vor der Apotheke und ich habe wieder Platz!

Also heute endlich mal losgelegt mit dem Gepäckträger, der am Trike unter den Sitz soll.

Was soll ich sagen: Ich fühle mich fast, wie ein Schweißgott!
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Ich habe es nach dem Schweißen nur gebürstet.

Das Schellenstück ist auch Stahl, verzinkt. Habe ich vorher mit der Fächerscheibe ordentlich abgeschliffen.
Das Vierkant ist aus Edelstahl.

Zuerst habe ich mal ein ordentliches Loch in den Vierkant gebrannt und ein neues Stück gesägt.
Auch dieses ist am jetzt freien Ende leicht zerschmolzen.
Warum? Ich hatte nicht daran gedacht, daß der Baustahl Hitze viel schneller ableitet, als Edelstahl. Egal, der Vierkant ist im Moment eh noch zu lang, also habe ich ihn einfach umgedreht und diesmal immer erst mal den Baustahl aufgeschmolzen und dann zugegeben und den Edelstahl geschmolzen. Zum Schluß die Kehlnähte noch mal komplett aufgeschmolzen und geglättet.

ich weiß, richtig gut ist es nicht, aber dafür, daß Kehlnähte vorher nie geklappt hatten und ich zusätzlich diesmal mit der Schwarz/Weiß/Verbindung auch noch eine Schwierigkeitsstufe höher gegangen bin, finde es echt gut.

Morgen soll es weitergehen. Zeit habe ich im Moment ja genug und das Trike, dessen E-Antrieb jetzt zerlegt ist, soll ja auch schnell wieder laufen.

Aber Baustahl/Edelstahlverbindungen stehen keine mehr auf dem Plan. ;)
 
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