"In den 80ern mit dem Fahrrad durch die Stadt"

damals zu meiner Schulzeit in Augsburg gabs auch so einen Kameraden, der immer im Windschatten des großen Linien-Stadtbusses hinterherfuhr, hab ich mit einer Mischung aus Neid und Entsetzen beobachtet (vom Straßenrand aus)
Später dann führte mein Schulweg schön durch viel Grün am Lech entlang, da musste ich nicht so viel Stadt ertragen mit dem Rad
 
Als ich in den 80ern meinen ersten Tag in der Uni in Aachen hatte bin ich mit dem Bus gefahren. Geplant war das jeden Tag so zu machen. Hatte das „Glück“ an der Strecke zu wohnen, die von Bussen im Minutentakt vom Süden Aachens (Triererstraße) ins Zentrum (Bushof) bedient wurde. Zur Hauptzeit (Vorlesungsbeginn 8:00 Uhr) hieß das: Jede Minute ein Bus der so voll war, das man sich nicht mehr reinquetschen konnte. Habe ca. 20 Versuche benötigt um mir einen Platz auf der Untersten Stufe erkämpfen zu können. Die 19 Busse vorher sind ohne mich gefahren.

Habe mir dann ein Fahrrad gekauft , geschworen nie wieder Bus zu fahren und bin jeden Tag mit dem Rad gefahren.

Besonders genossen habe ich dann etwas später, dass ich von einem älteren Komolitonen sein Spind übernehmen konnte. So war schleches Wetter auch kein Problem, ist ja immer nur eine Frage der Kleidung.

Das eintägige Erlebnis der Aachener Busse hat im übringen dazu geführt, das ich bis heute in Aachen nie wieder Bus gefahren bin. Und das ist auch begründet, verbessert hat sich da bis heute nichts.

Auch wenn es erste marginale Verbesserungen der Radweginfrastruktur in Aachen gibt. Ich würde behaupten, dass Radfahren heute und in den 80er Jahren in der Stadt sich nicht verändert hat. Nur die Fahrräder sind besser geworden.
 
Ich habe mich als Kind/Teenie in der zweiten Hälfte der 80er in der Stadt auf dem Rad eigentlich grundsätzlich schon sicher gefühlt... an den größeren Straßen, wo ich unterwegs war, gab es damals schon fast überall Radwege; und wo keine waren, war i.d.R. auch nicht so viel Verkehr. Mein Schulweg (ab der 5. Klasse) ging 2,1 km quer durch die Stadt, davon ca. 1,4 km Radwege; incl. 5 Ampeln hab ich das im Extremfall in ca. 10 min. geschafft, da ich die Ampelschaltungen auswendig kannte... i.d.R. hab ich so 15 min gebraucht.
Allerdings hatte ich bei meinem 1989 neu gekauften Sursee-Trekkingrad (CrMo-Rahmen "Columbusrohr") nach 4 1/2 Jahren einen (Ermüdungs-)Rahmenbruch... das Material war offensichtlich dem harten Alltagsbetrieb incl. viel Kopfsteinpflaster nicht dauerhaft gewachsen :confused:
Das nachfolgende Bavaria-Citybike mitmassivem Stahl-Oversizedrahmen hält dagegen bis heute (wenn auch die letzten Jahre nicht mehr gefahren).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich als Kind/Teenie in der zweiten Hälfte der 80er in der Stadt auf dem Rad eigentlich grundsätzlich schon sicher gefühlt... an den größeren Straßen, wo ich unterwegs war, gab es damals schon fast überall Radwege

Glück gehabt, dass Dein Gefühl Dich nicht getrügt hat, denn schon damals waren innerörtliche Radwege unsicherer als die Fahrbahn.
 
Wobei ich heutzutage auch sehr viele rücksichtsvolle, mich beachtende und mir Vorrang gewährende Autler erlebe.

Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht - aber die absolute Anzahl der "gefährlichen Begegnungen" ist trotzdem auf eine besorgniserregende Quote gestiegen. Eigentlich passiert mir jeden Tag irgendwas! Meist ist das aber tröstlicherweise eher der "Überforderung" der Autofahrer durch die andauernde Reizüberflutung zuzuschreiben, als vorsätzlicher Missachtung des betroffenen Radlers.

Mein Sohn, der während seinen Studiums in Leipzig zu allen Jahres- und Tageszeiten alle Wege mit dem Rad erledigt hat, hat vor allem eines gelernt:
Rechne immer damit, dass Du nicht wahrgenommen wirst, denn das Ergebnis ist unabhängig von den Gründen für den Radler meist fatal!
Besonders, wenn Du an oder vor Kreuzungen überholt wirst, schau' immer, ob das Auto nicht doch abbiegt - egal, was die sogenannten Fahrtrichtungsanzeiger sagen!

Das einzige mir in Erinnerung gebliebene Erlebnis aus den beschriebenen 80ern betraf den klassischen Fall des "straßenbegleitenden Radwegs + rechts abbiegendes Auto". Und damals war im vergleich zu heute überhaupt kein Betrieb!
Auf der damaligen Hansastraße in Dresden wurde ich als 14-jähriger jäh aus meinen jugendlichen Tagträumereien gerissen, als mir plötzlich ein weisser Saporoshez die Weiterfahrt unmöglich machte. Das war zu allem Überfluss auch noch unser Wohnungsnachbar - und der hatte mich zwar kurz zuvor überholt, 10 Sekunden später aber einfach schon wieder "vergessen"... Ausser ein paar kleinen Dellen in der rechten Tür des "Schmuckstücks" war nix passiert. Ihm war das furchtbar fatal - und ich hatte eine "Erfahrung für's Leben" gesammelt, die mir bis heute schon oft das Leben, zumindest die körperliche Unversehrtheit gerettet haben dürfte.

Ansonsten muss ich konstatieren, dass die vom Autoren (vielleicht bewusst satirisch überspitzt?) geschilderten Umstände der 80er sich in der heutigen Realität 1:1 wiederfinden lassen. Die tatsächlich oder beinahe stattgefunden habenden "Wegeunfälle" im Kollegenkreis, z.B. aufgrund eines "Abprallers" von einer sich spontan öffnenden Autotür gibt es viel zu oft...

LG Holger
 
Als ich 1980 angefangen habe, regelmäßig meinen 16km langen Schulweg mit dem Rad zu fahren, gab es auf der ganzen Strecke noch keinen einzigen Radweg. Selbst 40 Jahre später gibt es auf der Strecke nur die ca. 2km die während meiner Oberstufenzeit angelegt worden sind, die zur Hälfte inzwischen ganz entschildert sind (innerorts) und zur anderen Hälfte wenigstens nur noch in Fahrtrichtung rechts freigegeben sind(außerorts).
Den außerorts Radweg konnte man mit dem Rennrad nicht befahren, weil er 365 Tage im Jahr ein einziger Scherbenhaufen war (in der langgezogenen Linkskurve krachte es regelmäßig, obwohl da fast drei Autos aneinander vorbei gepasst hätten). Der Innerorts war wegen der Hauseinfahrten (Haus ohne Vorgarten) lebensgefährlich.
Bis zum Abitur hatte ich jährlich mindestens einen schweren Unfall - klassischer Fall: Auto überholt mich und biegt dabei rechts ab. Ich bin teils wochenlang mit aufgeschürften Beinen, Armen oder Kinn und Wangen rumgelaufen, aber trotzdem immer weiter gefahren. Bis Anfang der 90er dann in FFM Hausen/Uni/Hauptbahnhof.
Schwere Unfälle hatte ich seit dem Abitur zum Glück nie wieder. Auch wenn die Verkehrsdichte sich seitdem mehr als verdoppelt hat, wird es selbst heute selten knapper. Aber ich fahre auch nach außen wesentlich offensiver und habe wesentlich bessere Bremsen, wenn es mal eng wird.

Ich erlebe heute eher mal Autofahrer, die Rücksicht nehmen, aber sie sind immer noch die Ausnahme und es hat auch schon neben mir gekracht, weil ein Autofahrer gebremst hat, um erst nach mir abzubiegen, und der folgende Autler mit so einem Verhalten überhaupt nicht gerechnet hat.
Das Anschreien, Hupen, versuchtes "Erziehen" hat sich allerdings locker vervierfacht, das war in den 80gern noch sehr selten und passiert heute dauernd.
C.
 
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