Huhu
Ihr wisst ja, ich bin Kernphysiker und habe natürlich zu Studienbeginn sofort ungebremsten Zugang zum aufkeimenden Internet gehabt, das damals außer dem WWW auch noch aus Gopher, Wais und andere Datenknoten-Strukturierungsprotokolle transportierte, neben dem unvergessenen Usenet.
Für unsere Zunft war das WWW entwickelt worden, und willfährig borgten wir Kernphysiker die neue Entwicklung allen, die auch so etwas brauchten oder wollten.
Ich will jetzt auch gar nicht dem Jahrtausendwende-Gejammer über die böse Kommerzialisierung einen weiteren Hut aufsetzen, das ist ja schon so lange her wie die Ardennen-Geschichten vom Klimbim-Opa.
Aber mir gehen gerade seit allerneuestem, so sagen wir mal seit anderthalb Jahren, die seriösen Quellen aus! Man findet kaum noch gute wissenschaftliche Artikel, und wenn, dann tauchen sie in keiner Suchmaschine auf. Auch Fachforen findet man immer seltener, manchmal sind sie geschützt wie Fort Knox, obwohl es nur um sowas profanes geht wie Lautsprecher, Fotoapparate oder Vogelhäuschenbau. Den Vogel abgeschossen hat übrigens ein Forum zu meinem 3-Liter-Auto. Die wollen einen Echtheitsnachweis von mir, damit ich weiterhin erzählen darf, wie wenig mein Auto verbraucht. Naja. Da gehe ich lieber wieder in die Kneipe und laber an der Theke die Leute voll. Ob ich nun echt bin oder ein fake-A2-Fahrer, interessiert die nicht. Hauptsache, ich gebe einen aus.
Ganz schlimm steht es um wissenschaftliche Themen, die plötzlich ins Volksbewusstsein eingedrungen sind. Über Brennstoffzellen und Batterien z.B. sind die ganzen Dissertationen (die ja schließlich veröffentlicht werden müssen) einfach zu 90% hinter Wänden verschwunden, genau wie die aus Steuergeldern finanzierten Ergebnisse dieser oder jener großen europäischen Forschungskollaboration oder die Arbeiten der ganzen Fraunhofer-Leute. Und das alles trotz Informationsfreiheitsgesetz, behördlichen Auskunfts- und Offenlegungspflichten und so. Und wie schwer es erst ist, eine brauchbare Nuklidkarte zu finden um mal ne Kernzerfallskette auszubaldowern - ich habe jetzt wieder aufgegeben das Internet dafür zu benutzen, mir eine 3,40 Meter lange Papierversion bestellt und aufgehängt. Da stehe ich nun mit dem Notizblock vor wie meine Fachkollegen in den 70er Jahren.
Nach Namen suchen geht auch nicht mehr - da fällt einem plötzlich der Exkollege wieder ein, man will gucken wo er nun arbeitet, und Google liefert keine Treffer mehr außer Stayfriends-Reklame. Da muss man dann eine russische Suchmaschine anschmeißen um zu erfahren, dass er sich seit Jahren am Institut um die Ecke den Hintern plattsitzt (und ja, er hat sich gefreut als ich bei ihm ins Büro reingeschneit kam und sich nicht absichtlich von Google unsichtbar schalten lassen).
Selbst mit Werbung kann man ja zur Not leben, umsonst soll sich schließlich kein Blogger und auch kein Jurnalist die Finger wund schreiben müssen, aber man kann ja neuerdings noch nicht einmal mehr in eine kleine begrenzte Anzahl Zeitungsartikel pro Tag reinschnüffeln, weil sie mit Ausnahme des Tagesspiegel und der TAZ, die nach wie vor nur um Spenden bettelt und sie als Dank (von mir) auch manchmal bekommt, fast das gleiche kosten wie eine Frankfurter Allgemeine auf Papier, die dann ja schließlich auch noch zum Einwickeln des Biomülls taugt.
Jedenfalls bin ich ziemlich traurig darüber. Meine riesigen, über beinahe 30 Jahre hindurch gepflegten Bookmarksammlungen weisen immer öfter ins Leere, Verschlossene oder Nutzlose. Manchmal gehen Seiten gar nicht, nur weil ich Datenströme an externe Server abschalte, oft kommen rote Kreuze statt Bildern, wenn ich dem Cookie nicht sagen möchte, wo und was ich vorher angeguckt habe und als neulich der Google-Schriftarten-Bereitstellungsdienst fonts.googgle.api kaputt war, ging eine Nacht lang so gut wie keine Webseite mehr. Selber was im html-Format oder als .txt bereitstellen geht auch kaum mehr, dann wollen die einen zu shtml, cgi oder so zwingen, verweigern reine Textformate oder fordern Zertifikate, obwohl da doch nur mein Kram drauf ist, den ich ja auch in der Mensa ans schwarze Brett pinnen könnte.
Ich habe jetzt aus lauter Nostalgie wieder meine Brunsviga Kurbelrechenmaschine aufgestellt, aber die von mir höchstpersönlich vor 18 Jahren abfotografierte und an ein virtuelles Rechenmaschinenmuseum gemailte Gebrauchsanleitung kann ich nun selber nicht mehr aufrufen: Mitgliederbereich! Trotz Glied habe ich keine Lust, dies als Legitimation für das Lesen einer wegen "mangelnden Werkcharakters" nie jemals urheberrechtlich geschützt gewesenen Anleitung vorzuzeigen. Meine vor Jahren bei Du-Rohr hochgeladenen gemeinfreien Schellackplatten-Aufnahmen sind übrigens auch alle ohne Angabe von Gründen gesperrt, obwohl die Sänger aus den 20er Jahren alle seit >50 Jahren tot sind. Also nix da von wegen "stell doch selber rein wenn Du findest dattet zu wenig Content gibt". Ich bin gespannt, wann man beim Posten von Beiträgen in diesem Forum die Marke des Fahrrades geheimhalten muss, um sich nicht der Marktstörung durch versteckte Werbung oder Kritik schuldig zu machen.
Selbst das Urgestein Heise macht keinen Spaß mehr, auch nicht wenn man fleißig bezahlt. Seit kurzem wird selbst bei Telepolis mit dem Wind geheult.
So haben wir uns das am CERN damals nicht vorgestellt.
Ihr wisst ja, ich bin Kernphysiker und habe natürlich zu Studienbeginn sofort ungebremsten Zugang zum aufkeimenden Internet gehabt, das damals außer dem WWW auch noch aus Gopher, Wais und andere Datenknoten-Strukturierungsprotokolle transportierte, neben dem unvergessenen Usenet.
Für unsere Zunft war das WWW entwickelt worden, und willfährig borgten wir Kernphysiker die neue Entwicklung allen, die auch so etwas brauchten oder wollten.
Ich will jetzt auch gar nicht dem Jahrtausendwende-Gejammer über die böse Kommerzialisierung einen weiteren Hut aufsetzen, das ist ja schon so lange her wie die Ardennen-Geschichten vom Klimbim-Opa.
Aber mir gehen gerade seit allerneuestem, so sagen wir mal seit anderthalb Jahren, die seriösen Quellen aus! Man findet kaum noch gute wissenschaftliche Artikel, und wenn, dann tauchen sie in keiner Suchmaschine auf. Auch Fachforen findet man immer seltener, manchmal sind sie geschützt wie Fort Knox, obwohl es nur um sowas profanes geht wie Lautsprecher, Fotoapparate oder Vogelhäuschenbau. Den Vogel abgeschossen hat übrigens ein Forum zu meinem 3-Liter-Auto. Die wollen einen Echtheitsnachweis von mir, damit ich weiterhin erzählen darf, wie wenig mein Auto verbraucht. Naja. Da gehe ich lieber wieder in die Kneipe und laber an der Theke die Leute voll. Ob ich nun echt bin oder ein fake-A2-Fahrer, interessiert die nicht. Hauptsache, ich gebe einen aus.
Ganz schlimm steht es um wissenschaftliche Themen, die plötzlich ins Volksbewusstsein eingedrungen sind. Über Brennstoffzellen und Batterien z.B. sind die ganzen Dissertationen (die ja schließlich veröffentlicht werden müssen) einfach zu 90% hinter Wänden verschwunden, genau wie die aus Steuergeldern finanzierten Ergebnisse dieser oder jener großen europäischen Forschungskollaboration oder die Arbeiten der ganzen Fraunhofer-Leute. Und das alles trotz Informationsfreiheitsgesetz, behördlichen Auskunfts- und Offenlegungspflichten und so. Und wie schwer es erst ist, eine brauchbare Nuklidkarte zu finden um mal ne Kernzerfallskette auszubaldowern - ich habe jetzt wieder aufgegeben das Internet dafür zu benutzen, mir eine 3,40 Meter lange Papierversion bestellt und aufgehängt. Da stehe ich nun mit dem Notizblock vor wie meine Fachkollegen in den 70er Jahren.
Nach Namen suchen geht auch nicht mehr - da fällt einem plötzlich der Exkollege wieder ein, man will gucken wo er nun arbeitet, und Google liefert keine Treffer mehr außer Stayfriends-Reklame. Da muss man dann eine russische Suchmaschine anschmeißen um zu erfahren, dass er sich seit Jahren am Institut um die Ecke den Hintern plattsitzt (und ja, er hat sich gefreut als ich bei ihm ins Büro reingeschneit kam und sich nicht absichtlich von Google unsichtbar schalten lassen).
Selbst mit Werbung kann man ja zur Not leben, umsonst soll sich schließlich kein Blogger und auch kein Jurnalist die Finger wund schreiben müssen, aber man kann ja neuerdings noch nicht einmal mehr in eine kleine begrenzte Anzahl Zeitungsartikel pro Tag reinschnüffeln, weil sie mit Ausnahme des Tagesspiegel und der TAZ, die nach wie vor nur um Spenden bettelt und sie als Dank (von mir) auch manchmal bekommt, fast das gleiche kosten wie eine Frankfurter Allgemeine auf Papier, die dann ja schließlich auch noch zum Einwickeln des Biomülls taugt.
Jedenfalls bin ich ziemlich traurig darüber. Meine riesigen, über beinahe 30 Jahre hindurch gepflegten Bookmarksammlungen weisen immer öfter ins Leere, Verschlossene oder Nutzlose. Manchmal gehen Seiten gar nicht, nur weil ich Datenströme an externe Server abschalte, oft kommen rote Kreuze statt Bildern, wenn ich dem Cookie nicht sagen möchte, wo und was ich vorher angeguckt habe und als neulich der Google-Schriftarten-Bereitstellungsdienst fonts.googgle.api kaputt war, ging eine Nacht lang so gut wie keine Webseite mehr. Selber was im html-Format oder als .txt bereitstellen geht auch kaum mehr, dann wollen die einen zu shtml, cgi oder so zwingen, verweigern reine Textformate oder fordern Zertifikate, obwohl da doch nur mein Kram drauf ist, den ich ja auch in der Mensa ans schwarze Brett pinnen könnte.
Ich habe jetzt aus lauter Nostalgie wieder meine Brunsviga Kurbelrechenmaschine aufgestellt, aber die von mir höchstpersönlich vor 18 Jahren abfotografierte und an ein virtuelles Rechenmaschinenmuseum gemailte Gebrauchsanleitung kann ich nun selber nicht mehr aufrufen: Mitgliederbereich! Trotz Glied habe ich keine Lust, dies als Legitimation für das Lesen einer wegen "mangelnden Werkcharakters" nie jemals urheberrechtlich geschützt gewesenen Anleitung vorzuzeigen. Meine vor Jahren bei Du-Rohr hochgeladenen gemeinfreien Schellackplatten-Aufnahmen sind übrigens auch alle ohne Angabe von Gründen gesperrt, obwohl die Sänger aus den 20er Jahren alle seit >50 Jahren tot sind. Also nix da von wegen "stell doch selber rein wenn Du findest dattet zu wenig Content gibt". Ich bin gespannt, wann man beim Posten von Beiträgen in diesem Forum die Marke des Fahrrades geheimhalten muss, um sich nicht der Marktstörung durch versteckte Werbung oder Kritik schuldig zu machen.
Selbst das Urgestein Heise macht keinen Spaß mehr, auch nicht wenn man fleißig bezahlt. Seit kurzem wird selbst bei Telepolis mit dem Wind geheult.
So haben wir uns das am CERN damals nicht vorgestellt.