Inzwischen bin ich gut im Norden angekommen.
Das Routing hat sehr gut funktioniert.
Erste Etappe: Mittwochnachmittag fahre ich zu Freunden in Lenting. Die etwas über 100 km gehe ich betont locker an. Die Strecke hat deutlich mehr als die vom Brouter angesetzten 160 HM. Zuerst wird der Milan angeschaut. Ein Blinker ist lose, und ich bekomme gleich Top-Kleber, um ihn einzukleben.
Zweite Etappe: Am nächsten Morgen kam ich dann erst nach 7:00 Uhr los. Die ersten Kilometer wurde ich noch mit dem E-Bike begleitet. Es ging nur bergauf, da konnte der Milan nicht beeindrucken.
Danach ging es weiter überwiegend bergauf, meist für das große Blatt zu steil und für das kleine nicht steil genug. Ich habe rund 20 kg zugeladen, das merke ich auch deutlich.So schwer beladen bin ich noch nicht gefahren.
Nach einer guten Stunde und später in wiederkehrenden Schüben bekomme ich Fußkrämpfe. Das Problem habe ich schon, aber nie so früh und nur selten in der Häufigkeit. Also muss ich rund jede Stunde eine längere Pause machen. Eine Ortsdurchfahrt ist gesperrt, ich finde eine Umfahrung.
Nach brutto fünf Stunden habe ich erst gut 130 km geschafft und bin etwas am Zweifeln: Wenn es so weitergeht, schaffe ich es nicht nach Göttingen. Kopf gut, Beine gut, VM läuft, Füße aua.
Dann wird es aber flacher und es geht zügiger voran. Nach rund 180 km ist es wieder so weit, dass die Füße sich schmerzhaft melden. Ich fahre noch 10 km nach Seßlach, dann geht nichts mehr. Dort mache ich am Ortsrand Pause. Raus aus den Radschuhen, Füße dehnen und mobilisieren, dann etwas essen und trinken.
Weiter geht es, überwiegend leicht bergauf. Es ist schon mitten am Nachmittag. Bis Meiningen kommen noch zwei längere Anstiege. In den Abfahrten lege ich jetzt bewußt oft die Beine an den Radkästen ab und entspanne, oder ich dehne die Waden etwas. In Meiningen kaufe ich noch einmal ein. Cola-Wasser 1:1. Dann bin ich im Werratal und der Milan fliegt. Über lange Strecken fahre ich 55 km/h bis 65 km/h.
Früher Abend, nach rund 380 km eine letzte Pause vor dem letzten längeren Anstieg -- laut Brouter gut 150 HM. Ich fahre eine gute halbe Stunde bergauf mit 160 W bis 250 W ... das müssen deutlich mehr Höhenmeter sein ... wie schon den ganzen Tag ...
Inzwischen fahre ich durch den Schmerz. Die Krämpfe sind mal stärker, mal schwächer, aber auszuhalten.
Dann bin ich endlich im Leinetal. Vertraute Trainingsstrecken aus der Studienzeit in Göttingen. Nur so schnell kannte ich sie nicht. Bis Göttingen fliege ich wieder mit rund 60 km/h. Dann noch durch die Stadt, schnell ein Bild mit Milan am Gänseliesel machen und weiter zu meinen Freunden. Nach 425 km und gut 2000 Höhenmetern bin ich angekommen! Schnitt in Bewegung 35,3 km/h, brutto habe ich aber über 16 Stunden benötigt.
Nette Gespräche, dann ab ins Bett. Ich bin brotfertig und brauche mit Dehnen und Duschen etc. ewig, um ins Bett zu kommen.
Dritte Etappe: Morgens früh aufgestanden, um noch etwas zu quatschen. Ich bin noch platt, und die Beine fühlen sich auch nicht gut an. Ich lege mich noch einmal hin und schlafe bis 11.00 Uhr durch. Dann geht es mir schon viel besser. Also auf geht es!
Milan gepackt und los, zuerst auf der vielbefahrenen Bundesstraße Richtung Northeim. Viele Autofahrer sind not amused. Endlich die Abzweigung auf die Nebenstrecke ... Brücke gesperrt. Weiter an der Bundesstraße entlang, ein paar km auch auf dem Radweg, weil mir die aggressiven Autofahrer auf die Nerven gehen. Auf dem Radweg läuft es nicht, auch blöd. Dann bei Salzderhelden endlich die Möglichkeit, auf die Nebenstrecke hinüberzufahren, eine kleinere Landstraße ... mit mächtig Verkehr. Die flache Strecke im Leinetal entpuppt sich auch als nicht soo flach. Statt der rund 140 HM vom Brouter habe ich nachher 400 HM auf der Uhr.
Kaffee in Alfeld
, Radschuhe ausziehen (!). Mit einem anderen Tourenradler unterhalte ich mich sehr nett. Er kam gerade aus Leipzig.
So, jetzt schnell die letzten Meter fahren. In Burgstemmen ist die nächste Brücke gesperrt, a.so ein weiterer Umweg unter der Marienburg entlang.
Dann wieder die letzten Kilometer über altbekannte Strecken, das Brutalostück Kopfsteinpflaster, auf dem das Hinterrad hüpft und durchdreht und die letzte Rampe mit gut 10% und ich werde schon mit Kaffee und Kuchen erwartet.
Alles in Allem eine schöne Tour. Mit den Füßen muss ich mir etwas überlegen, das zerschießt mir jede Planung. Ansonsten ist so eine Tour gut machbar und schreit nach Wiederholung.