HH-B 2014

Ich habe von Matthias König, Holger Rudloff und Daniel Fenn die aufgezeichneten Daten bekommen. Zuerst habe ich überlegt, ob Matthias ohne Reifenpanne den Daniel hätte schlagen können. Leicht konnte ich mit BaseCamp in seinem Track die Stelle finden, wo er ungewöhnlich langsam unterwegs war. Das begann kurz vor Karstädt wo es auf die Bundesstraße geht, bis zu der Stelle als ich an ihm vorbeigefahren bin, weil mich Matthias durch winken dazu aufforderte. Er stand am Straßenrand auf einem Stück Gras und schickte sich an das VM aufzurichten und auf die Straße zu zerren. Das sah ich noch im Rückspiegel und habe mir gleich noch einen Marker in meinem GPS Gerät gesetzt. Ich sah ihn auch kurz danach in meinem Rückspiegel schnell näher kommen, an einer roten Ampel stand er dann neben mir und sagte, "Hajo hat mir geholfen."
Es stimmt alles überein, auch mit meinem Marker. Ich habe einfach das Loch im v_s Diagramm mit der Durchschnittsgeschwindigkeit von Matthias ausgefüllt, er hätte für die 7,5 Km 10:43 benötigt. Hat aber tatsächlich wegen der Reifenpanne auf dem Abschnitt 46 min gebraucht.
Hajo schrieb mir auf meine Nachfrage: "ich habe in meinem GPS-Log sehen können, dass ich 7 bis 8 Minuten bei Matze gestanden habe. Daniel hat mir gesagt, dass er 3l getrunken hat ..." Ja hier wird alles festgehalten Matthias :D
Matthias schrieb mir noch, das die 5 Liter genau bis zum Ziel gereicht haben, Matze wie bekommst Du das rein ? ich habe nur 3 Liter +1/2 Cola geschafft. Jetzt könnt man sagen, Matze hätte sich durch die Zwangspause ausgeruht und hötte danach mehr Leistung getreten - kann auch sein, er war ausgekühlt und aus dem Rhytmus und hat weniger getreten. Das weiß ich nicht, komme also auf 5:59 min welche Matze ohne Panne benötigt hätte:
01 Matze ohne Panne bei Karstädt.jpg

Dann habe ich mir die Aufzeichnungen genauer angesehen, hier fiel mir auf das Daniel mal einen längeren GPS Ausfall hatte, das muss wohl am schlechten Empfang dort im Wald und Tal gelegen haben, Matze hatte dort auch paar, nur viel kürzere Ausfälle. Das Team Holger Rudloff fuhr leider (auf dem Abschnitt nicht vergleichbar) bis zur Kontrolle einen anderen Weg:02 Daniel GPS Ausfall.jpg

In der Auswertesoftware zB. Golden Cheetah dürfte diese 8 Minuten als im Stand zu finden sein, auf diesem Abschitt hat Matze ca. 76 KJ Energie benötigt, welche am Ende auch noch bei Daniels mech. Gesamtenergieverbrauch zuzurechnen wäre, einen kleinen Bereich habe ich mit (Daten aus GC nach Excel kopiert) näher untersucht:
03 Daniel Fenn GPS Ausfall.jpg

Daniel hat noch ein paar Schlenker drin, auch ihn der Regen noch erwischt so das er nicht auf der letzten Rille um die Kreisverkehre fahren konnte. Aufgefallen ist mir die schnelle Wende auf der Bundesstraße, mustest Du nicht aussteigen und rumdrehen Daniel ?:
04 Daniel Schlenker Kontrolle Parkplatz.jpg

Ja da kommen jedes mal so 1-2 Minuten zusammen (bitte bei allen VM über dem GPS Glas verwenden anstatt Carbon !). Damit wäre ich auch in Berlin nicht einmal zu früh abgebogen, dann um es wieder rauszuholen auf dem Fußweg an einer Bushaltestelle vorbei, mir eine Scherbe, Platten 6-7 Minuten bei Reifenwechsel verloren. Ich meine nur, wenn es GPS Ausfall gibt und auch bei Matze hatte der Track oft 20-30m Abweichung um Kurven, muss auch an einen zukünftig besseren Empfang im VM gedacht werden. Daniel auf einer Stadtrundfahrt durch Dannenberg :D (nein, super gut gemacht das erste mal mit GPS):
05 Daniel Schlenker Dannenberg.jpg

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Dann habe ich mir ein Stück mit Hügeln ausgesucht, welche ich näher untersucht habe, dieses Stück:
In Bleckede wo das Männchen ist muss Daniel langsamer als Matthias gefahren sein, keine Ahnung was da war - dort ist Matthias jedenfalls weiter mit über 50 Km/h gefahren, wie man später noch sehen wird:
06 näher untersuches Stück.jpg

Ich habe darauf geachtet das Anfang und Ende der beiden Tracks von Daniel und Matthias möglichst genau übereinstimmen. Anfang ist Daniel 6-7m hinterher und am Ende (hier nicht extra Bild) 4m hinter Matthias. Insgesamt 2-3m Differenz genauer gehts GPS sowieso nicht:
07 Anfang und Ende gleich.jpg

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Für den Streckenabschnitt 33,0 bis 56,0 km ergibt sich folgendes:
08 P ungeglättet.jpg

Daniel ist insgesamt 12 Sekunden langsamer über die 23 km. Ganz deutlich sieht man aber erst nach Glättung der getretenen Leistung folgendes (Beachte den Abschnitt von 33,0 bis 40,0Km), hier sind die Geschwindigkeiten von Daniel und Matthias ziemlich gleich (vom GPS) aber Matze tritt mehr Watt, auf dem gesamten Abschnitt tritt Matze 225Watt und Daniel nur 205 Watt:
09 P geglättet.jpg
Daniel hast Du Dir wieder Helium in die Reifen gefüllt ? Mal im Ernst mir fehlen noch die Angaben, welche Reifen und Druck Matthias und Daniel hatte, bitte hier einstellen. Und das Ges.gewicht Matze hier auch noch einstellen, danke. Jetzt kann man noch diskutieren woher der Unterschied (Spur bei Daniel noch besser, Dämpfer besser angepasst ?) kommt, aber Daniel hatte meiner Meinung nach das bessere Fahrzeug.

Die Höhenmessungen wurden vermutlich barometrisch mit dem GPS Geräten von Daniel und Matthias aufgezeichnet, dicker grün und braun dargestellt. Zumindest das von Daniel war aktuell nicht kalibriert, habe die Werte mit 19,5hm beaufschlagt, stimmte dann mit dem von Matthias überein. Barometrische Höhenmessung ist wohl hier am besten geeignet, damit man sieht wo es rauf und runter geht. Beim Bergabfahren also bei höherer Geschwindigkeit steigt aber der Druck zusätzlich an, habe ich im Auto in der Ebene ausprobiert. Das heißt die Täler sind geringfügig tiefer als hier zu sehen.

Die Leistungsskala ist die auf der rechten Seite. Die mech. Energie in dem Abschnitt wird so ermittelt das man die sekündlichen Leistungen zB. 200W*1s+210W*1s+190W*1s zusammenaddiert. Gibt hier 600Ws =600 J= 0,6 KJ als mech. eingeleitete Energie.

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Das Excel-Sheet kann hier runtergeladen werden "HHB 2014 Daniel vs Matthias.xlsx" http://ausroll.bplaced.net/

Also 1:0 für Dich Daniel !

Ich könnte jetzt noch einen Vergleich zwischen Team mit Holger Rudloff und VM Daniel, Matze ziehen, in einem Hügelbereich zwischen Kontrolle und Ziel, macht aber nur viel Arbeit aber keinen Sinn - VM sind dort auch Bergauf viel viel schneller.
Hier Holger, wem es nicht auffällt, er hat das Trikot vom RAAM an, ist dort gefahren kann man googeln:
10 Holger Rudloff RAAM Teilnehmer.JPG
Die Daten 203 Watt usw. kann man sehen, die Leistungsschankungen kommen durch den Wechsel im Team:
Holger Rudloff.jpg

@Sven, Deine .fit Datei kam gerade rein. Schaue ich mir in Ruhe an - wie Du auf dem Abschitt 33-56 km warst und wieviel mech. Leistung Du eingeleitet hast. Das wesentliche Vergleich/Einordnung des Strada DF ist aber schon erfolgt.

Gruß Leonardi
 
@Leonardi mein Startgewicht lag bei ca 105kg.
Ultremo vorn, GP S2 hinten, alles 9bar.
Ich habe in diesen Streckenabschnitt eine Geschwindigkeit von 44,3kmh bei 173Watt
 
Auf dem ersten Bild bei #284 hatte ich nur nach Höhenprofil angeglichen. Erst dann habe ich mit GPS-Koordinaten verglichen und gemerkt, das Daniel erst 40m zurück und bei 56Km 30m vor Matthias war. Dann habe ich nach GPS Koordinaten bei 33km 6-7m zurück und bei 56km 3m zurück angeglichen dadurch kommt es auf geringfügig unterschiedliche Werte im zweiten Bild mit Glättung, welches das genauere ist.

Matze hatte mir 3 Stück .fit Dateien geschickt. Ich sehe genau welche Streckenabschnitte die aufgenommen wurden. Erst ein kurzes Stück, dann noch eins und ab km ca. 10 durchgängig bis Berlin Ziel. Die Lücken sind insgesamt nur klein, keine Ahnung warum er wieder neu Aufnahme drücken musste. Aber auch deshalb musste ich die Strecken bzw. GPS-Koordinaten erst genau angleichen mit denen von Daniel.

Gruß Leonardi
 
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Matze tritt mehr Watt, auf dem gesamten Abschnitt tritt Matze 225Watt und Daniel nur 205 Watt:
Daniel hast Du Dir wieder Helium in die Reifen gefüllt ?

Ich weiss jetzt nicht mehr welcher Milan das war, bei einem war die Kette extrem in das Kettenrohr gefressen. Ich glaube das war Matzes SL. Evtl kann er das bestätigen?!
Das hat bestimmt Leistung gefressen.
 
interessant ist dann der Vergleich von DF zu Deinem SL, Kid Karacho.
wenn matze keinen sauberen Antrieb hatte, passt der Vergleich nicht.
 
@ Sven, jo das stimmt mit der Kette. Sollte aber nicht so viel machen wie eine schleifende Umlenkrolle an dem Rohr.

Ich hatte drei mal Grand Prix drauf bei 8bar. Nach der Panne hinten nur noch ca. 5 bar.

Na der Vergleich zeigt doch, dass ich die dickeren Beine habe oder? ;-) (Und Hajo die dicksten, aber der fährt ja auch außer Konkurenz ohne Haube...)
Gesamtgewicht lag bei mir auch bei ca. 105kg. Vllt. auch 110kg.
 
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Ich habe in diesen Streckenabschnitt eine Geschwindigkeit von 44,3kmh bei 173Watt
Ich lese 178W ab, habe mich aber nur nach Km33 / 44:26min und Km56 / 1:15:37 h und nicht nach GPS Koordinaten den Bereich ausgewählt. Hier in GC auch alles gegen die Zeit aufgetragen. Pause an der Kontrolle ist zu erkennen, weiter hinten nochmal kurze Pause ? :
11 Sven.jpg

interessant ist dann der Vergleich von DF zu Deinem SL, Kid Karacho.
Leider finde ich auf der gesamten Strecke kein Stück was mit Daniel genau vergleichbar wäre, da Daniel ständig ca. 23 W mehr getreten hat und auch seine Geschwindigkeit immer nicht vergleichbar höher lag.

@Kid Karacho : wie kommt es zu der ungleichen Beinbelastung etwa 55% zu 45% ?

Interessant noch der Vergleich über Gesamtstrecke:
1-Daniel 48,1 Km/h (etwas weniger da noch 8min statt im Stand zukommen wo GPS Ausfall war) 3938 kJ (incl.+76kJ)
2-Matze 46,3 Km/h 4122 kJ (Zwangspause wird von GC nicht mitgerechnet, braucht auch keine kJ)
3-Sven 45,1 km/h 3818 kJ (kann man nicht als Vergleich zu 1 und 2 ranziehen, weil langsameres fahren weniger ges.Energieverbrauch bedeutet)
4-RR Team Holger Rudloff 37,4 km/h 5325 kJ
falls ich Fehler drin habe, bitte melden.


Gruß Leonardi
 
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Ich muss 105,5 kg gehabt haben und habe 2,3 Liter getrunken.
Vorne Ultremo hinten GP4000s2 auf Rundum 7 bar.
Der Rechner vom Gps war kurz vor dem Ausfall hilflos überfordert. Es war dann kurz aus. Es war die schnellste Fase überhaupt. Habe ein paar km gebraucht um zu sehen das es nach Neustart nicht mehr aufzeichnet.
Der Empfang war in echt anhand den Zahlen immer tadellos.
So viel besser warst Du gar nicht, da ich durch meine Probleme am Ende enorm runter gezogen worden bin.
Berlin war ich gefühlt dann halb Tod
 
Pause an der Kontrolle ist zu erkennen, weiter hinten nochmal kurze Pause ?...... wie kommt es zu der ungleichen Beinbelastung etwa 55% zu 45% ?

Erste Pause kurz was getrunken und gegessen, bei der zweiten Pause habe ich Lulu gemacht.
Die ungleiche Beinbelastung kommt von der Achillessehnengeschichte.
 
Ich weiss jetzt nicht mehr welcher Milan das war, bei einem war die Kette extrem in das Kettenrohr gefressen. Ich glaube das war Matzes SL. Evtl kann er das bestätigen?!
Das hat bestimmt Leistung gefressen.

Mit ist das 2011 (da war ich mit René unterwegs, er mit SL, ich mit MK2) ebenfalls passiert. Kettenrohrhalterung hatte sich unmerklich gelockert. Merkt man ohne Leistungsmessung nur ganz schwer, ist deutlich weniger als ein platter Reifen, aber soviel, dass man mit Tempo 45 regelrecht am Limit klebt. Beim Rückwärtstreten war kein spürbar größerer Widerstand. Ich habs erst am Sonntag gemerkt, als nicht mehr alle Gänge funktionierten und ich das regelrecht aufgeschlitzte Kettenrohr wahrgenommen habe.
Beim nach Hamburg zurückfahren am Sonntag konnte ich auf einmal die 50 wieder fahren - bin trotzdem unter 9 Std. geblieben ;-)

Chr.
 
HH-B –Das aufregenste Fahrradereignis des Jahres - für mich.

2012 fuhr ich mein erstes „Rennen“, das Zeitfahren HH-B. Ich war für meine Verhältnisse fit wie ein Turnschuh, hatte sehr große Teile meines Übergewichtes auf den südniedersächsischen Landstraßen verbrannt und übers Jahr einige Fahrten zwischen 200 und 300 km Länge gemacht. Einmal bin ich morgens gegen halb sechs in Holle mit dem Musashi los und war abends kurz vor sieben in Kreuzberg. Das ist für viele hier pillepalle, für mich jahrzehntelang extrem übergewichtigen und vollständig sportlosen Menschen war das wirklich eine coole Nummer. An einem Brevet oder einer RTF hatte ich aber nie teilgenommen. So war ich gut vorbereitet für HH-B 2012.

Direkt nach dem Start wurde ich von Hormonen oder sonstigen Aufregungs- und Glücksstoffen durchflutet, dass es eine Wonne war. Dieses Zeitfahren machte mir unglaublich viel Spaß. 9h 35Min war meine Zeit in Gatow und ich war stolz auf mich.

Obwohl ich seitdem kaum mehr lange Strecken gefahren war (zweimal ca. 170km in 2013, sonst nix) hatte ich mir nun vorgenommen, meine Zeit zu verbessern. Unter neun Stunden war das erste Ziel. Mein Plan war, überwiegend die Standzeiten zu verringern. In Dömitz sollten 5 Minuten für klogehen und Essen und trinken fassen reichen. Das würde 10 Minuten bringen.
Weiterhin wollte ich einfach keine Panne haben, das sollte weitere 20 Minuten bringen, denn solange hatte ich 2012 am platten Hinterrad herumgemacht. Zuletzt wollte ich auf die drei Baustellenampeln, die ich 2012 alle in vollen Zügen genießen durfte, verzichten und damit nochmal 9 Minuten holen. Das hätte schon gereicht, um unter 9h zu kommen.
Darüber hinaus habe ich damit geliebäugelt, einfach etwas schneller zu fahren und den Nettoschnitt von etwa 31,5 auf 33 km/h zu steigern. Das hätte dann auch 8,5h in erreichbare Nähe gebracht. Das war also das zweite Ziel.

Am Freitagmorgen also das Mango in den Sprinter gepackt und auf zum Elm (dem Harz des kleinen Mannes) und Herrn @Guzzi mitsamt Rad eingeladen. Es folgte eine lange und verworrene aber auch sehr kurzweilige (der Herr Guzzi ist ein wahrer Schnellsprecher) Fahrt, die uns schließlich nach Dömitz brachte. Von dort dann mangomäßig entspannt nach Geesthacht zur Jugendherberge, wo schon alles voller Velomobile war. Lustiges gemeinsames Abendessen und um sechs Uhr morgens sollte es dann losgehen zum Start.
Für mich hat diese morgendliche Atmosphäre im Dunkeln am Start mit Kontrollzettelausgabe, herumwuselnden Radfahren, Gepäckverladung, gleißenden Fahrradlichtern, Frühstücksgetümmel, und immer wieder „5 – 4 – 3 – 2 – 1– und tschüss!“ etwas berauschendes. Punkt sieben habe ich angefangen mich fertig zu machen, Hose und Jacke aus und verstauen, Garmin herrichten und zum Start rollen.
7:12 Uhr - „und tschüss!“ - @madeba, @Guzzi und ich sind auf und davon.
Gleich auf der Brücke habe ich beide aus den Augen verloren, ich hielt es für eine gute Idee, den Radweg zu benutzen. Sollmanjanicht. Ich kam gut voran und hatte sehr bald deutlichen Vorsprung auf meine 2012er Zeiten herausgefahren (ich hatte mir eine Marschtabelle gemacht).

In Alt Garge an der Einfahrt zu dem kurzen Schotterstück (damit umgeht man den recht steilen Anstieg am Campingplatz) wollte ich etwas links ausholen, um besser durch die schmale Öffnung zu kommen. Ein kleiner Absatz in Längsrichtung war dann doch wohl ein klein wenig zu hoch und hat mich abgewiesen. Mit einem richtig fiesen Geräusch. Daß in diesem Moment, nach 47km schon meine ganzen Pläne zunichte gemacht waren, realisierte ich erst später. Den unmittelbaren Gedanken „ich werde mir doch wohl nicht das Fahrwerk zerhauen haben, ogottogott, die Spurstangen“ habe ich schnell wieder verjagt.

Diese Verdrängung hielt genau 6,8km. In Neu Darchau beim Rechtsabbiegen, hätte es mich fast umgeworfen. Es fühlte sich an, als wolle das linke, kurvenäußere Rad sich querstellen. Die kurze Prüfung ergab: der linke Querlenker war krumm wie eine Mondsichel. Wie auf Eiern ging es dann nach Dömitz. Die Auswertung hinterher zeigt, dass ich auf dem Flachstück der 191 vor Dömitz etwa 155 Watt für 31km/h und über 180 Watt für 34 km/h brauchte. Das war eine Radierfahrt.

Ich hatte mich inzwischen innerlich von meinen Plänen verabschiedet und mir vorgenommen, das Mango wieder halbwegs fahrfähig zu machen, mich aber gleichzeitig auf einen Abbruch vorzubereiten. Deshalb brauchte ich meine Tasche aus dem Begleitfahrzeug. Der Gepäcksprinter wurde mir geöffnet, ich könne ja mal sehen, ob ich meine Tasche finde. Man schaut praktisch auf eine in die Tiefe des Sprinters hinein ansteigende Fläche aus unzähligen Taschen, Rucksäcken etc.. Irgendwo in der Mitte sollte auch meine Tasche sein. Man muss vor sich die Taschen einzeln wegnehmen, und hinter sich ablegen, bis man zum Boden durchschaut. Dort kann man neuen Stand für den Fuß finden und sich so Stück für Stück vorarbeiten. Immer vorne weg und hinten hin. Kaum sind zehn Minuten um, schon hat man seine Tasche und kann in gleicher Weise den Rückweg durch den Sprinter antreten.

Vorher gab es noch ein leicht verstörendes Schauspiel zu betrachten. Daniel kam angerauscht, wild umkläfft von seinem Hund. „Wow, der fährt mit Hund, cool!“ dachte ich. Schon begann er zu fuchteln und schreien. Die umstehenden blickten erstaunt, was denn hier los sei. Es sah aus, als führe er um sein Leben. Und drumherum immer dieser Hund. Der musste dann erst noch eingefangen werden, sonst wäre der tatsächlich mit Daniel losgerast, denn er war natürlich nicht mitgelaufen sondern im Rückholfahrzeug mit an Bord. Der ganze Spuk hat wohl keine Minute gedauert.

Mir gelang es tatsächlich, die verbogene Spurstange (es war der Querlenker, also die vordere) aus der Konterung zu drehen, geradezubiegen und wieder einzubauen. Nach knapp anderthalb Stunden in Dömitz war ich wieder fahrfähig und weiter ging es.

Irgendwie war jetzt die Luft raus, es lief ganz zäh. Blöderweise hatte ich den Track gewechselt von der geplanten B5-Strecke ab Karstädt auf die Rennradstrecke. Und dieser Track machte gleich anfangs einen völlig unnötigen Bogen auf dem Weg nach Lenzen, das wurde mir aber zu spät erst klar. Die Laune ging immer weiter in den Keller, „mannmannmann läuft das zäh“. Irgendwann realisierte ich dann, dass ich immer noch viel zu hohe Leistung treten musste für die gefahrene Geschwindigkeit. Die Spur musste es sein. Ich hatte beim Wiedereinbau die Gewindestange auf Anschlag in den Gelenkkopf geschraubt, so hatte ich das mal bei einem anderen Mango vorgefunden. Weiter rein ging jetzt also nicht, so konnte ich sie nur wieder rausdrehen. Also anhalten, aufbocken, Rad ab, Schraube lösen, zwei Umdrehungen raus (oder lieber gleich drei, ach nee, lieber erst mal nur zwei), Schraube wieder fest, Rad wieder dran und nach sechs Minuten ging’s weiter.

Das brachte tatsächlich Erleichterung. Mit Zehn Watt weniger ging es fünf km/h schneller. Trotzdem wurde die Stimmung nicht besser, ich war ständig verunsichert, dass die Spur weiterhin nicht stimmt, wofür das alles überhaupt gut sein solle, war mir nicht klar und überhaupt, ich wollte nach Hause. Einfach kehrt machen, 50km zurück nach Dömitz, da steht mein Auto oder 140 km bis Berlin. Da kam ein Anruf von den Freunden, die zeitgleich ein Rennbahntreffen am Flugplatz (sic) machten. Man drücke mir die Daumen und glaube an mich und esse und trinke gemütlich für mich mit undsoweiter undsofort. Ist schon irre, wie so was einem helfen kann.

Ich legte mir nun ein kleineres Ziel zurecht, ich wollte es einfach nur bis zur Hälfte zwischen Dömitz/meinem Auto und dem Ziel in Gatow schaffen. Dann könne ich ja immer noch kehrtmachen, log ich mich an. Sowas funktioniert auch, man soll es nicht meinen.

Leider wurde es nicht wirklich besser. Teilweise extra übler Asphalt. Ganz neu aber total grob. Wer macht so was?

Wenn man so durchhängt, bleibt die Leistung weg. 140Watt fühlen sich an wie 200. Immer mehr freute ich mich auf die B5 bei Friesack. Da war dann die Baustellenampel (ich glaube in Rhinow) mit dem freundlichen Schild „6 Minuten – Motor abstellen“ auch egal. Mit viereinhalb Minuten war ich dabei. Dann ging es endlich bei Friesack auf die B5. Ohh B5, Strecke meiner Träume, Wünsche und Hoffnung. Kurz danach rechts raus auf einen Parkplatz, den Lichtakku wechseln. Da kam die Polizei. Ein Pärchen. Was das denn sei. Ein Fahrrad könne es ja nicht sein, denn ein Fahrrad habe zwei Räder. Der Mann schien nicht so helle, dafür aber gutmütig zu sein. Beide waren ernsthaft um mich besorgt, denn gerade in letzter Zeit würden sie wieder wie die Irren fahren in diesem Abschnitt. Am laufenden Band Unfälle, insbesondere durch riskantes Überholen und ich solle bloß aufpassen. Ich habe dann das „Nebelrücklicht“ zusätzlich angeschaltet, davon waren beide sehr angetan. Mit sorgenvoller Miene haben sie sich verabschiedet und es ging weiter.

Hinter Nauen im Wald fiel mir ein, ich sollte vielleicht mal im Hotel anrufen, da ich nun doch schon deutlich verspätet unterwegs war. Frau Krienke vom Grünen Baum war sehr nett. Ich wisse aber schon, dass sie dann weggehe. Achherrje, wann denn? Ja um 18:00 Uhr. 17:59 stand auf dem Navi. Gut, dass wir drüber gesprochen haben. Der Schlüssel wurde versteckt, mein Zimmer war mir sicher. Während ich sprach, rollte ich auf eine Fünfergruppe zu, die sich mit einer Panne herumschlug. Irgendwie bekamen sie den Schaden an einem Rad nicht in den Griff. Die in Gatow schon wartenden Abholer wurde angerufen und um Hilfe gebeten. Die Fünf waren insgesamt nicht glücklich, sie hätten sich verfahren, 30km Umweg hätten sie gemacht und irgendwie sei das Mist. Ich konnte auch nicht helfen und bin weiter. Je näher ich dem Ziel kam, desto entspannter und auch langsamer wurde ich. Wie wenn ich es jetzt am Ende noch richtig genießen wollte.

Der liebe Herr Guzzi hatte mich auf den Trichter gebracht, am Ende der Strecke große Teile des Stadtverkehrs zu umgehen. In Falkensee am Kreisel bei dem Baumarkt rechts auf die L20. Diese dann geradeaus über die B5 hinweg bis Seeburg, dort links bis zur B2, diese ca.600m Richtung Nordost und rechts in den Weinmeisterhornweg bis Gatower Straße. Ist ein kleiner Umweg, aber fast überall freie Fahrt. Fand ich gut.

Kaum waren zwölf Stunden um, war ich am Ziel.

Wer sehr spät kommt, der bekommt Applaus. Und das ist auch gut so.

Am Wassersportheim in Gatow gab es dann Kuchen, Bier und eine fröhliche Runde – was will man mehr. Ich war froh, mich ein wenig durchgebissen zu haben. Aber das Feuerwerk wäre eigentlich nicht nötig gewesen.

Die Nacht im Grünen Baum war lang und erholsam, beim Frühstück saß mir @chally gegenüber. Als ich gegen halb Zehn mein Mango klarmachte, waren alle futsch. Hab dann Burkhard noch Modell gestanden und los ging’s, zurück nach Dömitz. Die Rückfahrt lief wie am Schnürchen, ich war entspannt und locker unterwegs und traf, weil ich öfter pausierte, immer wieder einen Rennradler. Der fuhr allein und recht flott Richtung Hamburg und war trotz leichtem Gegenwind guter Dinge. Diese alleinfahrenden Rennradler sind schon die Helden auf dieser Strecke.

Alles was mir am Vortag im Nieselregen beschwerlich und mühsam erschien, war nun sonnig und leicht. Nach sieben Stunden war ich in Dömitz, mein Auto stand noch am Parkplatz, gut.

Die Rückfahrt verlief noch wirrer als es hinwärts war. Erst wieder völliges Durcheinander um Lüchow, dann doch über Uelzen, nur um bei Gifhorn dann komplett durch die Pampa geschickt zuwerden. Aber mir war alles egal, ich war entspannt. Auf dieser Umleitung wurde es vor mir ganz langsam, es war inzwischen stockfinster. „Ha!“ dachte ich, „so ist das also“. Es konnte nur ein Velomobil irgendwo da vorne sein. Praktisch unsichtbar und furchtbar langsam. Hält den ganzen Verkehr auf. Als der letzte vor mir zum Überholen ansetzte, sah ich (wenn ich mich nicht täuschte) den Thomas @knightrider und Marita, offensichtlich auf dem Heimweg. Wacker! Ich bin eine Weile direkt dahinter gefahren ohne zu Überholen, was vermutlich die beiden und auch die hinter mir genervt hat. Konnte mich aber nur schwer von dem schönen Bild trennen. Das war ein runder Abschluss für ein sehr interessantes Wochenende.


Ich war zwölf Stunden unterwegs.
Davon zweieinviertel Stunden Standzeit.
Strecke 285 km
Nettoschnitt 29,3 km/h
Durchschnittsleistung 139 Watt
Zuhause habe ich dann noch einen guten Zentimeter Vorspur gemessen


HH-B ist eine tolle Veranstaltung, sehr gut und entspannt organisiert.
Ich habe einiges erfahren über mich, über den Einfluss der mentalen Verfassung auf meine physische Leistungsfähigkeit.
Ich bin froh, nicht abgebrochen zu haben und danke denen, die dabei geholfen haben.
Für nächstes Jahr hoffe ich, wieder dabei sein zu können. Ich werde sicherlich einen noch besser ausgeklügelten Plan aushecken.
Es würde mich sehr freuen, wenn noch mehr von uns hier sich dann auch trauten, vielleicht regt meine Geschichte ja dazu an.


Rainer
 
Hallo Rainer,

deine Geschichte finde ich besonders beeindruckend, weil du nicht aufgegeben hast, auch wenn es fast schon deprimierend und allen Erwartungen zum Trotz lief. Schön, dass du bis zum Ende durchgehalten hast und eine besondere Ehre, dich gestartet zu haben.

C.
 
In Alt Garge an der Einfahrt zu dem kurzen Schotterstück (damit umgeht man den recht steilen Anstieg am Campingplatz) wollte ich etwas links ausholen, um besser durch die schmale Öffnung zu kommen. Ein kleiner Absatz in Längsrichtung war dann doch wohl ein klein wenig zu hoch und hat mich abgewiesen. Mit einem richtig fiesen Geräusch.

An der Stelle muss es bei Dir passiert sein, ich stehe aber entgegen Deiner Fahrtrichtung. Hattest Du überhaupt für Deine Batterie eine Genehmigung von der Strahlenschutzbehörde Dannenberg/Wendland zur Durchfahrt eingeholt ?
Alt Garge.jpg
Gruß Leonardi
 
Zuletzt bearbeitet:
Hält den ganzen Verkehr auf. Als der letzte vor mir zum Überholen ansetzte, sah ich (wenn ich mich nicht täuschte) den Thomas @knightrider und Marita, offensichtlich auf dem Heimweg. Wacker! Ich bin eine Weile direkt dahinter gefahren ohne zu Überholen, was vermutlich die beiden und auch die hinter mir genervt hat. Konnte mich aber nur schwer von dem schönen Bild trennen.

Moin Rainer,

das gibt es doch nicht - wir haben gut 300 Kilometer an diesem Tag den Verkehr entschleunigt :D
Die B118 bei Gifhorn ist aber total übel :eek:. Da wären wir schon gerne schneller gewesen.

Toller Bericht - mußte oft schmunzeln (y)

happy miles
Thomas
 
Ich muss 105,5 kg gehabt haben und habe 2,3 Liter getrunken.
Vorne Ultremo hinten GP4000s2 auf Rundum 7 bar.

(Beachte den Abschnitt von 33,0 bis 40,0Km), hier sind die Geschwindigkeiten von Daniel und Matthias ziemlich gleich (vom GPS) aber Matze tritt mehr Watt, auf dem gesamten Abschnitt tritt Matze 225Watt und Daniel nur 205 Watt:

@ Sven, jo das stimmt mit der Kette. Sollte aber nicht so viel machen wie eine schleifende Umlenkrolle an dem Rohr.
Ich hatte drei mal Grand Prix drauf bei 8bar.

Temperatur 14 Grad Celsius

***

Also Daniel 205W vorn Ultremo ZX, hinten 28 Zoll GP4000s2 mit 7 bar
und Matze 225W vorn Grand Prix 28-406 und hinten Grand Prix 28-559 alle 8 bar.
Matze eventuell noch Verluste wegen schleifender Umlenkrolle.

Hier ist in Pos 6 ist der One 25-522 und in Pos 10 der Grand Prix, nehmen wir die Spalte mit 120PSI=8,27 bar gemessen worden. Der Grand Prix schneidet schlechter bei 29 km/h mit 14,0 Watt schlechter als der ab als der One mit 12,3 Watt. Bei höheren Geschwindigkeiten ergeben sich größere Differenzen, es wurde mit 42,5 Kg Auflast gemessen.

Auch hier ist der One besser als der Grand Prix http://www.velomobil.ch/ch/sites/default/files/images/pages/reifenpruefstand/diagramm_cr_v.jpg

Bei meinem letzten Anruf bei Conti sagte man mir aber, das der GP von Tour gemessen besser als der One wäre. Es wurde ausdrücklich nicht vom GP 4000 S2 gesprochen sondern nur allgemein vom GP. Die Ergebnisse von Tour sind leider nur gegen Bezahlung zu sehen.

Ich überlege, ob die Unterschiede von 225-205 = 20 Watt auf die Reifen zurückzuführen waren. Ist der GP von Conti wirklich schlechter als der One ? Oder sind die neuen GP von Conti besser.

Ich habe folgende 20 Zoll Paare:
F-Lite 50-406
Durano 28-406
Durano plus 28-406
Ultremo ZX 23-406
One 23-406

Kaufe ich mir noch zwei GP 28-406 und messe diese auch. Oder lohnt sich das nicht, weil die Conti sowieso schlechter als die von Schwalbe sind ? Andererseits könnte ich die GP aber auch zum Fahren nutzen.

Interessant wäre aber auch die Messung bei 5 Grad Celsius und bei 23 Grad Celsius, vielleicht ergeben sich auch temperaturabhängige Unterschiede.

@Matze glaubst Du das der GP gleich oder schneller als der One ist ? Hast Du nur deshalb bei HHB 2014 gegen Daniel verloren (außer der Reifenpanne) weil Du Conti statt One drauf hattest ?

Bestelle ich mir noch zwei GP 28-406 zum messen oder ist Conti nur Schrott gegenüber dem One ? Was meinst Du @DanielDüsentrieb ?

Gruß Leonardi
 
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