Halbe Gänge ... die n-te

fho

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Moin zusammen,

Erstmal vorweg: Ich hab keine große Ahnung von Fahrradtechnik, dementsprechend mag was jetzt kommt großer Quatsch sein.

Ich hab vor kurzem gelernt, dass es mal "halbe Gänge" gab, also die Kettenblattzahlanzahl relativ nah beieinander und damit dann immer "zwischen" zwei Ritzeln geschaltet. Soweit ich das sehe ist das etwas aus der Mode gekommen, vor allem weil es komplexer ist zu schalten.

Wie gesagt ... ich bin kein Schlatungsexperte, aber was ich kann ist programmieren, also hab ich während des letzten Zoomvortrags mal ein kleines Skript geschrieben das mittels "Genetischer Evolution" [1] Kettenblätter und Ritzel zu wählen so dass der Schritt zwischen zwei (Halb-)Gängen nicht groß von 10% unterschiedlich ist (edit: zumindest nicht zwischen jeweils zwei Kettenblättern, mit dem dritten/kleinen ist das etwas durcheinander gekommen).

Herausgekommen ist dabei das hier:

Screenshot from 2022-04-28 14-48-04.png

(zu ritzelrechner)

So ... und jetzt kommt ihr und erzählt mir warum das keine gute Idee ist?

[1] ... was deutlich spannender klingt als es ist ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir persönlich wäre es wohl zu fummelig und aufwendig. Ich habe inzwischen 1*12 und vin vorher Rohloff Speedhub gefahren, davor ein Faltrad ohne Gangschaltung. Meine optimale Trittfrequenz schwankt auch je nach Situation zwischen 80RPM und 110RPM. Die feine Gangauswahl brauche ich also schlicht nicht und würde sie eh nicht nutzen. (Dann halt im Zweifelsfall mal etwas schneller treten oder etwas kräftiger treten oder etwas langsamer fahren.)
Aber allgemein für eine schlechte Idee halte ich es nicht. Nur wenn man mit einer Kassette mit den gewünschten feinen Sprüngen auch ausreichende Spreizung erreichen kann, wäre es unnötig, Halfstep (+Granny, also noch ein ganz kleines Kettenblatt) zu machen. Aber auch dann hat man den Vorteil, dass die grob abgestufte Kassette erlaubt, dass man mit weniger Schalten mehr Änderung erreicht (am Anfang/Ende einer Steigung und beim Anfahren kann man schneller durchschalten und dann bei konstanter Geschwindigkeit mit Halfstep den genau richtigen Gang finden).
Also wenn du Bock hast: Go for it! Kann man ja einfach mal ausprobieren und notfalls zurück bauen. Zum Probieren vielleicht auch günstig mit gebrauchten Teilen.
 
Bei meinem (stinknormalen Aufrecht-) Fahrrad sind langsam mal neue Blätter und Ritzel fällig. Bin tatsächlich am überlegen das mal auszuprobieren. An das "doppelschalten" kann ich mich glaube ich gewöhnen, das ist immer Daumen rechts, beide Zeigefinger. Finde ich nicht zu komplex.
 
Meines Wissens gibt es kein Schaltwerk mit 67 Zähnen Kapazität. Die Shimanos mit langem Käfig haben 45, über 50 gehen wohl grenzwertig. Aber bei 67 fallen einige Gänge weg.
Guter Einwand ... da müsste ich nochmal die Grenzen des Algorithmus anpassen ... 80 km/h fahr ich sowieso nicht ;)
 
Ich fahre Half Step and Granny seit einigen Jahren. Man schaltet nicht so im ZickZack hin und her. An der Ampel schaltest du auch nicht jeden Gang einzeln. Ich fahre meist auf dem Kettenblatt mit der geläufigeren Zahnanzahl - also dem 48er. Das 45er dient nur dazu, den kurzfristig den fiesen Einbruch der Reisegeschwindigkeit und das Leertreten beim Herunterschalten zu unterbinden, ohne dass die Kadenz unangenehm hoch geht:
Screenshot 2022-04-28 at 18.23.18.png

Screenshot 2022-04-28 at 18.22.53.png

Meine Lösung am M-Racer dafür ist:
Screenshot 2022-04-28 at 18.24.41.png
Schneller als 37 km/h reise ich in der Ebene meist nicht, wenn es abschüssig wird, kann ich bis über 60km/h mittreten (120er Kadenz), oder einfach mal rollen lassen…

Hier meine Empfehlung für deine Kurbeln mit 110er Lochkreis und deine 10fach Kassette (9–50):
Screenshot 2022-04-28 at 17.47.50.png
 

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Ich kann mir immer kaum vorstellen, dass man diese theoretischen Möglichkeiten tatsächlich nutzt.

Dass man bei Änderung der Steigung nacheinander rechts, links, links, rechts oder so schaltet, die ideale Reihenfolge also komplett im Kopf hat, ist ja wohl unwahrscheinlich.

Also bedeutet es doch: ich schalte mit dem rechten Schalthebel zum nächsten Ritzel und wenn ich merke, dass mir der Schaltsprung zu groß war, dann schalte ich wieder zurück, betätige anschließend den Umwerfer, um zum dazwischen liegenden Gang zu kommen? Für den nächsten Halfstep muss ich mir das dann merken, denn dann muss ich wieder zuerst mit dem Umwerfer zurück und aufs nächste Ritzel?

Ich passe ja eher mein Tretverhalten geringfügig der Übersetzung an als umgekehrt.

Bei elektronischen Schaltungen, die Schaltwerk / Umwerfer automatisch schalten, man also nur noch eine Schaltwippe hat, sieht's anders aus.

Gruß

Fetzer
 
Na ... das sieht auch gut aus (y)

ich schalte mit dem rechten Schalthebel zum nächsten Ritzel und wenn ich merke, dass mir der Schaltsprung zu groß war, dann schalte ich wieder zurück
Ne, man schaltet zuerst vorne hoch (bei mir Daumen links) und macht damit nur einen halben Schritt. Und wenn der noch nicht reicht schaltet man vorne runter und gleichzeitig hinten hoch (bei mir beide Zeigefinger). Ich find das kann man sich merken.

Runterschalten ist dann andersrum, vorne runter (Zeigefinger links) und danach vorne hoch, hinten runter (beide Daumen).
 
Was ich daran tatsächlich etwas faszinierend finde ist, dass man damit ziemlich große Übersetzungsbereiche abdecken kann ... Pinion preist sich ja mit ~600% ... bottlenecks Version hat 800%, meine von oben fast sogar 1000%.
 
Ja, aber auch nur unter Annahme eines Ritzelpaketes mit 9 bis 50 Zähnen. Gibt's das überhaupt in 10-fach, wie im Beispiel? Ich kenne es nur bei 12-fach, und da sauteuer bei wahrscheinlich gleichzeitig hohem Verschleiß.

Das Schaltwerk, das 57 bzw. 67 Zähne Gesamtkapazität bietet, muss auch noch erfunden werden.

Gruß

Fetzer
 
Es muss schon viele lange flache Strecken haben damit das Sinn macht.
In meiner Gegend fahre ich selten mal 100m im selben Gang.

Die aktuell populäre 12-fach Rotorkasette hat 1-Zähne-Schritte im Cruise-Speed-Bereich und trotzdem noch trostpreisverdächtige 52/11=473%. Damit wär Halfstep im Reich der Erinnerungen an 6-fach Kasetten.
 
Ich fahre Halfstep und ich finds super. Ich hab eben die Wahl zwischen kleinen und großen Gangsprüngen. Die großen nehme ich zum Beschleunigen, die kleinen an meiner Leistungsgrenze und wenn ich merke, dass an der Steigung der Gang doch zu groß ist. Dann trete ich nach dem Runterschalten nicht so ins Leere.
Außerdem ist es beim VM schwierig, den gesamten Geschwindigkeitsbereich abzudecken. Da braucht man eine stark gespreizte Kassette. Die hat aber wiederum sehr große Gangsprünge, und da schafft eben das zweite Kettenblatt Abhilfe.
 
Der "klassische" Half-step am Reiserad war die Kombi aus 44/48er Kettenblättern. Heute kann man -kombiniert mit einer gespreizten Kassette- möglicherweise auch auf das dritte 'Granny'-Blatt verzichten.
Ich fahre am W&W Half-step mit der SRAM Eagle:
IMG_20220428_193237.jpg
Die 4 Zähne zusätzlich schafft das Schaltwerk, viel mehr sollten es aber nicht werden.
Ist nicht das Entfaltungswunder, aber man kommt gut unter 2 m, das reicht für den einen oder anderen Berg und bergab bei > 50 km/h mittreten geht auch.
Eher Reiserad- als VM- Kombination.

Bis 9-fach (eigentlich nur bis 8-fach) konnte man die Kassetten ja noch frei konfigurieren, jetzt muss man halt schauen wie es passt.
 
So ... und jetzt kommt ihr und erzählt mir warum das keine gute Idee ist?
Keine gute Idee ist m.E. schlicht falsch. Ich finde es jedenfalls besser als 1x12 - jedenfalls am Liegerad und für Leute, die ungefähr wissen, wie man eine Kettenschaltung bedient.
Halfstep hat sich nur mit 3x9 oder 3x10 u.ä. etwas überlebt, finde ich. Man hat genügend Gänge und kann es sich leisten, ein paar davon zu verschenken bzw. zu doppeln, um andere bequemer zu erreichen. Halfstep war ja nie ein Selbstzweck, sondern ein möglicher Kompromiss, um ausreichend Spreizung und eng gestufte Gänge unter einen Hut zu bekommen.

Mit indexierten Schalthebeln bevorzuge ich persönlich allerdings nicht das klassische Halfstep, sondern 1,5 Ritzelsprünge Unterschied zwischen großem und mittlerem Blatt. Das lässt sich mit den meisten Hebeln immer noch gut genug schalten, um bei Bedarf einen "halben" Gang zu machen, und bietet den Vorteil, dass man beim Anfahren schnell 1,5 Ritzel hochschalten kann (vom mittleren Blatt auf's große). Außerdem wird bei gleicher Gesamtspreizung der Abstand zwischen mittlerem und kleinem Blatt kleiner. Auf dem kleinen Blatt braucht man selten eng liegende Gänge, weil man das nur bergauf verwendet, deshalb achte ich da eigentlich nie darauf, dass es einen halbzahligen Abstand zum mittleren Blatt hat, sondern nur darauf, dass der kürzeste Gang kurz genug ist. Für Aufrechträder kommen dabei meist 2,5 oder 3 Ritzelsprünge heraus, und mehr wird auch schon unangenehm zu schalten. Für Liegeräder brauche ich größere Gesamtspreizungen, da verwende ich andere Konzepte.
In Steigungen mache ich eigentlich nie Halfstep. Da verliert man schnell den Schwung, deshalb müssen die Schaltvorgänge vor allem schnell gehen.

Es gibt mehrere Randbedingungen für solche Optimierungen:
Schaltwerk (max. Gesamt-Zahnzahldifferenz)
Schaltwerk (max. größtes Ritzel)
Umwerfer (max. Differenz großes-kleines Blatt)
Umwerfer (min. Differenz großes-mittleres Blatt)
Kurbel (min. kleines Blatt, min. mittleres Blatt)
Ritzel (real verfügbare Größen, Zerlegbarkeit von Kassetten)
Blätter (real verfügbare Größen für die Lochkreise der Kurbel)

Die Differenz zwsichen großem und mittlerem Blatt bei dir würde z.B. mit den 3-fach-Umwerfern aus den Shimano-10-fach-Gruppen nicht funktionieren. Die brauchen je nach Modell mindestens 10 oder 12 Zähne, sonst kollidiert das innere Leitblech mit dem mittleren Blatt, wenn Du auf's große schaltest. Ein Blatt mit 55 Zähnen für die mittlere Position und ein 41er Ritzel aufzutreiben wird auch mindestens schwierig.
 
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