Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Hallo Robert,

Wie ich schon in dem anderen Posting schrieb: irgendwelche Nachteile werden die kleinen Räder aber doch wohl haben?

Ja, haben sie. In jedem Fall bei weichem Untergrund (Schlamm, Sand, Gras, Kies) und ohne entsprechende Federung auch bei Kopfsteinpflaster bzw. Schlaglöchern.
Darüberhinaus ist der Reifenverscheiss höher, der Felgenverschleiss durch Bremsen lässt sich durch den Umstieg auf CoolStop Eagle II Bremsbeläge weitestgehende vermeiden.

Was auch immer für ein Fahrrad, ich hoffe doch, dass ich meine Ortlieb-Taschen weiter verwenden kann...
Kommt ein bisschen auf die Tasche an, aber ja, eigentlich geht das. Man kann die Rahmen, die in den Brompton-Taschen stecken auch separat kaufen und darauf dann montieren, was man will.

Eigentlich hatte ich mir geschworen nie wieder ein Rad ohne Nabendynamo zu fahren. Wobei ich bisher mit meinem Shimano recht zufrieden bin (habe aber irgendwo gelesen, dass man für so kleine Laufräder evtl. nur SON nehmen kann, weil nur die einen auf die hohe Umdreheungszahl abgestimmten Nabendynamo anbieten).
Es gibt Alternativen, darunter einen preiswerten, beinahe exakt passenden Dahon-Nabendynamo (28 Loch, für 349er Laufräder, 2 mm mehr Einbaubreite und 9 statt 8 mm Achsdurchmesser, Anpassung recht unproblematisch).
Aber du wirst Dich wohl zwischen Pantour und Nabendynamo entscheiden müssen, wenn Dir 2 Bromptons zu teuer sind... :D

Basisversion kann man sowieso vergessen, denn Licht, Schutzbleche, Gepäckhalterungen etc. müssen sein.
Die Basisversion war (scrollscrollscroll) mit hinterem Gepäckträger und Schutzblechen, allerdings ohne Licht. Also nicht gleich vergessen! ;)

Zuerst mal muss ich mir aber überhaupt über einige Grundlagen klarwerden. Z.B. welchen Einfluss die Laufradgröße auf das Fahrverhalten hat. Und auf die Stabilität.

Ausschliesslich positive. Kleinere Laufräder sind stabiler als grössere, gleiche Naben, Speichendicke und Felgentyp vorausgesetzt.
Das Fahrverhalten ist handlich, die Kiste läuft aber auch oberhalb von 60 noch sauber geradeaus (fahre auch bei diesen Geschwindigkeiten grosse Kurven ohne Probleme in der "Tria-Position")
Der Luftwiderstand ist deutlich reduziert (wurde z.B. gerade auf der Brompton Mailing List ausführlich diskutiert, weil die Leute sich gewundert haben, dass sie regelmassig beim Bergabrollen Mitfahrer auf sehr sportlichen Rädern überholen...)

Ich wiege 105 kg, jetzt denke man sich noch Kleidung und vor allem Gepäck dazu, ich denke das Fahrrad sollte wenigstens 130-140 kg Zuladung wegstecken. Das ist mehr als
die allemeisten Räder offiziell zulassen. Ich glaube, das Bromton ist sogar nur für 100 kg Zuladung gedacht, oder?
Offiziell werden 120 kg genannt. Bei entsprechend verstärktem Hinterrad und etwas Sorgfalt bei der Wartung/Pflege und "vernünftigem" Fahrstil sind aber 130-140 kg erfahrungsgemäss kein Problem.

Viele Grüsse

Thorsten
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Mit einem so präzisen Wissen zum Hintergrund hätte ich allerdings nicht aufwarten können.
Danke, aber so präzise ist mein Wissen nun auch wieder nicht. Ich habe viele Freunde, die aus dem Stegreif mehr darüber wissen und sich nicht noch schnell per Inet vergewissern müssen, daß sie hier keinen Stuß schreiben.
Meine ersten eigenen Erfahrungen mit dem OM habe ich übrigens 1994 bei einem Yoga-Kurs gemacht :)

Aber nun lieber zurück zum Thema:
ich habe den Eindruck, daß Falträder gegen ähnliche Vorurteile zu kämpfen haben wie Lieger und VMe, daher auch mein Versuch, Thorsten auf den Plan zu rufen :cool:
 
AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Wenn ich diesen Auszug aus dem Laufradfaden so lese, gewinne ich den Eindruck, Du erwartest hier jede Menge Expertenwissen, "mundgerecht" und auf Deine spezifischen Anforderungen (die Du im übrigen selber noch gar nicht genau kennst) aufbereitet, damit Du Dir mit minimalem finanziellen Aufwand genau Dein Traumvelo bauen kannst - aber bitte umsonst und sofort!

Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall: ich habe noch gar keine spezifische Frage gestellt, sondern suchte erstmal nach völlig allgemeinen Informationen. Wo von 'umsonst' oder 'sofort' die Rede gewesen sein soll, meinetwegen auch indirekt, ist mir völlig unklar.

Für mich nicht unbedingt die beste Methode, sich in einem Forum vorzustellen.
Vielleicht (hoffentlich) tue ich Dir Unrecht, aber zumindest bei mir kommt es so an.
Du gewinnst diesen Eindruck, und ich habe leider oft ähnliche Probleme, daher muss ich wohl Mitschuld daran haben. Trotzdem kann ich nicht anders als dir versichern, dass das offensichtlich falsch rübergekommen ist.

Ich weiß nicht, ob es ich in zwei Sätzen klären lässt, aber da längere Erklärungen erfahrungsgemäß alles nur schlimmer machen versuche ich es:

Ich wollte einfache Vergleichszahlen (Vergleichszahlen sind etwas anderes als einzeln stehende absolute Zahlen), ich bin davon ausgegangen, dass so eine Tabelle bereits existiert und ich sie bloß nicht finde, und daher habe ich hier danach gefragt. Alles andere ergab sich aus der Missinterpretation meiner Frage.

Es gibt Leute hier im Forum, die sich mittels ihres Fachwissens ihren Lebensunterhalt verdienen und trotzdem bereit sind, sehr viel davon hier umsonst weiterzugeben. Nicht ohne Grund habe ich genau das Brompton erwähnt, und Thorsten hat Dir viele Gründe dafür erläutert.
Auch hier gibt es offenbar einen großen Unterschied in unserer Mentalität. Wenn ich kritisch nachfrage, in der Art "da müssen doch Nachteile sein", dann ist das eine Form, Respekt und Interesse zu zeigen. Und wenn ich keine Antwort auf meine Frage finde, dann frage ich oft nochmal nach. Das mögen offenbar viele Leute nicht, womit ich wiederum nicht umgehen kann. Ein plattes "Ja, schön" dagegen signalisiert in meinen Augen normalerweise Desinteresse. Offenbar kommt es bei vielen, auch bei dir, aber als das Gegenteil an.

Grüße,
Robert
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Ja, haben sie. In jedem Fall bei weichem Untergrund (Schlamm, Sand, Gras, Kies) und ohne entsprechende Federung auch bei Kopfsteinpflaster bzw. Schlaglöchern.

Demnach wären größere Räder eigentlich nur für die Geländegängigkeit nötig? Haben Cityräder wirklich nur aus Tradition 28 Zoll? Auf Reifenverschleiß sollte es bei denen ja eigentlich auch nicht liegen...
(Sorry für das Nachhaken, ist nicht böse gemeint. Ich versuche wirklich zu verstehen, warum Fahrräder sind wie sie sind.)

Ausschliesslich positive. Kleinere Laufräder sind stabiler als grössere, gleiche Naben, Speichendicke und Felgentyp vorausgesetzt.
Das Fahrverhalten ist handlich, die Kiste läuft aber auch oberhalb von 60 noch sauber geradeaus (fahre auch bei diesen Geschwindigkeiten grosse Kurven ohne Probleme in der "Tria-Position")

Du fährst 60 km/h mit einem Brompton? Wow.

Offiziell werden 120 kg genannt. Bei entsprechend verstärktem Hinterrad und etwas Sorgfalt bei der Wartung/Pflege und "vernünftigem" Fahrstil sind aber 130-140 kg erfahrungsgemäss kein Problem.

Verstärktes Hinterrad? Ich dachte mittlerweile, der Rahmen wäre der limitierende Faktor?

Danke für die Aufklärung zu diesem Fahrrad.

Grüße,
Robert
 
AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Demnach wären größere Räder eigentlich nur für die Geländegängigkeit nötig? Haben Cityräder wirklich nur aus Tradition 28 Zoll? Auf Reifenverschleiß sollte es bei denen ja eigentlich auch nicht liegen...

Ich gehe davon aus. Hier sehe ich tagtäglich zwar massig gewöhnliche Hollandräder, ob alt oder neu ist ziemlich egal. Dazwischen aber auch eine sehr große Anzahl an Bromptons und anderen Faltern. Das Giant Downtown sieht man auch immer wieder mal. Das ist ein Entwurf, um ein Stadtrad einfach und stabil zu halten und massig Transportkapazität zu bieten, verbunden mit einem Lenker, der als Schloss benutzt und nach einem eventuellen Knacken des selben dann eben nicht mehr zum Wegfahren taugt.

Der Grund für große Laufräder ist also im Allgemeinen tatsächlich nur die Tradition. Praktisch dazu kommt noch die mögliche Verwendung kleiner Kettenblätter, um die übliche Geschwindigkeit zu erreichen. Für viele sehen kleine Laufräder auch nicht wohlproportioniert aus, aber das ist alles nur Gewöhnung.
Eventuell könnte man bei historischen Innenstädten mit Pflasterstraßen und -plätzen den großen Rädern noch einen Vorteil zusprechen. Aber da helfen dicke Reifen erfahrungsgemäß auch mehr als schlichter Durchmesser.

Gruß,
R.
 
AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Hallo Robert,

Demnach wären größere Räder eigentlich nur für die Geländegängigkeit nötig?
Korrekt erkannt.

Haben Cityräder wirklich nur aus Tradition 28 Zoll? Auf Reifenverschleiß sollte es bei denen ja eigentlich auch nicht liegen...
Der Fortschritt ist eine Schnecke...:rolleyes:

(Sorry für das Nachhaken, ist nicht böse gemeint. Ich versuche wirklich zu verstehen, warum Fahrräder sind wie sie sind.)
Kein Problem, bin ich gewohnt. :)
Einen grossen Teil der stagnierenden Konzepte haben wir der UCI und dem damit verbunden Nostalgie-Rennzirkus bei entsprechender Deckung durch die Massenmedien zu verdanken.
Wie schon richtig erwäht, ist der Mindestdurchmesser in den UCI-Vorschriften eingeführt worden, um die etablierten Hersteller vor dem Erfolg des Moulton zu schützen.

Du fährst 60 km/h mit einem Brompton? Wow.
Kannst Du auch, musst Du Dir bloss 'nen ordentlichen Hügel suchen :D

Verstärktes Hinterrad? Ich dachte mittlerweile, der Rahmen wäre der limitierende Faktor?
Der Rahmen des Brompton ist hoffnungslos overengineered. Der hält so ziemlich alles aus, habe in meiner Karierre als Brompton-Händler bisher nur einen gebrochenen Rahmen zu Gesicht bekommen. Das war in Brüssel bei einem Kunden, der pro Jahr (unnötigerweise, er wog lediglich ca. 75 kg) einen Laufradsatz zerschunden hat. Ausserdem fuhr er immer 3 Wochen jährlich mit 30kg Gepäck off-road durch Thailand...
Nach 7 Jahren Tortur begann das Hauptrahmenrohr vor dem Hauptscharnier langsam einzureissen. Brompton hat den Rahmen ersetzt und mitgeteilt, dass dieses Rohr schon ein paar Jahre zuvor geändert worden war und dieser Schaden damit ab Bj. 95-96 nicht mehr vorkommen könnte.

Das Hinterrad ist auch ein paar Mal geändert worden, mittlerweile werden Sapim-Speichen mit Polyax-Nippeln verbaut (dadurch gibt's kein Abknicken der Speiche am Übergang zum Nippel mehr, trotz unnötiger 2-facher Kreuzung), aber leider (meistens, nämlich bei den 3- und 6-Gang-Modellen) immer noch in "gerader" 2,34 mm Version, wobei insbesondere 2,0-1,5-2,0 mm Speichen hier noch besser wären, auch für's Gewicht.
Seit ein paar Wochen werden diese Speichen aber doch bei den 1- und 2-Gang-Modellen eingesetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass die dann auch in ein paar Monaten in die Nabenschaltungshinterräder wandern werden.

Ich habe bisher Kunden über 100 kg empfohlen, das Rad auf 1-fache Kreuzung mit 2,34-2,00 mm Speichen umbauen zu lassen. Das hat noch nie Probleme gegeben, auch nicht in Brüssel mit seinen fürchterlichen Strassen und vielen Hügeln (die dafür sorgen, dass man auf den schlechten Strassen dann auch noch ordentlich schnell unterwegs ist).

Danke für die Aufklärung zu diesem Fahrrad.
Danke für Dein Interesse!

Viele Grüsse

Thorsten
 
AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Zitat: Du fährst 60 km/h mit einem Brompton? Wow. -
Antwort:
Kannst Du auch, musst Du Dir bloss 'nen ordentlichen Hügel suchen :D

Ähm... ja, geht natürlich, aber wie kommst Du danach wieder zum Stehen? Oder hast Du selbstgedengelte Spezialbremsen dran?
- Ansonsten stimmt das Loblied: Ich krieg' mein Brompton auch schon seit mehr als 10 Jahren einfach nicht kaputt. Und es fährt wie ne 1, sobald man sich an die sehr direkte Lenkung durch das kleine Vorderrad gewöhnt hat.

Gute Fahrt
Peter
 
AW: Grundlegende Überlegungen zu Stadt- und Langstreckenfahrrad

Hallo Peter,

Ähm... ja, geht natürlich, aber wie kommst Du danach wieder zum Stehen? Oder hast Du selbstgedengelte Spezialbremsen dran?

Nicht nötig:


  • Gute Beläge (CoolStop Eagle II / V-brake-Version, gerne lachsfarben), schonen ausserdem die Felgen. Oder die neuen von Brompton (Cartridge-Version).

  • Regelmässige Wartung > leichtgängige Kabel (Brunox Turbospray im Sommer, Kühlerfrostmittel im Winter), spielfreie, leichtgängige (geölte) Bremskörper, korrekt eingestellte Beläge, gereinigte Felgen, so alle 3 Monate, wenn man viel fährt.

  • eventuell andere Bremshebel (was leider fast immer Mehrgewicht bedeutet)
Anmerkung: Wenn das Brompton schon ein paar Jahre alt ist, sollte man kurz nachsehen, ob in der/den Dual-Pivot-Bremse(n) eine Kunstoffscheibe (vordere Bremse > rechte Seite) eingebaut ist, die eventuell plattgepresst ist und dadurch Spiel im Bremskörper verursacht.
Rausschmeissen und durch eine ordentlich M6-Scheibe erstetzen.
Bei der Gelegenheit die Bremse mit ordentlichem Fett an allen Achsen fetten, montieren und spielfrei einstellen.

Viele Grüsse

Thorsten
 
Zurück
Oben Unten