Gone with the Wind

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Ich bin gut im neuen Jahr gerutscht.

Vorgestern auf der Rückfahrt von Berg nach Augsburg, ich hatte mich lediglich auf leichten Schneefall eingestellt, wurde ich dann tatsächlich von einem Wintersturm überrascht.

Zunächtst erstreckten sich die Schneeverwehungen nur jeweils über etwa 100 m und waren bei 10 bis 20 cm Höhe mit manchmal durchdrehendem Hinterrad durchfahrbar.
Leider legte der Wind noch zu, und auch die Passagen die über freies Feld führten, sodass die Verwehungen immer größere Ausmaße annahmen.
In einer Bergabpassage bin ich dann schließlich aufgeschwommen. Ich bin in Sportunterwäsche ausgestiegen, die Schneeflocken trieben waagerecht über die Straße. Die Temperatur betrug wohl um Null Grad, aber mein Adrenalinpegel war so hoch das mir beim Schieben nicht kalt wurde.

Ein "verständnisvoller" Autofahrer hielt neben mir an, drehte die windabgewandte Scheibe herunter, machte mit der Hand eine Scheibenwischerbewegung vor seinem Gesicht und äußerte sein Unverständniss, wie man bei solchen Verhälnissen nur mit so einem Fahrzeug unterwegs seien könne.

Da er gleich weiterfuhr entging ihm der eigentlichr Höhepunkt. Nachdem ich etwa 600 m geschoben hatte war die Straße frei, das heißt nur noch festgefahrener Schnee. Ich stieg wieder ein, und noch bevor ich
10 km/h erreichte, wurde ich "Vom Winde verweht" gegen den rechten Schneerand getrieben und Kopfüber in den Graben verfrachtet.
Der Ausstieg war gar nicht so einfach, die Haube konnte ich abnehmen, auf jedenfall erfrischend - robben im Schnee. Keine Blessuren bei mir, aber das Wabenkarbon bedarf einer kleineren Aufspritzung. Als Aufmunterung durfte ich dann noch die total verdrehte Kette wieder auflegen.

Als mein K noch im Graben lag hielt der Fahrer eines orangenen Straßendienstfahrzeugs und fragte ob alles in Ordnung sei. - Normale Leute gibt es auch.
Dennoch war ich verwundert, dass der Winterdienst nachmittags um 14 Uhr so schlecht funktionierte, denn es kamen noch weitere Passagen mit starken Verwehungen. Insgesamt bin ich ca. 1,5 km durch die Verwehungen geschoben, auch dabei hatte ich Mühe zu verhindern, dass mein Velomobil von dem Wind nach rechts in den Graben gedrückt wurde.

Bei einem unachtsamen Aussteigen flog meine Haube auch noch übers Feld, die ich dann aber wieder einsammeln konnte. Schließlich öffnete sich nach einem Waldstück eine große freie Fläche, in 1,5 km Entfernung konnte man hinter Schneetreiben den nächsten Ort erkennen.

Die Straße war komplett 30 bis 50 cm hoch zugeweht, meine Moral fast am Boden. Erstmal saß ich nur und spürte wie meine Betriebstemperatur langsam runter ging. Der Gedanke nun wiederum aussteigen zu müssen und wohl oder übel vorher Überhose und Jacke anziehen zu müssen, um diese lange Passage ohne Auskühlung zu überstehen, gefiel mir gar nicht.

Es war wie verspätete Weihnachten als in dem Moment ein Räumfahzeug von hinten einen Bogen um mich machte, von wegen man sieht sie ja gar nicht, ich stand links, und er räumte nur die Gegenspur.
Also ausgestiegen, das K rübergehoben und nichts wie hinterher.

Eine meiner interessantesten Fahrten.

Henning
 
huhu Henning

harte Geschichte hoffe es ist nix ernsthaft kaputt gegangen und du ohne Erkältung davongekommen.

Grüße Marcel
 
hallo Henning,

heftig, heftig... Stark was Du da an Ausdauer (körperlich und mental) gezeigt hast. Bei solchen Bedingungen kann man ja schnell mal an sich selbst zweifeln.

Gruß,

Norbert
 
Hmmm, "gefällt mir" kann ich da nicht drücken. Den "Schwein gehabt"-Knopf kann ich aber leider nicht finden.

Nachdem für Mittwoch Böen bis 75km/h angesagt waren, bin ich mit dem Auto gefahren. Ging auch ganz gut, ich musste nur einmal warten, weil sich vor mir ein Auto kurzzeitig in der Schneewehe festgefahren hatte.
 
Danke Martin,
die Windgeschwindigkeiten hatten mich noch interessiert.

Wenn ich die Wettervorhersage im Vorfeld sorgfältiger studiert hätte, wäre meine Entscheidung anders ausgefallen
und der zweitägige spontane Ausflug verschoben worden.

Aber die Bewegung hat mir gut getan.

Henning

P.S. mit "Martin" ist Sutrai gemeint.

So viele Martins, ich hatte einen dritten Martin besucht.
 
Wenn ich die Wettervorhersage im Vorfeld sorgfältiger studiert hätte
naja, mal abgesehen vom Wind war ja nix wirklich heftiges angesagt. Die angesagten Schneemengen waren ja eher gering. Wind und Schnee ist halt doof. Hatte ich vor ein paar Jahren mit dem AW auch mal, dass ich auf schneebedeckter Straße kaum geradeaus fahren konnte, weil mich der Wind einfach seitlich weggeschoben hat :confused:. Ich hatte damals das Glück, dass neben der Straße kein Graben war sonst hätte ich mich damals wohl auch überrollt, so stand ich nur ungeplant quer neben der Straße im Feld.
 
Hmmm.
weil sich vor mir ein Auto kurzzeitig in der Schneewehe festgefahren hatte.
Wieso muss ich dabei daran denken:
Unverständniss, wie man bei solchen Verhälnissen nur mit so einem Fahrzeug unterwegs seien könne.
:D

Eine meiner interessantesten Fahrten.
Ja, das Wetter kann schon interessant sein. Muss es aber nicht unbedingt mit Gewalt versuchen...

Ciao,
Andreas
 
Schneeschild und Schneekette für Velomobile könnten doch ein Verkaufsschlager werden.
 
Dich macht wirklich nix fertig...
Lag zwar auch schon bei -15°C kopfüber mit dem Ks im Graben, aber eher aus Dummheit, als durch "höhere Mächte". Und die 2-3cm Schnee konnte man prima durchfahren. In deiner Situation wäre ich wohl kurz vorm aufgeben gewesen..
Pass auf dich auf ;) Wer soll denn sonst die Mathewitze auf der Spezi erzählen?
 
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