Geschichte von RazzFazz

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Hallo Velonaut*innen,

ich interessiere mich für die Geschichte der RazzFazz-Räder. Der Name taucht immer wieder in Forenbeiträgen auf. Es scheint sich um legendäre Räder gehandelt zu haben.

Wie kam es zu RazzFazz? War das eine Marke, waren das nur Eigenbauten, wie war das Konzept, warum sind sie in der Versenkung verschwunden, waren sie tatsächlich "legendär"? - ich würde mich über ein paar schöne Anekdoten freuen von Menschen, die mit diesen Rädern zu tun hatten. Irgendwie taucht da auch manchmal der Name Walter Zorn mit seiner auch "legendären" Kreuzotter auf..

Grüße und Danke.
 
Ich fange gerne mal an mit meinem spärlichen Wissen:

Ende der 90er Jahre fanden sich in München ein paar junge Leute (Namen kenne ich teilweise, aber weiss nicht, ob sie hier genannt werden möchten) zusammen, die sich im Bereich Modellflugzeugbau gute Kenntnisse des Carbonbaus angeeignet hatten. Einer von ihnen kannte Walter Zorn, der sich ein Liegerad gebaut hatte, die Urkreuzotter (oder sie hatte noch einen anderen Namen), aber noch nicht aus Carbon. Das fanden die Jungen toll und haben sich gesagt: bauen wir uns auch, mit Walter Zorn - aber aus Carbon (ich glaube, das war dann die Kreuzotter). Einer von ihnen hat den Entwurf sogar erfolgreich als seine Diplomarbeit eingereicht.

Diese Räder wurden im Laufe der Zeit (vor etwa 20 Jahren) immer weiter entwickelt und ab einer bestimmten Entwicklungsstufe RazzFazz getauft. Die Formen für die verschiedenen Grössen und Varianten wanderten irgendwann auch zu Bekannten jenseits von München, bis hin in die Niederlande. Es blieb aber immer ein „privates“ Anliegen. Jedoch waren die Räder für damalige Verhältnisse und in ihrer Klasse (teils mit Hutzen) sehr schnell und bei Rennen äusserst erfolgreich, was vielleicht auch an den Fahrern lag. Das Konzept der Räder war aber „möglichst schnell (und steif) und möglichst leicht“.

Irgendwann trennten sich die Wege der Beteiligten, Zorn schied freiwillig aus dem Leben, andere bauten weiter, wieder andere entwickelten alltagstauglichere bzw. noch komfortablere Carbon-Räder (z.B. die in diesem Zusammenhang oft genannten genialen Schröferlschen vollgefederten Low Racer, Faltlieger und B2B-Tandems, deren Urheber u.a. auch an der Entwicklung der Fennschen Alpha-Velomobile beteiligt ist). Ein Beteiligter (Dennis) wiederum hatte zwei Bekannte, die sich der Idee professionell widmen wollten, und diese (mit Hilfe von u.a. Dennis) entwickelten schliesslich aus den RazzFazzen die Troytec-Räder. Es gibt Zwischenstufen (ich habe eines) und teilweise auch vor Troytec schon „RazzFazz-HighRacer“.

Mit dem Ende von Troytec endet im Prinzip auch die RazzFazz-Geschichte, zumindest vorläufig, wobei einige Beteiligte nach wie vor liegend unterwegs, nur hier im Forum nicht (mehr) anzutreffen sind. Mit der Wiederauferstehung von Thomas @Schottt vor Kurzem bzw. seiner Ankündigung, bei der WM23 dabei zu sein, könnte sich die Geschichte vielleicht fortsetzen. Und er könnte sicher noch mehr erzählen bzw. mich hier korrigieren…
 
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Zorn schied freiwillig aus dem Leben,
Ich kenne mich im Leben von Walter Zorn nicht aus, finde es aber unpassend, so etwas öffentlich zu schreiben. In diesem Beitrag schrieb mal jemand, der offensichtlich sein Sohn war, etwas, das ganz anders klang.
ich wär auch lieber nicht dabei gewesen, als die Geräte von meinem 52-Jährigen Vater abgeschaltet wurden.

Gruß Fetzer
 
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Wenn es falsch sein sollte, wurde mir von mehreren ihm ehemals Nahestehenden Falsches berichtet. Unpassend finde ich es nicht, es besteht offensichtlich Interesse an seiner Person als Mit-Schöpfer einer legendären Liegeradfamilie und dies gehört dazu, Details kenne ich nicht und habe ich nicht genannt. Ob der von Dir @Fetzer genannte Herr sein Sohn ist, weiss ich nicht. Aber das eine schliesst das andere vielleicht auch nicht aus.
 
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Einer von ihnen kannte Walter Zorn, der sich ein Liegerad gebaut hatte, die Urkreuzotter (oder sie hatte noch einen anderen Namen), aber noch nicht aus Carbon.
Die hieß schon so. Ältere Snapshots von kreuzotter.de sind ja nach wie vor über archive.org zugänglich, und u.a. aus den Bildunterschriften hier lässt sich entnehmen, dass 1994 die erste Kreuzotter fuhr. Aus Carbon war dann die Kreuzotter 5. Ob da bereits die anderen dran beteiligt waren und wo die RazzFazz abgezweigt sind, weiß ich wiederum nicht.
 
Die 7,4 kg Gewicht des RF1 sind bis heute unerreicht.
Vielen Dank für diese Verlinkung mit dem Foto. Waren die Razz Fazz generell mit kleinem VR und der Kette neben dem VR?

Das Gewicht für ein gefedertes Liegerad ist ne Ansage, aber mich wundert, dass der hier beschriebene Treteinfluss für so ein Wettbewerbsrad nicht dazu führte, das Konzept als Starrrahmen umzusetzen..

Zitat: "Auch wenn das im Foto stark durchhängende Zugtrum unter Last gespannt ist dürfte die Kettenlinie noch deutlich unterhalb des Schwingendrehpunktes verlaufen, woraus eine merkliche Wechselwirkung zwischen Antrieb und Federung resultiert."
(Foto verlinkt aus dem von Cristoph S erwähnten Bericht der Spezi)
Raz-Fazz_s.jpg
 
Das Gewicht für ein gefedertes Liegerad ist ne Ansage, aber mich wundert, dass der hier beschriebene Treteinfluss für so ein Wettbewerbsrad nicht dazu führte, das Konzept als Starrrahmen umzusetzen..

Sowas wie "das Razz Fazz" gibt es auch nicht. Da gibt es einen ganzen Zoo von Varianten:


RF I:
Raz-Fazz.jpg

RF II:
rf_scheuerschutz-jpg.26954

RF IV:
Razz-Fazz$7E003.jpg

RFR:
RFR$20Kette.JPG



Gruss Stefan
 
[…]

Das Gewicht für ein gefedertes Liegerad ist ne Ansage, aber mich wundert, dass der hier beschriebene Treteinfluss für so ein Wettbewerbsrad nicht dazu führte, das Konzept als Starrrahmen umzusetzen..

Zitat: "Auch wenn das im Foto stark durchhängende Zugtrum unter Last gespannt ist dürfte die Kettenlinie noch deutlich unterhalb des Schwingendrehpunktes verlaufen, woraus eine merkliche Wechselwirkung zwischen Antrieb und Federung resultiert."

[…]

Die von Peter S. beschriebene (und auf seiner Seite umfänglich besprochene, dargelegte und berechnete) Wechselwirkung der Federung auf den Antrieb ist sicher messbar. Daraus ein KO-Kriterium für das oben beschriebene Rad abzuleiten, halte ich für falsch.

Gerade im Liegeradbereich haben sich (u.a. in Pro Velo) immer wieder Akademiker und Ingenieure zu Wort gemeldet, um sich an diesem oder jenen technischen Detail abzuarbeiten (Studium muss sich ja lohnen…). Bei Rennen vorn gefahren und gewonnen haben aber nicht die mit dem geringsten gemessenen Pedalrückschlag, sondern die mit den schnellsten Beinen und dem besten Rad. Und das waren eben häufig Typen auf Razz Fazz.

Ausserdem konnten die Münchener Marketing ziemlich gut. Legenden entwerfen, immer alles bissel geheimnisvoll, bei vielen einen „Haben-wollen-Reflex“ auslösen.

Herzlichst
Günther
 
Das Gewicht für ein gefedertes Liegerad ist ne Ansage
Die „klassischen“ RazzFazze waren keine gefederten Liegeräder. Bestenfalls mit Gummipuffer „gedämpft“, wie wohl bei dem hier beschriebenen Exemplar, wenn das denn überhaupt stimmt, oder eben tatsächlich Starrrahmen.

immer alles bissel geheimnisvoll, bei vielen einen „Haben-wollen-Reflex“ auslösen.
Da es privat lief, und man sich ein RF selbst bauen oder bauen lassen musste, ergab sich das vielleicht von selbst? Und der Haben-wollen-Reflex stellt sich vielleicht auch von selbst ein, wegen ihrer Optik und wenn man sie mal gefahren ist. Ging mir jdf. so, Jahre nachdem sie gebaut wurden und ohne ihrem Marketing ausgesetzt gewesen zu sein. Selbst Kenner in den Niederlanden habe ich von Gewicht und direkter Kraftübertragung schwärmen hören (im Vergleich zum CHR). Und ein paar von der ersten Stunde als sehr offene, nur vielleicht nicht tratschende Zeitgenossen erlebt, die an der Sache interessiert waren. Eher „Nerd“-Typ. Kenne aber auch nicht alle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Vollständigkeit halber hier das eingangs erwähnte RF aus der Übergangszeit zu Troytec, es heisst RF „Evolution“ und ist mit Scheibenbremsen, Federung und 2x 559 Laufrädern ausgestattet und von allen Liegerädern, die ich bisher besass, das komfortabelste, dabei einigermassen schnell selbst mit Kojaks. :cool:
 

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hast du das noch?
Ja, ich habe es noch und es hat seine eigene Geschichte. Langer Rede kurzer Sinn: nach dem Kauf musste es von noch mehr technischem Schnickschnack befreit werden und bekam einen Tiller- statt UDK-Lenker.

Erinnert mich an M5 CHR
So schnell wie ein CHR ist es nicht, schon allein wegen der 26-Zoll-Laufräder und dem überschaubaren Angebot an schnellen Reifen in 559. 26-Zoll ist auch der Preis für die grössere Kurbelfreiheit. Das geht übrigens auch beim CHR, hier aber leider nicht in die andere Richtung.
 
Zitat: "Auch wenn das im Foto stark durchhängende Zugtrum unter Last gespannt ist dürfte die Kettenlinie noch deutlich unterhalb des Schwingendrehpunktes verlaufen, woraus eine merkliche Wechselwirkung zwischen Antrieb und Federung resultiert."
(Foto verlinkt aus dem von Cristoph S erwähnten Bericht der Spezi)
Die Kette lief beim RazzFazz ziemlich genau durch den Schwingendrehpunkt.
Die Umlenkrolle in die Schwinge zu bauen ist schon eine geniale Idee.
Ich hatte 2xRazzFazz und von der Antriebssteifigkeit waren es die besten Räder die ich hatte.
Es gab aber auch verschiedene Sachen die recht bastelig waren.

Es gab auch nie 2 gleiche RFs die 4 Jungs haben sich immer eigene Räder aufgebaut, daran was geändert und nach ein paar Monaten wieder verkauft.
 
Razz Fazz Race (5) - 9kg.
Da verschiedene Personen laminiert haben, war der Lagenaufbau auch unterschiedlich. Dieses RFR ist auf der massiven Seite.
Razz Fazz Race red.jpeg

Razz Fazz Highracer
Razz Fazz High Racer 1.JPG

@M-Elch wir sollten sobald es wieder wärmer ist mal eine gemeinsame Ausfahrt machen :cool:
 
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