Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Jens Buckbesch

gewerblich
Beiträge
1.513
guten Morgen,

ich möchte mit diesem Beitrag eine Diskussion über die Gefahren des Ultra-Leichtbaus bei Velomobilen anregen und auch herzlich alle Hersteller einladen, einen Beitrag dazu zu liefern.

Es tobt ja seit einiger Zeit ein Wettrüsten um das niedrigste Velomobil-Gewicht. Verständlicherweise möchte der Nutzer ein möglichst niedriges Gewicht beschleunigen oder Steigungen hochbewegen.
Das führt dazu, dass Kaufentscheidungen in hohem Maße von den Gewichtsangaben der Hersteller und auch den tatsächlich erreichten Gewichten beeinflusst werden.
Wer heute noch als Hersteller ein Velomobil über 30 kg anbietet, scheint schon fast aus dem Rennen, zumindest was die sportliche Fraktion unter den Käufern angeht.
Was aber sind die Folgen dieser Entwicklung? Die Hersteller werden gezwungen, immer mehr Material einzusparen, immer leichtere Komponenten zu verwenden und immer näher an die Grenze des Machbaren zu gehen.
Da aufgrund der Stückzahlen und der erzielbaren Gewinne in dieser Branche bestimmt kein Hersteller in der Lage ist, systematische Zerstörungstest und Dauerfestigkeitsprüfungen durchzuführen, führt der Ultra-Leichtbau zwangsweise irgendwann zu hohen Risiken für den Kunden.
Auf der anderen Seite haftet ein Hersteller für die Sicherheit seines Produktes und ist durch das Produkthaftungsgesetz gezwungen, sein Fahrzeug mit guten Sicherheitsreserven zu bauen, um möglichen Regressforderungen standhalten zu können.
Eine bedrohliche Entwicklung also für Kunden und Hersteller zugleich.
Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden, ohne den technischen Fortschritt bei der Velomobilentwicklung zu behindern?
Müssen sich Hersteller zusammentun und quasi im Schulterschluss vernünftige Grenzen markieren, unterhalb derer sie mit Kunden nicht mehr verhandeln?

mit freundlichen Grüßen Jens Buckbesch
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Hi Jens,

ich glaube ich habe mit meinem Carbon-Milan vor 1,5 Jahren den Stein ins Rollen gebracht ohne mich jetzt damit brüsten zu wollen.

Ich denke dass diese Entwicklung eigentlich notwendig war. Es ist einfach ein Unding ein Velomobil mit 35kg oder mehr in der Gegend rumzuschippern. Meine Meinung ist dass Leichtbau durchaus seine Daseinsberechtigung hat und nicht auf Kosten der Haltbarkeit gehen muss. Das sieht man bei meinen Ultra-Leichtparts. Nur ein Bauteil das ich bewusst nicht in leicht gehalten habe hatte seinen Dienst quittiert. Der Freilauf ist flöten gegangen. Ich denke nach über 15000km beim Velomobil und 60000km auf dem Liegerad kann man da schon mal von einer gewissen Erfahrung sprechen. Da hatte ich früher schon bei wesentlich weniger km mehr Defekte bei Standardkomponenten.
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden, ohne den technischen Fortschritt bei der Velomobilentwicklung zu behindern?

Ich denke, dass die Kaufentscheidung potenziell vom Preis der VMs gesteuert wird und ein Vehikel über der 10tausender Marke für die meisten ein Ding der Unmöglichkeit darstellt.
Die Nachfrage wird wie immer den Markt regeln.

Grüße
Oliver
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Es tobt ja seit einiger Zeit ein Wettrüsten um das niedrigste Velomobil-Gewicht. Verständlicherweise möchte der Nutzer ein möglichst niedriges Gewicht beschleunigen oder Steigungen hochbewegen.
Das führt dazu, dass Kaufentscheidungen in hohem Maße von den Gewichtsangaben der Hersteller und auch den tatsächlich erreichten Gewichten beeinflusst werden.

Guter Punkt. Als Grundlage wäre interessant, welcher Anteil des Gewichts auf die tragende Struktur (bei selbsttragenden VMs) bzw. Rahmen entfällt, wieviel auf Spezialteile und wieviel auf Standardkomponenten. Das Gewicht eines Rennrads oder normalen Liegerades wird zum nicht unerheblichen Teil über die Standardkomponenten (Räder, Antrieb, Bremsen, Lager, Lenker) bestimmt, nicht über den Rahmen. Da kann man mit sehr viel Geld sehr viel Gewicht einsparen. Aber das Wettrüsten bei VMs ist ja nicht nur aber zum großen Teil auch Rahmen/Karosse. Dort wird es genauso sicherheitsrelevant wie beim Versuch, 16 Speichen zu benutzen. Deswegen müsste eine solche Diskussion als Grundlage haben, bei welchen Komponenten man von "Gewichtsersparnis" redet.

Gewichtsangaben von kompletten VM mit einer Referenzausstattung wäre natürlich auch schön. Alles in Ultegra 2010 oder so und mit XYZ Bereifung. Oder halt Gewichte im Detail.

Just my 2c, ohne eigenes VM.

Knud
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Ich denke, dass die Kaufentscheidung potenziell vom Preis der VMs gesteuert wird und ein Vehikel über der 10tausender Marke für die meisten ein Ding der Unmöglichkeit darstellt.

Hi Oliver,

ist nur seltsam, dass es für den Milan SL und das EVO-R Wartelisten gibt und es sich anscheinend viele Leute leisten können. Für viele ist das VM ein Autoersatz, da sollte der Preis dann eine untergeordnete Rolle spielen.
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Auf der anderen Seite haftet ein Hersteller für die Sicherheit seines Produktes und ist durch das Produkthaftungsgesetz gezwungen, sein Fahrzeug mit guten Sicherheitsreserven zu bauen, um möglichen Regressforderungen standhalten zu können.
mit freundlichen Grüßen Jens Buckbesch

Hallo Jens,
Deine Gedanken sind schlüssig und nachvollziehbar.
Ich glaube aber, dass es die "breite Masse" an Ultraleicht-Velomobilisten nicht geben wird.
Diejenigen, die sportlich (Rennen) unterwegs sein wollen, werden nicht bei Dir "von der Stange" bestellen und oft eigene UL-Teile verwenden; damit bist Du raus aus der Haftung, wenn Du das im Kaufvertrag so formulierst.

Andererseits kann sich der Hersteller ja einige Testfahrer anwerben, die für ihn dann die Praxiserprobung eigener UL-Teile vorantreiben, wenn der Hersteller alleine nicht genug km zusammnen bekommt.
Außerdem lassen sich mit heutiger Software und vergleichsweise wenig Aufwand FEM-Berechnungen durchführen, die einem zumindest die kritische Zonen vorhersagen.

Ich habe neulich Harris Milan-SL genauer anschauen dürfen, was da an sinnvollen Detaillösungen drin steckt, lässt hoffen...Ich denke, dass Ihr mit seinem Know-How im Hintergrund auf dem richtigen Weg seid.
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Hi Jens,
ich glaube ich habe mit meinem Carbon-Milan vor 1,5 Jahren den Stein ins Rollen gebracht ohne mich jetzt damit brüsten zu wollen.


Mein "Vorbild" war Baulchen, als er (ca. 2002 ?) sein Quest als Erster in "Carbon" orderte. Ich hoffte, auch bei der LEIBA Glück zu haben und tatsächlich bekam ich diese vor einem Jahr in Kohlefaser/Aramid ausgefertigt.

Ich bin damit sehr zufrieden, da gleichzeitig eine Gewichtsersparnis UND eine Festigkeitserhöhung einherging.

Auch wenn man keine Rennen fahren möchte, kann ein besonders niedriges Gewicht bei entsprechender Wohnlage sehr sinnvoll sein.

Es mag sein, dass bei extremer Gewichtsreduktion auch die Sicherheit leiden kann. Ich denke aber, dass bei grosser Gewichtsreduktion besonderes Augenmerk auf "intelligente Verarbeitung" Wert gelegt wird, um "das Letzte" herauszuholen. Sprich, es ergibt sich, dass an unnötig stark laminierten Stellen abgespeckt wird, während an wichtigen Teilen eben immer noch besonders stabil gebaut wird.
Einfachere, "billigere" VMs sind bei höherem Gewicht nicht unbedingt sicherer.

Ich bin deswegen sehr dafür, VMs möglichst leicht konstruieren zu wollen. Bestimmt wird es auch einige "zu leicht" konstruierte Teile geben, welche vorzeitig den Geist aufgeben, aber im Laufe der Zeit/der Erfahrungen werden alle vom neuen Wissen profitieren.

Die "Wabenbauweise" in Vakuumtechnik hat ein (vorher zu 100% unerfahrener Selbstbauer) Arbeitskollege von mir benutzt, um sich vor 15 Jahren einen besonders leichten Trimaran (Segelboot) zu bauen.
Ich habe lange nicht verstanden, warum kein einziger VM-Hersteller auf diese Wabentechnik setzte. Es ging auch so, und VMs waren auch so teuer genug, denke ich.

Ich begrüsse jedenfalls extreme Gewichtsreduktion für den Rennsport, und hoffe, dass davon viel für Alltagsfahrzeuge hängenbleibt.

Ich wollte Jens sowieso mal fragen, WER beim Milan in Wabentechnik bauen wird. (Also, ob auch LEIBA davon profitieren könnte).

Peter N.
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Ist halt die Frage auch des Fahrergewichts. Wenn ich nen 16kg VM hätte, käme ich mit einem Gesamtsystemgewicht von 110kg locker auch mit Gepäck hin, da kann hat das Gefährt größere Reserven als wenn du es für 120 oder 150kg Gesamtgewicht freigibst.
Insofern würde ich einfach bei den ultraleicht-Teilen die Gewichtsbeschränkungen senken, dann seid ihr aus der Haftung raus. Ich glaube auch nicht dass die leichtesten RR noch für 120kg Gesamtgewicht wie die DIN fordert ausgelegt sind.
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Wer heute noch als Hersteller ein Velomobil über 30 kg anbietet, scheint schon fast aus dem Rennen, zumindest was die sportliche Fraktion unter den Käufern angeht.

Nicht nur die sportliche Fraktion profitiert von leichteren VMs, sondern jedermann-/frau!

Ein Leergewicht von > 30 kg ist jedenfalls nach den aktuellen Entwicklungsständen deutlich zu hoch, weil es offensichtlich auch mit 20-25 kg ohne Festigkeitseinbußen problemlos machbar ist.

Unter 20 kg halte ich zwar für wünschenswert, aber da der Aufwand dafür enorm steigt, nur für einen kleinen Kreis (hier insbesondere die sportliche Fraktion) für sinnvoll. Zumal der Preis dafür auch nicht von Pappe ist (aber wohl berechtigt).

Unter Ultra-Leichtbau verstehe ich übrigens etwas anderes als die derzeitigen VMs (bzw. Prototypen, von Serie kann man m.E. noch nicht sprechen): bei entsprechender Fertigungsmöglichkeit und natürlich Knowhow sind sicherlich auch VMs mit Leergewichten unter 15 kg machbar ...
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Hallo
Ich Antworte hier mal. Weil ich mich hier am meisten angesprochen fühle. Bin ich doch derjenige der einige Hersteller in die bredoullie gebracht habe. Es war von Anfang an nicht mein Ziel hier jemanden zu höheren Leistungen zu bringen. Eigentlich wollte ich nur ein leichtes schnelles kleineres.

Wie wird man den Rot?

Leichtbau muß keine Sicherheitseinbußen haben. Im Gegenteil. Die Fahrzeuge die ich baue sind an allen Bohrungen und Sicherheitsrelevanten Extrem überdimensioniert zb. Dämpferaufnahme und vordere Radaufhängung zwischen 3-3,5mm Karbon. Orginal ist hier in der regel mit Glas um 2mm. Da ich den Anspruch habe bei jedem Fahrzeug so zu bauen das Ich damit Hardcore fahren kann.
Ich mache durchaus Tests. Von Druck und Zug bei den Karbonspurstangen. Ich konstruiere/baue alles so das es im Regelfall hilflos überdimensionert ist.
Dabei muß man clever konstruieren, sorgfältig und konsentriert arbeiten und möglichst hochwertige Materialen verwenden. Dies bedeutet ein deutlichen Mehraufwand. Dies führt bei den Materialen wie der technische Aufwand der hier betrieben wird zu deutlichen Mehrkosten.

Seit längeren sage ich das das noch vertretbare Gewicht bei dieser Konstruktion um die 17kg liegt. Möglich für reine Rennen in der Ebens liegt es sicherlich bei unter 13kg.
Meiner hat um die 18kg und ist nahezu überall hilflos überdimensoniert.

Deine Idee sich als Hersteller zusammen zu setzten halte ich durchaus für sinnvoll. Das aber eine Untergrenze geben soll halte ich nicht für sinnvoll. So würde sich der technische Fortschritt hier etwas im Zaum gehalten werden was sicherlich von keinem gewünscht ist. Mein persönliche Grenze liegt im moment bei 17kg.
Ich kann im Moment nur für das R sprechen und diese Fahrzeuge die ich gefahren habe haben sehr deutlich gezeigt das erst die Räder abbrechen müssen bevor der Rest nach gibt.


Leicht wird immer teurer bleiben. Wabe niemals Standart.

Gruß Daniel
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Es ist einfach ein Unding ein Velomobil mit 35kg oder mehr in der Gegend rumzuschippern.
Das klingt provokativ. Ist aber sicher zu pauschal. Es hängt doch stark von der Topographie ab, in der du herumschipperst, ferner von der Häufigkeit von Ampeln etc.

Jeder, der ein VM der 35-Kilo-Klasse besitzt, kann es zum Vergleich ohne und mit 10 kg Gepäck fahren, um sich einen Eindruck von den Auswirkungen von 10 kg Gewichtsunterschied auf Steigvermögen und Beschleunigung zu verschaffen. Wer - wie ich - in einer ebenen, ländlichen Region fährt, wird wahrscheinlich überrascht sein, wie wenig sich seine Durchschnittsgeschwindigkeit dadurch ändert. Diese kann man im Flachland eher durch aerodynamisches Feintuning verbessern, und zwar umso mehr, je schneller man fährt.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Ich kann im Moment nur für das R sprechen und diese Fahrzeuge die ich gefahren habe haben sehr deutlich gezeigt das erst die Räder abbrechen müssen bevor der Rest nach gibt.

Hallo Daniel,

darf ich fragen, ob es eine Standard-Nabe war, die brach, oder eine von dir leichter gemachte? Wenn ein Rad abbricht, halte ich das schon für gefährlich.

Grüße, Christiane

die mit lumpigen drei Fahrten im Mango des Holden zu wenig Erfahrung hat, um mitzureden. Die Ansprüche an ein Velomobil werden logischerweise aber immer recht verschieden sein je nach Topographie und Einsatzspektrum. Mir wäre eine gewisse Robustheit und Gepäckmitnahmemöglichkeit wichtig, nicht zuletzt deshalb, weil ich selbst alles andere als Leichtbau bin :D
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Das klingt provokativ. Ist aber sicher zu pauschal. Es hängt doch stark von der Topographie ab, in der du herumschipperst, ferner von der Häufigkeit von Ampeln etc.

Jeder, der ein VM der 35-Kilo-Klasse besitzt, kann es zum Vergleich ohne und mit 10 kg Gepäck fahren, um sich einen Eindruck von den Auswirkungen von 10 kg Gewichtsunterschied auf Steigvermögen und Beschleunigung zu verschaffen. Wer - wie ich - in einer ebenen, ländlichen Region fährt, wird wahrscheinlich überrascht sein, wie wenig sich seine Durchschnittsgeschwindigkeit dadurch ändert. Diese kann man im Flachland eher durch aerodynamisches Feintuning verbessern, und zwar umso mehr, je schneller man fährt.

Für mich als schlechter Fahrer zählt jedes Kilo.

Mein Rekord zur Arbeit war ein 45er Schnitt trotz Ampeln. Die Topographie ist eigentlich für VM´s fast ideal. Ich glaube nicht, dass ich solch einen Schnitt auf 43km mit einem 35kg Gefährt geschafft hätte:rolleyes:. Es sind zwei Steigungen mit 11% drin. Ist halt die Frage ob jetzt den Ausschlag das Gewicht oder die Aerodynamik gemacht hat.
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Hi Oliver,

ist nur seltsam, dass es für den Milan SL und das EVO-R Wartelisten gibt und es sich anscheinend viele Leute leisten können. Für viele ist das VM ein Autoersatz, da sollte der Preis dann eine untergeordnete Rolle spielen.

Seltsam ist es nicht unbedingt. Es ist richtig und gut, dass es eine Käuferschicht gibt, die auf Leichtbau setzt auch das nötige Kleingeld übrig hat und bereit ist, zu investieren. Vielleicht setzt man so Trends und Maßstäbe.
Aber der Großteil derer, die das VM als Autoersatz benutzen, rechnen auch im Vorfeld den Kostenfaktor mit ein. Setzt man einen vielleicht um 30-100% erhöhten Anschaffungspreis eines leichten VMs gegenüber eines normal gefertigten in Relation zum Nutzen-/ Geschwindigkeits-/Zeit-/Steifigkeits/- oder sonstigen Vorteil, kann das meiner Meinung nach nicht mehr viele Käufer überzeugen.
Somit wird sich das in Zukunft relativieren.

Übrigens muß man bei einer Ein-Mann-Produktions-Show like Evo-R sicherlich mit Wartezeiten rechnen, wenn schon ein Betrieb wie Velomobiel nicht mit der Fertigung hinterher kommt...

Grüße
Oliver
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Gut, dass diese Diskussion so öffentlich angestoßen wird und dazu noch von einem Hersteller. Hut ab, Jens: Du beweist ein Verantwortungsbewusstsein, das sich viel zu selten finden lässt, am ehesten noch in solchen Nischenmärkten wie diesem.

Die "Erleichterung" unserer VM ist meines Erachtens auf breiter Front nötig, wenn wir mit ihnen verstärkt auch Kunden erreichen wollen, die in hügeligem / bergigem Gelände wohnen und daher aus Gewichtsgründen noch auf Uprigths zurückgreifen, trotz der vielen Vorteile, die ein VM im Alltag bietet.

Ist natürlich klar, dass viel zähe Entwicklerei dahineinfließen muss, den Leichtbau sicher und in der Fertigung rationell hinzukriegen.
Parallelen gibt es in der Industriegeschichte genug: Schon im 1. Weltkrieg gab es Flugmotoren von 200 PS. Allerdings ermöglichte es erst die technische Entwicklung der folgenden Jahrzehnte dieselbe Leistung aus kompakten, leichten standfesten und wirtschaftlichen Aggregaten zu holen.

Grüße, Martin
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Hallo
ich denke nicht,dass Standantfahrradteile ein Problem darstellen.Solange man nicht
fragwürdige Produkte von irgendwelchen kleinen Klitschen verbaut.Was bei Radprofis
hält,wird bei uns allemal halten.Natürlich sollte man die Teile entsprechend ihres
Einsatzzweckes benutzen,d.h.wenn 8Bar auf dem Reifen steht,sollten keine 10 rein!
Die maschinelle Nachbearbeitung(Erleichteung) von irgendwelchen Teilen kann sich
ein Hersteller ohnehin nicht erlauben!
Meines Erachtens sind die Karossen eher das Problem,da nur ganz wenige Hersteller
langzeiterfahrung haben.Crashtests o.Ä. kann sich eh keiner leisten.Also bleibt
eigentlich nur SICHER zu konstruieren und eben ein Paar Gramm extra zu bewegen!
Nach 3 Jahren Quest fahre ich nun seit 1000km Milan SL.10 kg Gewichtsersparnis.
Mein Geschwindigkeitsgewinn im Alltag etwa 2kmh.Mein Körpergewicht 65kg.Strecken sehr
bergig!
Damit will ich sagen:wenn jemand 80 bis 90 kg auf die Waage bringt,wird der Geschw.
zuwachs weniger sein.
Und Leute:für jemand,der 90 auf die Waage bringt ist ein 36 kg Quest so leicht wie ein
26kg SL für mich.Und mehr Watt tritt er auch noch!Also,solang es nicht bergauf geht, nur Nachteile für die Leichten Fahrer.
Freut euch doch ,wenn ihr keine fliegengewichte seid,dann braucht ihr doch gar kein Leichtbau!
Gruss
Michel
Übrigens,speziell@Reinhardt:1 SL war in PB am Start....:cool:
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Für mich als schlechter Fahrer zählt jedes Kilo.

Mein Rekord zur Arbeit war ein 45er Schnitt trotz Ampeln.

Im Tiefstapeln bist Du aber echt gut...

Gruß
Heiko, mit 36kg-Milan durchaus zufrieden, da die Schwachstelle nicht das VM-Gewicht, sondern der moppelige Fahrer ist :D
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Hallo,

meines Wissens gibt es noch kein VM um die 20 kg Marke, das lange genug fährt, um Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie dauerbelastbar es tatsächlich ist. Davon abgesehen würde es auch einer Serie mehr oder weniger in Serie gefertigter des gleichen Modells bedürfen, um einigermaßen zuverlässige Aussagen treffen zu können.
Ich möchte auch nochmal darauf hinweisen, weil es den Anschein hat, dass das gerne übersehen wird: woran im Moment gefeilt wird, das sind Rekordmaschinen-wir brauchen nur in den Uprennsport zu gucken, wo abgerissene Vorbauten oder Lenker schon Hässliches verursacht haben, weil schlampig oder nachlässig mit Ultraleichtbau gearbeitet wurde.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, hartes Training vorausgesetzt, mit so ziemlich jedem Fahrrad eine gute Figur machen kann, das schliesst meine 08/15 Stadtmühle von Großvattern mit ein, an die ich Clickies montiert habe (Auch Nils aus dem Räderwerk kann dazu eine kleine Anekdote beisteuern).
Mit Abstand am weitesten vorne in Sachen Geschwindigkeit war einer der ersten Serien-Milane von Helge (Gepäck all inc. geschätzt 40 kg). Und das nach einer vergleichsweise kurzen Radtour auf dem Up, ohne liegeradspezifisches Training. Nein, ich habe keine vergleichswerte mit anderen Velomobilen, ich kann aber sagen, dass die Grenze des Machbaren in erster Linie bei mir veränderbar ist, und weniger im Material.
In der Ebene oder in vorrangig flachem Gelände bin ich daher der Meinung, dass Ultraleichtbau zwar angenehm ist, aber nicht überlebensnotwendig.
Bei denjenigen, die im Gebirge wohnen oder in hügeligeren Gegenden sieht das sicher anders aus, aber da kann man sich die Misere doch schönreden:
5kg Mehrgewicht sind härteres Training, zumal wohl auch gerade bergab die Sicherheitsreserven durch mehr Material sinnvoll sind.
Notfalls denke ich, dass Elektroassist eine sinnvolle Ergänzung darstellt-ich denke, da ist das Ende der Fahnenstange nicht im Ansatz erreicht.
Wie dem auch sei, letztenendes muss jeder selbst entscheiden, was er für sich als angemessen betrachtet (das gilt insbesondere bei VM-Wechsel bzw. von einem Fahrer zum anderen, wenn die in unterschiedlichen Gewichtsklassen rangieren). Wenn allerdings jemand wie Jens, der langjährige und intensive Erfahrungen sowohl als Fahrer als auch als Konstrukteur vorzuweisen hat, seine Bedenken äußert, dann werde ich auch in Zukunft die Ohren spitzen und das Tuning auf die Komponentenwahl onboard beschränken.

In diesem Sinn wünsche ich allen allzeit gute und sichere Fahrt!

B.
 
AW: Gefahren durch Ultra-Leichtbau

Wer heute noch als Hersteller ein Velomobil über 30 kg anbietet, scheint schon fast aus dem Rennen, zumindest was die sportliche Fraktion unter den Käufern angeht.
keine Sorge - da ist keiner 'aus dem Rennen', nur weil das angebotene VM über 30kg wiegt. Jedenfalls nicht solange signifikant niedrigeres Gewicht auch mit signifikant höheren Kosten korreliert und die Käufergruppe, die mit dem VM nie Rennen fahren wird sowieso anteilsmäßig die Größte ist. Bei aller Faszination für das machbare - beim Bick auf den für wirklich leichte VMs aufgerufenen Preisen siegt doch ganz schnell die Vernunft (oder eben die der häuslichen Finanzverwaltung). Mir persönlich waren die paar Kilogramm möglichen Gewichtsunterschieds schlichtweg zu teuer. Auch wenn mir ein 17kg VM sicher viel Spaß machen würde - das kam keine Sekunde lang in Betracht so viel mehr Geld auszugeben.
Auf der anderen Seite haftet ein Hersteller für die Sicherheit seines Produktes und ist durch das Produkthaftungsgesetz gezwungen, sein Fahrzeug mit guten Sicherheitsreserven zu bauen, um möglichen Regressforderungen standhalten zu können.
Das ist ja auch gut so. Wer sich als Hersteller auf den Wettlauf einlässt muss halt auch nach den Spielregeln des Marktes spielen. Die Produkthaftung ist für mich als Kunden eine der wichtigsten davon. Die Produkthaftung verlangt ja auch nicht mehr (und nicht weniger) als eine dem Stand der Technik entsprechende Produktsicherheit. Wer sich nicht sicher sein kann, dass das Produkt auch wirklich hält, sollte es nicht anbieten. Wer das trotzdem tut, muss auch dafür geradestehen. Ich kann mir daher nicht wirklich vorstellen, dass sich hier für den Kunden (ein gesundes wirtschaftliches Überlebensinteresse der Hersteller vorrausgesetzt) unkalkulierbare Risiken auftun. Ohne Produkthaftung sähe das sicher ganz anders aus!
Vor dem Hintergrund gehe ich davon aus, dass sich jeder Hersteller sowieso sein eigenes 'gesundes' Limit setzt und eine herstellerübergreifende 'Selbstbeschränkung' unnötig (oder sogar kontraproduktiv) wäre.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben Unten