GBSR 2014 – nacherzählt

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Dies ist der Faden für die Erinnerungen an die Tour, die Höhen und Tiefen, die Begebenheiten auf und abseits der Straße, der Platz für Legendenbildung und Geschichtchen, von denen die dabei waren für all die zuhause Gebliebenen.
 
Dann fange ich mal an mit dem ersten Tag:

Mein Film zum Tage:

Und die Geschichte:

1. Tag
Lübeck – Maribo
120 km (statt geplanten 135 km)


Am Vortag waren bereits alle Teilnehmer in Lübeck eingetroffen, wir hatten mit kleineren Exkursionen in die Stadt die Einheimischen an unseren Anblick gewöhnt und am Bierwagen eines kleinen Stadtfestes auch den ersten Menschenauflauf mit vielen neugierigen Fragen absolviert. Das Auftakt-Riders-Meeting begleitete ein Gewitter, ebenso den späteren Aufbruch zum Abendessen auf Einladung der Possehl-Stiftung. Hier konnten wir u.a. lernen, dass im Allgemeinen der Kohlehydratbedarf von Velomobilisten stark unterschätzt wird, was sich immer dann krisenhaft zuspitzt, wenn der erste Tisch am Buffet von Niederländern besetzt ist.

Derart geschwächt rollten wir am Sonntag morgen bei wieder herrlichem Wetter in die Stadt und zur Startzeremonie. Reden der Lübecker Stadtpräsidentin und der HPV-Vorsitzenden machten uns den Ernst der Lage und die vor uns liegende gewaltige Runde eindringlich klar, doch nur wenige Lübecker waren um 10 Uhr morgens bereits in der Lage, diese Informationen aufzunehmen. Ich erinnere mich, die Tour als Kreuzfahrt mit gelegentlichen Bewegungseinheiten bezeichnet zu haben, was sich im Verlauf der drei Wochen als insgesamt zutreffend erwies. Von anderen Teilnehmern waren dagegen später Einschätzungen wie „Kaffeefahrt“ oder „Teilzeitveranstaltung“ zu hören.

So kamen wir Richtung 11 endlich los; vor uns lag eine Kette roter Ampeln, als wollte uns Lübeck nicht ziehen lassen. Auch diese gingen vorüber, offenes Land lag vor uns, ein frisch Wind aus Nordost – der uns bis Stockholm treu bleiben sollten, was uns auch recht war, denn danach fuhren wir nicht mehr Nordost – und angenehm leere Straßen machten den Anfang. Etwas voller wurde es wieder auf der Küstenstraße, doch dafür entschädigte die erste von Markus herbei gequengelte Eispause. Wieder viel Land und gutes Fahren und schon war Oldenburg in Holstein erreicht, der Ort unserer Mittagspause. Es folgten einige kleinere Hügel und mehr angenehme Nebenstraßen bis zur höchsten Erhebung, einige km südlich der Brücke nach Fehmarn. Von dort gab es den schönsten Blick des Tages, eine rasche Abfahrt, und die Fehmarn-Durchquerung auf der Bundesstraße im Eiltempo. Anhalten lohnte nicht, Kreuzungen gab es wenige, an Kurven kann ich mich auch nicht erinnern, so dass der Schnitt ab Brücke ohne Zauberei über 50 km/h lag. Passenderweise lag auch die Fähre bereit, raufrollen, bisschen rumgucken, gerade mal Zeit für ein Bier, und wir waren in Dänemark.
Der Rest verging schnell; ein bisschen Routensuche in Rodby, ein bisschen schönes Fahren auf kleineren Straßen und schon waren wir am Ziel. Wer alles dabei war konnte bereits das Zelt aufschlagen; die übrigen mussten die Ankunftsbierzeremonie solange ausdehnen bis der Besenwagen eintraf.
 
...... Hier konnten wir u.a. lernen, dass im Allgemeinen der Kohlehydratbedarf von Velomobilisten stark unterschätzt wird, was sich immer dann krisenhaft zuspitzt, wenn der erste Tisch am Buffet von Niederländern besetzt ist.
......
Das kenne ich auch. In der Kantine bekomme ich schon ohne das ich was sagen muss die doppelte Portion. Oder auch im Urlaub wenn jeder eine Familienpizza bestellt.

Freue mich schon auf die nächten Beiträge.
 
...die erste von Markus herbei gequengelte Eispause...

bevor es zum Äußersten kommen konnte, musste schließlich irgendjemand mal ein Machtwort sprechen, sonst wärst Du ja bis Puttgarden durchgebrettert. :cautious:
Wenn Du dieses letzte Eiscafé auf unserem Weg entlag der Lübecker Bucht ebenso ignoriert hättest wie das Dutzend davor, wäre mir nichts anderes übrig geblieben, als Dich in bester Auto-Scooter-Manier vorläufig aus dem Verkehr zu ziehen... :coffee:
 
Zuletzt bearbeitet:
nach der Startzeremonie ging alles viel zu schnell, die ersten verließen bereits den Marktplatz, und ich hatte noch nichtmal meine Radschuhe an.

Als auch ich endlich über den Marktplatz Richtung Holstentor rumpelte, sah ich eine alte, schmuddelige Handytasche auf dem Pflaster liegen. "Was die Leute so alles wegwerfen..." und "dabei sind hier doch überall Mülleimer..." ging mir noch durch den Kopf. Hätte ich mal besser hingesehen, dann wäre mir vielleicht aufgefallen, das die Tasche noch gefüllt war. Bei der Mittagspause in Oldenburg berichtete Jupp dann, das Martin sein Blackberry vermisst...

Auf dem Weg nach Scharbeutz ist mir ein Radweg in besonderer Erinnerung. Die Truppe vor mir tingelte gemütlich hinter irgendeinem Verkehrshindernis her, als rechts eine Zufahrt auf den begleitenden Radweg lockte, der sich dort ein paar Meter über dem Fahrbahn-Niveau befand. Ich hatte die Hoffnung, von dort oben ein paar schöne Fotos der Reisegruppe zu bekommen, aber ich fand nur einen perfekt ausgebauten, menschenleeren und nicht enden wollenden Rollercoaster mit grünen Leitplanken, rasenden Abfahrten und haarsträubenden Kurven. :sneaky:

Fotos von der Gruppe kann ich leider keine bieten, bin ich ganz drüber weg gekommen :D
 
hier der zweite Tag

Der Film:

Die Geschichte:

2. Tag
Maribo – Kopenhagen
153 km


Der erste richtige Tourtag – am Starttag ging es ja erst spät los – wurde wieder keiner; die Strecke war einfach zu kurz und zu geradlinig. Dafür war es fast unmöglich, sich zu verfahren, wenn man nicht wie der ein oder andere US-Teilnehmer bei ROAM, vom Campingplatz aus in die falsche Richtung abfuhr. Von solchen Aufregungen und den damit verbundenen Suchexpeditionen des Besenwagens blieb diese Tour verschont; fast alle wussten fast immer genau wo es lang ging.
Kurz nach 6 Uhr morgens saßen die ersten beim Frühstück; Nina und ich hatten um halb sieben Maribo schon hinter uns gelassen und rollten die erste der langen Geraden Richtung Nordost, von Lolland nach Falster und von dort weiter nach Seeland. In der Ferne voraus konnten wir Regenschauer ausmachen, die jedoch weder wir erreichten noch diese uns erreichten. Ansonsten verwöhnt Dänemark mit angenehmer Wärme, weniger Wind als am ersten Tag, vielleicht ein bisschen schwül; Sonne ist immer wieder genug da.
Die Fahrt vergeht zügig, wenn auch gleichförmig – über weite Strecken führen die 153 und später die 151 einfach nur geradeaus, fast wie mit dem Lineal gezogen. Dabei ist das Land langwellig, lang leicht hoch, dann lang leicht runter, gut zu fahren, aber häufig sehr übersichtlich, was den Streckenverlauf der nächsten 15 km angeht.
Bis zur Brücke nach Seeland, die wir links auf dem schmalen Radweg nehmen, fahren Nina und ich zusammen, danach lege ich einen Zahn zu, fahre vor und durch bis Køge, dem vorgesehenen Ort der Mittagsrast, knappe 100 km vom Start entfernt. Dort bin ich bereits gegen 10, und warte am Eingang zur Straße ins Zentrum auf die Velomobilistinnen und –isten, die da kommen sollen. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, einige biegen mit Tunnelblick rechts ab (wie der Track es vorsieht) ohne uns zu sehen; es werden mehr und die meisten finden es zu früh für ein Mittagessen. Kaffee tut’s auch und wir verbringen ein kurzweiliges Stündchen oder anderthalb. Der Rest sind ja nur knappe 60 km, da ist Eile eher kontraproduktiv.
Die Kopenhagen-Navigation ist unspektakulär, weil im Bogen um die Stadt herum geführt und dann eine endlose Einfallstrasse entlang. So sparen wir uns das eigentloche Stadtzentrum für den nächsten Tag auf. Über einen kleinen Hügel erreichen wir von hinten Charlottenlund und das durch einen Wassergraben geschützte Fort, dessen Kanonen früher einmal die Durchfahrt durch den Øresund kontrollierten. Heute ein Campingplatz, das Zelten im Schatten der schweren Kanonen hatte etwas.
Um 15 Uhr standen alle Zelte, rechtzeitig vor einem kurzen Gewitterschauer, dem sich dann später noch einmal ein kleiner Regen anschloss, nichts Ernsthaftes. So ließ sich auch Tag 2 der Tour als Teilzeitveranstaltung absolvieren.
Später am Nachmittag treffen Andre und Yoann vom Velomobilcenter ein, die das Programm für Kopenhagen vorbereitet und Werkstatthilfe angeboten hatten – ein Glücksfall für Kees, dessen Überrollbügel auf der Anreise gebrochen war. Über Nacht erhielt er einen neuen montiert; perfekter Service!
 
Erwarte noch die Kommentierungen zum zweiten Tag; die GBSRler scheinen doch etwas ermattet zu sein. Hier kommt jedoch schon der dritte Tag, zumindest als Teil 1, mit Film.

Der Film:


Die Geschichte:

3. Tag, Teil 1
in Kopenhagen
26 km


Nach zwei Tagen zum Einrollen wird dies der erste richtige Tourtag, und gleichzeitig der längste und vielfältigste Tag unserer Reise, der alles aufwies was diese Tour ausmachte. Zwar herrscht morgens schon frühe eine gewisse Geschäftigkeit im Camp, doch die gilt mehr den Frühstücksvorbereitungen als dem unmittelbaren Aufbruch. Hasse, der Däne auf der Roll over Amerika Tour ist nach seiner Stippvisite im Camp gestern heute mit einem Berg Gebäck aufgetaucht und taucht auch ohne VM schnell wieder in die Gruppenatmosphäre einer solchen Reise. Mit Lars hat GBSR seit Kopenhagen ihren eigenen Dänen.
Das Gewitter hat die Wäscherituale einiger Fahrer aus dem Rhythmus gebracht – gut, dass in der Morgensonne noch etwas Zeit zur Verdunstung von Restfeuchtigkeit bleibt. Erst um 9 werden wir geführt von Andre und Yoann ins Stadtzentrum aufbrechen.
Bis dahin muss alles abgebaut, verpackt und verstaut sein. Die Teilung des Gepäcks zwischen Dingen an Bord und der Tasche im Sprinter funktioniert inzwischen, ebenso der Auf- und Abbau des Gewirrs aus Kabeln, Steckerleisten, Ladegeräten der verschiedensten Art, um die gefühlten 200 Gadgets zu laden, welche die Tour begleiten. Als Nicht-Nerd bin ich eher am unteren Ende der Ladeskala – nur ein Telefon (das aber oft und gern nachgeladen werden möchte), ein power-pack für das Telefon, meine Contour Roam Kamera und, natürlich, der Bordakku des Quest für die Beleuchtung. Beim Garmin nutze ich Batterien statt wie üblich Akkus, so dass ich nur auf 3,5 zu ladende Geräte komme. Andere liegen da locker drüber.
Einige GBSRler haben die Gepäckfrage einfach gelöst; sie haben alles, oder fast alles im Velomobil dabei. Jörn nutzt den Stauraum des Quest vollständig – kaum zu glauben, wie er die Tour so beladen locker mitfährt, aber er macht’s. Andy hat in Anbetracht des kargen Platzangebots im S sein Gepäck so reduziert wie niemand sonst, und hat dieses Bisschen auch meist dabei. An späteren Tagen der Tour gewährt er den anderen einen Einblick in seine Planung, die eben auch genaue Kubikzentimeterschätzungen für Duschgel, Zahnpasta und dergleichen Verbrauchsmaterial beinhaltet, mit Spritzen aufgezogen und in winzige Behältnisse verfüllt.

Einige Zeit nach 9 Uhr brechen wir dann tatsächlich auf, zusammen. Das erklärt die Verzögerung, denn hier fehlt noch eine Schlüsselkarte, dort herrscht Harndrang, da ist ein Reifen noch etwas schlapp, dort will ein Navi den Track einfach nicht anzeigen. Auf dem Parkplatz bahnt sich die nächste Verzögerung an. Ein Nachfahre der bekanntermaßen zum Jähzorn neigenden Wikinger hat 20 Velomobile an sich vorbei und vom Parkplatz aus die Straße überqueren sehen müssen, bevor er selbst aus dem Parkplatz ausfahren konnte – zu lang für seine geschundene Seele und Zeit genug, eine gewaltige Wikingerwut über diese ausländischen Zwerge aufzubauen, die sein Gedrängel am Parkplatz mit freundlichem Winken zu kontern wussten. Ein Verband ist eben ein Verband, und bleibt zusammen. In der Theorie, denn der rasende Wikinger nimmt die Verfolgung auf und trennt mit kühnem Manöver die letzten zwei oder drei von der Gruppe, mit seinem Familienschiff den Radweg blockierend. Auf die gestellten Gestalten geht seine wütende Suada nieder, mal in dänischer, mal in englischer Sprache. Ich sehe es im Rückspiegel und halte mit einigen anderen an, um zur Walstatt zurück zu eilen, meine Kamera dabei. Die folgende Auseinandersetzung war einigermaßen surril, des Wikingers Zorn wuchs mit der freundlichen Gleichmut Martins (dessen unschuldiges Lächeln selbst Koalas zu reißenden Bestien machen könnte, niemand auf der Tour konnte es in dieser Hinsicht mit ihm aufnehmen), mehr als ihn am Shirt zu packen und Prügelbereitschaft zu demonstrieren war dem entfesselten Dänen angesichts der ihn umstehenden GBSRler jedoch nicht möglich. Diese haben ihn mit Appellen an die Vernunft und Hinweisen auf die Rechtslage, gutgemeinten Ratschlägen zur Lebensführung und Empfehlungen zur Konsultation bestimmter Fachärzte zu besänftigen versucht, doch sind diese Bemühungen zumeist fruchtlos verlaufen, sondern entfachten den Furor des Wikingers in Wellen auf Neue. Ich habe alles gefilmt und für etwaige Privatvorführungen archiviert. Glücklicherweise blieb dies fast der einzige Fall von „road rage“ und Belästigung auf unserer Reise.

Im Zentrum versammelten wir uns auf dem zentralen Platz, dank großfläichiger U-Bahn-Baustelle eher ein Plätzchen, aber immerhin mit einer Spielwand am Bauzaun, auf der wir mit Kläppchen die Buchstaben GBSR schreiben konnte. Jeder Däne, jede Dänin und alle Touristen konnten nun wissen, mit wem sie es an diesem Tag zu tun hatten. Während der eine Teil per VM auf die geführte Tour ging, andere zu Fuß das Zentrum erkundeten, blieb ein kleiner Teil bei den VMs zurück, um die Wikinger von Übergriffen auf die Gefährte abzuhalten, die 100.000 Fragen der Passanten zu beantworten und für Photos zu posieren. In Rotation gab es so für alle die Möglichkeit zum Stadtgang, zum Sightseeing Cruise und zur Touristenattraktion, wobei schwer zu sagen ist, was anstrengender war: beim Cruise dem voraus Fahrenden nicht hinten drauf zu fahren (auch das geschah natürlich) oder den Verstand für den Dialog mit den nicht VM fahrenden Teilen der Menschheit hinzuhalten. Auf alles brannte die Sonne mit julitypischer Unbarmherzigkeit nieder; dies sollte sich bei den folgenden Stadtritualen der Tour verlässlich wiederholen.
Radverkehrspolitisch konnte Kopenhagen uns nicht wirklich überzeugen. Zwar fanden sich Fahrräder überall und wir haben einige schöne Verkehrsführungen gesehen, doch vielfach eben die uns bekannten eher schmalen Radwege direkt neben dem Fußgängerweg oder zwischen diesem und geparkten Autos – einer Radverkehrswelthauptstadt nicht würdig. Ansonsten war die Stadt den Besuch Wert; sie hat Flair und Charme, eindrucksvolle alte wie neue Architektur, und – vor allem – die besondere Atmosphäre von Großstädten am Meer. Alte Schiffe, hohe Masten im Zentrum der Stadt, die Weite des Wassers, die frische Brise und die Blickperspektiven, das hat etwas, was Städte im Binnenland nicht bieten können.
Nach einem Picknick auf dem Boardwalk der Konzerthalle (ihrerseits ein eindrucksvolles Beispiel moderner Architektur; oder war es ein Museum?) verlassen wir gegen 15 Uhr das Zentrum und fahren zum Campingplatz zurück, besser gesagt zum Parkplatz vor dem Campingplatz, denn wir haben ja schon morgens ausgecheckt. Dort kann Erwin sein Leihquest verpacken und wieder den Besenwagenjob antreten, Andre, Yoann und ihre Frauen verabschieden uns, und wir von ihnen, dankbar für die Hilfe, die Zeit und Arbeit, das Picknick und das ganze drum und dran.
Dann beginnt der zweite Teil dieses Tages; nach der ganzen Steherei, Sitzerei, Guckerei, Esserei sind jetzt Abwechslung und ein bisschen Bewegung angesagt.
 
3. Tag, Teil 2
Kopenhagen (DK) – Växjö (S)
254 km



Das erste Stück bis zur Fähre erinnert an unsere Fehmarndurchquerung: nicht abbiegen, einfach der Straße folgen und das VM richtig laufen lassen. Zwar stellt sich der ein oder andere kleinere Anstieg in den Weg, wird aber glattgebügelt; mit ordentlich Dampf rauscht die Tour dem Hamlet-Schloss in Helsingør entgegen, etwa eine Stunde und die rund 46 km sind Geschichte. Unterwegs geht es an reichlich in vier Wände verpacktem Sozialprodukt vorbei, rechts der Sund, mal näher, mal ferner. Einzelne herumgondelnde Touristen-KFZ müssen überholt werden, zahlreichen Radfahrern wird das Rücklicht gezeigt.

An der Fähre angekommen, warte ich mit meinen Mitfahrern auf das Eintreffen weiterer, um dann mit der ersten Gruppe auf die nächste Fähre zu fahren. Kurz darauf geht es schon los, die Überfahrt ist kurz, das Wetter herrlich, denn die Sonnenhitze wird durch den frischen Wind voll kompensiert. In Helsingborg, auf schwedischer Seite, beschließt unsere Gruppe, erst mal aus der Stadt herauszufahren und irgendwo auf der Route eine Gelegenheit zum Abendessen zu finden, damit uns auch die übrigen GBSR’ler finden können. Bald liegt die Stadt hinter uns, wir haben die ersten Hügel an der Küste überwunden und fahren durch sanft gewelltes Land. Nach einiger Zeit führt der Track durch ein kleines Örtchen, etwas umständlich, also sind wir langsam genug um eine Mini-Mall mit Pizzeria und Supermarkt zu finden, übersichtlich am nächsten Abbiegepunkt gelegen, also ideal um die Teilnehmer wieder einzusammeln. Im Gras unter den Bäumen lässt sich schön sitzen, plaudern und auf die anderen warten. Es wird eine ausgedehnte Pause, wir haben ja Zeit, die ganze Nacht, und die Sonne geht spät unter in Schweden im Juli.

Weiter geht es im üblichen Modus der Tour: Einzelfahrer, kleine und größere Grüppchen, die sich finden, wieder auseinanderfallen und neu zusammenfinden, wie es eben kommt. Das Land ist weit, die Abendsonne taucht alles in ein interessantes, warmes Licht, bald werden in der Ferne erste bewaldete Hügel sichtbar. Vorher wird es ein bisschen welliger, was schöne Abfahrten verspricht. Irgendwann treffe ich auf eine kleine Gruppe; Andy hat Probleme mit seinem Dynamo, und für die nächste Zeit fahre ich in Begleitung, Nebenstraßen wechseln nun mit kürzeren Passagen auf der Hauptstraße. Wir verlieren ein paar, dann, es dämmert schon, lasse ich die anderen ziehen, weil ich in einem Ort noch Getränke für die Nacht einkaufen möchte. Nun geht es in bewaldete Gegenden, ein schönes kleines Sträßchen, dem wir lange folgen, nimmt jede Hügelkuppe mit, in zahlreichen Windungen, achterbahnmäßig. Hier sind wir so gut wie allein, fast kein Verkehr während es Nacht wird. Das Dunkel wird durch keinerlei Straßenbeleuchtung und selten mal eine Ortschaft gemindert, da braucht es schon gutes Licht, um auf der Kleinstraßenachterbahn die Spur nicht zu verlieren. Es knackt abseits des Wegs, kann Wind sein in den Bäumen, oder auch ein Elch, alles ist möglich. Einige geben später zu Protokoll, Augenpaare und Elchschatten gesehen zu haben; außer einigen Kaninchen und einem Reh konnte ich selbst keine Sensationen melden. Der leichte höher eingestellte zweite Scheinwerfer vorn erfüllt seine Fernlichtfunktion überzeugend; ich schalte ihn immer dazu, wenn es abwärts geht und sich S-Kurven häufen. Für die Sichtbarkeit nach hinten bei schlechtem Wetter hatte ich ein zusätzliches LED Rücklicht mitgenommen; das gebe ich an Harry, dessen Rücklicht an der Heckverlängerung seines Mango sich losgerappelt hatte.

Die Fahrt macht Spaß. Hinzu kommt die Dramatik der SMS-Salven, die aus der Heimat eintreffen. Einmal sehe ich zwei VMs am Straßenrand, halte an und erfahre einen für meine Erwartungen völlig unwahrscheinlichen Spielstand der Partie Deutschland – Brasilien. Wenig später, wir sprechen noch, kommt der nächste gefahren und brüllt uns einen noch unwahrscheinlicheren Stand entgegen. Bevor ich weiterfahren kann, muss ich mich zunächst bei meiner Familie vergewissern, dass ich hier in der Weite Schwedens nicht zum Narren gehalten werde, dann geht es weiter, immer weiter in die Nacht hinein, deren Ende jederzeit im fernen Nordosten durch ein dunkelblaues Stück Himmel zu ahnen ist.

Und so fahren wir und fahren, viele von uns allein durch die Dunkelheit, aber doch zusammen. Man muss nur einmal anhalten, und eine oder zwei Minuten später kommt garantiert der nächste, dann der übernächste und so fort. Ab und an erreicht man einen Vorausfahrenden – es gibt ansonsten nichts, was einen von der Straße und ihren Windungen, der Dunkelheit, den gelegentlichen Geräuschen und den eigenen Wahrnehmungen und Gedanken ablenken könnte. Das macht dieses Stück unserer Route zu etwas Besonderem; diese Fokussierung ist auch auf langen Tagesetappen oder in dichter besiedelten Gegenden nicht zu erleben.

Irgendwann, so gegen viertel nach eins morgens, halte ich nochmals an; ich wollte nicht in völligem Dunkel pausieren, sondern habe eine Ortschaft abgewartet. Wie es so geht, kommt eine Zigarettenlänge später der nächste Fahrer. Hält auch, hat kein Wasser mehr. Ich kann aushelfen und wir warten zu zweit. Bald stoßen weitere dazu, eine halbe Stunde später halten schon 8 oder 9 GBSR’ler auf dieser Kreuzung im Schein der trüben Straßenbeleuchtung eines Ortes, der ansonsten vollständig schläft, und so das größte Velomobiltreffen in der Geschichte dieser Gemeinde verpasst.
Wir fahren zunächst im Pulk weiter; macht auch Spaß, man kann ja zu zweit oder dritt nebeneinander fahren, ist ja sonst niemand unterwegs, und wenn doch, dann sieht man es schon von fern. Kaum sind die Beine wieder durchgewärmt, ziehen schon die ersten Probesprints an, das Tempo steigt kontinuierlich. Jürgen tritt dann, Harrys heißen Mango-Atem im Nacken, mit seinem S die allgemeine Raserei los und die Gruppe löst sich auf. Die Straße wird nun größer, die kurzen knackigen Steigungen machen längeren, flacheren Hügeln Platz. Bald wird es Morgen werden, doch noch ist es Dunkel. Vor mir laufen die Ketten rechts, bekomme das mit, als ich Harry treffe, der sich inzwischen an die Spitze unseres Feldes gesetzt hat und seinen Triumph durch das Filmen der Nachfolgenden auslebt. Das kann nicht lange gedauert haben, denn nicht lange danach sehe ich sein Monster-Mango im Rückspiegel auftauchen, während irgendwo vorn ein Zipfel des weißen S zu erahnen ist, das Jürgen dem Ziel entgegen hämmert. Es wird hell. Gemeinsam meistern Harry und ich Kreisverkehre der Annäherung an Växjö, das schon von weitem durch den doppelten Kirchturm auszumachen ist. Durch die Stadt und hin zum nördlich davon gelegenen See und wir sind gegen 4 Uhr am Ziel. Einige sind schon da und haben ihre Zelte bereits auf dem Campingplatz aufgeschlagen, wie wir von Erwin erfahren, der sich im Besenwagen schlafend stellt, um kein Gepäck rausgeben zu müssen.

Während sich die Sonne nun über den Hügeln jenseits des Wassers erhebt, nehmen wir ein Ankunfts- und Erfrischungsbad im See, wunderbar nach dieser Nacht auf den Straßen Schwedens. So ein Bad bietet sich eigentlich immer an, zumal hier in Skandinavien wie später auch im Baltikum und Polen fast immer irgendwo ein See längs der Strecke liegt, in den man kurz eintauchen kann. Und wenn nicht, dann ist da ja noch die Ostsee. Es wird viel gebadet werden auf dieser Tour, die trotz ihrer über 3.200 km mit Schiffsreisen, Städtetouren und Badespaß fast nur nebenbei wie eine Radtour erscheint.
Nach dem Bad rolle ich mich in meinen Schlafsack, dankbar für dessen Kapuze, um den angriffslustigen Mücken so wenig Fläche wie möglich zu bieten, und schlafe am Seeufer noch drei Stündchen bis zur Öffnung des Campingplatzes.
 
Sehr schön, danke Jupp!
Etwa 30 km vor Växjö fühlte ich mich ziemlich müde, da hörte ich lautes Knacken im Gehölz. Hm, baut da jemand sein Zelt auf?, fragte ich mich und sehe einen gigantischen Elch an der Seite aus dem Wäldchen kommen - für die letzten Kilometer war ich hellwach! Ich glaube das Velomobil hätte unterm Bauch durchfahren können.
Die ersten Kilometer in Schweden fuhren sich durch den hohen Sonnenstand wie am Nachmittag, beeindruckend war der Blick auf den nicht enden wollenden Abendhimmel. Irgendwann war es dann doch richtig dunkel, da aber kaum Verkehr war, konnte man prima fahren. Auch wenn ich am nächsten Tag ziemlich im Eimer war, kann ich der These "jede Tour braucht eine Nachtfahrt" (zumindest in Skandinavien, da die Nächte dort kurz sind), nur zustimmen! :)
 
4. Tag
Växjö (S)
11 km


Ein willkommener (und auch so geplanter) Nebeneffekt der Nachtfahrt war, dass wir so einen Ruhetag gewonnen haben, am See bei schönem Wetter und tagsüber auch ohne Mücken (was immer die auch zwischen der ersten Sonnenstunde und dem Spätnachmittag zu tun haben).
Der vierte Tag war einfach frei, ohne Programm außer baden, essen, schlafen, herumhängen. Deshalb gibt es auch keinen Film, diesen Müßiggang im Netz zu verbreiten wäre das falsche Signal an die Jugend. Einige Bilder vom Tage sind ja im Unterwegs-Thread zu finden (https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/unterwegs-gbsr-2014.38783).

Morgens bietet sich ein wirres Bild: Am Seeufer stehen kreuz und quer Velomobile herum, Zelte hier und da, anderswo stolpert man leicht über am Boden liegende Velomobilisten, andere haben sich selbst eingecheckt und irgendwo ihr Zelt aufgeschlagen. Bald joggt die Feuerwehr am See entlang, die Jungs nutzen die Begegnung mit Velomobilen für ein Päuschen. Etwas später hängt ein Reporter der örtlichen Zeitung am Zaun, hat uns entdeckt, und ist mittags mit einem Fotografen wieder zurück; auf dem Campingplatz herrscht ebenfalls reges Interesse. Das Restaurant des Platzes bietet ein gutes Mittagsbuffet für kleine Preise (wie vielerorts in Schweden, wie wir an den Folgetagen empirisch überprüfen), ein Café gibt es auch, mit Küchlein. So vergeht der Tag wie von selbst.

Einige fragen sich, ob nach der Nacht die Kette noch hält und fahren in die Stadt; anderen – wie ich – reicht es, bis zum nächsten Supermarkt zu rollen und die Vorräte zu ergänzen. Immerhin bin ich zweimal losgefahren, einmal nur für Genussmittel, das andere Mal mit Nina zum Einkauf des Abendessens mit allerlei leckeren Zutaten, ein kaltes aber üppiges Buffet, das mit den obligaten Bieren und Salzgebäck ausklingt bis die Mücken uns in die Zelte treiben.
Noch zwei Tage bis Stockholm.
 
5. Tag
Växjö (S) – Linköping (S)
241 km



Dieser mit 235 km veranschlagte Tag bietet alles was der Velomobilist mag und was er weniger mag: guten Belag und schlechten Belag, lange Abschnitte ohne Stops oder Ampeln (auf dem Lande ist Schweden ohnehin ein ziemlich ampelarmes Land), flache Strecken, Hügel und knackige Anstiege, wenig Verkehr und wenn dann ziemlich entspannte Autofahrer, herrliches Wetter und recht strammer Wind aus Nordost (angenehm kühl, denn wir fahren in nordöstlicher Richtung), zum Bad landende Seen wann immer einem der Sinn danach steht ... und natürlich auch einige Kilometer ungeplanter Schotterstrecke.

Angesichts der Etappenlänge wird eher früh aufgebrochen, ab 5:30 herrscht im Camp eine gewisse Wuseligkeit, um 6:30 sind Nina und ich unterwegs. Der Track führt direkt über Ausfallstraßen, so dass sich die Frage erübrigt, ob wohl in der Stadt eine Bäckerei mit Brötchen und Kaffee zu finden wäre. Irgendwo werden wir schon Frühstück finden.
Doch Kilometer um Kilometer vergeht ohne dass außer Gräsern und Blättern Nahrung zu finden wäre; dafür ist das Sträßchen fein und windet sich sanft durch Wald und Auen, mal hier hoch, da rum, dort wieder runter, an diesem See vorbei und den nächsten Hügel hoch, worauf das Ganze von vorn beginnt. Über die Landschaft hingestreut die typisch schwedischen Häuser, Scheunen und Schuppen – es wirkt wie dekoriert. Mitunter passiert die Tour einen kleinen Ort, kaum eine Menschenseele zu sehen, und erst recht keine Bäckerei, die doch so praktisch an der Hauptstraße (die ja eigentlich eine Nebenstraße ist, bei uns zulande wäre schon der Begriff Kreisstraße zu hoch gegriffen).

Gegen 8 Uhr sehe ich rechter Hand ein Haus mit Parkplatz davor, das könnte doch ein Café sein, gegenüber ein See, da gehört ein Café hin. So denke ich mir, nicht berücksichtigend, dass nach dieser Logik Schweden mit Cafés gepflastert sein müsste. Es ist auch keins, sondern ein Wandererheim, das nur Übernachtung bietet. Im Schaukasten wird auf ein Café einige Kilometer weiter und nicht auf unserer Route hingewiesen, das aber ausweislich des Aushangs ohnehin jetzt geschlossen ist. Ich warte bis Nina eintrifft und gemeinsam besichtigen wir die Vorräte an Bord unserer Velomobile, entscheiden auf Resteverzehr, sprich trockenes Brot, etwas warmen Käse und, wenig ich mich recht erinnere, ein paar Nüsse. Das muss reichen; ich erinnere mich jedenfalls nicht an eine Kaffeepause an diesem Morgen. Inzwischen sind weiterer Mitfahrer eingetroffen, wie immer, und die Plaudereien entschädigen für das entgangene Frühstück.

Weiter geht es wie zuvor, hier rum, da rum, dort hoch und wieder runter, bisschen rau der Belag aber es rollt. Ab und an muss mal abgebogen werden, was man leicht verpasst, wenn man gerade abwärts rauscht und die Augen nicht ständig übers Navi gleiten lässt angesichts der ständig wechselnde Blickperspektiven der Landschaft und den doch eher wenigen Abzweigen. So rauscht man eben vorbei, kommt auf dem Gegenhügel zum Wenden und folgt wieder brav der Route.
Gegen Mittag ist dann die Hälfte der Strecke absolviert; ich erreiche Exjö gegen halb 12 und finde irgendwie instinktiv auf den Platz vor der Kirche. Gegenüber, vor dem Hotelrestaurant, stehen schon einige Velomobile, hier bin ich richtig. Wir ordern das Mittagsbuffet, lecker wie immer und mit Zitronenlimonade bis zum Abwinken. Kaffee inklusive. Was will man mehr.

Jenseits Exjö geht es genauso weiter wie im Vormittag: Landschaft wie gemalt mit liebevoll dekorierten Spuren menschlichen Lebens. Ab und an unterbrechen einige flache Kilometer den üblichen Rhythmus, insgesamt fährt sich der Tag flott und problemlos. Doch dann nähert sich ein Abzweig von einer schönen, breiteren und recht neuen Straße (solche winden sich nicht sondern schwingen höchstens sanft, den Anstiegen hat man die Kuppe entfernt, so dass es einfach besser rollt), und dieser Abzweig geht dann drei Metern in eine Schotterstraße über. Da hält der verwöhnte Velomobilist zunächst einmal an, um zu prüfen, ob das sein kann, wirklich der richtige Weg ist, wenn doch, wie lang das Stück wohl sein dürfte und ob es eine Alternative gäbe. Noch während dieser Abwägungen kommt schon der Nächste an die Stelle. Lars ist bereits ein Stück weiter gefahren und hat herausgefunden, dass die nächste Straße ebenfalls geschottert ist, obwohl auf der Karte eine Nummer größer verzeichnet als diese hier. Also nehmen wir die vorgesehene Route; der Schotter/Sandweg lässt sich nicht schlecht fahren, es ist ja trocken und hat auch in den letzten Tagen oder Wochen nicht geregnet. Schön führt die Strecke an einem See vorbei, links hoch ein, zwei Häuschen, rechts dafür ein kleiner Angelschuppen, ein Boot und ein Badesteg. Davor gerade genug Platz um zwei Quests abseits des Weges zu parken. Lars, der Däne mit dem Auge für Badeplätze, stoppt sofort, legt ab und schreitet zum Bade. Ich folge – das Bad ist herrlich erfrischend, kalte Getränke sind nichts dagegen. Als wir uns zur Weiterfahrt fertig machen, kommen schon weitere GBSRler des Wegs, unschlüssig ob sie schwimmen oder lieber den Straßenzustand beklagen wollen. Unterdessen sind die zu den Häusern gehörenden Kinder mitsamt Erziehungsberechtigten herbeigelaufen, so dass sich unsere Abfahrt unter den offenen Mündern der gesamten lokalen Bevölkerung vollzieht.

Lars und sich kommen recht gut voran, wenn nur nicht diese paar steilen Anstiege wären. Für so einen Schotterweg wird keiner Kuppe die Spitze gekappt, eher meint man, solche Wege würden bewusst über die höheren Hügel geführt, um dem gelangweilten schwedischen Autofahrer etwas Abwechslung zu bieten. Mehrfach bin ich jedenfalls an der Traktionsgrenze, mein 50er Kojak-Schlappen hinten hat erkennbar mehr Gripp als der zierliche Durano, den Lars fährt; zweimal richtig hoch und ich habe ihn im Rückspiegel verloren. Wir treffen uns wieder als ich an einer Gabelung an der Wahl zwischen Schotter/Sand einerseits und (wie vom Track vorgesehen) Schotter/Sand mit Grasnarbe zwischen den Fahrspuren arbeite. Wir entscheiden gegen die Grasnarbe, das scheint ein bisschen weiter, führt aber auf dieselbe Straße, die wir mit Grasnarbe etwas eher auch erreichen würden. Diese Straße stellt sich als teilerneuert heraus, geteert aber ganzflächig mit reichlich Rollsplitt ausgestattet; ein Test auf die Solidität der Durano Plus, die ich vorn montiert habe.

Immerhin geht es wieder zügiger voran und irgendwann endet auch die Rollsplittphase, die Straße wird besser und bald kommt Ulrika, der nächste Ort in Sicht. Später erfahre ich, dass andere noch ein paar km weiter gefahren sind, um dem Schotterterror zu entgehen, dabei sogar auf eine brandneue Straße mit schwarzglänzendem, makellosen Asphalt stießen, die noch dazu mit einem Hinweisschild geschmückt war, das eine lächerlich geringe Kilometerzahl bis zu einem gewissen Ort namens Ulrika auswies, ein Ort, von dem diese Velomobilsten nie gehört hatten. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Fata Morgana, verstärkt durch Dehydrierung, mögen sich die Unglücklichen gedacht haben; sie kehren jedenfalls um und fügen sich in das Schicksal des Schotterwegs. So kann es gehen in der Gluthitze eines schwedischen Nachmittags; man hat schon Elche kotzen sehen.

Ulrika ist eine kleine Stadt, vielleicht auch nur ein Dorf, wie viele andere in Schweden auch, wäre also kaum in besonderer Erinnerung geblieben, wenn es nicht jenen Schotterweg gegeben hätte und diese mysteriöse neue Straße ... und wenn sich Ulrika nicht als der Ort herausgestellt hätte, an dem wir Bekanntschaft mit dem lokalen Velomobilisten gemacht hätten. Leif kommt aus Linköping, fährt Mango und mag laute Musik. Also hat er auch sein Velomobil mit einer gewaltigen Musikanlage ausgestattet (Subwoofer hinter dem Sitz), das Heck mit Boxen verschiedenster Dimension gefüllt und das gesamte Gerät zum Resonanzkörper gemacht. Gut, er fährt meist mit Kopfhörer, als er aber das Potential seines Systems demonstriert, klirren die Gläser in den Wohnzimmerschränken von Ulrika. Leif hat eine andere Route im Auge als die auf dem Track verzeichnete, die zumindest Lars und ich später für den letzten Teil der Campingplatz-Ansteuerung befolgen.

Zuerst einmal gibt es eine ausgedehnte Pause im Roadhouse an der Hauptstraße von Ulrika, das ohnehin der gesellschaftliche Mittelpunkt des Ortes zu sein scheint. Eiskrem, kalte Getränke, schattige Sitzplätze und ein Stück Straße vor Augen, auf dem sich das ganze Leben abspielt. Ich bleibe bestimmt eine Stunde, bevor ich mit einigen anderen zusammen auf die letzten rund 40 km gehe. Die Straße Richtung Vikingstad ist ein Velomobileldorado, leicht kurvig und hügelig, aber mit insgesamt leichtem Gefälle, fährt sich flott, so dass auch der Linienbus die vor mir fahrenden VMs nicht überholen kann.

Ich hänge dahinter, vor mir ein uralter Buckelkombi-Volvo, der ziemliche Wolken ausstößt, aber am Bus nicht vorbeikommt. Dafür komme ich an ihm vorbei und am Bus als der eine Haltstelle ansteuert, bin den Gestank los, lasse die kleine VM-Gruppe hinter mir und rausche durch die nun flacher werdende Landschaft. Kurz vor Vikingstad schließe ich auf Lars auf, und zusammen erkunden wir Leifs Superroute zum Campingplatz, worauf sich dann die schon obligate Orgie der Ankunftsbiere anschließt. Ein Teil der Tour macht sich auf zu einem Burger-Platz in der Stadt (nein, keine der üblichen fast food Ketten); ich weiss nach den Ankunftsbieren heute nicht mehr genau, was ich zu Abend hatte, es wird etwas zusammen mit Nina gewesen sein, nicht selbst gekocht, soviel steht fest – den Kocher hatten wir dabei, aber er blieb ungenutzt.

241 km sind es am Ende geworden, und die Fahrt hat richtig Spaß gemacht. Für solche Tage fahre ich solche Touren.
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo Jupp,
wie immer unterhaltsamer und schöner Bericht, danke!
Das was Du im Video als good roads bezeichnest rappelt aber immer noch ganz schön! oder hast Du solche Unwucht in den Reifen?
ich bin schon auf den nächsten Tag gespannt!
Richard
 
Richard: habe es mir eben auch nochmal angesehen und mich über Tippfehler geärgert.
Es rappelt in der Tat mehr als nötig. Ein Teil geht auf das Konto der Halterung für die Contour Kamera; die hat etwas Spiel, das rappelt; ein Teil geht aber sicher auf dasKonto des einen Durano Plus vorn – da hatten sich innen Lagen gelöst und eine seitliche Blase gebildet. Ich hatte mich schon tags gefragt, woher die Unwucht wohl rührt, die sich im Fahrwerk bemerkbar machte.
Der Reifen war's, und ich war nicht der einzige mit diesem Problem; wir hatten zwei weitere Fälle von Blasenbildung. Zum Glück konnte ich einen anderen Reifen aufziehen, und der hielt – kein einziger Plattfuß vorn auf der gesamten Tour.
 
hab ichs mir gedacht, das Rappeln war zu rhythmisch und geschwindigkeitsabhängig. Kenne ich leider auch vom Ultremo, 1 mm Höhenschlag im Reifen und man fährt einen Hubschrauber :)
 
Hallo Jupp,

ich lese mit großem Vergnügen Deine "Erzählung". Das Feeling des letzten Beitrags kann ich gut nachempfinden - hatte ich gerade eine Woche in Skåne. Es ist wunderbar!

Klaus
 
ich bin schon auf den nächsten Tag gespannt!

Tja, das wird bitter für dich, genau an dem schönsten der Schweden-Tage hatte ich meine Kamera nicht einsatzbereit; vergessen den Akku zu laden. Es wird einen Film geben, aber eben nur mit Bildern und einem kleinen Video-Schnipsel vom Telefon.
 
6. Tag
Linköping (S) – Stockholm (S)
233 km



Wieder ein Tag, der mit 233 km etwas länger wurde als die geplanten 217 km, aber aus gutem Grund. Heute haben wir ein wirklich schönes Stück Schweden vor uns, küstennäher und etwas felsig-steigungsreicher als vorher. Umso mehr bedaure ich, dass ich erst nach der Abfahrt bemerke, dass der Akku meiner Kamera leer ist; kein richtiger Film also für diesen tollen Tag, nur Bilder also und ein kurzer Clip mit dem Telefon.


Gegen 7 Uhr herrscht allgemeiner Aufbruch im Camp, schnell sind wir aus der Stadt und nehmen die Straße unter die Räder. Einige Kilometer auf einer größeren Ausfallstraße und dann rechts ab durchs Land. Mit fällt auf, wie aufgeräumt Schweden wirkt, alles erscheint wie akkurat arrangiert und gepflegt, an Häusern und Nebengebäuden blättert keine Farbe, die Architektur ist einheitlich auf dem Lande, die Zuwege sind ordentlich, die Wiesen proper, die Ackerflächen sowieso. Daran werde ich noch häufiger zurückdenken als wir durch Finnland fahren, wo wir auch aufgegebene Häuser und verfallene Gehöfte sehen, später im Baltikum und Polen sowieso. Schweden hat das alles nicht, jedenfalls nicht auf dem Land und dort, wo wir waren.

So freue ich mich an dem wunderschönen Morgen; Schweden unter Einfluß eines starken Skandinavienhochs ist wirklich sehenswert. Da muss man gewesen sein,um es nachvollziehen zu können. Wiesen, Felder und Wälder wechseln, vor mir rollt in einiger Entfernung Maarten mit dem Strada dahin. DieRouteführt an einem Golfplatz entlang, wo schon munter geputtet wird. Das Clubhaus liegt gut sichtbar an einer Kurve, warum also nicht abbiegen und einen Kaffee trinken? Es ist ja schon viertel vor neun. Ich biege ab, Maarten folgt. Selbstverständlich reicht man dort auch leicht schwitzenden Velomobilsten einen Kaffee, einen Keks dazu. Wir setzen uns in die Sonne vor dem Haus und sehen dem Treiben der Golfer zu. Ein älterer Herr kommt auf einem Brompton vorbei, um ein wenig zu plaudern, er ist ebenfalls auf Ostseereise, meint mit Blick auf das bisschen Gepäck vorn und hinten, er habe vielleicht ein wenig viel dabei, aber er fährt auch nicht so lang und weit jeden Tag.

Weiter geht es über ruhige Straßen, was auch daran liegt, dass in einiger Entfernung auch die Autobahn Richtung Stockholm verläuft, deren Betrieb man gelegentlich sieht, die aber nicht lärmt oder stört. Wer weiter fährt, fährt dort und lässt uns die herrliche Ruhe und entspannte Reise.

Gegen halb zehn ist bereits Norrköping erreicht, wo die Route durch die Stadt führt. Am Golfplatz waren die anderen scharenweise vorbeigefahren, hier überwiegt offenbar der Kaffeedurst, wie ich kurze Zeit später höre, als mich ein seriöser Herr mit erkennbar unsportlicher Lebenseinstellung an einer Kreuzung anspricht. Er sei leitender Redakteur der hiesigen Zeitung und auf der Suche nach uns, habe schon Reporter und Fotografen losgeschickt um Geschichten und Bilder einzusammeln. Seine Aufforderung, ich möge doch bitte warten damit er die beiden herbeitelefonieren könne, lehne ich freundlich ab; ich hätte noch was vor heute. Er bietet an mitzufahren, denn inzwischen ist Markus mit dem Milan vorbeigekommen und ich sage ihm es sei mit weiteren zu rechnen, die alle in meine Richtung fahren würden. Gut, sagt er, dann wolle er mich begleiten. „Damit?“ frage ich und weise auf sein Stadtrad. „Ja, damit.“ Er versteht nicht gleich, was an seiner Bemerkung witzig gewesen sein soll. Dann solle sein Team eben mit dem Auto hinterherfahren, entscheidet der Entscheidungsträger, lässt sich kurz die Route zeigen und wählt entschlossen die Nummer seiner Leute, erfährt dass diese in der Stadt schon eine kleine VM-Gruppe aufgebracht und abgelichtet hätten. Alles gut, ich kann weiterfahren.

Über einige Brücken geht es ab ins Land bis der Track mich auf eine Sackgasse führt mit Absperrung, hinter der sich ein Feldweg fortsetzt. Den brauche ich heute nicht, drehe um, bewahre Markus vor der gleichen Erfahrung und wir nehmen die Straße, auf der wir etwas später über den Feldweg auch gelandet wären. Der nächste Abzweig auf der Route geht nach kürzester Zeit ebenfalls in einen Schotterweg über und ich beginne, an meinem Routenplanungssinn zu zweifeln. Nach dem Schotter gestern heute schon wieder? Sei’s drum, wir fahren weiter, eine kleine Staubwolke produzierend. Bald darauf sehen wir wie sich von links ebenfalls eine kleine Staubwolke nähert bis beide Staubwolken vor einer Wegsperre aus Felsblöcken zusammentreffen. Nina, Kees, Martin und Jörg haben es tatsächlich geschafft, eine Schotteralternative zu unserer Schotterstrecke zu finden. Glücklicherweise kommt uns ein Quadfahrer entgegen, passiert die Steine auf der Seite und verschwindet – der Weg muss also irgendwo hinführen, wir also ebenfalls an der Seite vorbei und weiter auf dem Schotterweg, den das Quad gekommen war. Bald gelangten wir auf einen Hof und von dort weiter bis zur Hauptstraße (die wir mit ein paar Kilometer Umweg wahrscheinlich auch ohne Schotter und Wegsperren erreicht hätten) und die flotte Fahrt kann neu beginnen, das Feld zieht sich wie üblich auseinander und schon bald bin ich wieder mit Schweden allein. Die Route führt nun, mal wieder, an einem See entlang, der zum Bade bittet. Wenn man denn halten könnte. Zu allem Überfluss steigt die Straße nun an, was den Blick auf den See entschieden verbessert, die Badeoptionen dagegen nicht.

Doch die Schweden haben an alles gedacht und auf schöner Höhe über dem See eine kleine Haltebucht platziert, von der aus der Blick durch die Bäume übers Wasser schweifen kann. Natürlich stehen da schon fünf Velomobile als ich gegen halb 11 dort halte, die Fahrer sind den Abhang herunter geturnt und waten bereits im Wasser. Ich habe eher die Vorstellung von einem Badesteg im Kopf (man wird ja verwöhnt in diesem Land) und schaue mir alles von oben an. Gleich müssen ja die nächsten hier auftauchen. Tun sie auch, baden aber ebenfalls nicht. Markus hat in der Nähe einen Ort mit Supermarkt ausgemacht, da wollen sie jetzt hin, und nicht die fiese Steigung hoch, welche die Route als nächstes vorsieht. Ich habe Getränke genug an Bord und den Golfplatzkeks im Magen, gehe also lieber etwas klettern. Hügelig geht es weiter, aber immer wieder unterbrochen von längeren, eher flachen Strecken, so dass ich insgesamt zügig vorankomme.

Es wird mittag, als ich an einer Hügelkuppe linkerhand schon von weitem die typischen Farbspiele einer Velomobilgruppe ausmachen kann. Oben steht, umringt von der Hochgeschwindigkeitsfraktion der Tour, Mats, ein weiterer schwedischer Velomobilist, er fährt ein rotes Strada und wollte ursprünglich bis Helsinki, dann aber doch bis mindestens Stockholm mitfahren. Heute, stellt er jedoch fest, sei es einfach zu heiß für eine Fahrt nach Stockholm, gerade Mittag und schon über 30 Grad, in dieser Hitze könne man nicht Velomobil fahren; bis Nyköping, wo er wohnt und für uns den Mittagstisch reserviert hat, sei er dabei, aber dann, das müsse man verstehen, es sei nun wirklich zu heiß. Ich verstehe nicht ganz, aber das macht auch nichts.

Weitere Fahrer stoßen zu uns, Mats möchte am liebsten auf alle warten, es ist ja auch heiß. Auch Leif kommt an, er wollte ja auch bis Stockholm mitfahren, kam aber nicht recht aus den Federn heute morgen und musste so sein Disko-Mango weitgehend allein bis hierher pilotieren. Ich denke zurück an die Küchen-Dramen, die wir in Amerika immer dann ausgelöst haben, wenn alle zusammen irgendwo ankamen und essen wollten, kann also Mats mit für jedermann einsichtigen Argumenten überzeugen, dass die erste Gruppe doch schon losfahren kann. Außerdem habe ich selbst allmählich Hunger.

So geschieht es, und um halb eins und nach ca. 120 km rollen wir ins Zentrum Nyköpings ein. Das Lokal liegt in der Fußgängerzone, wo die 19 sauber aufgereihten Velomobile kurze Zeit später mächtig Eindruck schinden. Das Mittagessen ist gut und preiswert, wird praktisch kantinenmäßig ausgereicht, man rechnete mit uns, so dass in Rekordzeit die ganze Truppe vor dampfenden Tellern sitzt.

Mats und Leif sind nicht ganz zufrieden mit der Streckenwahl und werben beharrlich dafür, nachmittags die Küstenstraße zu wählen. Die Beharrlichkeit zeigt Wirkung im Team, zumal ich selbst in Abwandlung der Route einen Abstecher nach Tross vorgeschlagen hatte, ein bisschen weiter, aber es soll ein sehr schönes Städtchen sein, noch malerischer als das malerische Schweden, durch das wir ständig fahren. Über die Küstenstraße kommt man praktisch automatisch dorthin, ist zwar noch ein bisschen weiter, doch die Magie des Begriffs „Küste“ hat einige erfasst und sie wollen dort fahren. Später habe ich Berichte gehört, die den Streckenverlauf zwar im Grundsatz lobten, die Ostsee selbst sei aber kaum, und wenn dann nur sehr kurz zu sehen gewesen, so kurz, dass man besser schon vorher hätte wissen müssen, dass sie gleich zu sehen sein würde, um sie auch zu sehen.

Nach dem Essen überlasse ich also die Küstensträßler ihrem Schicksal und mache mich mit anderen auf der normalen Route auf in die Berge, denn es geht erst mal wieder ordentlich hoch, auch damit man einen vernünftigen Überblick über die noch immer nahe bei verlaufende Autobahn hat, für deren Anlage die Felskuppen jeweils weggesprengt worden waren. Rolling hills, aber mit Tendenz steigend. Das Auf und Ab wird mir verkürzt durch einen Rennradfahrer, den ich gerade überholte als er seine Atemwege befreite und mit seinem Schneuz nur knapp meine Haube verfehlte, was sein weiteres Schicksal besiegelte. Er konnte mich zwar am nächsten Berg überholen, wurde aber auf der Abfahrt trotz wilder Strampelei seinerseits wieder eingeholt und am Berg mit meinem Restmomentum klassisch deklassiert. Entgegen meiner üblichen Art konnte ich an diesem Anstieg natürlich keinen Druck rausnehmen, so dass der Vorsprung bergan wuchs und sich auf der folgenden Abfahrt ins Endlose erweiterte.

Auf diese Weise fahre ich einen ziemlichen Vorsprung auf Wilfred und Johann heraus, denen ich vorher versprochen hatte, ihnen den Abzweig nach Trosa zu zeigen. Baue mich an der entsprechenden Kreuzung also so auf, dass sie mich von weitem sehen können (denn es geht bergab), und rauche erst mal eine Zigarette. Nichts tut sich. Bei der zweiten Zigarette (rauche ja nicht während der Fahrt), kommt der Rennradler gefahren, biegt blick- und grußlos ab Richtung Trosa. Dann wieder lange nichts, bis die beiden endlich erscheinen. Wilfred will nun doch nicht nach Trosa, fährt also geradeaus, Johann biegt ab, ich folge. Der Rennradler muss im nächsten Ort abgebogen sein, schade, dem hätte ich sicher ein weiteres Mal das Hinterrad zeigen können, denn nun geht es mit Hügelchen zwar in der Tendenz bergab.

Trosa erreiche ich um 16:26, und es lohnt sich wirklich – ein Bilderbuchstädtchen, über-malerisch sozusagen. Alles ist herausgeputzt und wie von Carl Larsson selbst gemalt. Am Yachthafen gibt es das beste Eis der Stadt; ich bleibe eine Stunde in Trosa, breche dann mit Lars und einigen anderen auf, wir lassen die übrigen schnell im regen Verkehr Richtung Norden hinter uns, biegen dann wieder auf die ursprüngliche Route ein und schon ist der dichte Verkehr verschwunden. Über eine Brücke erreichen wir die Insel Mörkö, die zu durchfahren ist; am anderen Ende gibt es eine Fährverbindung zurück aufs Festland. Kostenlos. Mit Nina geht es weiter Richtung Stockholm, noch immer durch schöne Landschaft, bis die Hauptstraße erreicht ist. Von nun an nehmen wir den Radweg, die Straße ist stark befahren, es herrscht Feierabendverkehr. Nach der nächsten Abzweigung geht es zunächst ziemlich bergan, das ist auf dem Radweg entspannter. Wir bleiben dort bis sich der Weg am Ende eines weiteren längeren Anstiegs im Nichts verliert. Durch irgendwelche Wohngebiete wollen wir nicht gondeln, also auf die Auffahrt zur Schnellstraße und den Berg runtergesaust, um dann aber ziemlich herum zu suchen, bis wir die Auffahrt zu der Brück finden, die uns über die Autobahn und den nächsten Berg hoch auf unsere Route führt. Der Rest ist Großstadt und ziemlich bergig, ein bisschen nervig, weil mit etlichen Abbiegungen verbunden und irgendwie kreuz und quer verlaufend.

Hätte ich die Route nicht selbst gemacht, hätte ich mich oft gefragt, ob das wohl richtig sei, zum Ziel führen könne und wo in diesem Gewusel das Ziel überhaupt sei. Irgendwann sind wir dann plötzlich doch da, ein Campingplatz in der Vorstadt, am Hang über einem der Fjorde gelegen; ziemlich voll. Doch wir sind in Stockholm und da wollten wir hin.
 
hallo Jupp,
Dein Bericht ist wieder so ausgemalt, als wär man dabei gewesen. Kann mir die bunten Velomobilhaufen gut vorstellen.
Das Video aus Bildern zur Abwechslung doch auch mal gut - es braucht nicht immer einen Film.
Abwechselnd Kaffeetrinken und Eisessen und Baden, ja, das hätte mir auch gefallen!
Richard
 
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