FYI: Textile Speichen

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Hallo zusammen,

heute Morgen im Radio berichtete man von textilen Speichen aus Vectran, die die Firma Pi-Rope nächstes Jahr auf den Markt bringen möchte. Vorteil soll vor allem die geringe Masse sein.
Abgesehen davon, dass spezielle Naben erforderlich sind und man damit auf das System beschränkt ist, bin ich noch nicht schlau geworden, ob das auch für die Felgen gilt. Interessant zu wissen wäre, wie es um die Laufradsteifigkeit bestellt ist. Die Seile halten angeblich eine höhere Zugbelastung aus als übliche Speichen.
Es soll schon andere Hersteller gegeben haben, die sich an das Prinzip gewagt haben, allerdings sehen die Pi-Roper Vorteile in ihrem Produktionsprozess, weswegen sie meinen, besser zu sein als ihre Vorgänger.
Ich bin gespannt auf Erfahrungen damit, wenn sie mal erhältlich sein werden, auch wenn meine Laufräder aufgrund von Nabenschaltung/-dynamo sowieso nicht so sehr auf Leichtbau getrimmt sind und bei 20" der absolute Gewichtsvorteil wohl noch geringer ausfallen dürfte.

Gruß,
Martin
 
Auf jeden Fall nix für Trommelbremsen. Oberhalb 200°C verliert es Festigkeit, Schmelzpunkt liegt bei 280-330°C.
 
Finde ich eine sehr gute Idee. Denn Speichen müssen ausschließlich Zugbelastungen aushalten. Das Spannsystem ist halt aufwendiger, außerdem sind die Speichen selbst anfälliger.
Eine 1,5mm Stahlspeiche zu beschädigen brauch doch erheblich gröberes Werkzeug als ein gleichdicken "Strick" , selbst aus "Vectran".
Mit hochfesten Carbonfäden könnte man das Problem mit der Temperaturbeständigkeit beheben.
 
Carbonspeichen zu bekommen ist kein Problem. Eher das Problem des Preises und der Abnahmemenge. Die Gewichtsreduktion halte ich vernachlässigbar. Rechne ich eine Superspoke, die wiegt in 170mm um die 2,5gr. Was willst da mehr erreichen. Sapim hat das Projekt Carbonspeichen auf Eis gelegt. Ein andere Hersteller stellt noch welche her.

Zudem stelle ich mir den Laufradbau etwas komplexer vor, da die Speiche sofort auf Zug gehen. Da muss man bermutlich mit 1/32 Umdrehungen arbeiten. Auch werden die Laufräder nicht länger halten da die Elastzitität der Speichen fehlt. Jeder Stoß geht voll aufs Material.

Ciao
 
Nene, nicht feste Speichen, auch "textil", ohne Matrix!

Und die Vectranteile haben eigentlich deutlich mehr Bewegungs"freiheit" wie die Stahlspeichen. E-Modul zu Festigkeit ist vom Verhältnis einfach größer.
Die Felgen sollten dann aber auch aus CFK sein..sonst zermürbt es dir ruckzuck die Alufelge.
 

Außer Geschwurbel finde ich auf der Seite nichts verwertbares. Einfach so behaupten wir sind besser und leichter als andere kann jeder. Das konkrete Beispiel gegenüber wem oder was sie leichter und besser sind fehlt. Die kleinen Bildchen sind ein Witz. Das Prinzip hatte Tioga schon vor mehr als 20 Jahren erfolgreich umgesetzt (Disc-Wheel John Tomac).

Die neu entwickelte Nabe, das neue Speichensystem und die Felge sind als Einheit konzipiert. Sie können einerseits auf den Anwender und andererseits auf den spezifischen Fahrradtyp abgestimmt werden, indem das Trägheitsmoment des Rades verschoben wird und die jeweiligen Komponenten entsprechend ausgewählt werden.

Kann mir das jemand übersetzen?
 
Erinnert mich an die alten Scheibenräder von Tioga und Sugino aus den 90ern (oder sogar 80er?) Und die Naben sehen aus wie Pulstar, oder eben neuere, die das Prinzip der geraden Speichen gerade wieder aufwärmen.
 
Außer Geschwurbel finde ich auf der Seite nichts verwertbares.
Grübel, grübel... - vermutlich sind sie zu sehr mit der Gründung ihrer Firma oder mit dem Abschluss ihres Studiums beschäftigt, um da jetzt schon mehr hinzuschreiben.

Kann mir das jemand übersetzen?
Die Verschiebung des Trägheitsmoments? Nein, sorry. Auch dann nicht, wenn ich das als "Flächenträgheitsmoment" interpretiere und mit der Steifigkeit des Rades oder seiner Komponenten zusammenbringen will.
An Technik lese ich aus dem gesamten Absatz heraus, dass die Nabe zwangsläufig speziell sein muss, weil da eine Doppelspeiche um einen Bolzen gewickelt und fixiert wird. Bei der Felge klingt der Text auch nach "Spezial", wobei ich nicht sehe, warum das nötig ist. Im Netz sind mit den Stichworten "Chemnitz Speichen" verschiedene Befestigungssysteme in Bildern zu finden. Optisch am ansprechendsten und dem auf der Website am ähnlichsten finde ich etwas, das ich als "inverted nipple" bezeichnen würde, und das schreit eigentlich nicht nach speziellen Felgen, nichtmal nach speziell gebohrten Löchern.
Die eigentliche technische Schwierigkeit vermute ich nicht in den Fasern, sondern im Übergang von denen auf etwas, was man mit einem Gewinde versehen und in der Felge verschrauben kann.
 
Wer auf das plus klickt kann das Bild vergrößern, Discwheel war ein Scheibenrad mit Spannfäden drin was da genau welche Funktion hatte war nicht ganz klar.
 
Unsere Lokalzeitung hatte letztens dazu einen Artikel. Ich habe mich gefragt ob die Textilspeiche sich bei einem Antriebsrad nicht minimal um den kleinen (axialen) Aufhängungsbolzen bewegt wenn Antriebskräfte übertragen werden. Die Textilspeiche entspricht hier 2 klassischen Speichen und an der Nabe gibt es lediglich eine Umschlingung des Bolzens mit ca. 200 Grad.

Davon abgesehen fand ich die Angabe zur möglichen Gewichtseinsparung übertrieben (bis zu 200g pro LR). Ein Speichensatz mit 24x 2/1,5/2 wiegt schon nur 120g. Da spart man also keine 200g mehr ein.
 
Mir fällt das dieses ein, was ich in natura mal in einem Sanitätshaus bei uns gesehen hatte. Ich denke aber, dass die Kräfte, die auf so ein Rollstuhlrad wirken, deutlich geringer sind als die, die auf ein Fahrradlaufrad wirken, oder?
 
Wer auf das plus klickt kann das Bild vergrößern, Discwheel war ein Scheibenrad mit Spannfäden drin was da genau welche Funktion hatte war nicht ganz klar.

Nein. Es war ein Fadenrad mit Aeroscheiben. Die Scheiben hatten nur die Aufgabe, die Fadenspeichen bei der Produktion in Position zu halten. Die Zugkräfte wurden allein von den Speichen aufgenommen. Der Aeroeffekt der Scheiben war nebensächliche Zugabe. Felgen waren ganz normale MTB-Felgen.

Was nützt die Bildvergrößerung wenn die Bilder in der Vergrößerung extrem undeutlich werden? Digitalfotografie scheint bei denen auf dem Level der 80er stehengeblieben zu sein.:rolleyes:

Jetzt aber genug der Kritik. Schöne neue Hippster-Laufräder, da muß doch was dran sein.
 
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Hallo,

ich möchte mich in diesem Forum nochmals vorstellen. Ich bin Ingo von PI ROPE. In einem ähnlichen Thema habe ich bereits Stellung bezogen:
https://www.velomobilforum.de/forum...aft-und-extra-leicht.49742/page-2#post-856604

Gern bin ich bereit eure Fragen zu beantworten. Auf unserer Site findet ihr meine persönlichen Kontaktdaten, oder ihr schaut so bei uns vorbei.

Wir sind sehr an einer konstruktiven Diskussion interessiert. Leider fällt es mir schwer sehr oft die Foren zu besuchen und mich an den Gesprächen zu beteiligen.

Liebe Grüße

Ingo
 
DiY Seilspeichen (rope spokes) für normale Felgen und Naben (nur die Speichenlöcher der Nabe werden angesenkt), sehr spannend.

Als Zugfestigkeit gibt er ~450 kg pro Speiche an.


Muss man wollen, das sieht schon nach seeehr viel Arbeit aus.
 
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Wahnsinn. Jetzt versteh ich, dass Untersuchungen behaupten, dass 1/3 der männlichen Internetnutzung pornographisch ist. ;)
Die perfekte Kombination aus Textilem Gestalten und Technik, meinen studierten Unterrichtsfächern :)
Danke für das Video, Gruß Krischan
 
seeehr viel Arbeit
Ich glaube, der Typ, der da besucht wird, spricht auch den Faden bei bikeforums (oder mtbr? eins von beiden jedenfalls) an, wo das ganze herkommt. Falls das irgendwer verfolgt hat (mittlerweile sind, glaube ich, einige der Beiträge entfernt worden) ... ja, in der Tat sehr viel Arbeit, und noch viel mehr, wenn man keine Doppelspeichen haben möchte.


Fazit:
  • An das Rohmaterial muss man erst mal kommen. Zum einen ist UHMWPE nicht gleich UHMWPE; zum anderen muss man vom geeigneten Material noch das passende Geflecht finden. Datenblatt genau lesen, manche Kunststoffseile sind erstaunlich hitzeempfindlich (Niemand hat die Absicht, eine Trommelbremsnabe einzuspeichen).
  • Auch wenn man das kriechärmste Seil überhaupt findet, soll es sich wohl noch setzen (und noch und noch und noch). Kann sein, dass man 2-3x nachspannen muss (oder 15x, was weiß ich).
  • Mit gespleißten Enden liegt bei passendem Seildurchmesser und typischen Speichenlängen das Seil größtenteils doppelt, trägt aber mit weniger als einem Seildurchmesser - grottige Materialausnutzung (und seeehr viel Handarbeit). Allerdings kann das Ergebnis immer noch eine CX-Ray hinter sich lassen, also beim Gewicht, nor. Und beim Preis eventuell auch, möglicherweise in die andere Richtung.
  • Will man nicht spleißen, muss man die Verbindung zu Nabe und/oder Felge quasi neu erfinden. Siehe auch PiRope weiter oben mit gänzlich proprietärer Lösung.
  • ... und/oder um Berds Patent herumkonstruieren (oder es einfach ignorieren, weil es komplett lächerlich ist und weil f'u).

... ansonsten ein interessantes Vorhaben (kein Sarkasmus).
 
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