Flugplatz Walldürn

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Auf dem Flugplatz Walldürn gibt es dieses Jahr (erneut) ein Angebot für Inlineskater, bei dem man auch auf anderen "unmotorisierten Rädern" fahren kann. Ähnlich wie auf dem Hockenheim Ring gibt es viele kleine Kinder bei der Veranstaltung, auf die man im besonderen Maße aufpassen muss, was mir gestern hoffentlich gelungen ist, so dass ich vielleicht das nächste Mal auch wiederkommen darf. Gegen später war die Bahn etwas freier und ich konnte zum Ende hin auch mal 42 km/h schaffen, aber ansonsten muss man immer bereit sein, spontan auszuweichen und sofort auf Schritttempo runter zu gehen. Die Veranstaltung ist daher nichts für Velomobile, die sind einfach zu schnell.

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Ein kleines Kind mit Tretroller lief auf mich zu und fragte: "was ist das?" Tja, was antwortest du da? "Pass auf und halte Abstand" war die spontane, aber nicht erwartete Antwort. Da muss ich an meiner Außenkommunikation noch arbeiten. Später dann ein anderes Tretroller-Kind, kurz nachdem es aus eigener Kraft umgekippt war: "Ich will auch so eine Liege!" Sechs- oder Achtjährige, die bereits die In-Group-Sprache beherschen? Oder ist diese Bezeichnung soooooo offensichtlich?

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Eine Runde hat der Radcomputer mit ca. 1,6 km Länge gemessen und 5 Höhenmetern. Der Taxidrive ist rauher asphaltiert als die Runway, die einen super glatten und schnellen Asphalt hat, eine reine Freude, und sie ist extra breit. Auf dem Taxidrive hatte ich immer "sehr starken Gegenwind", auf der Landebahn ging es dann deutlich einfacher mit "dem vielen Rückenwind".

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:unsure: Vielleicht waren es statt eines Gegenwinds auch nur die 5 Höhenmeter und eine Menge Erfahrung, die ich mit einen Renn-Trike erst noch sammeln muss.

In gut 400 Metern Entfernung Asphaltspiegelungen, und das bei 11° Celsius Lufttemperatur:

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Das Fliegerstübchen sah mir sehr gemütlich aus, da lässt man gerne den Abend ausklingen. Das nächste Mal will ich früher kommen und da was essen, eine Pizza geht immer. Mal schauen, denn das Restaurant hat mittwochs eigentlich nicht auf, aber gestern doch.

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Bereits heute gibt es die nächste Veranstaltung auf dem Flugplatz: der Vatertags Flyin.
Also, wer spontan noch einen fliegenden Bollerwagen zu Hand hat ...
Und vor 3 Tagen gab es hier den Radsporttag der Special Olympics, ein sehr aktiver Flugplatz mit vielen Veranstaltungen!

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Der Taxidrive ist rauher asphaltiert als die Runway, die einen super glatten und schnellen Asphalt hat, eine reine Freude, und sie ist extra breit. Auf dem Taxidrive hatte ich immer "sehr starken Gegenwind"
Wundere mich gerade, ist das nicht eher ein kleiner Flugplatz? Ich sehe dort ein PAPI installiert ist ja eher ungewöhnlich?
Achja bevor Fragen aufkommen wegen des PAPI mehr Infos
hier
 
Letztes Jahr las ich in einer der alten LBC-Ausgaben von Trike-Stabilität und wollte das für mein Trike und mich auch konkret wissen.
  • LBC 114 (Seiten 8 bis 10)
  • LBC 119 (ab Seite 9, wichtig die korrigierte Klammerung in der Formel auf Seite 10, in LBC 114 ist die Formel nicht eindeutig)
Der Kurvenradius und die Geschwindigkeit seien also nötig, wenn man die Querbeschleunigung wissen möchte. Hmm, den Kurvenradius müsste man doch aus den GPS-Punkten bekommen und die Geschwindigkeit vom Fahrradcomputer.
  • Ein erster Ansatz, den Kurvenradius zu berechnen, war leider ungenau, was letztlich daran lag, dass die Aufzeichnung einer tatsächlichen Fahrlinie einer Grundannahme der Herleitung zu oft widerspricht: der mittlere von jeweils 3 GPS-Punkten liegt nicht immer mittig zwischen den beiden äußeren GPS-Punkten. Ich denke, da ist etwas Nyquist drin und vermute dieser Ansatz würde besser klappen, wenn die GPS-Punkte beim Radfahren nicht ein Mal pro Sekunde genommen würden, sondern zehnfach häufiger oder noch öfter.
  • Ein allgemeinerer Ansatz war vielversprechender, bedeutete aber auch, dass ich noch ein paar Stunden in der Old School nachsitzen musste:
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  • Die Geschwindigkeit wollte ich direkt aus der FIT-Datei des Fahrradcomputers nehmen. Verschiedene übliche Tools dafür extrahieren aber leider nicht alle Datenfelder, es kommt immer etwas auf die speziellen Gegebenheiten an. Letztlich hilft da nur die FIT SDK von Garmin selber, mit der bekommt man (scheinbar) alles aus der FIT-Datei, und das recht einfach.
Für die Berechnung des Kurvenradius in OpenOffice wandle ich zunächst mit QGIS die GPS-Koordinaten (Option "-deg" nötig im FitCSVTool) in UTM-Koordnination um, mit denen man dann kartesisch rechnen kann. Der Umweg über OpenOffice ist etwas unelegant, aber ich weiss noch nicht, wie ich dieses lineare Gleichungssystem in QGIS selber gelöst bekomme, das geht sicherlich, weiss aber noch nicht wie.

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Der Import der GPS-Punkte und der berechneten Kurvenkreismittelpunkte nach QGIS sieht dann für Walldürn so aus:

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[Erstellt mit QGIS (https://www.qgis.org), FIT SDK (https://developer.garmin.com/fit), OpenOffice (https://www.openoffice.org) und GIMP (https://www.gimp.org); Karte: © OpenStreetMap und Mitwirkende, Open Database-Lizenz (https://www.openstreetmap.org/copyright); das alles gilt auch für die 3 folgenden Bilder]

Auf der breiteren Runway und dem schmaleren Taxidrive gingen die Runden gegen den Uhrzeigersinn. An den Wendepunkten sieht man, wie sich die Mittelpunkte der Kurvenkreise an den erwarteten Stellen häufen. Die über die Karte weit verstreuten Mittelpunkte ergeben sich einfach durch Geradeausfahrt auf den langen Geraden, wobei die Kurvenradien entsprechend groß werden.

Beispiel in 3 Bildern (vorbehaltlich irgendwelcher Fehler):
  • Hier zunächst für GPS-Punkt 4304 der Kurvenkreis mit einem Radius von 25 m, für dessen Berechnung in OpenOffice die benachbarten Punkte 4303 und 4305 benutzt wurde.
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  • Jetzt das Einblenden weiterer Daten um jeden GPS-Punkt herum: oben die Power in Watt, links die Geschwindigkeit in km/h, rechts die Steigung in %, und unten die berechnete Querbeschleunigung normalisiert auf die kritische Querbeschleunigung, ab der ich mit genau diesem Trike umkippen sollte (der kritische Zustand wäre bei einem Wert von 1.0 erreicht). Die Steigungsprozente vom Fahrradcomputer sind da im Flachen nicht sehr genau, was auch das Internet sporadisch für mein spezielles Modell meldet.
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  • Und nun mit ein paar mehr Kurvenradien für Punkte, für die die normalisierte Querbeschleunigung >= 0.25 ist, was ein Wert ist, der mir einen signifikanten Lenkeinschlag andeutet.
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Und da sieht man schon das Dilemma: wie fährt in einem so niedrigen Renn-Trike eine gescheite Kurve, wenn man am Anfang einer so langen Kurve nicht bereits ihr Ende richtig abschätzen kann. Da muss ich das Schätzung von räumlichen Distanzen erstmal neu üben, wie weit sind 20 m oder 50 m wirklich entfernt, wenn man aus ca. 80 cm Höhe guckt, und wie lange muss welcher Lenkeinschlag exakt gehalten werden. Longieren? :X3:

Für heute erstmal Schluss hier, ein paar weitere Bilder kommen noch.
 
Das nächste Bild ist vom anderen Ende des Walldürner Flugplatzes. Die Einfahrt in die Kurve sieht schön rund aus, aber die Ausfahrt aus der Kurve schon nicht mehr. Der höchste Punkt der Runde ist im Bild auf der rechten Seite am Übergang vom Taxidrive zur Runway, die Steigungsprozente zeigen es ungefähr an. Sobald es abschüssig wird beschleunige ich leicht und die Kurve wird eckig, ich muss zwei Mal in relativer Nähe zur Kippgrenze die Richtung korrigieren. Kann mich nicht mehr exakt erinnern, aber ich glaube in dieser Kurve war die Strecke frei und ich musste niemandem ausweichen. Also: bei ungefähr gleichbleibender Geschwindigkeit eine runde Kurve zu fahren ist eine Sache, in einer Hügelkurve zu beschleunigen, ohne dabei den Lenkeinschlag zu verreißen, ist eine andere Sache. Statt einer Longe also eine Einrasthilfe für den Lenker? Für eine Kurvenradiusvorauswahl und gegen das unabsichtliche Verreißen des Lenkers. Schmunzel. Vielleicht erstmal bei der nächsten Auswertung dieser Art die Kursänderung zwischen den GPS-Punkten noch in das Bild aufnehmen. Letztlich gibt der Einschlag der Vorderräder doch die Kursänderung und den Kurvenradius direkt an, man muss nur ein Gefühl dafür entwickeln, dies während der Fahrt auf dem Trike sofort zu sehen, und dann den Lenker auch wirklich FEST zu halten.

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[Erstellt mit QGIS (https://www.qgis.org), FIT SDK (https://developer.garmin.com/fit), OpenOffice (https://www.openoffice.org) und GIMP (https://www.gimp.org); Karte: © OpenStreetMap und Mitwirkende, Open Database-Lizenz (https://www.openstreetmap.org/copyright); das gilt auch alles für die restlichen gleichartigen Bilder in diesem Posting]

Ausweichen. Im nächsten Bild eine Situation, in der ich um zwei Tretrollerkinder herum gefahren bin. Der kleinste plausible Kurvenradius, den ich in den Daten fand. Kleiner sogar noch als der minimale Kurvenradius von 3.7 m, den mein Trike laut Hersteller eigentlich kann. Die Differenz von 0.4 m lässt eine erste Genauigkeit der Kurvenradien erahnen. Eine Genauigkeitsangabe der GPS-Punkte habe ich in den FIT-Daten nicht gefunden. Wenn das Trike aber extrem langsam fährt oder gar steht, dann springen die GPS-Punkte innerhalb ihres Fehlers soweit hin und her, dass sich auch schon mal scheinbare Kurvenradien von 1 m oder 2 m ergeben. Deswegen lasse ich ansonsten deren Nachkommastellen einfach weg.

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Das bringt mich wieder zurück zur LBC-Ausgabe 119 (Seite 10), nach der man ja recht einfach die Querbeschleunigung für sich und sein Trike berechnen kann, ab der man kippen würde. Im nächsten Screenshot habe ich mal die beiden ersten Nachkommastellen meiner persönlichen Kippquerbeschleunigung im Formelfeld von OpenOffice ausradiert, um bei Kenntnis der Geometrie meines Trikes die Rückrechnung auf meinen persönlichen Bauchnabel ("tummy button", Ausgabe 114) zu erschweren; einfach mal nur so.

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Schwarz umrandet der ungefähre Bereich vom Kurvenkreis des Ausweichmanövers zuvor. Die Werte in der Tabelle korrespondieren zu den Zahlenwerten im Kreis unter den GPS-Punkten in den anderen Bildern. Zur Farbgebung: blau = so eher Geradeausfahrt, grün = mehr oder weniger auch noch geradeaus, gelb = Lenkeinschlag für eine Kurvenfahrt, rot = da sollte es dann kippelig werden.

Diese aus den Daten berechnete relative Querbeschleunigung ist ja bislang nicht verifiziert. Im Moment scheue ich mich noch, die "1.0" bei einer echten Fahrt zu erzwingen und mit dem Trike auf zwei Rädern durch eine Kurve zu bretten. Irgendwann später werde ich das mal machen, denn es scheint mir doch nötig, die Kippgrenze in einer schnellen Kurve genau zu kennen. Vorher aber erst noch eine entsprechende Messung mit phyphox.

Was noch? Schlenkerln! Mit einem Neige-Trike ergibt sich beim schnellen Rechts-Links-Lenken ein einzigartiges Fahrgefühl, ein schöner Kurven-Flow, purer Fahrspaß, vergleichbar mit dem Vor und Zurück auf einer Spielplatzschaukel, nur halt quer. Ich war neugierig, wie sich das auf einem starren Renn-Trike anfühlt. Nicht gut. Man wird unsanft durchgeschüttel und spürt die Nervosität der Lenkung. Da verhält sich ein Neige-Trike viel harmonischer. Liegt vielleicht an der komplexeren Bewegung des Schwerpunkts beim Neige-Trike. Da ist ja dessen Rechts-Links-Bewegung noch an eine Ab-Auf-Bewegung gekoppelt. Ja, ich darf hier nicht verallgemeinern. Mein Neige-Trike hat auch einen viel höheren Schwerpunkt mit entsprechend längeren Hebelarmen, weswegen es bereits weniger nervös ist. Letztlich will jedes Trike individuell in dieser Richtung beurteilt werden. Bei meinem Vergleich war ich jedenfalls stark von diesem Gegensatz zwischen Nervosität in der Lenkung und Harmonie in der Bewegung überrascht.

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Fehlt noch der Endspurt. Hierbei gucke ich aber nicht auf die Querbeschleunigung sondern auf die Beschleunigung in Fahrtrichtung und auf das Bremsen. Ich hatte es schon mal in einem Artikel oder Buch gelesen (erinnere die Quelle aber nicht mehr), dass die Längsbeschleunigung kaum der Rede wert sei im Vergleich zur Querbeschleunigung. Yep. Im nächsten Bild ist die Längsbeschleunigung in Einheiten von g unter den GPS-Punkten angegeben. Diese Angabe ist nicht vergleichbar mit der normalisierten Querbeschleunigung aus den anderen Bildern (die Querbeschleunigung in Einheiten von g ist nicht in den Bildern drin, da ist nur die normalisierte zu sehen). Um meinen Trainingsstand zu verschleiern und das nächste Rennen interessant zu halten, habe ich einige Power-Angaben im Screenshot ausradiert. :cool:

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(Abweichend zu den anderen Bildern ist beim Endspurt Süden nun oben, Fahrtrichtung ist nach rechts. Die Längsbeschleunigungen beziehen sich immer auf den aktuellen GPS-Punkt und den zuvor. Auf der phyphox-Wunschliste steht bereits eine Vollbremsung mit abhebendem Hinterrad.)

Es war das erste Mal, dass ich mit einem Trike so schnell fuhr. Fahrtwind kannte ich natürlich schon vorher. Aber den Fahrtwind bei 42 km/h über den ganzen Körper hinweg zu spüren ist nochmal was ganz anderes. Da erlangt man eine ganz andere Vorstellung von Aerodynamik, man spürt direkt die Wand aus Luft, gegen die man anfährt. Und es wird ganz klar, dass man ab einer bestimmten Geschwindigkeit dagegen nicht mehr ankommt, die eigenen Beine können die notwendige Mehrleistung dafür einfach nicht mehr liefern. Schöne Erfahrung, zum Anfassen.
 
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Letzte Woche war der Flugplatz Walldürn wieder für Freizeitsportler offen ("ohne Motor", "mit Rädern"). Ich hatte den Eindruck, dass etwas weniger Leute gekommen waren als vor einem Monat. Das Wetter war im Vorfeld recht wechselhaft und ich war nicht sicher, ob es regnen würde oder nicht. Tagsüber beobachtete ich das Regenradar und die Webcams kritisch. Da gab es im Radar eine sehr farbige Wolke direkt über dem Flugplatz, aber die Webcams zeigten, dass der Asphalt trocken bliebt. Also hin.

Das Wetter bliebt soweit stabil und die Wolken in der Umgebung sahen gut aus. Für den fliegenden Start wählte ich eine Stelle auf dem Taxidrive, an der der Asphalt irgendwann mal aufgebrochen worden war und beim Wiederverschließen zwei kleine "Fahrbahnschwellen" entstanden waren. Das merkt man sofort beim Drüberfahren und man kann den Fahrradcomputer beim Erkennen der Runden leicht kontrollieren. Zudem ist der Taxidrive schmal genug, so dass man nicht zu weit außen am GPS-Punkt des Rundenwechsels vorbei fahren kann, so wie es mir vor Wochen passierte (der Fahrradcomputer nahm das sehr genau und erkannte dadurch den Rundenwechsel einige Male nicht).

Diesmal gab es bodennah konstanten Wind in einer Richtung, und zwar mit einem interessanten Effekt. Die 5 Meter den Taxidrive "berghoch" war ich fast so schnell wie die 5 Meter "bergrunter" auf der Runway. Das resultierte durchschnittlich in schnellere Runden, aber einer reduzierten Höchstgeschwindigkeit. Schön und schade zugleich.

Auf einer neuen Halterung am Trike hatte ich mein Handy montiert und zuhause mit der Wasserwaage justiert. Horizontal, am Rahmen nach vorne ausgerichtet. Das hatte den Sinn, während der Fahrt ein definiertes Koordinatensystem zu haben, um später die Beschleunigungen gut auszuwerten, die ich mit der Phyphox-App aufzeichnen wollte. Das klappte auch recht gut. Die g-Werte schlugen immer aus, wenn ich über die beiden Bodenschwellen fuhr. Ich freute mich schon auf die spätere Auswertung der Daten. Ein Fest, wenn einem sowas gefällt.

So 100 Minuten ging auch alles ganz gut. Dann kam aber von Westen her eine Wolke zügig näher, die deutlich dunkler war als alle anderen. Aber es regnete nicht aus ihr, jedenfalls konnte ich nichts sehen. Ich fuhr also weiter. Die Wolke würde ja recht schnell über den Flugplatz hinweg ziehen, kein Problem. Denkste, dachte die Wolke, ließ aber erstmal nur ganz leichte Tröpfchen regnen, kaum dass man sie bemerken konnte. Easy. Eine Runde später sah es komplett anders aus. Diese eine Wolke haute raus, was sie nur konnte. Ich möchte es fast "Starkregen" nennen. Unglaublich, was aus einer einzelnen Wolke an Wassermenge raus kommt in so einer kurzen Zeit. Die Regentropen prallten so hart in mein Gesicht, dass es sich anfühlte wie Nadelstiche, ich hatte erst gedacht, es wäre noch Graupel oder Hagel dabei. Ich musste immer wieder für ein paar Meter die Augen zukneifen (Radbrille zuhause vergessen). Das war fahrtechnisch kein Problem, denn ich hatte die breite Runway grad für mich ganz allein (auf dem Taxidrive spazierten noch 4 Leute zu Fuß in diesem Regen). Sicher, ich hätte abbrechen können, war aber auch neugierig, wie eine Regenfahrt auf einem Renn-Trike (ohne Schutzbleche) so sei. Es sieht bei hoher Geschwindigkeit wunderschön aus, wenn auf beiden Seiten gleichzeitig die Wassertropfen tangential von den Vorderädern weggeschleudert werden. Ich bedauere es noch immer, dass ich das nicht fotografieren konnte (man fährt quasi zwischen zwei Wänden aus tangential wegspritzenden Wasserstrahlen, über jeweils den kompletten Reifenumfang). Aber auch am Hinterrad fehlte ein Schutzblech. Und der Wasserfluss geht dann so: vom hinteren Rad an der Kopfstütze vorbei in den Helm, dann am Nacken runter in den Baselayer, von wo sich das Regenwasser dann innerhalb der Softshell verteilt, es bildet sich auf dem Liege-Trike auch eine kleine Pfütze innerhalb der Jacke. Für den Moment ist das nicht so schlimm, aber am Anfang eines 3-Stunden-Rennens wollte ich es nicht haben. Die Temperatur fiel während des Regengusses von ca. 16 Grad auf ca. 12 Grad, was im nassen Zustand im Fahrtwind auch unvernünftig ist. Ich fuhr dann in die Nähe der Flugzeughallen, ein Tor stand offen. Eine Inlineskaterin, glaube ich, stand auch da und jemand rief ihr vom Fliegerstübchen her wohl zu, dass sie in die Halle dürfte zum Unterstellen. Da stand aber innen ein Segelflugzeug dicht am Tor, und ich war mir doch etwas unsicher, außerdem ließ in dem Moment der Regen auch schon nach, so dass ich nochmal los fuhr auf eine letzte Runde. Der Regen hörte schnell auf, nur der Asphalt bliebt noch lange nass. Ich sag mal, Schutzbleche sind hauptsächlich für die Zeit nach so einem kurzen Regen, solange der Asphalt noch nicht wieder trocken ist. Es war dann wirklich meine letzte Runde für dieses Mal. Oh, nein, doch nicht. Ich muss noch eine Runde mit dem Putzlappen über das Trike machen. Facepalm.

Ach, Phyphox. Ja, die Messung lief gut. Anders als mein Fahrradcomputer hat mein Handy aber keinen Software-Regenschutz. Die schweren Regentropfen hatten so auf dem Touchscreen herum gehauen, dass sie die Messung einfach stoppten und das Experiment beendeten ohne zu speichen. Diese eine Wolke hat mir 100 Minuten feinste Beschleunigungsdaten gelöscht! Das war so ein Moment wie Majestix ihn manchmal erlebt, wenn er wieder neben seinem Schild liegt. "Ich fühl mich so müde... nur noch müde"

Bis zum nächsten Termin steht noch einiges an. Das Hinterradschutzblech und die Laufradscheiben liegen schon bereit, müssen nur noch montiert werden. Der Schneewittchen-Sarg für das nächste Phyphox-Experiment ist schon einsatzbereit, obwohl, vielleicht sollte ich noch Abflusslöcher in den Boden bohren, sicher ist sicher.

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Für "rundere Kurven" habe ich mal etwas ausprobiert, was mir erst nicht so richtig gefiel. Beim Einfahren in die Kurve wähle ich einen Lenkeinschlag für einen geeigneten Kurvenradius und spanne dann die Muskulatur im Oberkörper an, um genau diesen Lenkeinschlag die ganze Kurve über zu halten. Diese "Kurvenstarre" im Oberkörper ist etwas verbissen und unchillig, erfüllt aber meist ihren Zweck. Per Knopfdruck den Lenker in der Kurve zu arretieren gefiele mir aber besser.

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[Erstellt mit QGIS (https://www.qgis.org), FIT SDK (https://developer.garmin.com/fit), OpenOffice (https://www.openoffice.org) und GIMP (https://www.gimp.org); Karte: © OpenStreetMap und Mitwirkende, Open Database-Lizenz (https://www.openstreetmap.org/copyright); das gilt auch alles für die restlichen Bilder in diesem Posting]

Hier ein Beispiel von der anderen Kurven auf der Strecke, bei der es mir nicht komplett gelang. Man sieht an dem Bild aber schön den Gegensatz beider Vorgehensweise: chillig mit nötiger Lenkkorrektur versus Kurvenstarre; höhere Querbeschleunigung während der Korrektur versus konstanter mittlerer Querbeschleunigung bei sogar etwas höherer Geschwindigkeit.

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Die nächsten beiden Kritzel-Kratzel-Bilder sollte man eigentlich nicht zeigen, aber sei's drum.

Um mich an die Kippgrenze heranzutasten habe ich mal einen "horizontalen Looping" probiert. Für eine ordentliche Darstellung reicht die Anzahl der GPS-Punkte aber nicht aus, die typischerweise einen zeitlichen Abstand von ca. 1 Sekunde haben. Selbst bei einer relativen Querbeschleunigung von "1.1" waren noch alle 3 Räder des Trikes auf dem Boden (die Zahl im weißen Kreis ist jeweils der aktuelle Kurvenradius in Metern an diesem GPS-Punkt). Ich muss aber sagen, dass ich mich in diesen engen schnellen Kurven sehr weit aus dem Sitz gelehnt habe, um nicht zu kippen. Da kippt der persönliche "Horizont" schon sehr stark und der Kopf fliegt in ca. 50 cm Höhe nur so über den Asphalt. Da sollte man nichts mit Reisekrankheit haben, das ist schon nah an Achterbahn und verdient die Bezeichnung "Flach-Looping". Die Phyphox-Messung der tatsächlichen Querbeschleunigung steht noch aus.

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Vollbremsungen leiden natürlicherweise auch darunter, dass es nicht genügend GPS-Punkte für eine schöne Darstellung gibt. Da spielt dann die Genauigkeit einzelner Punkte eine größere Rolle. Keine Anhnung, was zwischen Punkten 4632 und 4633 geschah. Die Vollbremsung mit -0.6 g dann zwischen Punkten 4634 und 4635, wobei das Hinterrad nicht mal abhob. Zum Vergleich: eine relative Querbeschleunigung von 1.0 (normiert auf die Querbeschleunigung, bei der das Trike kippen sollte, wenn ich mich nicht selbst in die Kurve lehne) kommt so auf ca. 0.5 g; falls das mit der Rechnerei alles so stimmen sollte, Phyphox wird es zeigen.

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Der Flugplatz Walldürn scheint echt in die Wolken gebaut zu sein. Auch vor etwa 2 Wochen machten die Wolken dort wieder eine dramatische Kullisse beim Inliner- und Freitzeitsportlerabend. Ich hatte seit nachmittags das Wolkenband im Regenradar beobachtet, es sah nicht gut aus für den Abend. Aber dann zeichnete sich ab, dass die gröbsten Schauer ab ca. 19:15 Uhr über den Flugplatz hinweg gegangen sein würden und danach war nicht mehr viel Regen zu erwarten. Also hin.

Als ich auf sieben da war, war ich zunächst etwas erschrocken, denn das ganze Fliegerstübchen war voll von Leuten, während auf dem Flugfeld alles leer war. Hmm. Keine Inliner, kein Kassentisch, draußen nichts, alle drinnen. Ich wollte aber nicht rein ins Stübchen und die Versammlung stören, zum Glück kam ein aufmerksamer Mann zu mir heraus. Ich fragte nach der Inlinerveranstaltung und bekam die freundliche Antwort, dass sie heute nicht stattfinden würde, wer aber dennoch kommen würde, der dürfe auch fahren. Und so konnte ich wieder meine Runden drehen. Abgesehen von einigen Wegschnecken, denen es auszuweichen galt, war ich an dem Abend mit dem Renn-Trike sozusagen der einzige "Inliner" auf der Strecke.

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Für mich war es ein großes Glück, das Trike nach einigen Umbauten testen zu können. Zunächst war da der Wechsel auf etwas schmalere und leichtere Mäntel. Und dann natürlich die Montage des hinteren Schutzbleches, dessen Streben mir aber etwas zu blitzzackig aussehen. Das wichtigste waren natürlich die Radscheiben. Auf der Spezi hatte ich am Stand mit einem englischen Vetreter des Trike-Herstellers geplaudert, er empfahl mir, die Montage von Radscheiben, es gäbe da eine Firma... Ja, diese Radscheiben würden schon bei mir im Keller liegen, ich müsse sie nur noch montieren... Ich erklärte ihm auch, dass ich das Trike gerne gleich mit diesen Radscheiben bestellt hätte, was aber nicht möglich war. Ich erwähne das hier, weil zwar die Montage der Scheiben in der Tat easy war, aber weil danach die Bremssättel nicht mehr passten. Sie schleiften leicht an einigen Stellen auf den inneren Radscheiben. Die Scheiben waren schon maximal mit den Montagekabelbindern an die Speichen herangezogen. Und die Durchgangsschrauben zum Festhalten der äußeren Scheiben sind viel weiter außen, die würden da nicht so viel helfen. Auch vorher schon liefen die Speichen ganz knapp an den originalen Bremssätteln vorbei. So musste ich dann doch deutlich mehr umbauen als ich ursprünglich wollte. Mir schwebte ein Trike vor, dass ich einfach nur fahre, statt an ihm rumzubasteln. Nur Fahrspaß, kein Custom, scheckheftgepflegt, mit langjähriger Herstelllergarantie, ohne Abstriche. Nun, mir fiel auf die Schnelle nichts besseres ein, als im Bremsscheibendurchmesser eine Stufe höher zu gehen, um die Bremssättel in leicht größeren Abstand zur Achse zu bringen. Das alleine reichte aber noch nicht aus. Auch musste ich die Bremssättel tauschen gegen welche, die auf der einen Seite vielleicht ein oder zwei Millimeter schmaler waren, nur so schleiften die Bremssättel nicht mehr an den Radscheiben. Die meisten Teile hatte ich schon vorrätig für den geplanten Umbau eines anderes Trikes. Am Ende klappte der Umbau. Auf dem Flugplatz merkte ich aber dann doch ein leicht anderes Fahrverhalten als vor dem Umbau. Das Trike war etwas nervöser bei langsamer Geradeausfahrt und scherte freihändig leicht nach links. Da muss ich die Achsschrauben doch lieber nochmal mit dem Drehmomentschlüssel nachziehen und die Mäntel auf Sitz und Durchmesser kontrollieren. Custom, Freud und Leid.

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In der ersten Dreiviertelstunde nieselte es noch, aber das war ok. Das Phyphox-Experiment lief in der Schneewitchen-Konfiguration und ich freute mich wieder auf die vielen Daten, die es aufzeichnen würde, dazu aber später ein eigenes Posting. Das Nieseln hörte dann ganz auf und der Asphalt wurde etwas trockener.

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Und zum Schluss kam die Sonne nochmal schön durch. Ein wirklich schöner Abend.

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Für "rundere Kurven" habe ich mal etwas ausprobiert, was mir erst nicht so richtig gefiel. Beim Einfahren in die Kurve wähle ich einen Lenkeinschlag für einen geeigneten Kurvenradius und spanne dann die Muskulatur im Oberkörper an, um genau diesen Lenkeinschlag die ganze Kurve über zu halten. ...
Eine exacte Kreiskurve ist ja nur sinnvoll, wenn Du die Geschwindigkeit exact konstant hältst. Wenn Du die Geschwindigkeit reduzierst kannst Du enger kurven und wenn Du beschleunigst brauchst einen größeren Kurvenradius.
Noch schöner wird die Sache, wenn du den Lenkereinschlag bei Kurveneinfahrt/-ausfahrt gleichmäßig änderst, satt ruckartig den Lenker für den Kreisbogen einzuschlagen. Zur Berechnung der Krümmungen für den diesen Fall hat sich angeblich ein gewisser Herr Zuse den Computer einfallen lassen. Gerüchten nach, weil ihn diese Berechnungen anödeten.
 
Phyphox hatte ich über die Fahrradzukunft (Ausgaben 35 und 36) kennen gelernt. Für Walldürn hatte ich mir einfach ein Experiment in der App auf dem Handy angelegt mit GPS und dem Beschleunigungssensor. Wären mir die FZ-Artikel noch präsenter gewesen, hätte ich gleich gewusst, dass das nicht das war, was ich wollte, denn beide Sensoren exportieren ihre Daten unabhängig von einander in unterschiedliche Dateien und die zeitliche Auflösung der Daten ist stark abweichend. Die FZ-Autoren mussten daher bei ihrer Datenauswertung die GPS-Koordinaten für die Orte, an denen die Beschleunigungswerte genommen wurden, interpolieren. Der Regenschauer, der mir meine ersten Messdaten löschte (siehe oben), hatte mich also eigentlich vor einer Enttäuschung bei der Datenauswertung bewahrt.

Ich hatte dann mal angefangen, ein eigenes Experiment im Phyphox-Editor zu programmieren. Ich nenne es mal so, obwohl es eher eine visuelle Low-Code-Geschichte ist (immerhin gibt es da noch das Phyphox-XML). Es ging erstmal um die Berechnung der UTM-Koordinaten und des Kurvenradius, also das, was ich zuvor per OpenOffice machte (weiter oben). Im alten Phyphox-Editor sahen die Datenflüsse im Experiment zwischenzeitlich mal so aus:

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Beim Fahrradfahren übersetzt sich das dann in diese Anzeigen auf dem Handy:

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Schon auf dem Trike merkte ich, dass die Querbeschleunigung fehlerhaft angezeigt war ("lateral G" ist in den Screenshots noch in Einheiten von "m/s^2" und nicht von "g" wie es da eigentlich steht). Die lineare Beschleunigungsangaben ("abs", "x", "y", "z") sind noch rein experimentell, die versuche ich grad noch auf die Frequenz der GPS-Daten herunter zu rechnen, dass würde dann ein nachträgliches Interpolieren überflüssig machen, falls es gelänge. Da steht noch einiges an Arbeit an, bis dieses Experiment rund läuft.

Jedenfalls lief dieses Experiment beim Trike-Fahren auf Walldürn wieder mehr als 100 Minuten, diesmal aber in seiner Box gut geschütz gegen Regen, und ich freute mich wieder auf die Auswertung. Jetzt. Endlich. Super. Beim Beenden des Experiments wunderte ich mich kurz, dass am Handy die adaptive Helligkeit eingeschaltet war, komisch, die ist sonst nie eingeschaltet. Der Screen war abgedunkelt, aber der Himmel halt auch, die Tage werden wieder kürzer. Ich drückte auf die Datenspeicherung, konnte noch ein Ziel auswählen und wollte die Daten grad abschicken, als der Bildschirm komplett schwarz ging. Oben rechts erkannte ich kurz voher noch mit Fahrrad- statt Lesebrille die "1%". Nein, nicht schon wieder. Doch, genau das. Beim späteren Wiedereinschalten am Ladekabel war nichts mehr von den vielen schönen Daten zu sehen. Ich denke ja, dass Majestix heutzutage nicht mehr so einen metallenen Schild hätte, sondern auf einem Scheibenrad aus Cabon stehen würde. Mit einem (natürlich tubeless) Mantel wäre das auch angenehmer für seine Träger. Die Müdigkeit jedoch, die Müdigkeit wäre immer noch dieselbe ...

Beim Programmieren am Experiment musste ich redundant vorgehen, um gleich einen Selbsttest einzuprogrammieren. Mir war schon klar, dass die Messung viel Akku ziehen würde. Die "69%" aus den Screenshots hielten nur für knapp 90 Minuten. Man sollte das Handy tagsüber nicht nutzen, wenn man abends noch messen will. Also, das nächste Mal doch die Powerbank mitnehmen und das Handy vor und während(?) der Messung (nach)laden. Irgendwas ist immer. Alles kein Beinbruch.

Für dem Moment lasse ich die Redundanz und den hohen Akku-Verbrauch noch drin, sonst habe ich kaum Chancen bei der Fehlersuche. Wenn das Programm funktional dann mal korrekt arbeitet, kann da einiges wieder zurückgebaut werden. Möglicherweise aber auch, dass ich später einfach auf den neuen Phyphox-Editor umsteige, an dem grad noch entwickelt wird und der ein neues Modul zugänglich macht, mit dem ich eine Menge kleinteiliger Puffer-Operationen einsparen könnte. Es wird sich zeigen.
 
Abschließendes Posting für 2024



Für ein weiteres technisches Training nutzte ich den Walldürner Inliner-Termin vom 24. Juli. Zwei Einheiten zu je einer Stunde mit ein paar Strava-Pokalen, ich war's zufrieden. Keinen Anlass gehabt, die GPS-Daten auszuwerten. Und kein einziges Foto gemacht. Nur fahren. So ist auch mal schön. Zehn Tage später dann ein Ausdauertraining auf dem Hockenheimring. Ich erwähne das hier, um diesen Unterschied deutlich zu machen: in Hockenheim ist so ein Training zurzeit nur 1 Mal im Jahr möglich, Walldürn hatte dieses Jahr volle 6 Termine. Mit dieser Regelmäßigkeit kann man eine Trainingsplanung machen, das ist sehr viel wert!



Den Termin am 14. August ließ ich aber urlaubsbedingt ausfallen. Aber was für ein Urlaub! Die Liegerad-WM 2024 in Betteshanger Park in GB/UK. Das Training in Walldürn war meine Freizeitsportlervorbereitung dafür. Ich hatte das Renn-Trike erst 4 Monate vor der WM bekommen und konnte es in Walldürn kennenlernen und vor allem das (schnelle) Kurvenfahren einstudieren (war ich doch eher Neige-Trikes gewöhnt gewesen als so starre Dinger, wo man das Neigen in schnellen Kurven mit dem eigenen Körper selber machen muss). Die beiden 180°-Kurven auf dem Flugplatz sind viel anspruchsvoller zu fahren als die Kurven auf der Strecke in Betteshanger, Walldürn war da ein sehr gutes Training für mich.

Nach der WM weiß ich nun auch, was ich im Walldürn noch hätte üben sollen: kurze Sprints bei maximaler Leistung. Das weniger als Muskeltraining als vielmehr, um das Trike in dieser extremen Belastung zu erleben. So hätte ich den Verdreher des Tretlagermasts schon viel früher provoziert und hätte die Sprints bei der WM besser fahren können. Man denkt immer, man selber ist der begrenzende Faktor, nö, nicht immer, manchmal ist es doch das Material. Aber ich hatte Glück in Betteshanger und der Trike-Hersteller hatte einen Reparaturstand vor Ort und die Sache war schnell reparariert. Der Chef-Mechaniker meinte in seiner Notfallambulanz nur: "Ah, I see, this happens a lot." Mir aber zum ersten Mal, und das war doch ein kleiner Schreck. Eine Erfahrung mehr.

Zwei Fotos von der WM:

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So ein Hoch-Trike will ich auch irgendwann mal ausprobieren, da muss man in der Kurve sehr akrobatisch balancieren (in der Formel zur Fahrstabilität steht die Höhe des Schwerpunkts im Nenner, da ist man sehr viel eher an der Kippgrenze und man fiele auch tiefer).

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Nach einer Aufwärmrunde parkte ich bei meiner Freundin am Camping-Stuhl und stand so zufällig vor dem offenen orange-gelblichen Ei ("Woodstock"). Der Fahrer fragte mich etwas besorgt, ob ich mich schon für das nächste Rennen anstellen wolle. Nein, nein. Dann parkte auch noch ein anderes Trike vor ihm. Er wollte sich den ersten Platz in der Startaufstellung für das nächste Rennen sichern, an der feinen Linie zwischen den Asphaltflächen. Direkt hinter ihm vom aktuellen Trike-Stundenweltrekordler das Rekord-Trike ("Phantom", etwas verdeck durch Woodstocks Haube). Klar so als erste Starter hatten die beiden eine längere Erholungszeit bis zum Rennen danach. Aber ich war nicht auf tausendstel Sekunden aus und stellte mich dann später ganz hinten an beim Start für dieses Einzelzeitfahren. Links am Rand noch ein Velomobil und dahinter ein Pedal Car, die wiederum ihren ganz eigenen Charme haben. Nur mal so eine Momentaufnahme.



Letzte Woche Mittwoch war dann der letzte Termin dieses Jahr in Walldürn. Ende Juli gab es noch einen kleinen runden Disco-Stempel an der Kasse für das Eintrittsgelb. Diesmal aber gab es den breitesten Vereinsstempel, den sie auftreiben konnten. Das muss mindestens der Stempel vom Vereinspräsidenten gewesen sein. Mein Ärmchen war viel zu schmal dafür.

Jedenfalls hatte ich nochmal die Chance, die neue Grifftechnik am Lenker zu üben, die ich mir in Betteshanger abguckte. Bei den ganz kleinen Kurvenradien muss ich dann doch wieder oben am Lenker anfassen, weil ich mir ansonsten die Hand zwischen Lenker und Sitz einklemme. Mit einem etwas anderen Lenker könnte es vielleicht möglich sein, durchweg unten zu greifen und dadurch aerodynamischer zu fahren.

Der Asphalt auf dem Taxi-Drive hatte unter der Sommerhitze gelitten. Zahlreiche dünne Risse waren verschlossen worden, was den Taxi-Drive nun etwas "hüppeliger" macht. Oder war mir das vorher gar nicht aufgefallen? Hmm.

Aus dem Gedächtnis, nicht wörtlich:
  • Zwei Inliner-Kinder: "Was ist das?"
  • Ein Triker: "Ein Fahrrad, es hat keinen Motor. Ein Liegefahrrad. Naja, ihr seht es ja, vorne zwei Räder, hinten eins."
  • Kinder: "Sie sind oft an uns vorbei gefahren, so schnell."
  • Triker: "Man liegt tiefer und hat etwas weniger Gegenwind, da kann man dann schneller fahren. Habt ihr euch erschrocken, als ich vorbei gefahren bin?"
  • Kiddys: "Wir? Nein."
Die beiden waren sichtlich zufrieden, dass sie sich getraut hatten zu fragen. Ich hatte ihnen dann noch viel Spaß gewünscht, und sie mir auch.

In GB/UK gibt es zahlreiche dedizierte geschlossene Straßenradstrecken, so in der Art wie bei uns Hallenbäder oder Vereinssporthallen oder Verkehrsübungsplätze für Autos und Motorräder. Teils sind die Strecken mit Zugang über eine Tageskasse, meistens aber braucht es eine Voranmeldung. Solche Anlagen für Fahrradfahrer kenne ich in Deutschland so nicht. Sicher, es gibt Freiluftvelodrome, aber die Anlagen dort sind vielleicht eher mit BMX-Rennstrecken vergleichbar, nur halt viel flacher und ohne Sprünge. Um so wichtiger finde ich solche Gelegenheiten wie in Walldürn oder Hockenheim oder Oschersleben. Schade, dass auf dem Nürburgring Trikes explizit verboten sind.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim FSCO, dem Betreiber des Walldürner Flugplatzes, für die Möglichkeit dort trainiert haben zu dürfen. Auch ohne so ein Ziel wie eine WM ist es sehr schön, dort ganz entspannt und unbekümmert seine Runden drehen zu können und eine Pizza im Fliegerstübchen zu futtern. Ich hoffe auf nächstes Jahr, wäre wieder dabei, Merci Walldürn. Trotz WM bleib ich auf dem Boden, ihr müsst das nicht. ;)

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Und nun runter mit der ollen Startnummer, nach der WM ist vor der WM!



Phyphox-Epilog

In diesen Tagen ist der neue Experiment-Editor angekündigt worden, nur er unterstützt die neuesten Features. Das oben erwähnte Experiment zur Berechnung des Kurvenradius und der Querbeschleunigung hatte ich noch im alten Editor programmiert. Ich denke mal, dass es in dieser Version unvollendet bleiben wird. Die Logik gebietet einen Neuanfang im neuen Editor, wie auch immer das ausgehen wird. Falls jemand die alte Version ausprobieren möchte, unten der QR-Code für das Scannen in der Phyphox-App. Das Experiment verbraucht sehr viel Akku und ist noch unvollständig, was z.B. die Beschleunigungen und ihre Aggregation zu größeren Zeitintervallen betrifft, also keine Garantie auf Korrektheit und macht euer Handy nicht damit kaputt. Bin mal gespannt, ob und wann ich eine neue Version haben werde, oder ob Hammerhead, Wahoo und Garmin schneller die Berechnung des Kurvenradius in ihren Fahrradcomputern anbieten. Challenge. Ich mache jedenfalls erst weiter nach den Credits der Echoes of Wisdom, soviel Zeit muss sein (dann läuft sicher auch der neue Editor stabiler).

Radius and G_processed.png
 
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