Flevo Racer fahren lernen

Hallo voessli,

Deine Bedenken kommen mir ziemlich bekannt vor. Ich hatte meinen Racer im Dezember 2013 neu gekauft und war guter Dinge, habe auch all die Tipps gelesen, die Du oben erwähnt hast - und sie haben alle nichts geholfen. Nach einigen Wochen (!) wollte ich das Gerät wieder verkaufen, weil ich nicht mehr daran geglaubt hatte, dass ich damit noch würde fahren lernen. Aber: Der Racer hatte schon einige Blessuren und wäre nur mit Verlust wieder zu verkaufen gewesen. Also habe ich es weiter versucht und um es mal vorwegzunehmen: Es ist ein steiniger Weg, der sich lohnt. Nach einem Jahr schrieb ich einen Erfahrungsbericht, habe ihn aber nicht veröffentlicht. Hier jetzt der aktualisierte Bericht nach eineinahlb Jahren:

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Weil ich mich nicht in aller Öffentlichkeit mit Stürzen blamieren wollte, ging ich in den Keller, wo ein ca. 10 Meter langer schmaler Gang ist. Mit einer Hand hielt ich Kontakt zur Wand, um nicht umzufallen, und fuhr los, geradeaus an der Wand entlang. Nach einigen Tagen machte ich Fortschritte und fühlte mich schon am Ziel. Ich ging also raus, wollte losfahren, aber Pustekuchen. Nach 2 Metern war die Fahrt wieder zuende. Das Balancieren gehöhrte noch nicht zu meinem Repertoire.

Nach tagelangem Üben im Freien kam ich mit Glück 10 bis 20 Meter weit – und war jedesmal in Schweiß gebadet, wegen der hohen Konzentration und/oder der Angst vor dem Sturz. Außerdem ging es weiterhin nur geradeaus. Ich ging also zu einem größeren Parkplatz und übte standhaft. Die Strecken wurden ganz allmählich länger (ich rede von Metern), immer wieder absteigen, neu anfahren, was jedesmal ein Geduldsspiel war. Nach Wochen konnte ich Kurven mit großem Radius fahren - zumindest Rechtskurven, Linkskurven kamen erst später.

Nach drei Monaten traute ich mich auf Radwege, war aber alles andere als sicher. Bodenunebenheiten, Gegenverkehr, Engstellen waren regelmäßige Anlässe zum kontrollierten Absteigen. Seitenwind war ein grundsätzliches Problem und machte das Fahren zu einer permanenten Zitterpartie. Wind ist eigentlich immer, was mir auf dem Normalfahrrad nie so aufgefallen war.

Nach einem halben Jahr begann ich, mit dem Flevo zur Arbeit zu fahren (10 km eine Strecke). Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass das riskant war, vor allem bei direktem Kontakt mit dem Straßenverkehr. Das Problem war, dass sich meine Aufmerksamkeit zu sehr auf das Fahren (Lenken, Balance halten) konzentrierte. Den Kopf nach rechts oder links zu drehen, führte oft zum Notstopp, nach hinten konnte ich ihn gar nicht drehen. Bestimmte problematische Wegstrecken ging ich regelmäßig zu Fuß. Im Dunkeln zu fahren war zunächst ganz unmöglich. Ich kam gar nicht erst auf die Räder, weshalb ich eine besonders Helle LED-Leuchte installierte.

Ich brauchte weitere 6 Monate, um ganz ganz langsam sicherer zu werden. Enge Kurven gehen jetzt, den Kopf drehen kann ich nun auch (nur nicht nach hinten). Wirklich sicher fühle ich mich deshalb nur, wenn ich meinen 'Kopfrückspiegel' auf habe, eine Art Schirmmütze mit daran befestigtem Helmspiegel. Das Fahren ist jetzt im Großen und Ganzen entspannend und ich spüre, dass es für den Nacken besser ist. Freihändig zu fahren, war nie mein Ziel, aber ich kann die Hände für eine Weile vom Lenker nehmen, ohne dass ich aus dem Konzept komme. Auf jeden Fall liegen die Hände nur locker auf dem Lenker, ohne größere Kräfte auszuüben.

Kurz: Ich fühle mich inzwischen weitgehend sicher, lerne aber immer noch dazu - und es macht Spaß.
 
Seitenwind war ein grundsätzliches Problem [...] Im Dunkeln zu fahren war zunächst ganz unmöglich.
Das ging mir auf dem FlevoBike anfangs genauso: Seitenwind/Böen oder fahren bei schlechter Sicht (unmarkierte Wege im Dunkeln, Nebel, ...) ging ... bestenfalls nervenaufreibend. Beides ist inzwischen überhaupt kein Problem mehr; auf breiten Straßen ohne jegliche Hindernisse (Kfz, ...) könnte ich inzwischen auf bei böigem Wind mit geschlossenen Augen fahren. Anfangs habe ich mich auf dem Weg zur Arbeit an einem Stück ohne Radweg auch nicht zum Kraftverkehr auf die Straße getraut und lieber den (i.d.R. fast leeren) Bürgersteig genommen. Auch das ist passé. => Nicht aufgeben!

Die Hände habe ich nur zum Schalten und Bremsen kurz am Lenker sowie meistens zum Anfahren, sonst dreh ich Däumchen. :)
Auf meinem Standard-Arbeitsweg gibt's 'ne Fußgänger-/Radfahrerbrücke mit Kurvenfolge R90°-L90°-L180°-R180°-..., die ich bergauf (kein Bremsen nötig) auch entspannt freihändig fahre.
 
Wie schon vorher beschrieben:
Ich bin gleich auf den Parkplatz und (mit einer guten Vorderradbremse) losgefahren.
In Summe waren's wohl hunderte Notstops vorm Umkippen und ein Mal dabei wirklich umgefallen.

Eine Lernkurve von einigen Monaten war's bei mir aber nicht. Eher einige Wochen.

Viel Spaß beim Üben,

Gruß, Harald
 
Ich lenke mit den Händen wie beim Rollen. Die Beine kommen mir immer in die Quere. Was ist der Trick, damit ich freihändigfahren kann? Man soll sich ja nicht auf die Füße konzentrieren. Also worauf muss ich achten?
 
Hallo voessli,
bei mir war es am Anfang ein muskuläres Problem das ich mit dem Lenken und dem Gleichgewichthalten hatte
Ich mußte meinen Muskeln Zeit geben um sich an die spezielle Feinmotorik die man als Flevonaut braucht zu gewöhnen.
Geholfen hat mir wenn ich vor Fahrtantritt meine Muskeln und Sehnen gelockert und gedehnt habe.

LG Tom
 
Hallo,

Was ist der Trick, damit ich freihändigfahren kann?

erst fahren lernen, dann kommt freihändig fahren von allein. Ich habe die ersten paar hundert Kilometer imer noch am Lenker festgehalten, die Kräfte, die ich über den Lenker eingebracht habe, wurden immer weniger. Irgendwann ging's dann halt ganz von alleine freihändig (glaube so zwischen 600 und 800km). Spaß hat's auch schon vorher gemacht. :)

arasca
 
Ein Problematom stellt immer noch das Anfahren dar, bei starkem Druck auf die Pedale wird's brenzlig. Ich muss also nur den Seitendruck vom Fuß mit dem Hand-Lenkdruck in Übereinklang bringen. Bei leichtem Pedaldruck geht das Curven schon ganz gut. Bergauf klappt auch gut wenn ich mal in Fahrt bin. Für jede Konzentrations-Idee bzw. mentales Modell wär ich natürlich dankbar. Ich möchte nicht erst 800 km fahren

Tivia nebenbei: Ein Hund hatte bei meinem Anblick Angst und ist zum Unbill seiner Herrin gleich in den Wald geflüchtet :)
 
Hi,

Ein Problematom stellt immer noch das Anfahren dar, bei starkem Druck auf die Pedale wird's brenzlig.

Da man im Moment des Anfahrens nur einen Fuß an den Pedalen hat, kann man die entstehende Lenkwirkung nicht mit den Füßen ausgleichen. D.h. entweder muss man am Lenker entsprechend gegenhalten und/oder man sorgt dafür, dass man im kleinsten Gang anfährt (bei Kettenschaltung: herunterschalten beim Anhalten). Ich kann nur in den kleineren Gängen freihändig anfahren.

Ich möchte nicht erst 800 km fahren

Naja, wenn man's nur an den Klometern festmachen will... Kommt halt drauf an, was für Strecken Du fährst. Nachdem ich nicht mehr auf dem Supermarktparkplatz üben musste, bin ich öfters Radtouren auf Radwegen entlang Landstrassen gefahren. Bei 100km an einem Tag kommt man den von mir genannten 800km schnell näher, ich hatte da wenig Zeit zum ungeduldig werden (und viel zu viel Spaß beim "Gehirnjogging" auf dem Racer und beim Genießen des Panoramablicks, den man auf 'nem Liegerad hat usw.).

arasca
 
Man *muss* ja nicht freihändig anfahren. ;) Vorderes Rahmenteil etwas in Richtung des Fußes mit Pedalkontakt kippen hilft beim Anfahren, Klickies auch.

Mein Tipp bzgl. Mentaltraining: da fahren, wo Platz für Schlenker ohne unangenehme Konsequenzen ist hilft beim Entspannen und Lernen. Ich selbst bin damals viel zu früh mit schnellen Aufrechtradlern auf Tour gegangen: volle Radwege waren Stress, bei Autos oder gar LKWs auf schmalen Landstraßen war ich *extrem* angespannt. Nach 50km war ich mental so fertig, dass ich in einer entspannten Kurve (übersichtlich, kein Verkehr) bei 30+ km/h 'ne Bodenprobe genommen habe. Auf den restlichen 40km hab' ich gleich noch zwei nachgelegt. Ich war einfach vom Stress mental alle. Danach überlegt man dann schon, ob man das "Drecksteil" nicht besser verschrotten sollte. Heute bin ich froh, dabei geblieben zu sein, empfehle aber, anfänglich nur Strecken mit niedrigem Gefahren- und Stresspotenzial zu fahren!
 
Da man im Moment des Anfahrens nur einen Fuß an den Pedalen hat, kann man die entstehende Lenkwirkung nicht mit den Füßen ausgleichen.
Das stimmt definitiv nicht. Stell Dich mal eingebremst hin, gib Druck auf ein Pedal und verschwenke dann das Vorderteil links-rechts während Du einen Fuß am Boden lässt. Da hast Du nur einen Fuß drauf und kannst offensichtlich lenken...
Lenken mit den Beinen funktioniert (ohne clips) immer dann, wenn Du Druck auf einem Pedal hast und damit Seitenkräfte einleiten kannst. (Ich fahre fast 100% ohne SPDs mit normalen Straßenschuhen, mit Clips geht's natürlich auch ohne Druck am Pedal)
Ich kann nur in den kleineren Gängen freihändig anfahren.
Ja, geht mir ähnlich.
Was macht's in den hohen Gängen schwierig? Das Lenken bewirkt kaum seitlichen Versatz, so lange Du nicht zumindest ein paar km/h rollst. Diesen seitlichen Versatz brauchst Du aber um dem Umkippen entgegenzuwirken.
Lenken ab 5 oder 10 km/h geht im hohem wie im niedrigen Gang. Überhaupt mal auf diese Geschwindigkeit zu kommen klappt aber im niedrigen Gang viiiiiieeel schneller. (Gelobt sei meine Nabenschaltung!)

Gruß, Harald
 
Ich muss @einrad absolut recht geben.
Die "Fußlenkung" ist so kräftig, dass man mit den Händen machen könnte was man will, die Beine Halten die Lenkung auf Kurs.

Ich fahre nur mit Turnschuhen oder barfuß.
Aber egal wie, mein Kumpel kann sich mit einem tieferen Racertje an meinem Lenker festhalten und ziehen lassen, ganz nach belieben.
Ich kann ganz normal weiterfahren, beschleunigen und merke davon gar nichts.

Wie einrad sagt, man braucht, wie bei jedem Rad, Geschwindigkeit um zu lenken. Und wegen der Trägheit der Flevolenkung halt etwas mehr.
Freihändig anfahren ist kein Problem. Nur wenn man beim ersten Antritt durchdreht und dann am Totpunkt hängen bleibt siehts schlecht aus.

Ich fahr zwar viel aber meine Signatur kommt nicht von ungefähr.
Es lohnt sich dennoch.
 
Zu meinem vorherigen Beitrag nochmal ein wenig weiter betrachtet:
Da man in normaler Fahrt nicht in jeder Pedalstellung lenkt, ergibt sich ein Rhythmus der Lenkeingriffe mit doppelter Trittfrequenz (immer wenn man Druck am Pedal hat).
Das ergibt ein Lenkverhalten das ähnlich aussieht, wie das Freihändig Fahren am UP.
Nur genauer und mit schnellerer Reaktion.

Möglich ist's natürlich auch mit den Pedalen im Totpunkt zu lenken. Dies macht dann einfach das gestreckte Bein.
Es tut gut das manchmal mit nur einem Bein zu trainieren, die Vertrautheit mit dem Radl in allen Situationen wird damit besser und das hilft deutlich bei engen Begegnungen bei "fast Stillstand" auf gemischten Geh-Radwegen.

Viel Spaß, Harald
 
Möglich ist's natürlich auch mit den Pedalen im Totpunkt zu lenken. Dies macht dann einfach das gestreckte Bein.
Wenn es steil einen Berg runter geht mache ich das auch immer und lege den Unterschenkel des andern Beins auf das Pedal, sodass beide gestreckt nebeneinander sind.
Dann noch die Arme auf dem Bauch entlang und die Unterarme flach auf die Schenkel.
Das ist dann Super-Pursuit-Mode!
 
Da man in normaler Fahrt nicht in jeder Pedalstellung lenkt, ergibt sich ein Rhythmus der Lenkeingriffe mit doppelter Trittfrequenz (immer wenn man Druck am Pedal hat).

Vor allem lenkt man ein Flevo wie jedes einspurige Rad, nämlich per Gewichtsverlagerung, dadurch Seitenneigung und dann erst durch ein "Einlenken" des Vorderrads, um dynamisch die Fliehkräfte und so weiter ins Gleichgewicht zu bekommen. Es ist trotz aller Umgewöhnung dasselbe in Grün, vom Prinzip her.

Mir den Füßen auf den Pedalen vollziehst du bei "normaler" Fahrt allenfalls unterstützende Maßnahmen. Das Vorderteil darf z.B. nicht wild herumschaukeln, sonst kriegst du das Gleichgewicht nicht gebacken.

Natürlich gibt es einen Rhytmus, sobald man tritt. Weil es immer auch eine Gewichtsverlagerung nach sich zieht, wenn du dich bewegst.
Andersherum kann man bei "normaler" Fahrt immer Druck auf die Pedale geben, und das macht man schon deshalb, damit man nicht von den Pedalen rutscht (ich hab' keine Klickies). Du hast ja beide Füße auf den Pedalen. Damit kannst du auch in jeder Pedalstellung "lenken", nur bist du durch Gewohnheit möglicherweise auf eine Position fixiert (bei mir ist das so).

Das ergibt ein Lenkverhalten das ähnlich aussieht, wie das Freihändig Fahren am UP.
Nur genauer und mit schnellerer Reaktion.

Es sieht nicht ähnlich aus, es ist dasselbe, nämlich Gewichtsverlagerung, usw. Genauer und schneller deshalb, weil es ja nicht freihändig ist, sondern eben mit den Füßen unterstützt.

bergauf
 
Vor allem lenkt man ein Flevo wie jedes einspurige Rad, nämlich per Gewichtsverlagerung, dadurch Seitenneigung und dann erst durch ein "Einlenken" des Vorderrads
Dem muss ich leider etwas widerstrechen. Und zwar hält man das Flevo mehr durch Lenken unter Kontrolle.
Das gilt aber noch viel mehr für das Phyton. Da dies durch den Vorlauf ohne Lenkkräfte vom Fahrer genau in die andere Richtung steuern würde, die eigentlich notwendig wäre um das Rad in Balace zu halten.
Drumm Lenkt man zuerst, kippt in die Wunschrichtung und lenkt dann nach.

Das freihändig Fahren auf dem Up wird erst durch den Nachlauf möglich.
Das Freihändige auf dem Flevo eher dadurch, dass man mit den beinen Lenkt und auf dem Phyton sowieso.
Wer schon mal versucht hat, mit dem Flevo im Gleichgewicht zu bleiben ohne Arme und Beine(meist unfreiwillig), der weiß, dass dies nicht angenehm ist.
Ich hab es noch nie geschafft.
 
Vor allem lenkt man ein Flevo wie jedes einspurige Rad,
Ja, natürlich.
nämlich per Gewichtsverlagerung,
Ich weiß, was Du meinst, kann mit der Wortwahl "Gewichtsverlagerung" aber gar nicht.

Damit das hier nicht vom Thema ablenkt bleibe ich beim ersten "Ja, natürlich" und höre wieder auf. Der Rest sollte wohl in einem eigenen Faden in die Plauderecke...

Gruß, Harald
 
Da man im Moment des Anfahrens nur einen Fuß an den Pedalen hat, kann man die entstehende Lenkwirkung nicht mit den Füßen ausgleichen.

Das stimmt definitiv nicht.

Lies noch mal. Wenn Du z.B. mit dem rechten Fuß antrittst und der Linke ist noch unten, leitest Du eine Kraft rechts vom Drehpunkt des Rades ein, das Vorderteil schwenkt nach links. Wie willst Du dieser Kraft MIT DEN FÜßEN etwas entgegenstellen? Da Du nur rechts drücken kannst (selbst mit Cleats kannst Du in der Pedalstellung nix ziehen), linker Fuß ist noch nicht am Pedal, wo soll denn eine Gegenkraft MIT DEN FÜßEN erzeugt werden?

Ja, Du kannst natürlich versuchen, MIT DEM KÖRPER (also eher Oberkörper) durch Gewichtsverlagerung das Rad entgegen zu neigen (oder einfacher schon mit leicht entgegen geneigtem Vorderteil anzufahren, so dass das Vorderteil später über den Nullpunkt schwenkt und Du den anderen Fuß dann schon bald oben hast). Natürlich geht da was, aber das "Geeiere" muß man dann auch beherrschen, das wird nicht gelingen, wenn Du noch nicht 99%ig sicher freihändig unterwegs bist. Anfängersache ist das nicht.

In tieferer Sitzposition wird's auch noch mal deutlich schwerer, das Vorderteil wieder "einzufangen", wenn's schon mal schlackert. Insgesamt geht da sicher noch viel mehr, das kann man garantiert zirkusreif ausbauen.


Wer schon mal versucht hat, mit dem Flevo im Gleichgewicht zu bleiben ohne Arme und Beine(meist unfreiwillig), der weiß, dass dies nicht angenehm ist.
Ich hab es noch nie geschafft.

Und das von Dir, wo Du doch der Rekordhalter der engen Kurven bist. :) Ich probiere von Zeit zu Zeit mal so Dinge wie während der Fahrt am Fußgelenk kratzen, wenn das Radl da aber nicht 100% geradeaus läuft, wird das schlagartig sehr spannend... Hastig gehen die Hände dann wieder zum Lenker...

Ohne Arme am Lenker UND ohne Füße an den Pedalen wird's kaum was werden mit Kontrolle. Irgendwo muß man ja 'nen Halt haben, um Lenkkräfte einzubringen. Mit beiden Füßen an den Pedalen (oder ggf. mit Cleats und einem Fuß) kann man gut mit den Beinen lenken. Ich nutze auch oft Gewichtsverlagerung. Das geht aber oft deutlich einfacher (bzw. kraftvoller), wenn man die Hände am Lenker hat, als Gegenhalt sozusagen. Das nutze ich i.d.R. beim Langsam-Fahren (so zwischen 4 und 7km/h), war am Sonntag bei der Hamburger Fahrradsternfahrt im riesigen Radlerpulk öfters mal überrascht, was da im Stop-and-Go noch machbar war. Wirklich zum Lenken (also um Lenkkräfte einzubringen) benutze ich den Lenker vermutlich kaum (dazu taugt der ja auch nicht, weder von der erzielbaren Wirkung noch von der Robustheit der Lenkerklemmung ;-))...

Bei aller Liebe zur Technik (und ich bin froh, dass ich hier schon so viel davon mitbekommen habe und ohne so manchen von Euch hier hätte ich vielleicht nie einen Racer gekauft und fahren gelernt): Flevo-Fahren ist einer der wenigen esoterischen Bereiche meines Lebens, das Gefühl ist so unvergleichlich, das hat eher was von "über's Wasser gehen". ;-) Vergesst also das Genießen nicht...

arasca
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,
alles sehr interessant.
Ich denke eigentlich ( jedenfalls meistens ) nicht mehr darüber nach wie ich mein Flevo lenke.
Also ähnlich wie beim Aufrecht Rad.

Durch eure Ausführungen habe ich es jetzt doch nochmal getan :).
Eine gute Kontrolle über das Flevo bekomme ich nur wenn ich mit dem ganzen Körper arbeite.
Beim Anfahren , Lenken, Bergauffahren und Sprinten gleiche ich den Pedaldruck gegengleich mit der Schulter aus.
Trete ich mit dem rechten Fuß drücke ich mich mit der linken Schulter in den Sitz und umgekehrt.
Zudem fahre ich eine höhere Trittfrequenz als beim Aufrechtrad, dadurch habe ich weniger Druck aufden Füßen und in der Schulter.
Also entspannt zurücklegen und nicht das Becken sondern die Schultern zum Lenken und Stabilisieren benutzen.

LG Tom
 
Ich denke, man kann vereinfacht von drei Kontaktebenen zwischen Mensch und Maschine ausgehen. Vorne an den Füßen/Pedalen, hinten an den Schultern/Sitzschale und in der Mitte Hintern-Hüftgelenk/Sitzschale. Wenn man vorn einseitig reintritt und der Gegenhalt für diese Kraft auf der gegenüberliegenden Schulter aufgebaut wird, verläuft die Kraftlinie durch das Knickgelenk und der Antrieb geschieht Lenkungsneutral.
Das ist das, was Tom eben benannt hat.
Jetzt kommt noch das Hüftgelenk auf Höhe des Knickgelenks dazu und schon hat man eigentlich ein schönes Bild davon, wie man Körper und Rad zu einem knickenden System vereinen kann.

Ich übe seit etwa Anfang Mai mit einem Flevo Racer.
Erstaunlich finde ich, daß ich über etwa acht Wochen praktisch bei jeder Übungsfahrt spürbare jedoch sehr kleine Fortschritte mache und dennoch gefühlt noch recht weit entfernt davon bin, mich in richtigen, städtischen Straßenverkehr zu trauen.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Rainer
 
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