Fahrzeit Auto vs. Fahrrad in der Stadt

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Ich "durfte" jetzt 2x genau dieselbe Strecke meines Arbeitswegs, die ich sonst per Rad fahre, mit dem Auto mitfahren. 8 km eine Richtung, von Berlin Prenzlauer Berg nach Charlottenburg, kein Innenstadtanteil.

Zeit mit dem Rad: im Schnitt 20 Min.

Auto: hin 47 Min (2x Stau), zurück mit "gut durchkommen" 26 Min. Reine Fahrzeit ohne Parkplatzsuche.

War mir prinzipiell schon klar, aber das mal am eigenen Arbeitsweg so vorgeführt zu bekommen, war eine interessante Erfahrung. Deprimierend auch zu sehen, wie man selbst von langsamen Radlern immer wieder eingeholt wird.
 
Und trotzdem verstopfen jeden Tag millionen an KFZ die Innenstädte... Schwachfug.
 
Ich "durfte" jetzt 2x genau dieselbe Strecke meines Arbeitswegs, die ich sonst per Rad fahre, mit dem Auto mitfahren. 8 km eine Richtung, von Berlin Prenzlauer Berg nach Charlottenburg, kein Innenstadtanteil.
Die Erkenntnis hatte ich schon 1997, als ich bei einem 6-wöchigem Arbeitsaufenthalt bei Borsig (heute MAN Energy Solutions SE) hatte. Unsere Firma kaufte den Turbokompressorbereich von Borsig und ich war dort zur Organisation der Abläufe mit unserem Standort.
Meine neuen Kollegen schüttelten den Kopf über meine Hotelwahl. Das Waldhotel-Frohnau wählte ich, weil es in etwa meinem Arbeitsweg mit ca. 10 km zu Hause entsprach und ich von dort am Wochenende schöne Touren in den mir unbekannten Osten starten konnte.

Nach einer Woche hatte ich eine gute Route gefunden und da einer der neuen Arbeitskollegen ca. 3 km von meiner Unterkunft entfernt auf meinem "Arbeitsweg" wohnte und von dort mit dem Auto fuhr, war er erstaunt als er mich mit dem Auto überholte, das ich bei seiner Ankunft schon ca. 10 Minuten im Büro war. Die Route war auch extrem flach und auf meiner Strecke über Nebenstraßen fast ohne Autos und dadurch schnell befahrbar. Er befuhr eine andere Strecke, da auf meiner Route zu viele Anliegerstraßen waren.

Nach einigen Tagen ließ er sich die Strecke auf dem Stadtplan zeigen und fuhr die Strecke bis zur Rente seitdem fast täglich. :)

Auf meinen Touren am Wochenende in Richtung Potsdam und Umgebung von Berlin gab es immer wieder erstaunte Reaktionen, wenn ich nach der Kilometerleistung meiner Tagestouren von 120-150 km gefragt wurde. So etwas konnte man sich dort kaum vorstellen.
Schöne Ecken habt ihr dort mit Joachimsthal, Schorfheide, Liebenwalde und Biesenthaler Becken, um nur einige zu Enden.

Nachher bin ich dort noch dreimal privat gewesen für Radtouren. Schöne Ecke dort, nur nicht mehr so interessant wie kurz nach der Wende.
 
Also, ich fahre ja jeden Tag Zustelldienst für die Apotheke meiner Frau nachmittags in der Rushhour.
Ich habe viele (vorwiegend legal mit dem Rad zu befahrende) Schleichwege, mit denen ich in Sachen Fahrzeiten dem Auto locker voraus bin.
Und dann noch die Parkplatzproblematik, wenn man auf einer Tour 10 Adressen anfährt, nur um eine kleine Tüte abzugeben. Mit dem Rad fahre ich einfach bis vor die Haustüre und gut. (Solange ich mit dem Trike nicht den Weg blockiere, wird da bestimmt auch keiner was sagen.)
Wenn ich aus irgendeinem Grund doch mal das Auto für die Runde benutze, ärgere ich mich immer über die Umwege, die fahren muss und die Staus, in denen ich dann stehe.

Vor langen Jahren hatte ich aber auch mal das direkte Vergleichserlebnis, als ich meine Kinder mit dem Lasti vom Kindergarten abholte. Nach ca. 4 Kilometern fuhr kurz nach mir eine Mutter, die zeitgleich mit mir am KiGa losgefahren war, neben mir mit ihrem VW-Bus auf die Linksabbiegerspur. Ich fuhr damals mit einem grottenschweren Yuba Mundo und zwei Kindern hinten drauf, also nicht gerade sportlich.

Ein anderes witziges Erlebnis war, daß ich irgendwann meiner Frau zuliebe damals die Kinder einmal bei -10 Grad früh mit dem Auto in den Kindergarten brachte.
So stand ich dann nach 2 Kilometern an einer Ampel im kalten Auto und fror und dachte mir nur: "Mit dem Rad würdest Du jetzt hier einfach auf dem Radweg weiterfahren und kalt wäre Dir bis hier auch schon nicht mehr! Du wärst schon warmgefahren."
So viel zur allfälligen Winterfrage von Autofahrern: "Ist das nicht furchtbar kalt im Winter?"
 
mein direkter Weg in Genf ist 9 km mit einer deutlichen Steigung und vielen langwierigen Ampeln.
Auto braucht etwa 25 Minuten, profitiert an zwei Stellen von ampelfreien Unter/Überführungen, an denen ich mit dem Fahrrad jeweils lange warten muss.
Fahrrad braucht etwa 35 Minuten.
Öffis kosten mich mindestens 45 Minuten.
 
Ich kann da vier verschiedene Strecken vergleichen:
  • Zur Arbeit, 17-18km ins Münchner Stadtzentrum: Wenn ich mit dem Auto morgens um 5:45 - 6:00 Uhr losfahre, brauche ich 30-40min und die Parkplatzsuche entfällt quasi. Ab 6:00 Uhr steigen Zeit und Kosten für die Parkplatzsuche immer weiter an (Parkplatz am Büro ist voll und ich muss auf Straßen in der Umgebung ausweichen), und ab 7:00 Uhr muss ich >1h Fahrzeit, 10-15min Parkplatzsuche und 15min Laufen einkalkulieren. Mit dem Fahrrad sind es fast immer 45-50min, bei Glättegefahr und Schnee nehme ich das Trike, dann können es auch mal 60min werden. ÖPNV dauert 45min, wenn alles glattgeht (solange keine Schneeflocke gesichtet wird, tut es das fast immer). Zu Fuß sind es ca. drei Stunden...
  • Zum Schwimmbad, 12km, etwas nördlich vom Zentrum: Auto 25min (max. 5min Parkplatzsuche zu den Zeiten, wo wir hinfahren), Fahrrad 30min, ÖPNV + 3km Roller (macht mein Sohn, wenn ich Rad fahre) 25-40min, je nachdem, wie man die S-Bahn erwischt.
  • Zum nächsten Einkaufszentrum, 6,5km (nur zu 40-50% Stadtverkehr, Rest eher ländlich): Auto 15min plus Parken, Fahrrad 17-18min, ÖPNV+Roller 15min plus S-Bahn-Wartezeit. Parken ist ein Lottospiel - wenn wenig los ist, dauert das Herumkurven im Parkhaus so lange, dass es mit dem Fahrrad vergleichbar ist, zu typischen Einkaufszeiten ist schon vor dem Parkhaus eine 5-10min lange Schlange. Wenn mein Sohn den Roller dabei hat und ich ihn auf dem Rückweg 75% der Strecke schiebe, brauchen wir ca. 20-22min.
  • Zum zweitnächsten Einkaufszentrum, 10-11km: Auto 25min (da fährt von uns nie jemand zu Stoßzeiten hin), Fahrrad 30min, ÖPNV ca. 1h (mit der S-Bahn ins Stadtzentrum und mit der U-Bahn wieder raus, mit Auto und Fahrrad spart man sich diesen Umweg).
 
Mein Weg: Mit dem Auto 69km 90% Autobahn, 45 Minuten, Stau sehr selten (dann 60 Minuten) weil ich antizyklisch fahre. Mit dem Rad (Up) über Landstraßen und Feldwege (= tolle flache Stecke) 78 km, 4 Stunden (21er Schnitt + kleine Pause). Mit der Bahn und dem Bus 2,5 Stunden. Alles one way.

Fahrrad schaffe ich nur 5-10 mal im Jahr (Rad ins Auto, mit dem Rad die schöne Strecke nach Feierabend genießen und morgens dann mit der Bahn zurück zur Arbeit (und zum Auto). Immer dann wenn alles passt (Schönwetterfahrer, zwei hintereinander liegende Bürotage und der innere Schweinehund hat verschlafen).

Velomobil anschaffen um damit 1* wöchentlich hin und zurück zu schaffen, ist ein Gedanke der mich zum Forumsleser gemacht hat. An einen 30er Schnitt glaub ich nach den ersten Probefahrten aber nicht mehr, richtig ausprobieren kann man das ja leider nicht.

Homeoffice geht glücklicherweise auch ab und an.
 
Servus,
man muss halt unterscheiden ob Stadt oder Überland.
Innerorts gewinnt nahezu immer das Rad, selbst die 3Gang-Baumarktgurke gegen den 780PS SPortwagen. Außerorts siehts meist etwas anders aus. Je länger die Strecke, desto eindeutiger.

Eigene Strecke:
43km einfach, 370hm (Bis zur Mitte der Strecke bergauf, dann rest bergab mit vielen Ortsdurchfahrten -> man steht dauerhaft auf der Bremse im VM) -> 1h30min aktuell, Rekord 1h1min mitm Ks (mit nur 152Watt im Schnitt! Per RR mal in 1h4min gefahren, aber 220W gebraucht)
Mitm Auto (90% AB, leicht azyklisch daher wenig/kein Stau) ca. 40min. Ergo : Sobald im Milan ein Pedelecmotor verbaut ist, dürfte er gleichauf mit dem Auto liegen das nahezu perfekte Bedingungen hat! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Gruß,
Patrick
 
Servus,
man muss halt unterscheiden ob Stadt oder Überland.
Innerorts gewinnt nahezu immer das Rad, selbst die 3Gang-Baumarktgurke gegen den 780PS SPortwagen. Außerorts siehts meist etwas anders aus. Je länger die Strecke, desto eindeutiger.

Eigene Strecke:
43km einfach, 370hm (Bis zur Mitte der Strecke bergauf, dann rest bergab mit vielen Ortsdurchfahrten -> man steht dauerhaft auf der Bremse im VM) -> 1h30min aktuell, Rekord 1h1min mitm Ks (mit nur 152Watt im Schnitt! Per RR mal in 1h4min gefahren, aber 220W gebraucht)
Mitm Auto (90% AB, leicht azyklisch daher wenig/kein Stau) ca. 40min. Ergo : Sobald im Milan ein Pedelecmotor verbaut ist, dürfte er gleichauf mit dem Auto liegen das nahezu perfekte Bedingungen hat! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Gruß,
Patrick

Ist die Autobahn so voll oder warum hast du mit dem Auto einen Schnitt von unter 70km/h?
 
ich würde kein Velomobil fahren wollen, das keinen 30er Schnitt schafft. bei Würselen? für mich leider zu weg zum Testen.
Einkaufsrunde hier 16 km und 60 hm hin und zurück, ich habe Mühe über eine halbe Stunde zu kommen mit 90 W (also praktisch ohne treten)
 
8 km eine Richtung, von Berlin Prenzlauer Berg nach Charlottenburg, kein Innenstadtanteil.

Das funktioniert schon bei 40km eine Richtung von D-Bilk nach K-Marsdorf, nur Überland mit fast identischer Streckenführung (A46, A57 und A1 jeweils in Sichtweite der Radroute). Der Verkehr hier im Rheinland ist inzwischen so grotesk geworden, dass ich zumindest nachmittags bei der Rückfahrt mit dem S-Ped schneller bin und mit der Liege nur ein paar Minuten länger brauche. In Ballungsgebieten sind Autos zum Pendeln nicht mehr zu gebrauchen.


Tim
 
Und trotzdem verstopfen jeden Tag millionen an KFZ die Innenstädte... Schwachfug.

In anderen Städten ist das noch heftiger. Mexiko glaub' ich war's und ein paar andere Städte mit Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 km/h. Zur Hauptverkehrszeit ist man sogar zu Fuß schneller.
[DOUBLEPOST=1573740363][/DOUBLEPOST]Ich habe ja einen etwas längeren Weg. Auch, wenn ich den schnellsten/kürzesten nehme. Das sind dann 15 km. Mit Auto wäre ich vielleicht ein klein bisschen schneller, Abkürzungen gibt es nicht, alle Alternativen sind länger, aber dafür schöner, weswegen ich sie auf dem Rückweg quasi immer nehme, denn das läuft dann bei mir unter Freizeit.

Auf der "kurzen" Strecke wäre ich mit Auto wenn überhaupt aber nur schneller, weil ich keine Parkplatzprobleme hätte. Weder zuhause noch auf Arbeit, wo ich mit Aufzug direkt aus der Tiefgarage ins Büro könnte. Aber dennoch:

Die Mehrkosten für das Auto müssten auch erarbeitet werden. Da ich kein Auto habe, kann ich ohne nachzurechnen einen Teil meines Gehaltes in 12 zusätzliche Urlaubstage umwandeln. Das bekäme ich mit Auto schwerlich wieder rausgefahren. Und ich spare immer noch Geld.

Und dann der gesundheitliche Aspekt, die Autokrankheit. Entweder man fährt schneller in den Tot, da sich die Lebenserwartung verkürzt, oder man muss entsprechend zusätzliche Zeit mit Sport verbringen. Auch das lässt sich schwer wieder herausfahren. Da braucht es schon wirklich lange Wege.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich würde kein Velomobil fahren wollen, das keinen 30er Schnitt schafft. bei Würselen? für mich leider zu weg zum Testen.
Evtl liegt das ja nicht am Velomobiel sondern an der Strecke...:rolleyes:
Für mich ist mit der Liege ein 30er Schnitt über 110km bei ner RTF kein Problem.
Aber die 40km bei meinem alten Arbeitsweg hab ich nur 2-3 Jahr im Jahr mit 30+x km/h geschafft.
 
Mein Arbeitsweg über Land ca 25 Kilometer
25-35min mit dem Auto.
40-45min mit dem S-Pedelec
55-65min mit dem Hilgo
 
@Erdie : Weil die ca. 8km Stadt so stark auf den Schnitt drücken das auch 150 auf der AB nicht viel Zeit spart (Im Gegenteil. Wenn ich die nötige Arbeitszeit zum erwirtschaften des Mehrverbrauchs vom Wagen gegenrechne, bin ich sogar "langsamer").
Fahre dementsprechend knapp 100 hinter dem schnellsten Fahrzeug das über 3,5Tonnen wiegt (Reisebus, LKW, etc.) -> 3,8l/100km Benzin.
Blöd an der Situation: Selbst wenn ich die Strecke zu 100% mitm Milan fahre, meine Freundin arbeitet "nebenan" und wird garantiert keine 100km am Tag, jeden Tag, mit dem Fahrrad fahren.
 
Erstmal was aus der Wissenschaft dazu (von ner Konferenz im Mai abfotografiert, kann man aber erkennen):
IMG_20190514_144910.jpg
Der komplette Vortrag: https://www.m-r-n.com/neuigkeiten/2019/190514_Rückblick Regionalkonferenz Mobilitätswende/04_04_Manz_TU KL_Innovationen_Mobilität.pdf

Passt zu den allgemeinen Erfahrungen, wobei klar sein sollte, dass es da nicht um VMs geht.

Der für mich entscheidende Faktor ist die Verlässlichkeit des (E-)Rades. Mitm Trike brauch ich für meine Strecke zum Verein (ca. 13 km, außerhalb des Rings/keine Innenstadt) ca. 30-35 min, egal was los ist. Mit dem AW3 (ohne Motor) eher 25-30 min, sobald der Motor drin ist, erhoffe ich mir 20-25 min (schnelles Anfahren, weniger Ausrollen, mehr Reserven für kurzzeitig hohe Geschwindigkeiten, einfach mal mofa fahren können usw.). Mitm PKW dauert die gleiche Strecke zwischen 20 und 60 min., je nachdem.

Ansonsten bin ich in allen Punkten bei @1Hz .
 
Mein Weg: Mit dem Auto 69km 90% Autobahn, 45 Minuten, Stau sehr selten (dann 60 Minuten) weil ich antizyklisch fahre. Mit dem Rad (Up) über Landstraßen und Feldwege (= tolle flache Stecke) 78 km, 4 Stunden (21er Schnitt + kleine Pause). Mit der Bahn und dem Bus 2,5 Stunden. Alles one way.
Unter diesen Umständen vermute ich, bist Du DER Optimalkandidat für den Umstieg auf ein VM!
Deine Fahrzeit wird sich deutlich unter den Öffis einreihen!
 
Erstmal was aus der Wissenschaft dazu (von ner Konferenz im Mai abfotografiert, kann man aber erkennen):
Das Diagramm zeigt ganz gut, dass Gescheindigkeiten... - äh, der Tippfehler sagt's schon. :rolleyes:
Die Regressionsgerade für Fahrrad schneidet die 60 min bei 14 km, die für PKW bei 19 km, was Durchschnittsgeschwindigkeiten von 28 km/h und 38 km/h entspricht. Das scheint ein großer Unterschied zu sein, tatsächlich braucht das Fahrrad für die 14 km aber nur 10 min länger als das Auto. Erst zu größeren Entfernungen hin gehen die Zeiten deutlich auseinander.
 
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