Karlsruhe ist eine geplante Stadt, erbaut 1715ff, und von Durlach bis zum Rhein runter verläuft meist ein Radweg an der Straße und/oder eine parallel laufende verkehrsberuhigte Straße, die Option, den Schlossgarten zu queren nicht zu vergessen. Da mags Niggeligkeiten und Mängel im Detail geben, aber zum Radfahren ist Karlsruhe Gold.
Wenn ich mich hier in Hanau umgucke... auch geplant, schachbrettförmig in der Renaissance, heute ein heillos zugeparktes Labyrinth aus Einbahnstraßen, die äußerst teilweise für Radfahrer freigegeben sind (was aber Autofahrer nicht interessiert, wenn man ihnen auf einer autobreiten Lücke zwischen den geparkten Autos entgegenkommt...), einer Fußgängerzone, die auch nur teilweise für den Radverkehr freigegeben ist (oder ab 18 Uhr). Bonus hier: Fußgänger, die auch die Busse nicht groß stören, die da auch längsfahren.Dazu gibt es ausgewiesene Radwege, die irgendwo anfangen und irgendwo unvermittelt enden. Oder auf der Fahrbahn enden, nach 5m Spurmarkierung. Oder entgegengesetzt der Verkehrsrichtung auf dem Bürgersteig gegenüber. Meistens sind die Radwege so n knappen Meter breit, auf denen gerne Autos kurzgeparkt werden. Der Meter zwischen dem Bordstein und dem Laternenmasten schrumpft durch allgegenwärtige Plakataufsteller. In letzter Zeit haben sie da obendrein einige Bushaltestellen (inclusive dieser Spurrillen- und Legobahnsteigfliesen) mitten drauf genagelt, Haltestellenschild und alle Schikanen. An einer Stelle stand sogar ein ganzes Wartehäuschen, das die gesamte Gehsteigbreite einnahm und nur den Fahrradstreifen freiließ. Wo dann natürlich die Fußgänger längs mußten. Von A nach B durchfahren unmöglich, wenn man dummerweise zeitgleich mit einem haltenden Bus da längskommt, entrüstete Blicke, was ich da zu suchen habe, inbegriffen.
Gute, autoverkehrsferne Radwege innerstädtisch gibts eigentlich fast nur auf idyllischen Erholungsrouten im Grünen und durch die Kleingartenanlagen, aber nicht da, wo man auf Arbeitswegen längs müsste, wenn man von A nach B möchte, ohne über C bis F zu fahren.
Einen sauberen, theoretisch darstellbaren, durchgängigen Radweg am Bahndamm längs, daß Pendler flott und zeitnah nur zum Bahnhof und zurück kommen, kriegen sie nicht zusammen, weil die Wege teils der DB, teils der Stadt gehören und sich da trotz engagiertem ADFC- Lobbying kaum was bewegt. So wechselt man halt von geteertem Radweg auf gepflasterten Mischnutzungsweg auf kaiserzeitliches Kopfsteinpflaster auf löchrige Splitt- Dschungelpisten ehemals gebundener Decke, quert einen gesplitteten Parkplatz und trägt sein Radl eine Treppe runter und im Bahnhof wieder hoch.
Die "Fahrradautobahn" parallel zur Bahn, bzw. zum Main, die einen ohne Überschneidungen mit dem Autoverkehr schnell über Offenbach nach Frankfurt bringen soll, scheint auch in den Planungsgremien festzuhängen. Aber auf der Strecke kann man immerhin am Main längsfahren, wenn auch mit ähnlicher Abwechselung wie am Bahndamm.
Hinzu kommt galoppierende südländische Lebensfreude seitens der Autler. Das fängt mit Sprintstarts mit quietschenden Reifen an jeder Ecke an, setzt sich in Zwischenspurts in der eh zugeparkten Innenstadt fort, geht über nächtliche Beschleunigungsrennen in der Fußgängerzone weiter, und ist mit Beinahecrashs und Notbremsungen nebst folgenden wüsten Beschimpfungen an ausnahmsweise ausgewiesenen und wirklich üppig beschilderten Radüberwegen noch nicht vorbei. "Ischhaudiraufsmaul, Scheisendregghuresohn, dumuss absteige, ischfiggdeimudder Ascheloch, du Jude". Von den röhrenden Klappenauspüffen in Wohnstraßen, die dummerweise am Affenpfad der Shishabarcruiser liegen, und einer fast nicht präsenten, diese Zustände begünstigenden Ordnungsmacht fang ich gar nicht erst an. Sorry, das ist kein Rassismus, das ist meine Realität. Ischwör, Bruda.
Aber immerhin, rund um die gerade errichteten Gentrifizierungsquartiere, wo sie ganze (auch Sozial-) Wohnblöcke für niedergelegt haben, gibts demnächst Verkehrsberuhigung und Tempo 30... von wegen Lärmschutz und Lebensqualität unso...