Fahreigenschaften von Liegerädern

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Hallo,

Eine Frage von einem Liegeradanfänger: Gibt es Liegeräder, die einen klaren "Wunsch" haben, geradeaus zu fahren, und bei denen die Lenkkräfte am Lenker ähnlich wie bei konventionelle Fahrrädern sind?

Meine Erfahrung mit Liegefahrrädern ist begrenzt. Vor langer Zeit habe ich einen Tieflieger gebaut und auch einen Challenge Tieflieger (Fujin?) ausprobiert. Keines dieser Fahrräder hat ein "Fahrgefühl", das mir gefällt, und dadurch habe ich mehr als 10 Jahre lang das Interesse an Liegerädern verloren. In letzter Zeit bin ich ein Challenge Hurricane probegefahren, und ich finde, dass das Fahrverhalten den beiden niedrigen Rennrädern recht ähnlich ist.

Wenn man ein Hollandrad als Beispiel für einfache Fahreigenschaften nimmt, will es a) geradeaus laufen, was eine spürbare Lenkerkraft zum Drehen erfordert, und b) es gibt eine Kraftrückkopplung im Lenker, die proportional zum Lenkeinschlag ist. Manche halten wahrscheinlich das Hollandrad für eine langweiliges Rad, aber für Touren finde ich diese Eigenschaften ein gutes Ziel.

Im Vergleich dazu sind sowohl mein Tieflieger als auch die beiden Challenge-Räder alle extrem "leicht" zu lenken, und das Kraftrückmeldung im Lenker ist ziemlich bescheidend. Dadurch ist Aufmerksamkeit erforderlich, um in einer geraden Linie zu fahren. Ich habe kein Problem diesen Fahrrädern zu fahren, es macht mir einfach keinen Spaß.

Welche Liegeräder lässt sich wie ein Hollandrad fahren eher als das Challenge Hurricane oder die Tiefliegern die ich probiert habe? Beispiele und Kommentare zu den Fahreigenschaften sind sehr willkommen!

Jonas
 
Ist doch alles Gewohnheitssache. Ich habe mehrere Liegeräder und ein Mountainbike (MT). Am meisten Angst habe ich beim MT. Da macht man ja immer fast einen Ueberschlag. Früher, als ich noch keine Liegeräder kannte, wäre ich nie auf solche Gedanken gekommen.
 
Aufmerksamkeit erforderlich, um in einer geraden Linie zu fahren. Ich habe kein Problem diesen Fahrrädern zu fahren, es macht mir einfach keinen Spaß.
Bei nem Unterlenker liegen Hände/Arme auf dem Lenker, minimale Bewegungen reichen aus. Bequemlichkeit 100 Prozent, Sicherheitsgefühl 100 Prozent. Von Nachteil gegenüber dem Up ist ALLEIN der geringere Lenkeinschlag, was mal in der Stadt von Bedeutung sein kann, nicht auf Touren.

Wenn du freihändig fahren willst, frag mal die Knicklenker Flevo-Connection.

Also anstrengende Aufmerksamkeit für die Lenkung und Spaßfreiheit impliziere ich nicht mit der Liege.
 
Servus,

durch den Umbau meines Rans V-Rex von einem 406er Vorderrad (20 Zoll) auf ein 559er Vorderrad (26 Zoll) ist der genannte Hollandradeffekt mit spürbarer Rückmeldung in der Lenkung eingetreten. Anfangs fand ich es beim Fahren etwas gewöhnungsbedürftig, mittlerweile mag ich es sehr.
Diese Lenkgeometrie wird man aber wohl bei keinem anderen, gewerblich vertriebenen, Liegerad so finden.
Ob ich es dadurch besser finde als meine anderen Liegeräder kann ich nicht sagen, es fährt halt einfach anders.
Vor kurzem habe ich mich erstmals getraut, damit freihändig zu rollen und mit ein wenig Übung könnte ich es wohl auch freihändig pedalieren (was sonst mit keinem anderen Liegerad von mir möglich wäre).
Rans V-Rex

Ein Umbau von kleinem Vorderrad auf ein großes Vorderrad kann den gewünschten Effekt bieten, hat aber evtl. auch mehr Nach- als Vorteile (Kurbelfreiheit, Fersenfreiheit, Lenkverhalten, Gewichtsverteilung, etc.).


Gruß,
Mark
 
vielleicht wird es sich immer anders anfühlen, da beim Liegerad die Gewichtsverteilung des Fahrenden viel horizontaler ausgebreitet ist. Im Vergleich: beim Hollandrad ist es ja wie als ob der Fahrende auf einer Sackkarre stehen würde, die geschoben wird, also alle Last ist auf einer kleinen "Grundfläche" von oben nach unten aufm Fahrrad untergebracht
Bei den Liegerädern bringt auch ein langer Radstand und ein flacherer Steuerkopfwinkel mehr Laufruhe, das Anfahren fühlt sich trotzdem anders an als auf dem Hollandrad
 
Wenn man ein Hollandrad als Beispiel für einfache Fahreigenschaften nimmt, will es a) geradeaus laufen, was eine spürbare Lenkerkraft zum Drehen erfordert, und b) es gibt eine Kraftrückkopplung im Lenker, die proportional zum Lenkeinschlag ist. Manche halten wahrscheinlich das Hollandrad für eine langweiliges Rad, aber für Touren finde ich diese Eigenschaften ein gutes Ziel.
Um Kraftrückmeldungen zu bekommen, muss man die Hebel für die Arme klein und für die Kräfte aus dem Rad groß machen. Dazu müssen u.a. die Hände ähnlich nahe an den Lenkerdrehpunkt kommen wie bei Aufrechträdern, außerdem sollten die Arme nicht mit ihrem Gewicht die Lenkdynamik beeinflussen. Genug Vorderradlast würde ich bei Hurricane und Fujin voraussetzen, Nachlauf ist evtl. kleiner als für dich optimal.
Zu den Hebeln für die Arme fällt mir zuerst ein indirekter Untenlenker ein. Der ist bei einem Fujin aufgrund der nötigen Bauhöhe über oder unter dem Rahmen allerdings kaum hinzubringen und passt wegen des Luftwiderstands auch nicht besonders zu solchen Rennerchen.

Im Vergleich dazu sind sowohl mein Tieflieger als auch die beiden Challenge-Räder alle extrem "leicht" zu lenken, und das Kraftrückmeldung im Lenker ist ziemlich bescheidend.
Was für Lenker sind denn da dran, UDK oder Tiller? Oder hast Du schon beide Varianten probiert?
Dadurch ist Aufmerksamkeit erforderlich, um in einer geraden Linie zu fahren. Ich habe kein Problem diesen Fahrrädern zu fahren, es macht mir einfach keinen Spaß.
Wie lange hast Du es denn jeweils probiert? Unterschiede gibt es, aber am Anfang ist jede ungewohnte Lenkgeometrie erstmal wackelig, schon weil man meistens den Lenker zu fest greift und dadurch die Rückmeldungen "erwürgt". Das war auch bei mir auf der Hornet so, obwohl die wahrscheinlich mit die kürzesten Hebel unter den Liegerädern hat und auch deutliche Kraftrückmeldungen gibt. Einige hundert Kilometer Eingewöhnung würde ich einrechnen, bis man in den Dialog mit dem Lenker gefunden hat.
Tieflieger finde ich ohnehin etwas agiler als hohe Liegeräder, das ordne ich allerdings nicht der Lenkgeometrie zu, sondern der Schwerpunkthöhe.
 
Welche Liegeräder lässt sich wie ein Hollandrad fahren eher als das Challenge Hurricane oder die Tiefliegern die ich probiert habe? Beispiele und Kommentare zu den Fahreigenschaften sind sehr willkommen!
Dann brauchst du ein Rad mit flacherem Lenkwinkel.
das Fährt gut gerade aus, neigt dann aber in Kurven zum plötzlich abkippen.

Das Hurri ist ja vom Lenkverhalten ein recht nervöses Rad. wegen dem Kurzen Radstand und ein Tiller gibt tendenziell wenig Rückmeldung.
Ich habe 500km benötigt um mich auf dem Hurri wohl zu fühlen.
Aber mit Tiller auf rutschigem Untergrund mag ich auch nach 20 Jahren noch nicht.
Ich persönlich finde ein UDK gibt mehr Gefühl in der Lenkung.
Dafür hat er aber andere Nachteil, wie zb Kniekontakt in engen Kurven.

Ich finde auch das Lieger mit großen Laufrädern ein ruhigeres Fahrgefühl geben.
 
Hallo Jonas @Strand_17

Im Liegeradbereich gibt es eine Vielfalt ähnlich wie bei den normalen Fahrrädern.

Und auch ein MTB mit breitem Lenker fährt sich ganz anders als ein Fixie mit Lenkerstummeln oder ein TriaRenner.

Bei den von dir aufgeführten Rädern gibt es mehrere Generationen mit unterschiedlichen Lenker (Tiller, UDK, Untenlenker beim Fujin) welche sich stark unterscheiden können bezüglich den Fahreigenschaften. Insbesondere ein Tiller kann aus meiner Sicht für einen Anfänger herausfordernd sein.

Mir bekannte gute Liegeräder für Anfänger sind aus meiner Sicht z.B. Wolf&Wolf, Kingcycle, P38, Flux V220 (Sesselrad).
Mit etwas Übung kommt man aber mit den meisten Liegerädern meist gut zurecht ( so sie passend eingestellt sind auf den Fahrer).
 
Umbau meines Rans V-Rex von einem 406er Vorderrad (20 Zoll) auf ein 559er Vorderrad (26 Zoll) ist der genannte Hollandradeffekt mit spürbarer Rückmeldung in der Lenkung eingetreten.
flacherer Steuerkopfwinkel
ein dementsprechender Nachlauf
Dann brauchst du ein Rad mit flacherem Lenkwinkel.
Dem ist eigentlich kaum noch etwas hinzuzufügen. Ich habe bei meiner Streetmachine ebenfalls das 20"-Vorderrad durch ein 24"-er ersetzt und kann den von @CalMar beschriebenen "Hollandrad"-Effekt klar bestätigen (siehe auch hier).
 
Tieflieger radelt ist doch wir fliegen, wenn man tief neigend in den Kurven geht. Wer kann es nicht mögen? Verstehe ich nicht.
 
Falls Du Deinen Eigenbau noch hast, kannst Du vll am Nachlauf und Steuerrohrwinkel nachbessern.
Und ja, Du hast recht, es gibt Liegen, die fahren wie von alleine, und nein, an schlechte Fahreigenschaften gewöhnt man sich nicht, sondern man kommt mit Zeit, Übung und Gewöhnung weniger schlecht damit klar (wie bei einem Joch...).
Ich hab Ende der 80er mit einem Freund einen (Kurzlieger)Rahmen entworfen und in Kleinstserie gebaut, der fast so gut lief, wie das Wolf, es ist also möglich, gute Rahmen zu konstruieren.
Warum Räder auf dem Markt sind, die schlechte Fahreigenschaften besitzen, weiß der Himmel, ich kann es auch nicht verstehen, es gibt aber ein paar seltene Perlen (#9), viel Akzeptables aber auch einigen Ausschuss.
Falls Dich Knickys interessieren, die Schlange/ ds Python hat hohe (mich persönlich störende) Rückstellkräfte bei ca. 30cm Vorlauf (!).
Gruß Krischan
 
Hallo Zusammen,

Danke für alle Antworte! Ich beeindruckend wie aktiv diese Forum ist.

Ich hoffe meine Anfangsbeitrag nicht zu negativ geklungen hat. So war es bestimmt nicht gemeint. Ich bin seit lange von Liegeräder fasziniert und bin gerade am suchen nach eine um nach Arbeit zu fahren. Leider hat die Erfahrungen mit die (für mich) nicht angenehme Fahrverhalten der Suche mehr kompliziert gemacht.

@Fanfan
Ich bin völlig einig dass die Lenkkräfte mit der Hebelarm zu Steuerachse zusammenhängt. Aber die Unterschiede sind nicht groß. Ein typische Lenker am eine konventionelle Rad ist ca. 50 cm was 25 cm Hebel bedeutet. Der Tiller bei mein Tieflieger hat ein Hebel von 30 cm und bei der Hurricane ist der eher etwas kurzer. Bei Unterlenker kann es ein Untersetzung geben, aber wenn nicht, ist der Hebel ähnliche Größenordnung als bei das Konventionelle Rad. Deshalb denke ich nicht dass der Hebelarm eine bedeutende Unterschied im Kraftrückmeldung zwischen eine Konventionelle Rad oder zwischen Tiller und Unterlenker verursacht. Vielleicht gibt es andere Effekte die das Lenkverhalten von Unterlenker beeinflusst.

Sowohl auf die beide Challenge Räder als mein Tiefliger war Tiller dran. Auf den Fujin bin ich nur eine sehr kurze Runde gefahren. Das Challenge vielleicht 20 Minuten und am meine eigene zwischen 50 und 100 km. Da die Farhverhalten und Kraftrückmeldung mich interessiert bin ich zum teil mit sehr leichte Griff am Lenker gefahren.

@CalMar und @Kalli
Euer Erfahrungen mit Vorderradumbau sind ziemlich interessant. Wie viel Versatz haben euer Vordergabeln ungefähr? Ich möchte das Nachlauf schätzen.

@Kalli, @Krischan und andere
Ich habe auch der Eindruck dass das Vorderradgeometrie ein Einfluss hat auf die Fahreigenschaften. Bei mein Tieflieger habe ich der Steuerkopfwinkel von ca. 15 Grad auf 17 Grad geändert und die Gabel (mit nur ca. 1 cm Versatz) umgedreht um der Nachlauf zu erhöhen. Bei Geschwindigkeiten über etwa 20 km/h war ein Verbesserung klar aber recht bescheidend. Gefühlsessig hat das Hurricane noch geringfügig mehr Kraftrückmeldung im Lenker.

@horsewithnoname
Tieflieger"fliegen" finde ich auch toll! Genau deshalb möchte ich diese Thema besser verstehen und irgendwann mein alte Tieflieger für maximale Fahrspaß zu modifizieren. ;)

@Ludger und @Krischan
Knicklenker ist nicht gerade meine Sache, aber danke für der Vorschlag.

@Spaceballs und @Fanfan
Danke für die Vorschläge von Liegeräder für Anfänger. Ich will die bestimmt weiter untersuchen!

Gruß
Jonas
 
Zox sind auch sehr gutmütig. Letztenendes hilft nur viele Räder probezufahren.

Bei mein Tieflieger habe ich der Steuerkopfwinkel von ca. 15 Grad auf 17 Grad geändert und die Gabel (mit nur ca. 1 cm Versatz) umgedreht um der Nachlauf zu erhöhen.
Gabel umdrehen ist gut, versuch mal weniger Steuerrohrwinkel, vielleicht 5 Grad. Dadurch kippt das Rad nicht so ab und fährt stabiler.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich schließe mich da mal an. Ich kann mich auf ca 25000 km auf dem Zox 26s nicht an eine Situation erinnern, bei der sich das Rad nicht extrem gutmütig angefühlt hat, mit viel gepäck oder ohne - egal. Das war bei meinem alten Tiller Challenge Focus schon ganz anders - das ist gerne mal etwas überraschend in die Kurve gekippt :).

Zox sind auch sehr gutmütig. Letztenendes hilft nur viele Räder probezufahren.
 
@CalMar und @Kalli
Euer Erfahrungen mit Vorderradumbau sind ziemlich interessant. Wie viel Versatz haben euer Vordergabeln ungefähr? Ich möchte das Nachlauf schätzen.
Ausgemessen hatte ich den Nachlauf "vorher - nachher" damals nicht, weil es mir nicht um Laufruhe, sondern um das größere Vorderrad ging, dass sich nicht so schnell wie ein 20"-er in Sand und Schotter eingräbt (ich fahre mit meiner StMGTe häufig auch über Feld- und Waldwege). Die sich durch den Umbau ergebende größere Laufruhe ist für mich ein schöner Nebeneffekt. Ich vermute mal, dass der Unterschied im Nachlauf so etwa 5 cm ausmacht, bin aber nicht sicher. Ich kann den jetzigen ja mal ausmessen.
[Edit] So, nachgemessen ist der Nachlauf etwa 16,5 cm, allerdings uneingefedert. Unter Belastung beim Fahren dürfte er sich noch etwas erhöhen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Strand_17
Ich empfehle normalerweise alle möglichen Liegeräder Probe zufahren. Da jeder ein eigenes empfinden hat.
Deine Ansprüche hören sich aber genauso an wie sich meine Liege fährt.
Flevobike 50-50. Gibt es immer wieder gebraucht und günstig in den Niederlanden bei marktplaats.nl
In leicht abgeänderter Form wird das Rad noch neu als Traix Flash 20 verkauft.
In die selbe Richtung gehen
Flux S600/800 und andere Reise-Liegen.

Was Geometrie und Nachlauf angeht. Auf Kreuzotter kann man das berechnen.

 
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