Ich bin für Selbstbestimmung was psychoaktive Substanzen betrifft (vielleicht mit gewissen Einschränkungen). Wem bestimmten Sache helfen, der soll sie natürlich nehmen. Dummerweise gibt es da nicht mal fundierte Aufklärung, Beratung und Begleitung dazu.
Aber man ist doch im Normalfall selbstbestimmt. Man geht zum Arzt und wrwartet von ihm etwas. Also gibt er einem ein Rezept. Ob man dieses dann auch einlöst und das Medikament nimmt, bkeibt einem selbst überlassen. Ob man einfach mit einfach nur das erstbeste nimmt, was der Arzt vorschlägt oder sich die Möglichkeiten, Unterschiede und Ungewissheiten erklären lässt, kann man auch beeinflussen. Wenn der erste Arzt, bei dem man gelandet ist, einen nicht wunschgemäß zu beraten scheint, ist es zwar richtig lästig, noch eine Arzt zu suchen, aber es steht einem zumindest frei.
(Dass man nicht einfach ohne ärztliches Rezept beliebige Medikamente kaufen kann, ist schon ziemlich sicher richtig so. So viel Selbstbestimmung wolltest du sicherlich nicht erwarten?)
Ich war mal wegen Erkältung oder Grippe oder irgendwas beim Hausarzt. Der fragte mich, wie lange Krankschreibung ich wohl brauchen würde. Als ich ihm sagte, dass ich keine Ahnung habe und für seine Fachkundige Meinung bei ihm bin, hat sich schlagartig geändert, wie er mich behandelt hat. Da wurde ihm eben erst klar, mit welcher Erwartung ich ihn aufgesucht habe.
Ähnliches mag in anderen Fachbereichen auch passieren, dass üblicherweise eine einfache Lösung erwartet wird und diese geliefert wird; dass man eine ganz andere Behandlung erfährt, wenn man signalisiert, dass man mit einer anderen Erwartung kommt. Meine (damalige) Psychotherapeutin fragte mich ziemlich früh, was ich mir von einer Diagnose denn versprechen würde. Damit hatvsie bei und zwischen uns beiden Klarheit geschaffen. Sienhatte sich aber auch ganz frisch hier niedergelassen. Vielleicht war sie noch neu im Beruf und hatte selbst noch nicht die eingefahrenen Erwartungen an die Patienten.
Ein gutes Expertensystem (AI nennt man das glaub ich heute)
Viele nennen auf maschinellem Lernen basierende Algorithmen fälschlicherweise als Kunstkiche Intelligenz und einige würden auch (erfolgreich) versuchen, es als Expertensystem zu verkaufen, aber nein. Diese Dinge haben (bisher) nichts miteinander zu tun.
Trotzdem ja, mithilfe von maschinellem Lernen und Verarbeitung großer Datennengen mit vielen erfassten Faktoren könnte man wohlmöglich sehr gute Medikationsvorschläge erzeugen, die dann aber noch ein echter Experte auf Sinnhaftigkeit prüfen müsste. Sehr interessanter Ansatz, der sicherlich schon in der Entwicklung ist, für den tatsächlichen Einsatz aber erst noch viele rechtliche Hürden überwunden müssen wird.
Ich stelle mir ein Beratungsgespräch vor: "Klassisch würden wir es erstmal mit XY versuchen. Der Algorithmus schlägt bei Ihnen ABC vor. Ich weiß nicht recht, wie er darauf kommt, klingt aber nicht weiter gefährlich. Welches wollen Sie ausprobieren?"
(Und in geschlossenen Foren und Erfa-Kreisen tauschen sie sich über die Ergebnisse des Algorithmus aus, besprechen ob sie darin einen Sinn sehen und ob sie es dem Patienten vorschlagen sollten.)