Eure Höchstgeschwindigkeit & Gedanken dazu

Wer Bremswege für Fahrzeuge definiert, geht implizit davon aus, dass das Fahrzeug nicht imstande ist, den Reifen an die Haftgrenze hin zu belasten.
Entweder, weil die Bremsanlage nicht mehr kann, oder die Schwerpunktlage des Fahrzeugs nicht mehr hergibt.

Aus meiner Sicht ist eine Diskussion über Bremswege ohne detaillierte Betrachtung der Reifen ziemlich sinnlos.
Mit Fahrzeugen, die den Reifen nicht an die Grenze bringen können, wird man mit Sicherheit keinen ernsthaften Bremsvergleich gegen ein besseres Fahrzeug gewinnen...

Gruß, Harald

PS:
Aber das meinte auch schon der Zweirad-Prof auf der Uni:
Der Unfallsachverständige schätzt die Verzögerung mit einer Toleranz von mind. 2 m/s² und berechnet danach die km/h lt. Bremsweg bis auf die Kommastelle... :)
 
Ich hätte ja gar nicht gedacht dass ich mal ernsthaft etwas in diesem Faden zu schreiben habe...
Unvergessen, wie ich seinerzeit bei der Probefahrt mit dem Mango (dort war es etwas hügeliger als bei mir) bergab bis ca. 50 km/h aufgrund der Übersetzung gerade noch mittreten konnte, und bei 56 km/h anfing zu bremsen, weil ich Angst hatte die Gegenfahrbahn vielleicht auch noch benutzen zu müssen...

Danach und nach einigem lesen im Forum hatte ich einfach akzeptiert dass man mit einem Mango eher nicht freiwillig 80 oder 100 fährt.
Das Mango ist dafür einfach nicht gemacht, und ich habe auch noch die alte Lenkgeometrie drin - wobei ich immer mal wieder gehört oder gelesen habe dass die neuere auch nicht unbedingt Wunder vollbringen soll.
Zum richtig schnell fahren sollte man sich wohl besser ein moderneres VM kaufen.

Neulich bin ich mit dem Mango dann aber mal eine Strecke gefahren die ich vorher weder mit Up noch mit VM gefahren bin, gar nicht weit weg von mir - die B486 um Langen in Richtung Mörfelden-Walldorf.
Dass das Gelände - nicht zuletzt durch Brücken - ziemlich "grosswellig" ist wusste ich vom PKW fahren, aber ich habe da nicht weiter drüber nachgedacht, und mir war nicht bewusst dass das Gefälle so einseitig ist...

Auf jeden Fall fuhr ich dort an einem frühen Sonntagmorgen, fast gänzlich ohne KFZ-Verkehr, und plötzlich rollte es wie verrückt...
Obwohl es leicht windig war rollte es so gut dass ich plötzlich 60 km/h drauf hatte... ich weis gar nicht mehr ob ich das zwei oder drei Mal so ging, die 60 km/h gingen recht gut, und ich war alleine auf der Strasse, also liess ich es einfach mal rollen, es zog nur so stark dass ich das Visier der Haube komplett geschlossen habe.
Und beim letzten langen Gefälle stieg die Anzeige auf dem Tacho immer weiter... bis 68 km/h.

Dabei konnte ich sogar reltativ entspannt den Tacho im Auge behalten.
Das Mango rollte so zivilisiert dass ich zwar über bremsen nachdachte, es dann aber doch einfach rollen liess.
Wie gesagt, wäre KFZ-Verkehr unterwegs gewesen hätte ich das nicht gemacht...

Mir ist schon klar dass dieser Wert hier absolut nicht rekordverdächtig ist - ich hätte aber nicht gedacht dass ich persönlich im Mango auf einer Landstrasse mal freiwillig so schnell fahre ;) ... und das völlig spontan, ohne es darauf anzulegen.

Und meine Gedanken dazu:
Zum einen denke ich dann schon was wohl passieren würde wenn jetzt eine Windböe käme oder ein Reifen platzt...
Zum anderen denke auch ich immer darüber nach welche Geschwindigkeiten die Reifen wohl überhaupt vertragen (ich weis, wurde schon diskutiert) ...

Deshalb brauche ich das nicht immer wieder, aber es ist schön zu wissen dass auch das funktioniert.

PS: In der Gegenrichtung bin ich die oben genannten Passagen dann mit ca. 12 km/h gefahren, das hat dann etwas länger gedauert...
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder mal kurz rein gelesen komme ich mir gerade vor wie in einem Speed-Junkie-Forum. Die gibt's jede Menge im Motoradbereich und das führt v.a. zu vielen Kreuzen am Straßenrand mit unglaublich viel Leid in Familien. Muss man jetzt drauf warten, wen es hier als ersten erwischt? Gibt's dann ne Forumsspende für ein Kreuz mit Velomobil drauf?
 
wen es hier als ersten erwischt?
Den gab es doch schon, und zwar iirc so ganz ohne Höchstgeschwindigkeitsambitionen.
So wie ich das hier sehe ist den "Speedjunkies" das Risiko sehr wohl bewußt; wer das nicht eingehen möchte, wird auch nicht so schnell fahren.

Ich habe übrigens nicht den Eindruck von "Speed Junkies" (wobei m. M. n. es jedem selber überlassen ist, welche persönlichen Risiken er/sie eingeht - wichtig finde ich, daß das Risiko für Unbeteiligte nicht absichtlich vergrößert werden sollte. Deshalb finde ich z. B., daß die Schädigung von anderen unter Drogeneinfluß (und dazu gehört auch Alkohol inkl. Bier, selbst hier in Bayern) generell keine Strafmilderung erhalten, sondern strafverschärfend berücksichtigt werden sollte.
Aber in diesem Faden finde ich den Hinweis auf Leid in Familien etwas deplatziert.
Leben bedeutet immer Risiko, und jemand, der mir viel bedeutet, aufgrund eines bewußt eingegangenen Risikos zu Tode kommen sollte, ist das für mich sicher schlimm; wenn dieser jemand aber der Meinung war, das Risiko war es wert, habe ich das letztlich zu akzeptieren.

Ich selber zähle mich übrigens eher zur - ääh - vorsichtigen Fraktion und mir waren 50+ auf dem Leitra-Trike schon zu viel ...

Viele Grüße und einen entspannten Erfahrungsaustausch,
wolf
 
Ist schon klar, dass das Leben NIE ohne Risiko ist, aber wenn so Begriffe wie "Frühbremser" o.ä. fallen, dann wird so eine Diskussion zum hormongeschwängerten, juvenilen Anstacheln. Wer sich als erste*r traut eine bestimmte Grenze zu überschreiten ist der/die "Held*in". Das geht dann halt schnell in den Bereich, wo man mit allem rechnen muss.
Aber in diesem Faden finde ich den Hinweis auf Leid in Familien etwas deplatziert.
Weil das nicht zum Höchstgeschwindigkeitswahn passt? Da muss man natürlich ausblenden, dass es noch Menschen um einen herum gibt. Die Freiheit des einzelnen (zu tun was er will) hört dort auf, wo es die Freiheit (und Unversehrtheit) anderer einschränkt bzw. gefährdet. Das ist dann nämlich nicht mehr Freiheit, sondern Egoismus pur. Passt leider ziemlich gut in unsere schöne Welt. Natürlich fahre ich auch oft schnell, aber das auszureizen liegt mir aus den genannten Gründen nicht. Ich habe Verantwortung für mich, meine Familie, Mitmenschen, Patienten uvm.
Ich selber zähle mich übrigens eher zur - ääh - vorsichtigen Fraktion
Dann versteh ich Dich irgendwie nicht. Also was genau ist jetzt Deine "Botschaft"?
 
Ich weiss nicht, wenn jemand mit dem Milan bei einer perfekten Abfahrt auf über 100km/h kommt und sich freut ist das doch vernünftiger als wenn ich mit dem K bei Wind mit 70km/h schon verkrampfe weil ich die Autos nicht ausbremsen will!
 
Unter dem Aspekt der Unversehrtheit des anderen gehören dann auch Autos sofort abgeschafft, die sind selbst im "Normalbereich" sehr gefährlich.
Stimme Dir im Prinzip aber zu, allerdings bin ich doch überrascht, wie vernünftig die Masse hier ist(y)
Haben hier fast alle die Midlifecrisis schon hinter sich?
 
Unter dem Aspekt der Unversehrtheit des anderen gehören dann auch Autos sofort abgeschafft, die sind selbst im "Normalbereich" sehr gefährlich.
Stimme Dir im Prinzip aber zu, allerdings bin ich doch überrascht, wie vernünftig die Masse hier ist(y)
Haben hier fast alle die Midlifecrisis schon hinter sich?

Before I was on the English pedelec forum, don't worry everything is normal you are no different from them. They had a 50+ club - 50 mph = 80.45 km/h and its members, some over 80 years old, also drew the same flames of hell comments.

I go as fast as I can when there is no risk of me injuring an innocent member of the public. Innocent member of the public does not include phone zombies or other people not paying attention on the open road. Only last week a young lady smoking a joint in the middle of the shared cycle path went left then right then left again with her eyes saying what in the hell is that hallucination - trikes do that to some people. I missed her, I wasn't going very fast and I wasn't stoned, she was! On the way back I stayed on the road with the cars, less dangerous than pedestrians...

On the trike with the tires I have 50+ km/h is quite usual, I am trying for 70 km/h on a special section of road, it is legal, I do have to brake because at the end of the hill there is a 50 km/h zone as you enter the village. Legally I can ride up to 80 km/h in France but there is no way I can do that on an un-faired trike on the roads near me, none are straight and steep enough... I have no death wish but I have always loved speed, if I die from it on my trike my sons will understand.
 
hey had a 50+ club - 50 mph = 80.45 km/h and its members, some over 80 years old, also drew the same flames of hell comments.
Pro Lebensjahr ein km/h schneller... Stairway to Heaven ... (da fällt mir ein, dass ich noch ein bisserl Bass üben sollte)

On the way back I stayed on the road with the cars, less dangerous than pedestrians...
That's an expierence You can strictly reproduce in any attempt using a combined track for bicycles and pedestrians. Who wonders at a speed difference by a factor of 5-30?
 
Ich glaub ich hab's schon mal angedeutet. Mit welchem Recht erheben sich "Frühbremser" zu den Hütern der Moral. Weil sie selber nie Skifahren, oder Motorrad oder im Auto mit 80 eine baumbestandene Allee entlang. (Was selbst in modernen Autos tödlich endet im Fall eines Fahrfehlers oder nicht eingefangenen Reifenplatzers.)

Mich gefährden nicht die die schnell fahren, sonder die die es nicht können. 30m vor dem Kreisverkehr noch überholen anfangen und nicht fertig werden. Der eine hätte kurz un knackig beschleunigt und so die Situation entschärft, aber wenn man das natürlich nicht kann, dann muss man spätestens wenn man mit dem Auto neben einem VM in einen Kreisverkehr einfährt
ausblenden, dass es noch Menschen um einen herum gibt.
Ansonsten müsste man sich selbst hinterfragen und das schmerzt die Seele. Ich bin bei den Guten, denn ich fahre langsam. Wer langsam fährt ist von vorn herein moralisch überlegen. Da kann man sich schon mal über andere erheben, die das anders handhaben. :sick: Könnt kotzen bei so viel Selbstgefälligkeit.
 
Ich glaub ich hab's schon mal angedeutet. Mit welchem Recht erheben sich "Frühbremser" zu den Hütern der Moral.
Wann erhob ich mich als Hüterin der Moral? Was ich schrieb, war doch genau das "kenne Deine Grenzen und die Deines Fahrzeugs und handle danach!"

Wobei ich an dieser Stelle einstreuen sollte, dass ich bei dem Verkehrsunfall, den ich Anfang der Woche im Auto hatte (Wohngebiet, unübersichtlich, mit dem Rad wäre ich auch nicht langsamer gewesen, Anwohnerin bog von rechts aus Seitenstraße in nicht einsehbare Engstelle ein, schnitt dabei die Kurve, und da kam halt ich an...), auf dem Rad keine Chance gehabt hatte, das unverletzt zu überstehen - ganz im Gegenteil. Da hilft Fahrzeugbeherrschung auch nicht weiter.

Und das macht mir ziemlich zu schaffen, schlimmer noch als die Erfahrung, dass mein Rad auf einer kurzen kräftigen Gefällstrecke (von Diedenbergen/Breckenheim hinunter nach Wallau) fast von der Straße gehoppelt ist und dass die Bremsen letztlich zu schwach waren, es im Zaum zu halten)
 
Zuletzt bearbeitet:
So als Quintessenz: Mir sind 100 "Gammler" viel lieber als 1 Raser. Erstere bilden, selbst wenn es zum Unfall kommt, eine viel viel geringere Gefahr.
Aber auf vielen Landstraßen wird hier auch gern 120 gefahren im KFZ :/ Ob ich da so viel gefährlicher lebe, wenn ich im VM 50-60 fahre? Eher nicht.
 
@Gear7Lover hat ja schon das meiste gesagt.

Mich nervt, dass es nur um die Geschwindigkeit geht, aber nicht um die Randbedingungen:
  • Straßenzustand (trocken oder rutschig; glatt oder rau)
  • Wind (windstill oder böig)
  • freie Bahn oder dichter Verkehr
  • schnurgerade oder kurvig
  • enge oder sehr breite Straße
Bei guten Bedingungen ist eine hohe Geschwindigkeit unkritisch, weil wenig Störkräfte wirken, und man genug Platz hat, um zu reagieren. Bei schlechten Bedingungen nicht. Und selbst wenn ich umkippe: solange ausreichend Platz ist und ich ungestört dahinrutsche, passiert wenig; wenn ich kollidiere, ist das schon bei sehr viel geringeren Geschwindigkeiten fatal.

Und dann eben noch der Fahrer: Wie gut sind seine Reflexe trainiert? Wie gut kennt er sein Fahrzeug? Ich weiß, dass ich mir bei 70 km/h keine Sorgen machen muss, denn das fahre ich fast täglich (durch eine Autobahnunterführung). Aber schneller als das werde ich nur alle paar Monate, und dort weiß ich nicht, wie sich das anfühlt – sondern das geht nur mit voller Konzentration. Und ich brauche mir nicht einzubilden, weil Fahrer xy mit meinem VM eine hohe Geschwindigkeit erreicht hat, kann ich das auch – nein, ich muss meine Grenzen kennen. Mich an diese herantasten. Keine Angst haben, aber Respekt.

Ich habe eben eine Eigenverantwortung; es ist eben nicht wie beim Auto, wo alles x-fach überdimensioniert ist, und mich elektronische Helfer vor groben Dummheiten bewahren. Ich muss mich nicht von anderen Leuten einschüchtern lassen, aber eben auch nicht blind nacheifern, sondern meine Bedingungen, mein Fahrzeug und meine Fähigkeiten sind entscheidend.
 
Ich würde die Diskussion mal so zusammenfassen: Wenn man sich sicher ist, daß man das eigene Fahrzeug gut genug kennt und beherrscht, und wenn man die Verkehrssituation gut genug einschätzen kann, spricht nichts dagegen, sich auch mal ein bißchen dem Geschwindigkeitsrausch hinzugeben - mache ich (selten) auch sogar im Mango :) . Aber für mich ist dann Bedingung, daß ich nach menschlichem Ermessen ausschließen kann, daß ich andere damit gefährde - nichts anderes sagt auch die STVO, die ja auch für uns gilt. Und das schließt sowohl ein, daß Bremsen, Reifen, Fahrwerk etc. in entsprechend geeignetem Zustand sind, als auch, daß ich die Strecke gut genug kenne und überschauen kann.
Ansonsten gebe ich @Jack-Lee völlig recht:
So als Quintessenz: Mir sind 100 "Gammler" viel lieber als 1 Raser. Erstere bilden, selbst wenn es zum Unfall kommt, eine viel viel geringere Gefahr.
 
Ich ergänze:
  • Streckenkenntnis
Ohne diese wäre ich z. B. seinerzeit nicht auf die Idee gekommen, das RR die Gauseköte runter auf > 90 km/h zu bringen. Und den Brocken sind wir zu zweit auch nur deshalb derart runter gebrettert, weil wir vorher bergauf jede Kurve und jeden Teerflicken kennen lernten (im Gegensatz zu den 99% Radfahrern, die bergauf die Brockenbahn nehmen).
 
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