Enuu als Leihfahrzeug in Berlin

Es könnte sich hier um die Broken-Windows-Theorie handeln. Könnte also vom sozialen Umfeld der Wohngegend abhängen.
Ich kann aber auch in Wien , beobachten , daß sehr ruppig mit Leihrollern und , vormals , Leihrädern , umgegangen wird.
Ja, ich bin auch ein Anhänger dieser Theorie. Wissenschaftlich ist sie allerdings mindestens stark umstritten. "Don't be gentle, it's a rental" trifft mit Sicherheit auch zu - allerdings ist der Vandalismus ja gerade nicht durch die User/Kunden sondern eher durch die, die das nicht sind. Da bricht sich also mit Sicherheit auch Frust bahn, insbesondere bei den kreuz und quer behindernd abgestellten eTretrollern. Ein solcher lässt sich ja auch leichter in den Rhein schmeissen oder an einem Baum aufhängen als z.B. ein Car-Sharing-Smart. Dann kommen noch die dazu, die den Vandalismus als generische Kritik am kapitalistischen System der Leihfahrzeuge zu Lasten des öffentlichen Raumes sehen und äussern, unabhängig von einer tatsächlichen konkreten Behinderung im Einzelfall. Und dann gibt es da noch die Gruppe, die die Polizei immer so schön als "erlebnisorientierte Jugendliche" beschreibt - flapsig gesagt männliche Teenager und junge Erwachsene mit zu viel Alkohol im Blut, zu hohem Testosteronspiegel und unter dem Einfluß von Gruppendynamik. Das wiederum hat mit Systemkritik oder Frust über behinderndes Abstellen gar nichts zu tun - im Gegenteil: Der Overlap mit den tatsächlichen Kunden gerade der eTretroller dürfte da durchaus erheblich sein.

Insgesamt also eine durchaus komplexe Gemengelage. Und zumindest hier in Berlin ist nervigerweise Alles, was im öffentlichen Raum installiert oder abgestellt ist Ziel von Schmierereien, Vandalismus, Mißbrauch und Diebstahl. Völlig egal ob es ein Leihfahrzeug ist, eine (Sitz)Bank oder nur eine Hauswand oder schlicht ein Verkehrsschild. Ich habe hier im näheren Umfeld einen Bereich, der vor nicht allzulanger Zeit neu gestaltet wurde mit Platz für Fußgänger, Sitzbänken etc.. Sobald da irgendwas aufgestellt war wurde es beschmiert - die Baustelle war noch monatelang im Gange, d.h. der ganze Kram noch nicht mal offiziell öffentlich nutzbar da abgesperrt. Da ist Berlin schon echt eine besondere Nummer, in anderen Städten habe ich das bisher nicht ansatzweise in diesem Ausmaß wahrgenommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei deinen 3 potentiellen Tätergruppen (Nutzer, Systemkritiker und Jugendevent) würde ich die steile These wagen, dass die letzte Gruppe fast die komplette Fallaufklärung liefern kann bzgl. mutwillig zerstörten oder versenkten Leihfahrzeugen. Nutzer würden vielleicht mal übermütig die Grenzen beim Fahren austesten, aber sicher selten im Rhein parken, was sie selbst mit der personalisierten App gebucht haben. Urbane Systemkritiker dürften sich schon noch eher an großen KFZ austoben, statt klare Meinungen zu "Alternativen" auszuleben. Und ältere Fußwegblockwarte würden sie eher beim Nachbarn auf die Straße schieben und die Polizei wegen Verkehrsbehinderung rufen, als sich selbst der Sachbeschädigung verdächtig zu machen.

Übrig bleiben die üblichen Verdächtigen. Und da wären Im Vergleich zu großen Leih-KFZ v.a. 2 "Auslöser" naheliegend, warum ENUU, Roller und sonstige Leichtfahrzeuge schneller Opfer jugendlicher Triebtäter werden:
  1. Aufmerksamkeit - das ist neu, das fällt auf, da muss man sich mal dran probieren, was man alles damit anstellen könnte.
  2. Handlichkeit - 2 Tonnen kriegst du nicht vom Fleck, kannst du höchsten vor Ort verbeulen. So was Leichtes hingegen... was'n Spaß.
... wie für fast alle Gewaltprobleme im öffentlichen Raum gibt es also nur eine wirkliche Lösung: Junge Männer verbieten.
 
... wie für fast alle Gewaltprobleme im öffentlichen Raum gibt es also nur eine wirkliche Lösung: Junge Männer verbieten.
Du musst das schon Gendern... :ROFLMAO:
"junge Männinnen verbieten"

Bei den Leihsystemen in Wien , gibt es eines , das wirklich funktioniert. Beim City-Bike liegt es wohl daran , dass die Räder an fixen Standorten verriegelt sind und auch dort wieder zurückgegeben werden. Vandalismus ist hier die Ausnahme.
Bei allen Leihsystemen die Versagt haben , war dies nicht der Fall!
 
@GandalfderGraue : Nee, da muss man nicht gendern, weils halt (fast) nur die Männer betrifft... Wie bei meinem beschädigten Auto oder der vollgepissten Eingangstür.
Und Vandalismus ist z.B. bei den Trettyrollern auch überraschend selten... Das Fahrzeug muss wohl erst einen subjektiv "schlechten" EIndruck hinterlassen, der ausreichend tief verankert ist, damit man im Suff noch eine Motivation draus bauen kann: E-Autos, 45km/h Verkehrsbremsen, Radfahrer...
 
Vlt kurz zum Hintergrund dieser Fahrzeuge:
In China heißen die 老年代步车, "Alte Leute Zu-Fuß-Gehen-Erstz-Fahrzeug". Typischerweiße los von Opa und Oma genutzt um irgendwas mit ihrem Enkel zu machen.
Fahren idR. max. so um die 40km/h, in der Praxis wird das aber selten ausgereizt. Führerscheinfrei. Kosten je nach Ausstattung ca. 1000€.

Technisch gesehen sind die vom Antrieb eig. gleich wie die Elektroroller, also auch die gleichen Motorcontroller und nen bürstenlosen Gleichstrommotor. Der sitzt allerdings mit einem Getriebekasten an einer (schweren) Starrachse hinten, kein Nabenmotor.
Es gibt diese Getriebekästen sogar mit 2-Gang-Schaltgetriebe, also extra Berggang. Allerdings ohne Kupplung, man muss zum schalten also kurz stehen bleiben.
Ansonsten gibts die volle Vielfalt: dreirädrig oder vierrädrig, Blattfedern oder MacPherson, einsitzer wie hier jetzt nur wenige, idR. eher mit kleiner Rückbank, aber auch für bis zu 6 Personen und als Pickups.
Ebenso sowohl mit Blei- also auch Lithium-Akkus.
Ich habe mich auch immer über die Blei-Akkus gewundert, aber man muss sagen, dass es in der Praxis bei eben doch wunderbar funktioniert, für sgen wir mal 2-3 Jahre und man sie danach an jeder Ecke einfach so austauschen lassen kann. Hierbei gibt es ein wunderbares Rücknahme-System bei dem die alten Akkus direkt in Zahlung genommen und auf den Kaufpreis der neuen angerechnet werden.

Klar, aus VM-Forum sich wirken die durchaus abschreckend, idR. um die 400kg, Leichtbau sieht anders aus. Alleine ein Rad wiegt glaube ich ca. 5kg.
Dafür sind sie aber sicher deutlich massentauglicher als irgendwas mit treten, man hat abgesehen von Klimaanlage den vollen Wetterschutz.
Familientauglich, sogar Camping- und Reisetauglich wenn man auf den Pickup noch nen Benzin-Generator schnallt. Alles machbar.

Die großen Vorteile ggü. klassischen Autos sind dass sie eben doch deutlich kleiner und langsamer sind.
Von daher fände ich es durchaus sehr gut, würden die sich auch hier durchsetzen, alle mal besser als die Situation jetzt. Ich glaube aber nicht dran. Alle wettern dagegen. Bei uns, hier im Norden Berlins, Einfamilienhaussiedlung parken alleine in unserm Straßenabschnitt ca. 10 fette Autos aufm Gehweg, tagein tagaus, völlig toleriert, obwohl natürlich illegal. Wenn das Auto aber plötzlich deutlich kleiner ist gibts den großen Aufschrei. Auch diese vorgeschobene Radweg-Debatte. Wer die Berliner Radwege kennt weiß dass man sowieso nie auf die Idee käme mit solche einem Auto dadrauf zu fahren.

Hier mal zum Abschluss ein paar Impressionen der Vielfalt dieser Autos:

203560582.jpg464872621.jpg824260553.jpg930813284.jpg1709163429.jpg1982366651.jpg
 
Fein, danke für den Hintergrund!
Bei Vowag hatten die an ihren ersten Prototypen sone 2-Gang-Starrachse-mit-Motor an Blattfederung dran, dazu Tretgenerator. Geht auch, Leichtbau ist anders.
 
Gestern stand im Kölner Stadt Anzeiger, dass ein Leihroller-Vermieter mehrere 100 ! (glaube ich fast nicht) dieser Roller im Rhein geortet hat.
Genauer gesagt über 500. Stammt ursprünglich vom WDR: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/e-scooter-aus-dem-rhein-100.html
Die Verleiher gucken unschuldig und tun als ob nix wär, die Städte sind sauer.
Und möglicherweise betrifft das Problem manche Anbieter mehr als andere:

Daß sie aber offenbar das Thema jahrelang ignoriert haben und erst jetzt, nachdem die Öffentlichkeit aufmerksam wurde, zwecks Greenwashing in die Gänge kommen, zeigt sehr schön die problematischen Seiten der Sharing Economie und die Attitüde der Anbieter.
 
Geht auch, Leichtbau ist anders.
Ja. Im Fahrrad-Leichtbaubereich gibts all diese Teile halt nicht von der Stange zu kaufen. Man muss sonst tatsächlich sprichwörtlich selbst das Rad neu erfinden. Oder wo gibt es einseitig aufgehängte Räder ohne Lager, also zum Schrauben auf eine Antriebswelle, einfach so preiswert und stabil von der Stange zu kaufen, für Standard-406-Fahrradreifen?
Bei Fahrzeugen wie den Enuu greift man eben auf preiswerte Massenproduktion zurück was das ganze viel billiger (und schwerer) macht.
zeigt sehr schön die problematischen Seiten der Sharing Economie und die Attitüde der Anbieter.
Ja, nicht so richtig schön. Aber, ohne dass ich irgendwelche Beziehungen zu denen hätte, sehe ich sie irgendwie auch als Opfer. Immerhin wurden ihnen die Roller quasi geklaut und sicherlich illegalerweise ins Wasser geschmissen. Glaube kaum, dass sie die da selber reinschmeissen.
Wenn ich melden würde, dass mein Fahrrad geklaut wurde und dann auch noch dafür haften soll, dass es jemand ins Wasser geworfen hat wäre ich auch nicht so begeistert davon.
 
Ja, nicht so richtig schön. Aber, ohne dass ich irgendwelche Beziehungen zu denen hätte, sehe ich sie irgendwie auch als Opfer. Immerhin wurden ihnen die Roller quasi geklaut und sicherlich illegalerweise ins Wasser geschmissen. Glaube kaum, dass sie die da selber reinschmeissen.
Das nicht. Allerdings ist das Problem eines, das sofort auffällt, wenn man das allererste mal über den Businessplan nachdenkt. Lange bevor die Firma gegründet ist und auch nur ein einziger Roller gekauft oder gar aufgestellt und verliehen. Die Anbieter haben mittlerweile Jahrelange Erfahrung in vielen Städten der Welt und können noch dazu von Dekaden Erfahrung mit Verleihgütern in anderen Businessmodellen profitieren. Jetzt so zu tun, als ob das völlig überraschend wäre oder - noch besser - dass ihnen gar nicht aufgefallen wäre, dass ihnen allein in Köln ein paar 100 Roller abhanden gekommen sind und wo die wohl sein könnten (trotz GPS Modulen in den Fahrzeugen und laufender Ortung) ist schon ein wenig dreist. Sie haben sich entschieden, ein Roaming/Floating Modell für ihre Leihfahrzeuge anzubieten, weil sich damit mehr Umsatz machen lässt. Sie nutzen dazu öffentliche Infrastruktur, bisher, ohne dafür zu bezahlen. Die Nutzer heizen verbotenerweise über die Gehwege, die Unfallquoten sind erheblich. Ihre Gerätschaften rümpeln überall die Gehwege zu, teilweise von den Anbietern selbst dahin gestellt, gehen allen Leuten auf den Keks und sind zudem für Sehbehinderte eine enorme Behinderung und erste Gefahr. Interessiert die Anbieter alles nicht. Marktdurchdringung und Umsatz ist alles was interessiert - die sind im negativsten Sinne des Wortes asozial. Die kostenlose Nutzung öffentlicher Infrastruktur (kurz: unserer Steuergelder) ist Teil des Businesskonzepts, die Behinderung anderer bewußt tolerierter Kolateralschaden. Nein, Opfer sind die bestimmt nicht.

Wenn ich melden würde, dass mein Fahrrad geklaut wurde und dann auch noch dafür haften soll, dass es jemand ins Wasser geworfen hat wäre ich auch nicht so begeistert davon.
Es mag Dich überraschen, aber das ist so. Eigentum geht mit Verantwortung für dieses und die Folgen davon einher.
 
Wir sollten wieder mehr in die Richtung „wo werden 25 km/h Velocars zukünftig fahren“ und die zugehörige Problematik am Beispiel des real existierenden Enuu diskutieren, obwohl wir wissen, das der Enuu kein Velocar ist.

Die ganze Leihfahrzeug-Debatte gehört hier nur am Rande hin, zur Erklärung des Vandalismus, der sich m.E. keinesfalls auf Privatfahrzeuge übertragen lässt.

Tempo 30 auf den meisten Straßen der Städte ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Reicht das aus, um sich mit pedalgetriebenen Velocars sicher auf den Straßen zu bewegen, die ja idR < 25 km/h unterwegs sein werden ?
 
Wenn nicht alles mit runden Schildern mit rotem Rand und Fahrrad gepflastert wird?
 
@smallwheels : Ja, ganz schlimm die Teile. Lieber schnell verbieten und wieder aufs gute alte SUV setzen. Denn da zahlt man ja wahnsinnige 0€ im Jahr Steuern (wenns einen E Antrieb hat wie der Roller), 0€ Steuern auf Treibstoffe und darf noch viel viel mehr der Infrastruktur nutzen, als es dutzende Roller könnten. Aber sie landen wenigestens nicht im Fluss. Dafür brauchts pro Fahrzeug und transportierter Person nicht 15kg Material, sondern 1800kg.
Das Problem sind weder die Roller, noch die Verleiher, sondern die Gesellschaft die fremdes Eigentum mit zu wenig Status einfach behandelt wie sche***. Wenn man denen, die die Roller z.B. im Fluss versenkt, das Handy weg nimmt und mit nem Hammer zertrümmert, wären die ehemaligen Besitzer sicher auch ganz doll am rum weinen. Aber Zeug Anderer kaputt machen ist ja nicht so wild. Hier brauchts eher Erziehung, bessere Nachverfolgung seitsn der Strafverfolgungsbehörden und auch mal nennenswerte Aufklärung.

Aber wenn ich dir dein Auto abfackel, findest du es ja scheinbar auch gut, dass ich dich dann noch wegen Umweltschäden anzeige. Was lässt du denn auch einfach zu, dass ich dein Eigentum beschädige? Unerhört...

@seemann11 : Da in Deutschland jeder Blitzer ne Woche vorher angekündigt wird, wird eh oft so schnell gefahren wie man gerade will. Das Risiko auf Strafen ist minimal, die Strafen selbst zudem genauso lachhaft. Wenn Tempo 30 eingeführt werden würde, würde die real gefahrene Geschwindigkeit kaum sinken. Auch in den jetztigen 30er Zonen wird hier 50 gefahren, auch gern von Polizei oder Linienbus. Was bringen Gesetze und Vorgaben, wenn diese nicht kontrolliert werden? Dann halten sich viele halt einfach schlicht nicht dran.

Gruß,
Patrick
 
Tempo 30 auf den meisten Straßen der Städte ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Reicht das aus, um sich mit pedalgetriebenen Velocars sicher auf den Straßen zu bewegen, die ja idR < 25 km/h unterwegs sein werden ?
Interessante Frage. Ich würde vermuten, es verbessert die Situation, reicht für sich alleine jedoch nicht aus, um die Akzeptanz bei den potentiellen zu erhöhen (die Frage der Sicherheit mal ausgeklammert). Entscheidend dabei dürfte die Frage sein, ob Tempo 30 die Aggressivität und damit die gefühlte Bedrohungslage im Strassenverkehr für die Fahrer solcher Fahrzeuge mindert. Wenn wir der Einfachheit halber einfach mal annehmen, durch Tempo 30 würde der - ebenfalls gefühlte, nicht zwingend objektive - Geschwindigkeitsnachteil bei der Erreichung des Fahrziels ausgeräumt und auch die sonstigen Aspekte von Image über Preis bis Transportkapazität wären auf magische Weise kein Problem mehr dürfte das möglicherweise sogar der entscheidende Faktor sein. Ich hatte da gestern ein ganz erhellendes Erlebnis: Ich fuhr gestern Abend zweimal durch die Stadt, erst im Hellen, später noch mal im Finstern. Auf Strassen, die normalerweise stark befahren sind, was das Fahren sehr unangenehm macht. Gestern war nun aus irgendwelchen Gründen sehr wenig Verkehr. Das führte dazu, dass die Autos, die unterwegs waren, zum einen fast alle grosszügige Überholabstände liessen und zum zweiten zu meiner Überraschung ebefalls überwiegend relativ langsam fuhren (von Ausnahmen abgesehen). Ich fuhr daher auch an Stellen entspannt auf der Strasse, wo ich normalerweise freiwillig auf's den nicht verpflichtende Hochbord-Radweg switche. Verkehrsdichte ist also ein durchaus relevanter Faktor für empfundenen Stress.
Es gab nun einige Stellen, wo der Verkehr dichter war - längst nich so, wie normal werktags, aber wesentlich mehr als gestern im Durchschnitt erlebt. Aber wie gesagt immer noch vergleichsweise locker und reichlich Platz zwischen den Autos, kein Stau, allerdings hatte jeder Autofahrer immer n andere Autofahrer um sich rum. An diesen Stellen war der Verkehr nicht nur dichter, es wurde auch deutlich schneller gefahren und enger überholt. Und schon war es wieder vorbei mit der empfundenen Gemütlichkeit. Mein eigenes "Reisetempo" war durchgängig leicht oberhalb von dem, was von Velocars zu erwarten wäre - zwischen knapp 25 km/h und gut 30 km/h, selten mal bei 20 km/h. Die 20 km/h Marke wiederum erkennt man auch ohne Tacho ganz gut, weil die von den eTretrollern als hartes Geschwindkeitslimit gefahren wird und die Dinger sind aktuell wieder in Scharen unterwegs. Offenbar sind die Touristen zurück in Berlin. Die fahren ja auch auf der Fahrbahn (und gestern auch tatsächlich - auf dem Gehweg habe ich im Gegensatz zu sonst keinen fahren sehen) und kommen offenbar ganz gut klar, trotz niedriger Geschwindigkeit und grosser Geschwindigkeitsdifferenz zum normalen PKW-Verkehr. Allerdings ist meine persönliche Meinung: "not for the fainted hearted" - da muss man schon ein robustes Nervenkostüm haben oder einen grossen Mangel an Phantasie, alternativ einen erheblichen gesunden Optimismus, um sich damit in den normalen Stadtverkehr reinzustürzen. Gestern hätte ich das auch gemacht.

Ergo: Wenn die Verkehrsdichte abnimmt könnte das klappen. Wenn die Geschwindikeit niedriger wird schadet das sicher nicht, damit sie abnimmt muss sie aber überwacht werden, sonst endet das so, wie das Thema Parken auf dem Radweg. Da waren gestern durchaus einige Kandidaten dabei, die 70+ für eine angemessene innerstädtische Geschwindigkeit halten.

Spanien hat kürzlich flächendeckend Tempo 30 (und teilweise Tempo 20) innerstädtisch eingeführt: https://www.heise.de/news/Spanien-fuehrt-30-km-h-Tempolimit-innerorts-ein-6043809.html
In Deutschland ist allerdings jeglicher Vorschlag in die Richtung politischer Selbstmord. Hier in Berlin ist das durchaus im Gespräch, allerdings rudern in Anbetracht des laufenden Wahlkampfs sogar die Grünen zurück und rufen ihre eigene Verkehrsenatorin zur Ordnung: https://www.tagesspiegel.de/berlin/...n-will-tempo-30-zonen-ausweiten/27302448.html

In der Summe würde ich sagen: Tempo 30 wäre sicherlich sinnvoll, ganz unabhängig von Velocars, würde diesen aber sicherlich mehr Akzeptanz verleihen. Für sich allein reichte das aber mit Sicherheit nicht aus, es ist ein Mosaikstein. Und wenn die Dinger 30 führen / fahren dürften, wäre das sicherlich besser.

Interessant, wenn auch nicht relevant, wird, wie sich die Velomobilfraktion positioniert, wenn Tempo 30 kommt. Zumindest bei einigen heisst es ja regelmässig, "Tempo 50 gilt nicht für mich gemäß STVO, ich darf schneller und das mache ich auch, wenn ich das kann". Analoges gilt ja dann auch für Tempo 30. Bloss dass sich die 30 per Fußantrieb deutlich einfacher und häufiger knacken lassen als die 50... Wird also spannend, ob Gesetze dann mal wieder nur für "die anderen" gelten und man selbst aus Gründen moralischer oder sonstiger Überlegenheit sich nicht dran halten muss. ;)

PS: Unterwegs habe ich gestern zwei Enuus gesehen. Beide ordentlich geparkt am Strassenrand auf PKW-Parkplätzen. Keinen in Fahrt.
 
Da in Deutschland jeder Blitzer ne Woche vorher angekündigt wird, wird eh oft so schnell gefahren wie man gerade will.
Für Köln kann ich das nicht bestätigen. Die Stadt stellt ständig diese neuen Anhänger Blitzer auf und um,
sogar in Anliegerstraßen, wo kein Mensch drauf käme, dass dort geblitzt wird.

Auf den großen Tempo 30 Straßen (z.B. Ringe oder die Bergisch Gladbacher Straße) wird gefahren wie auf dem Verkehrsübungsplatz. Mit meinem 45er Alleweder ist das richtig gemütlich, die Bergisch-Gladbacher habe ich früher immer gemieden. Mit einem leichten schnellen Velomobil könnte selbst ich als Schwachtreter dort mit 30-32 km/h mitschwimmen.
Aber wie sieht es aus mit einem Podride o.ä. Die man ja kaum über 25 km/h getreten bekommt ?

Wer von den Berlinern hier leiht sich mal ein Enuu und berichtet ?

Diese Anhänger Blitzer werden (in erheblicher Anzahl) entweder von der Stadt selbst, oder von privaten Betreibern auf Bestellung der Stadt aufgestellt.
 
Wer von den Berlinern hier leiht sich mal ein Enuu und berichtet ?
Ich berichte, wenn ich mal einen fahrenden Enuu sehe. Dann häng ich mich dran und beobachte. Im Moment sehe ich sie nur am Straßenrand stehen, wobei sie häufig wie Motorroller auf dem Gehweg stehen.
 
Vin den ganzen e-verleih-irgendwas finde ich lediglich Velocity in Aachen akzeptabel. Grund: Feste Stationen inkl. Ladestation. Ohne solche festen Plätze ist das IMHO inakzeptabel. Ich verstehe nicht, warum die Städte darauf nicht bestehen.
Mit dem Vandalismus hat auch Velocity zu kämpfen und baut die Bikes inmmer stabiler. Ich finde es erstaunlich wie die tapfer durchhalten und so langsam Aachen mit einem akzeptablen Netz an Stationen überziehen. Ich freue mich darauf, wenn es denn dann auch mal eine Station in Würselen gibt. Dann brauche ich mich uns abstellen meines Rads (Diebstahl) für meine gelegentlichen fahrten in die Aachener Innenstadt keine Gedanken mehr zu machen. Den Preis (1,50 € für 30 Minuten) finde ich sehr günstig, eine Busfahrt kostet in Aachen 3,60 €.
https://www.velocity-aachen.de/
 
@Jack-Lee , hier ein Aufsatz zu Einsatzgrundsätzen der kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung. Kreis Unna
Ziel ist erstmal die Unfallprävention, und da machen auch Ankündigungen Sinn. Nicht jeder Blitzer wird aber angekündigt. So kenne ich das auch aus Gesprächen mit einem befreundeten Polizisten hier aus der Gegend.

Genauso gibt es auch Schwerpunktwochen Radverkehr, bestimmt wieder zu Beginn der dunklen Jahreszeit…
 
Am Besten macht man die Fahrzeuge einfach so schwer, also wenigstens 1 Tonne, dass sie niemand mehr so leicht in den Fluss schmeisst.
Und wer Fahrzeuge von unter 1 Tonne herstellt oder vermietet ist halt selbst schuld wenn sie geklaut oder zerstört werden. Außerdem sollte die Öffentlichkeit hier mal ganz besonders genau hingucken, während tagein tagaus tonnenschwere Autos unbehellgit falsch parken dürfen, das war schließlich schon immer so.
Wer überfahren wird ist sicherlich auch selbst schuld, weil er nicht die passende Knautschzone mit gebracht hat...

Was ist eig. mit den ganzen Motorrädern und -Rollern auf den Gehwegen? Bei denen ist das ok, weil sie einen Verbrennungsmotor haben? Da müsste es doch schon seit Jahrzehnten einen permanenten Aufschrei geben.

Klar waren diese Probleme in solch einer asozialen Gesellschaft absehbar. Trotzdem würde ich mir doch auch etwas Anerkennung wünschen wenn es jemand trotzdem mal versucht weg von dem bisherigen Modell zu kommen, hin zu weniger Energieverschwendung, weniger Verkehrstoten, weniger Emissionen,...

Car-Sharing mit tonnenschweren Autos gilt als der große Retter aus der Klimakrise.
300-400kg E-Autos wie der Enuu die max. ca. 30km/h fahren gelten als gemeingefährlich und hinderlich.
10-20kg E-Roller bis ca. 20km/h gelten als Zerschandelung unser Städte.
Verkehrte Welt... Will gar nicht wissen, als was Radfahrer oder gar Fußgänger nach der Logik dann gelten müssten...
 
Schade, das die Diskussion wieder in das schwarz weis Denken abgleitet. Wieso ist man gleich gegen jede Änderung, wenn man sich über illegal abgestellte Fahrzeuge ärgert, und auf die ökologischen Probleme der derzeit anzutreffenden Verleihsysteme hinweist. Wenn ich die heutige Stadttour als Beispiel nehme: 1mal Kfz, 1mal Escooter, die mich vom Radweg auf die Fahrbahn zwangen,
 
Zurück
Oben Unten