Elektronischer Rückspiegel

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Die meisten von uns werden das leidige Thema mit dem Rückspiegel kennen:

Oft ist er gerade verstellt, weil man ihn mal wieder unabsichtlich berührt hat oder er war beim Abstellen des Rades im Weg.
Spiegel, die an einem längeren Ausleger befestigt sind, neigen zu Schwingungen während der Fahrt.
Ohne möchte man aber auch nicht unterwegs sein, denn der Schulterblick ist nicht so einfach möglich, wie auf dem Up.
Spiegel am Velomobil funktionieren, haben aber einen beträchtlichen toten Winkel. Spätestens mit Haube wird es schwierig.

Vor einiger Zeit hat mich das ganze so genervt, dass ich mir überlegt habe, wie sicher auch schon andere in diesem Forum, einen elektronischen Spiegel, bestehend aus Camera hinten am Rad und Display am Lenker, zu bauen.

Das Ergebnis möchte ich Euch heute präsentieren !

Bevor ich etwas zum Design erzähle, hier erstmal ein paar Bilder:

display-desktop-01-s.JPG

Displayeinheit


cam-desktop-01-s.JPG

Camera
 
Eigenschaften
Die Displayeinheit wird per USB-C Buchse mit 5 V versorgt.
Über ein 4-adriges Flachbandkabel ist es mit der Camera verbunden.
Das Kabel dient zur Datenübertragung und zur Stromversorgung der Camera.
Die Displayeinheit kann mittels Quarterturn-Adapter z.B. am Dashboard des VM oder am Lenker des Liegerades befestigt werden
Andere Positionen sind natürlich möglich (z.B. seitlich mittels der Adapter von @AxelK ), andere Befestigungmethoden auch.
Das verwendete Display ist transflektiv, das heisst, das Bild ist bei vollem Sonnenlicht noch zu erkennen.

Das Kameragehäuse passt in eine Lüftungsöffnung an meinem M9.
Ein Gehäuse für die Montage am Gepäckträger beim Liegerad ist schon in Arbeit.
Gehäuse für andere Velomobile sind geplant.

Designziele
Ich wollte einen Rückspiegel haben, den ich ohne weiteres an meinen Liegerädern betreiben kann.
D.h. die Stromaufnahme sollte so gering sein, dass man den Spiegel aus dem Nabendynamo versorgen kann (und noch Licht hat).
Ausserdem wollte ich bei allen Lichtverhältnissen etwas erkennen können.
Displayeinheit und Camera sollten wasserdicht sein.

Während der Entwicklung sind mir ein paar weitere Dinge aufgefallen, die wichtig sind:
Z.B. sollte die Montage einfach sein, und das sollte das Kabel mit einschliessen.

Dies sind die technischen Daten, die ich erreicht habe:

  • Leistungsaufnahme: 1W, gemessen am 5V - Eingang
  • Auflösung: 240 x 320 Punkte
  • Versorgungsspannung 5V
  • Wasserdichtigkeit Camera: Ja
  • Wasserdichtigkeit Displayeinheit: Ja

Das Kabel, das Camera und Displayeinheit verbindet, ist ein handelübliches Flachbandkabel. Die Stecker sind vom Typ JST-PH.
2,10 m genügen in meinem M9. D.h. wer mit einer Crimpzange umgehen kann, könnte sich so ein Kabel selbst mit der benötigten Länge herstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und hier noch ein paar Bilder :

display-m9-01.JPG
Display am Dashboard meines M9.
(Hierbei ist mir klargeworden, wie schwierig es ist, ein Display zu fotografieren ...)

display-m9-03.JPG

Displayeinheit im M9

cam-01-s.JPG

Camera im Heck meines M9 eingebaut.
 
Auch die Veranstalter der diesjährigen Spezi hat das Thema übrigens interessiert.
Daher kann, wer will, dort Prototypen des Rückspiegels begucken und ausprobieren, und zwar im Erfinderlabor.
 
Magst du hier schreiben, welche Komponenten du verwendet hast?
Sicher:
Die Elektroniken von Camera und Displayeinheit sind Eigenentwicklungen. Kernstück ist jeweils ein schneller Microcontroller von ST.
Die Gehäuse sind 3D-gedruckt. Als Filament kommt ASA zum Einsatz -> UV und hitzebeständig.
 
Schönes Projekt!

Was mich interessiert: Was ist denn dein zentrales Verkaufsargument/Vorteil ggü. handelsüblichen Produkten?

Ich fahre selbst eine gebraucht noch billiger als billig gekaufte Motorraddashcam mit zwei Kameras und Display, die für mich bisher genau diesen Zweck (neben der Dashcamfunktion) erfüllt (selbst nachts, irritierenderweise, gute Restlichtverstärkung) - und auch mit USB Spannung läuft. Nicht wasserdicht, aber zumindest Spritzwasser hält bisher ein bissel Klebeband ab. Ist seit 3 Jahren oder so das ganze Jahr über draußen an Trike/VC.
 
Schönes Projekt!

Was mich interessiert: Was ist denn dein zentrales Verkaufsargument/Vorteil ggü. handelsüblichen Produkten?

Ich fahre selbst eine gebraucht noch billiger als billig gekaufte Motorraddashcam mit zwei Kameras und Display, die für mich bisher genau diesen Zweck (neben der Dashcamfunktion) erfüllt (selbst nachts, irritierenderweise, gute Restlichtverstärkung) - und auch mit USB Spannung läuft. Nicht wasserdicht, aber zumindest Spritzwasser hält bisher ein bissel Klebeband ab. Ist seit 3 Jahren oder so das ganze Jahr über draußen an Trike/VC.

Hauptargument gegenüber einer Motorraddashcam ist der geringere Leistungsbedarf, 1 W gegenüber 4 .. 5 W.
(Falls Deine Lösung weniger Strom braucht, würde mich das interessieren, ich glaube aber, das ist so der Durchschnitt.)

Auf einer Radtour von 8h Dauer wird Deine Dashcam also 40 Wh verbrauchen. Selbst ein großer Lupine Akku mit 90Wh wäre dann schon fast halb leer.
Deinen Akku brauchst Du aber eigentlich, um damit Deine Lichtanlage zu versorgen. Die noch verbliebenen 50 Wh sind nicht viel, wenn Du nachts fährst und dann z.B. einen Lupine SLX Frontscheinwerfer versorgen musst.

Ein weiteres Argument ist das transflektive Display. Wenn Dir die Sonne direkt auf den Spiegel scheint, erkennst Du immer noch das Wesentliche (auch wenn die Farben ein bischen blass werden .. ).

Das Thema Wasserdichtigkeit hast Du ja selbst schon angesprochen. Die Gehäuse haben echte Dichtungen aus Silikongummi, man braucht also keine zusätzlichen Klebestreifen ;)

Zusammengefasst: Die Verwendung einer Motorrad-Dashcam führt auf eine Lösung, die "gerade so funktioniert". Mir hat das eben nicht gereicht.
(Wir verwenden ja auch keine Schaltung oder Bremsen, die gerade so funktionieren ...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Alles nachvollziehbar, danke dir.

Verbrauch kommt auch so hin, ich meine, dass die 10Ah-USB-Bank nach 8-10h leer war, für Stadtverkehr völlig ok (vom 1 kWh-Akku gezogen ist eh alles vorbei).

Was noch interessant wäre, falls implementierbar: Wahlweise das Bild gespiegelt (also exakt wie vom Rückspiegel gewöhnt) oder einfach nur so, wie es sich beim Blick aus der Heckscheibe darstellt. Mein Chinasystem macht nur letzteres, ist gewöhnungsbedürftig.... ;)
 
@stan : Ja, standardmässig wird gespiegelt, d.h. Du siehst es so, wie in einem "normalen" Rückspiegel. Das lässt sich aber per Software umschalten.

Die Displayeinheit hat zwei Tasten, die mal mit solchen Funktionen oder auch einer einfachen Menüsteuerung belegt werden sollen.

Im Moment sind die Tasten aber noch frei - Ich nehme gerne noch Vorschläge von Euch an, was man damit machen könnte ...

P.S. Die Software erlaubt es auch, das Bild um 180° zu drehen, falls man die Kamera aus irgendwelchen Gründen andersherum eingebaut hat.
 
Interessant wären für mich ein paar Minuten Aufzeichnung während einer Fahrt auf nicht ganz glatter Straße mit herannahenden Fahrzeugen in der Displayauflösung 320x240 ;)
 
Hab ich versucht. Hat sich aber als schwierig erwiesen, die Kamera mit einer Hand ruhig zu halten und gleichzeitig zu lenken und zu treten ;)
Ich bekomme demnächst leihweise eine Gopro, dann werde ich das noch mal angehen.

P.S.: Falls Du auf der Spezi bist, darfst Du Dir aber gerne selbst einen Eindruck verschaffen.
 
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