Die Bahn und das Trike

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Nähe Löbau
Ich hab mir ja nun ein Specialized zugelegt und möchte natürlich mit diesem auch wieder längere Toren, wie z.B. den Spreeradweg, fahren- Bisher hab ich es immer so gehalten, dass ich bis zum Ziel mit dem Rad, zurück aber mit der Bahn fuhr.
Nun aber dieses Dreirad- ich mach mir da Gedanken, ob mich die Bahn da überhaupt mitnehmen wird.
Hat da jemand aus der Trike-Fraktion schon Erfahrungen machen können?
Ich denk, dass der ICE dort weitgehend aussen vor sein wird, also kämen wohl nur Regionalzüge in Betracht. Mein Trike ist klappbar, aber das Teil selbst, zwei Radtaschen und den Sitz beim Umsteigen mitzunehmen, stell ich mir mit meinen 83 Jahren doch zu sportlich vor.
 
Die Bahn sagt (bzw. schreibt) in ihren AGB, dass eine Mitnahme von Trikes ausgeschlossen ist und nur ausnahmsweise geduldet wird, wenn genügend Platz vorhanden ist. Das letzte Wort liegt dabei beim Zugpersonal.

Viele hier im Forum haben positive Erfahrungen gemacht, aber manche auch negative. Das größte Problem: Selbst wenn man einsteigt und das Personal einverstanden ist, so kann es passieren, dass bei Wechsel der Zugbegleiter die neuen sagen, dass man mit dem Trike hinaus muss. Es ist also immer spannend und man kann sich leider nicht auf den Transport verlassen.
 
Wer ist in diesem Fall "die Bahn"? DB regio oder andere Verkehrsgesellschaften? Je nach Destination lohnt es sich, in den AGBs der Dienstleister nachzulesen. Bei mir in Nordhessen sind bspw. Trikes in manchen Verkehrsgesellschaften nicht (mehr) ausgeschlossen.
 
Im Zug bringt einem das Falten wenig, da man das Gepäck und trike dann nicht mehr sinnvoll bewegen kann. Man kann allerdings die Taschen häufig gut auf den d Sitz ablegen. Man sollte die Bahn eher für das erste Stück Fahrt nehmen. Regional Züge sollten besser sein. Je nach trike sollte man auch in die einzelnen Plätze einiger ICs (Karlsruhe - Jena) passen. Ob das klappt, keine Ahnung, noch nicht getestet.
Fahrstühle dürften auch hier und da ein Problem darstellen. Das ist ja hin und wieder schon ein Problem mit einem normalen Rad, da kann es helfen statt in Nürnberg in Erlangen auszusteigen oder anstatt Rastatt in Rastatt Beinle.
Grüße Stefan
 
Das größte Problem: Selbst wenn man einsteigt und das Personal einverstanden ist, so kann es passieren, dass bei Wechsel der Zugbegleiter die neuen sagen, dass man mit dem Trike hinaus muss. Es ist also immer spannend und man kann sich leider nicht auf den Transport verlassen.
Ich bin vor ein paar Jahren mit DB und Trike im Nachtzug von HH nach München (und 2 Monate später zurück) gefahren.
Der Schaffner, selbst Radfahrer, meinte damals das er selbst gern öfter mit Rad und Zug reisen würde, aber man mit dem Fahrrad halt jederzeit vom Zugpersonal aus dem Zug geworfen werden kann. Ihm was das daher zu stressig und unsicher...
 
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Nun aber dieses Dreirad- ich mach mir da Gedanken, ob mich die Bahn da überhaupt mitnehmen wird.
Hat da jemand aus der Trike-Fraktion schon Erfahrungen machen können?
Lieber Techniker,

Die formale Antwort hat Callamon schon geschrieben. In Regionalzügen ist das Begleitpersonal meist nicht vorhanden, und viele Züge sind wegen des Deutschlandtickets ohnehin so voll, das eine Radmitnahme (auch eines einspurigen Rades) schwierig sein dürfte.

Die meisten Leute - vor allem Jüngere - sind sehr hilfsbereit, obwohl mein Trike recht ausladend ist. Ich habe aber auch schon die schlechte Erfahrung gemacht, dass ein älterer Mann den einzigen für mein Trike geeigneten Platz in einem ansonsten leeren Mehrzweckabteil blockierte, obwohl er sich (weil ganz ohne Gepäck) dort gar nicht hätte aufhalten dürfen. Ich habe mir daraufhin einen Schwerbehindertenausweis zugelegt - das wäre für dich evtl. auch eine Option und könnte auch beim Zugpersonal helfen.

Gruß

Igel-Radler
 
Im Zug bringt einem das Falten wenig, da man das Gepäck und trike dann nicht mehr sinnvoll bewegen kann. Man kann allerdings die Taschen häufig gut auf den d Sitz ablegen. Man sollte die Bahn eher für das erste Stück Fahrt nehmen. Regional Züge sollten besser sein. Je nach trike sollte man auch in die einzelnen Plätze einiger ICs (Karlsruhe - Jena) passen. Ob das klappt, keine Ahnung, noch nicht getestet.
Fahrstühle dürften auch hier und da ein Problem darstellen. Das ist ja hin und wieder schon ein Problem mit einem normalen Rad, da kann es helfen statt in Nürnberg in Erlangen auszusteigen oder anstatt Rastatt in Rastatt Beinle.
Grüße Stefan
diese Plätze meine ich, bin mir nicht sicher, ob ich das Tadpole (ICE SprintX26) dort aufhängen könnte und keine Laufrad im Weg hängt. image_wageninnen.php.png
 
dooferweise gibt es zwar die Möglichkeit die Sitzplatzreservierung zu bestimmen, nicht aber den Platz für das Rad. Hilft also im Zweifel nur das zum Schalter laufen und die bitten, den richtigen Platz zu reservieren ....
 
Das habe ich mal probiert und bekam die Antwort dass dies am Schalter nicht gemacht werden kann. Ich sollte das mit dem Zugpersonal abstimmen.
In Karlsruhe ging das zumindest früher, wichtig ist halt, denen nicht auf den Senkel zu gehen und nicht bei viel betrieb vorbeizukommen.
 
Ich habe es mit meinen Scorpion und vollem Reisegepäck genau einmal gemacht (ich glaube, ich musste 3 mal umsteigen).

Mein Sorpion war für die Aufzüge, sofern vorhanden und in Betrieb, leider etwas zu lang.
Falten kam für mich nicht in Betracht und den Ausleger zu verschieben habe ich auch nicht versucht - eventuell wäre es dann (diagonal) gerade gegangen.

Also immer die Packtaschen ab. Trike unbeaufsichtigt stehen lassen. Packtaschen zum nächsten Gleis gewuppt. Dort auch natürlich unbeaufsichtigt stehen gelassen. Ich bin da nicht so der "Schisser" , aber "save" ist was anderes. Dann das Trike - rückwärts und am Hinterrad ziehend die Treppen rauf und runter. Da kommt richtig Freude auf. Genau soviel Freude, dass ich beschlossen habe auf diesen Freudentaumel in Zukunft zu verzichten !!

Ganz im Ernst, lieber @Techniker : Ich war gute 20 Jahre jünger als du und habe darauf keinen Bock mehr! Das ist voll blöd, weil ich lieber öffentlich an- bzw.. abreisen möchte, aber.....siehe oben...!

Alternativ: kleinen Mietwagen nehmen ( bei mir reichte tatsächlich ein FIAT Panda - die Mietannahme staunt dann immer, wenn ich das Trike "entnehme") - das Trike geklappt hinten rein - und am Startpunkt los und idealerweise bis nach Hause vor die Türe zurückradeln.
 
Ich bin mit meinem GT3 schon Bahn gefahren. Von Zugbegleitern gab es nicht mal einen negativen Kommentar. Allerdings ist das Trike auf meine Größe eingestellt nur 170cm lang und ich konnte es klappen. War trotzdem nichts was ich regelmäßig machen will. Das Hauptproblem finde ich, dass man in Zügen mit wenigen Radstellplätzen den anderen Radfahrern ziemlich viel Platz wegnimmt. Aber es kommt einfach auf die Züge an. In bestimmten Zügen zu bestimmten Zeiten ist es überhaupt kein Problem und in anderen Zügen wäre es mir zu nervig. Was in den Beförderungsbedingung steht ist in der Praxis eher zweitrangig, weil ein Recht auf Mitnahme hast Du eh nicht. Und wenn ausreichend Platz in der Bahn, dann wird man normalerweise auch nicht rausgeschmissen.
 
Bei uns in der Schweiz ist der Bahnverlad von Liegetrikes dank dem BehiG (Behinderten-Gleichstellungsgesetz), das die Bahnen mit neuem niederflurigem Rollmaterial und entsprechenden barrierenfrei ausgebauten Bahnhöfen umsetzen, in den letzten Jahren sehr viel einfacher geworden. Allerdings sind diese Arbeiten gegenüber der Planung noch im Rückstand. D.h. es empfiehlt sich jeweils beim Bundesamt für Verkehr den aktuellen Standbericht herunterzuladen (https://www.bav.admin.ch/dam/bav/de...oad.pdf/Standbericht Umsetzung BehiG 2024.pdf), um zu wissen, welche Bahnhöfe man noch meiden sollte.

Die aktuellen Regionalzüge verfügen fast ausnahmslos über barrierenfrei zugängliche Mehrzeweckabteile, so dass das Mitnehmen eines Liegetrikes ausserhalb der Pendlerverkehrszeiten in der Regel problemlos möglich ist. Wichtig ist einfach, dass auch ein Liegetrikes höchstens 200 cm lang sein darf. Mit meinem HP Velotechnik Scorpion fx 20“bin ich deutlich darunter. Das war eines der Argumente die längere Version mit dem 26“-Hinterrad nicht zu kaufen. Zur Mitnahme muss ein Velobillett oder eine Velotageskarte gelöst werden. Bei mir geht das über die SBB-App mit dem iPhone. Der Fahrpreis wird über das Schweizer Bezahlsystem TWINT direkt von meinem Bankkonto abgebucht. Bei IR-und IC-Zühen muss reserviert werden, wobei dabei nur der Platz für ein Normalrad reserviert werden kann. Nicht möglich ist die Mitnahme in den ICN-Neigezügen, da dort die Einstiege sehr eng und steil sind und das Aufhängen Pflicht ist.

Besonders zu empfehlen sind die Traverso-Züge der SOB, die u.a. von Bern über Olten und Zürich nach Chur sowie über die alte Gotthard-Bergstrecke von Basel bzw. Zürich nach Locarno verkehren. Ganz toll sind auch die neuen Capricorn-Züge auf dem Netz der schmalspurigen Rhätischen Bahn. Ich bin mit diesen beiden Zugtypen mit meinem Scorpion von Olten über Landquart entspannt ins Engadin und wieder zurückgereist.

Auch auf den meisten Seen kann das Liegetrike dank barrierefreier Landestege mitgenommen werden, z.B. auf dem Vierwaldstättersee zwischen Brunnen und Flüelen, wo die Axen-Strasse zum Radeln viel zu gefährlich ist. Allerdings sind die Preise dafür teilweise recht hoch. Ich habe das auch schon benutzt um vom französischen Südufer des Genfersees Nyon mit einem der wunderschönen Raddampfer nach Nyon auf der Schweizer Seite zu kommen.

Wenn ich den Scorpion jeweils zur Frühjahresinspektion zu Freunden nach Freiburg i.Br. bringe radle ich von Muttenz bei Basel hin und zurück. Das Verladen in die Deutsch «Wir-bringen-rein-gar-Nix-auf-die-Reihe-Bahn» und im peinlich verwahrlosten Bahnhof von Freiburg vom Bahnsteig in die Stadt zu kommen ist ein Albtraum, da ist Radeln planbarer, viel entspannter und gesünder.

Ich fahre oft die je ca. 30 km zum Samstagsmarkt in Solothurn. Bei trockenem Wetter radle ich und wenn es nass ist nehme ich meinen «dreirädrigen Einkaufskorb» in der Bahn mit. Das erspart mir das Schleppen der schweren Einkäufe. Das Bild habe ich in einem Regionalzug der SBB vom Typ FLIRT aufgenommen. Der geniale Einkaufskorb ist vom Faltradhersteller Tern.

Ich hoffe, dass hilft vielen von Euch bei Reisen mit dem Liegetrike in der Schweiz weiter.
 

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Bin schon mehrfach in Regiozügen mitgefahren. Meistens klappt es, aber es bleibt immer ein Glücksspiel.

Hauptproblem ist der Platz. Erwischt man die Hauptverkehrszeit, hat man kaum eine Chance in den Zug auch nur rein zu kommen. Je nach Zug ist es auch schwierig, das Rad um die Ecke ins Abteil zu kriegen. Erst mal drin, kann man auch gleich sitzen bleiben, spart einen Sitz/Stehplatz. Das stimmt milde. In die Fahrstühle passe ich rein, die normalen großen Glas-Aufzüge haben mindestens 2m Länge, dafür muss ich nicht mal aufstehen.

Wenn man einen Zug nehmen kann, der im gleichen Bahnhof startet, kann man oft schon 15min vorher entspannt rein. Senkt den Stress, bei einem kurzen Zwischenstopp schnell das richtige (freie) Abteil zu finden und alles rein/raus zu kriegen.

Ärger hatte ich bisher nur ein mal, der Zugbegleiter kam sofort pampig an, das wäre aus Sicherheitsgründen verboten, und drohte fast sofort mit Polizeieinsatz. Tatsächlich ist die Mitnahme erlaubt, wenn ausreichend große Fahrradabteile da sind, und genug Platz im Zug ist. Ich bin dann mit dem übernächsten Zug (der nächste war voll) weiter gefahren. Zeit mitbringen ist also auch immer gut.
 
Es ist sicher eine gute Idee beim Planen von Bahnreisen mit dem Liegetrike immer ein oder zwei Ausweichzug einzubeziehen und genügen Zeitreserven einzurechnen. Es ist nicht immer alles genau planbar. Ich selbst wurde auch schon von einem durch einen durch BesucherInnen eines mir beim Planen entgangenen Openairs überfüllten Zug überrascht. Zum Glück hat die Zugbegleiterin des vorangehenden Anschlusszuges ihren Kollegen angerufen. Dieser sorgte dann dafür, dass für mich und meinen Scorpion Platz geschaffen wurde und meldete das an seine Kollegin zurück, die mich informierte. So läuft das bei uns.

Das Schweizer Bahnpersonal ist in der Regel sehr dienstbereit und freundlich, wenn man ihm mit Anstand und Respekt begegnet. Bei uns in der Schweiz wird man nicht als lästiger Beförderungsfall abgearbeitet, sondern als willkommener, bezahlender Fahrgast geschätzt. Ich durfte sogar sogar schon im Eingangsbereich stehen bleiben, weil die Fahrradplätze besetzt waren und die Zugbegleiterin feststellte, dass ich keine Fluchtwege blockierte und mich rücksichtsvoll verhielt. Rücksichtsvolles Verhalten ist ein wichtiger Schlüssel zu entspanntem, sicherem Radfahren. Leider ist dieser Zusammenhang noch zu wenigen RadfahrerInnen bewusst.

Was mir in letzter Zeit immer öfters auffällt, sind ZugsbegleiterInnen aus Deutschland, die vor den Arbeitsbedingungen bei der Deutschen «Wir-bringen-rein-gar-Nix-auf-die-Reihe-Bahn» zu uns in die Schweiz geflüchtet sind. Der Umgang mit zufriedenen Fahrgästen macht eben mehr Spass als ständig verärgerten «Beförderungsfällen» Verspätungen und Zugsausfälle erklären zu müssen.

Die Schweiz liegt bei den ÖV-Investitionen pro Kopf der Bevölkerung weit vorne, das ist politisch so gewollt und im Alltag wohltuend erlebbar. Zudem hängen in der Schweiz sicher weniger PolitikerInnen am Bakschisch-Tropf einer übermächtigen Autoindustrie mit arrogante, raffgierigen Managern als in Deutschland. D.h. das schlechte ÖV-Angebot in Deutschland wird zu einem erheblichen Anteil durch Korruption, die Schwester der organisierten Kriminalität, verursacht.

PS: Die SOB (Schweizerische Südostbahn) testet IMG_3127.jpegaktuell Zugabteile mit Sitzplätzen, die sich von den ZugbegleiterInnen mit wenigen Handgriffen in Fahrradstellplätze oder Anderes (https://www.sob.ch/unterwegs-mit-der-sob/pilotprojekt-flexible-zugabteile) verwandeln lassen!
 
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