Die ersten Pendelfahrten
Nach dem ereignisreichen Jungfernflug am Mittwochabend muss ich sagen, ich hatte schon etwas Angst vor meiner ersten Fahrt zu Arbeit. Ein frostiger Donnerstagmorgen, es liegt eine dünne Schneeschicht. Ich schleppe die Hummel aus dem Wohnzimmer, brauche noch relativ lang, um mich zurechtzusetzen, die Haube in Position zu bringen, mich einzuklicken etc. Vergessen, das Bremslicht anzumachen, verdammt, wieder raus (noch sehr unelegant), wieder rein und los. Linker Spiegel steht wieder komisch, nochmal angehalten und nachgestellt.
An jeder Kreuzung, jedem Kreisel muss ich komplett runterbremsen, weil ich das Gefühl habe, gar nix zu sehen. Ungewohnt niedrige Position, auf dem Zweirad hatte ich schneller den Überblick und bin ich einfach überall rübergebrettert. Auch vor jeder Kurve muss ich stark bremsen, weil ich nicht einschätzen kann, wie sich das Fahrzeug verhält. Obwohl ich ja (wie manche velleicht mitbekommen haben in meinem Anfängerthread) echt skeptisch war, auf der Straße zu fahren, habe ich noch mehr Angst, bei starkem Verkehr ständig zwischen Radweg und Straße wechseln zu müssen, so dass ich mich entschließe, komplett auf der Straße zu bleiben. Es sind nämlich unglaublich viele Autos und LKW unterwegs, ich werde permanent überholt oder habe Fahrzeuge hinter mir, die nicht überholen können. Einmal werde ich angehupt. Es fällt mir wirklich schwer, mich nicht instinktiv an den rechten Straßenrand zu drücken. Oft fühle ich mich gezwungen, schneller zu fahren, als meine Beine eigentlich mitmachen wollen, damit ich kein ganz so arges Verkehrshindernis bin. Nördlich von Horneburg wird die Fahrt entspannter, ich fahre landwirtschaftliche Wege mitten durch die Felder, während die Sonne aufgeht, es ist menschenleer. Ich bin halbwegs erstaunt, dass ich Frostbeule im T-Shirt fahren kann und selbst die Handschuhe werden mir nach einer Weile fast zu warm! Ich komme klatschnass am Ziel an, zum Glück haben wir eine Dusche auf der Arbeit
Auf dem Rückweg werde ich prompt von den ersten Schaulustigen gefilmt
Ich fahre bereits ein klein bisschen souveräner durch die Kurven und fühle mich sicherer als auf dem Hinweg, was auch am Tageslicht und an weniger Verkehr liegen mag. Es geht jetzt stärker bergauf, das merkt man schon in den Beinen.
Am Freitag ist es recht windig, teils schlenkere ich hin und her von den Windböen oder wenn ein LKW an mir vorbeirauscht. Fühlt sich nicht gut an... An einer Stelle bergab erreiche ich eine Geschwindigkeit, die mir das Gefühl gibt, die Kontrolle zu verlieren auf dem eher mittelmäßigen Asphalt, ich bremse lieber etwas ab (einen Tacho habe ich nicht, kann daher nicht sagen wie schnell ich war). Ob die Autofahrer hinter mir genervt sind? Der Rückweg ist super, tolles Wetter. Erstmals schaffe ich es, mich auf Anhieb sowohl links als auch rechts einzuklicken. Ich bin heilfroh, nicht mit den Zweirad zu fahren, denn ich merke die heftigen Windböen von schräg vorn, die das Fahren im VM aber erstaunlicherweise kaum erschweren. Als ich zuhause ankomme, werde ich von mehreren Nachbarn belagert, die die Hummel bestaunen und Fragen stellen
Apropos Fragen, ich hätte auch ein paar:
- Wie trage ich das Alpha am besten? Momentan packe ich es vorn links und hinten rechts am Süllrand und stütze es mit der linken Seite auf meinem rechten Oberschenkel ab, dabei merke ich aber, dass es leicht nachgibt. Bin leider nicht stark genug, um es frei zu tragen.
- Gibt es schlaue Tips für das Verhalten bei starkem Wind?
- Wie signalisiert ihr jemandem "Danke", der z.B. rechts ranfährt, um euch vorbeizulassen? Links-rechts blinken?
- Ist es ok, über Unebenheiten im Asphalt, Gullidecke oder Bahnschienen einfach ohne abzubremsen drüberzubrettern oder kann ich da etwas kaputtmachen am VM?
- Habt ihr eine zusätzliche Hupe für Fußgänger, die den Weg blockieren? Die hören einen ja nicht kommen, aber die Hupe des Alphas kann man echt nicht nehmen, die ist viel zu laut und aufdringlich.
- Ist es normal, dass ich meine Beine schon nach wenigen hundert Metern so krass merke? Eigentlich dachte ich, ich wäre trainiert...
Der erste Freizeit-Ausflug
Gestern bei strahlendem Sonnenschein habe ich die Hummel mal in der Freizeit ausgeführt, einmal kurz von Beckdorf nach Wiegersen und zurück (toller Weg, lange, gerade asphaltierte Straßen ohne Verkehr), war auf jeden Fall sehr viel entspannter, als zur Arbeit zu fahren:
Endlich merke ich auch, warum ich ständig das Gefühl habe, im linken Spiegel nix zu sehen und ihn dauernd nachstellen muss - jedesmal, wenn ich ihn in die richtige Position biege, wandert er gaaanz langsam in seine Ursprungsposition zurück! Habe ihn nun in Ruhe nochmal mit Zuhilfenahme von Werkzeug in eine gute Position gebracht, in der er auch bleibt.
So, Hummel aus und Ende.