Hallo zusammen,
nachdem ich über Weihnachten mir die Sache genau angeschaut habe und dann im neuen Jahr die bestellten Werkzeuge und Klebstoffe gekommen sind, habe ich repariert und bin jetzt die erste Woche wieder gefahren.
Ich bin weitgehend bei meinem Plan geblieben, unter Berücksichtigung eurer Vorschläge. Den Mast, den Bigfoot oder auch nur das Tretlager auszubauen habe ich mir gespart. Mein Plan:
- Harz (bzw. UHU Endfest 300) erwärmen, damit es dünnflüssig wird, und mit einer Spritze möglichst tief in den Spalt spritzen.
- Trichter seitlich in der Mitte anbohren, und dort auch Harz injizieren.
- Die Löcher nachher weiterverwenden, um dort dann Blindnieten anzubringen.
- Am Übergang Mast–Trichter wie oben beschrieben etwas hinlaminieren, damit erstens Mast und Trichter dort verbunden sind und zweitens der Mast am Übergang dicker wird, so dass er nicht in den Trichter gleiten kann, sondern gegen den Trichter stößt.
Zur Vorbereitung der Klebestelle:
- Zustand der Klebestelle (Feuchtigkeit, Fett, Dreck, Krümel/Brückstücke des alten Klebers/Harzes) unbekannt
- Keine Vorbereitung der Klebestelle möglich
- Ausreichende Penetration/Infusion/Benetzung zumindest ungewiss
Im Spalt befindet sich loses Material und der Grund für die mangelhafte Verklebung (Fett, Trennwachs...?) Die neue Verklebung dort wird wahrscheinlich schlechter als die erste.
Wie wäre es, den Spalt einfach mit dem Kompressor trocken zu blasen.
Bremsflüssigkeit - klingt komisch, denn das Zeug wird doch in Leitungen eingefüllt, ist natürlich hydrophob, aber wird wohl nicht einfach weg trocknen.
Stimmt grundsätzlich; allerdings ist der Spalt so fein und das Velomobil stand viele Tage im Warmen, so dass da ziemlich sicher keine Feuchtigkeit mehr vorhanden war. Dreck kann ich natürlich nicht ausschließen, aber auch da sollte durch den hauchdünnen Spalt kein nennenswerter Dreck reingekommen sein. Jedenfalls sah alles absolut trocken aus.
@Christoph Moder Du kannst den Trichter, im Bereich wo er den Mast umschließt, wegschleifen (Winkelschleifer je kleiner umso besser).
Ich würde mit
dem Werkzeug Mast und Trichter vorsichtig anschleifen so das eine Fase vom Trichter zum Mast entsteht.
Genau das habe ich gemacht. Mit dem Dremel das hintere Ende des Trichters abgeschrägt; dabei ist ein Stück Carbon-Roving abgefallen, d.h. der muss schon nicht besonders gut angeklebt gewesen sein.
Dann mit Schleifpapier das Ende des Trichters und das Stück Mast dahinter aufgeraut. Und weil mir das etwas wenig erschien, mit dem Dremel und einer kleinen Trennscheibe noch kreuzweise Riefen in Mast und Trichter gefräst.
Dann als nächstes einen Heizlüfter ins Velomobil gestellt, einen Thermostat-Zwischenstecker auf 60°C gestellt, das Velomobil zugedeckt, und ein paar Stunden heizen lassen. Dann sollte die Restfeuchtigkeit endgültig weg sein.
Als nächstes habe ich dann UHU Endfest 300 angerührt und mit Kanülen (15G = 1.83 mm und 18G = 1.27 mm) zwischen Trichter und Mast gespritzt. Links oben bin ich mit der Kanüle recht gut rein gekommen und konnte spritzen, bis es am vorderen Ende des Masts rauslief. Rechts habe ich auch gespritzt, aber weniger rein bekommen. Insgesamt wohl etwa 2 ml. Obwohl ich den UHU erwärmt hatte, war er immer noch so zähflüssig, dass er sich nur mit sehr viel Kraft überhaupt durch die dünnen Kanülen pressen ließ.
Irgendjemand hatte geschrieben, dass Daniel meinte, dass die Klebung 5-fach überdimensioniert sei, wenn richtig durchgeführt. Ich schätze, dass ich ungefähr knapp die Hälfte der Fläche zwischen Trichter und Mast mit Kleber füllen konnte.
Wenn ich mich recht erinnere hat der Meister DF mal vorgeschlagen, in diesem Fall den Trichter rundherum an zu bohren, um durch die Löcher klebeharz in den Spalt zu bekommen.
Das habe ich mir deshalb gespart, weil ich den Eindruck hatte, schon relativ viel Kleber in den Spalt bekommen zu haben.
Dann habe ich ein CFK-Köper-Band mit dem restlichen UHU Endfest 300 eingeschmiert und in zwei Lagen stramm über Trichter und Mast gewickelt, und mit Abreißband umwickelt. Und dann wieder Heizlüfter, damit es aushärtet und gleich getempert wird.
Blindniet in CFK? Kann funktionieren wenn vor dem Nietsetzen auf der Rückseite eine Unterlegscheibe beigelegt wird. Nicht daß der sich ausdehnende Niet das Gewebe sprengt. Ein Niet soll durch Flächenpressung halten, nicht durch Formschluß.
Da hatte ich mit
@Tripendofan geredet (wenn ich mich richtig erinnere); er meinte, ein Niet sei nutzlos, solange die Klebung hält, und wenn sie nicht mehr hält, würde er auch nicht ausreichen. Also habe ich auf Nieten verzichtet.
Ich hatte auch Bedenken wegen Korrosion; Blindnieten sind ja meist aus Alu, und das ist wegen Kontaktkorrosion bei Carbon problematisch. Ich hatte mir gedacht, Kupfernieten müssten da unkritischer sein – aber, wie gesagt, letztendlich gar nicht genietet.
So, und jetzt ist es fertig. Das Knarzen, mit dem sich der lose Mast anfangs angekündigt hatte, ist weg; später war das Knarzen verschwunden, aber die Kette machte beim Antritt ein Geräusch – weil sie auf groß/groß relativ stark gespannt ist, reichten die paar mm, die sich der Mast bewegte, damit sie ans Limit kam. Auch dieses Geräusch ist nach der Reparatur weg. Ich habe testweise mit aller Kraft reingetreten, aber nichts kaputt bekommen. Und auch der rausgelaufene Kleber vorne im Trichter ist immer noch an der gleichen Stelle – offensichtlich hat sich der Mast keinen Millimeter bewegt, in den ersten 260 km. Ich werte das als Erfolg.
Und überhaupt:
Sollte die Stelle erneut versagen, kann es dann immer noch richtig(er) repariert werden.
So ist es!
=> Vielen Dank für eure Tipps!