Der Tod radelt mit

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Am Samstag ist ein Bekannter von mir auf dem Fahrrad im Straßenverkehr ums Leben gekommen: https://www.general-anzeiger-bonn.d...stoss-lebensgefaehrlich-verletzt_aid-51540801

Ich habe mir die Unfallstelle angesehen: eine eher schmal geschnittene Landstraße, gekreuzt von einem Wirtschaftsweg, auf dem man auch ganz gut Fahrrad fahren kann. An der Kreuzung gibt es keinerlei Geschwindigkeitsbeschränkung, und während ich an der Unfallstelle stand, fuhren etliche Autos mit erlaubter Höchstgeschwindigkeit vorbei.

Es ist sehr tragisch, dass zwei Leute einander nicht übersehen haben und es zu dem schweren Unfall gekommen ist. Aber noch tragischer ist für mich, dass die zuständigen Behörden hier wie auch an anderen Stellen im Stadtgebiet keine adäquate Geschwindigkeitsbegrenzung oder Warnschilder aufgestellt haben, durch die das Risiko hätte verringert werden können. Auch ich stehe oft am Straßenrand und versuche abzuschätzen, wann ich gefahrlos überqueren kann.

Der Unfall hat zwiespältige Gefühle in mir ausgelöst: Das Radfahren ist in meiner Gegend sehr gefährlich, eine adäquate Infrastruktur gibt es nicht. Ich frage mich oft, ob es nicht besser wäre, auf Radfahren zu verzichten. Andererseits denke ich mir: jetzt erst recht und vor allem meine Stimme erheben. Es bleibt ein ungutes Gefühl...
 
Mein aufrichtiges Beileid. Das tragische an Unfällen ist immer die Frage danach, hätte der Unfall vermieden werden können. Sehr häufig spielt menschliches Versagen die Hauptrolle, ob nun fahrlässig oder vorsätzliches Verhalten dazu beiträgt muss man im Nachgang betrachten und die Schlüsse daraus ziehen. Mir bleibt es immer schleierhaft, dass offensichtliches Gefahrenpotenzial nicht erkannt wird und Maßnahmen ergriffen werden, diese zu beseitigen. Die Reduzierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften wäre eine solche Maßnahme. Es rettet Menschenleben und erhöht do ganz nebenbei die Lebensqualität. Ob dies das Leben deines Bekannten gerettet hätte...who knows. Die Frage ist allerdings berechtigt und sollte den verantwortlichen Personen zum Nachdenken anregen.
Fahrradfahren verstehe ich als mehr als nur eine Frrizeibeschäftigung, es ist ein Teil meiner Mobilität und aus diesem Grunde würde ich auf jeden Fall nicht darauf verzichten wollen.

Just my two cents

Klaus
 
Mein Beileid
Ich frage mich oft, ob es nicht besser wäre, auf Radfahren zu verzichten.
Radfahren trägt auch zur eigenen Gesundheit bei. Das wirkt sich erst langfristig aus. Viele kämpfen mit Übergewicht und Diabetes , weil die Bewegung auf der Strecke bleibt. Ich würde schon allein deshalb nicht darauf verzichten.
Also vermehrt aufpassen und für die anderen Mitdenken.

Gandalf
 
Ein schlimmer Unfall, mein Beileid, vor allem weil er so vermeidbar war. Der Radfahrer kann die Straße, vor allem in Richtung aus der das KFZ kam, sehr gut einsehen, kein Bewuchs und keine Bebauung behindern die Sicht. Ich nehme an er kannte die Strecke und wusste wie dort gefahren wird.

Ich fahre die Straße mit dem Velomobil immer wieder und sehe häufig Radfahrer, allein oder in Gruppen, diese Kreuzung nehmen. Auf der Breslauer Straße kann man sie auf dem Wirtschaftsweg in beiden Richtungen ebenfalls sehr gut sehen. Ich habe noch keinen gesehen, der ohne Halt über die Straße gefahren wäre. Jetzt, wo ich von diesem Fall Kenntnis habe, kann ich nicht mehr wie meist unbefangen mit 55-60 km/h aus Richtung Rösberg kommend dort lang fahren.
 
Ich fahre zunehmend und zur Abwechslung auch mal mit dem Rad durch den Wald und über Feldwege. Wenn das Rad für sowas gebaut ist, lässt sich vielleicht die ein oder andere gefährliche Straßenstelle meiden?
 
Nebenstraßen sind risikoreicher zu befahren als Hauptstraßen, vor allem wenn Straßenbeleuchtung und Leitlinien fehlen, keine Straßenbewirtschaftung/ kein Winterdienst stattfindet.
Und wenn das dann noch der Rübenhighway ist, durch den die Landjugend abgekürzt, sieht es ganz schlecht aus.

Gruß
Christoph
 
lässt sich vielleicht die ein oder andere gefährliche Straßenstelle meiden?
Die Gefahren entstehen in dem Moment, wo ein Wirtschaftsweg eine Straße kreuzt - wie auch bei diesem Unfall.

Zur Klarstellung: Wodurch der Unfall zustande gekommen ist, ist IMHO unerheblich, denn die Kreuzung birgt ein typisches Gefahrenpotential.

Es handelt sich um eine Kreuzung außerorts. Autofahrer dürfen dort auf dieser Strecke von zwei bis drei Kilometern 100 km/h fahren. Das ist einfach zu schnell für solche Strecken. Als Radfahrer muss man dort oft lange warten und sowohl nach links als auch nach rechts bis in die Kurven hinein zu gucken, weil Autos tatsächlich so schnell angeschossen kommen. Freie Sicht hat man dort auch nicht wirklich: auf der einen Seite eine Apfelplantage, auf der anderen Seite große Bewässerungsgeräte, weiter hinten hüfthoch stehendes Getreide. An solchen Straßen fehlen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 70 km/h und Schilder, die auf kreuzende Radfahrer hinweisen.

In Bornheim kenne ich viele Kreuzungen mit genau demselben Gefahrenpotenzial: Autofahrer, die 100 km/h fahren dürfen, und Radfahrer, die diese Landstraßen überqueren wollen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann man sich mal vertut. Oft muss man als Radfahrer an diesen Stellen eine gefühlte Ewigkeit warten, nur um dann über die Straße zu hasten, in der Hoffnung, dass man es schafft. Das ist auch der Grund, weshalb vielen Leuten das Radfahren in dieser Gegend zu gefährlich ist.

@Jupp mit 60 im/h fährst Du langsam genug für kreuzenden Verkehr.
 
bei uns gibts eine ähnliche Stelle, zum Glück wurde da eine Unterführung für Fußgänger und Radler vor Jahrzehnten schon gebaut
 
fuhren etliche Autos mit erlaubter Höchstgeschwindigkeit vorbei.
Autofahrer dürfen dort auf dieser Strecke von zwei bis drei Kilometern 100 km/h fahren.

Nein, sie dürfen es unter günstigsten Bedingungen, die es dort laut GelberBlitz eben nicht gibt.

Die Reduzierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften wäre eine solche Maßnahme.

Die hier - außerorts - nicht geholfen hätte. Aber es gibt auch Bestrebungen, die GEschwindigkeit außerorts zu harmonisieren: Pkw auf 80 runter, Lkw auf 80 rauf (was kaum bekannt ist: Lkw ab einem bestimmten Gewicht dürfen dort nur 60 km/h fahren!).
 
An solchen Straßen fehlen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 70 km/h und Schilder, die auf kreuzende Radfahrer hinweisen.

Erst Unfalltote führen zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung.
Entsetzlicherweise erst, wenn man sich dafür einsetzt. Wenn dort ein AutoBoomer seinen Gesäßabdruck in den Verwaltungssessel prägt, wird er selbst das zu verhindern suchen, freie Fahrt für hirnfreie FossilRaser etc.
Kann es sein, dass das nicht der erste tödliche Unfall auf der Strecke ist?
Vielleicht schaffst Du es, der zuständigen (Gemeinde)verwaltung und den Fraktionen einen Brief zu schicken, in dem Du wegen des traurigen Anlasses eine Geschwindigkeitsbegrenzung verlangst.
Mitfühlende Grüße,
Krischan
 
Die Gefahren entstehen in dem Moment, wo ein Wirtschaftsweg eine Straße kreuzt - wie auch bei diesem Unfall. ...
Bei uns in der Gegend macht man das gerne mit benutzungspflichtigen Radwegen, die dann, wenn es geht, vor einer Kuppe auf der linken Seite starten und somit eine Straßenquerung erfordern.
... An solchen Straßen fehlen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 70 km/h und Schilder, die auf kreuzende Radfahrer hinweisen. ...
Die erfahrungsgemäß an solch relativ übersichtlichen Stellen nur ausnahmsweise beachtet wird, wenn da nicht das Risiko besteht, dass da laufend kontrolliert wird.
Das i-Tüpfelchen ist dann noch die Farbgebung des Autos in modischer kontrastschwacher Farbe, Manche nennen sowas auch Tarnfarbe.

Aber es bestätigt sich mal wieder auf höchst tragische Weise die Erkenntnis, dass Radwege (in dem Fall wurde der Wirtschaftsweg wie ein Radweg genutzt) nicht wirklich sicherer sind, sondern lediglich das Unfallgeschehen in den Kreuzungsbereich mit eher erhöhter Fallzahl verlagern.
 
In dem oben verlinkten Artikel ist unten ein anderer verlinkt: https://www.general-anzeiger-bonn.d...ich-bei-kollision-mit-pkw-schwer_aid-51519955
Der Artikel ist zwei Tage frühert datiert, der Radler ein Jahr älter, die Autofahrerin ein Jahr jünger als in GelberBlitz’ Fall. Ist das jetzt der selbe Unfall mit anderen Daten oder praktisch genau noch so ein Unfall an der selben Stelle in kurzer Folge? :mad: Mir fiel hier auch wieder die Formulierung auf: der Radfahrer übersah das Auto und verletzte sich selber schwer. :sick:
 
Das mit dem direkten Zugang ist leider korrekt, also Loch in den Schulzaun und gut iss ;)
Ansonsten wieder verkehrsrechtliche Inkompetenz: Tempo 30 vor Schulen hat mit Tempo-30-Zone nur die zulässige Höchstgeschwindigkeit gemeinsam, ist ansonsten etwas anderes..
 
Mit der Anforderung nach einem direkten Zugang wurde Tempo 30 vor Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Co per Verwaltungsvorschrift schön ausgehebelt. :mad:
 
Die Bedingung ist ja jetzt erfüllt. :sick:
Diese Bedingung ist andernorts bereits mehrfach*** erfüllt -- und im wesentlichen passiert ist immer wieder: Nichts.
  • Die Situation beschreibt sich kurz so: Strukturelle Gewalt.
  • Strukturelle Gewalt ist im Kontext anderer Diskussionen( '68er ) ein zentraler Begriff gewesen ... mithin so klar dass meine Wenigkeit da bestimmt nichts mehr hinzufügen kann. Echt nicht!
Strukturelle Probleme anzugehen erfordert Geduld & stetige Beharrlichkeit, kurz: Es wäre ggf. eine Lebensaufgabe & ein ewiger Kleinkrieg gegen eine Masse von .... es besteht die Gefahr von Hoffungslosigkeit, eines sich selbst Verlierens in ewigem Zorn ... my2ct

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*** nur für die Akten #1: Frox fährt fast täglich parallel einer Landstraße wo innerhalb meiner bisherigen Lebensspanne bisher drei Todesfälle ... drei hanebüchene Diskussionen in der Lokalpresse ... was bleibt sind Blumen an der Landstr., mein stilles Gedenken an den netten jungen Mann mit dem ich 3 Tage vor seinem Tod ein kurzes Gespräch exakt an seinem Todesort .... immer wenn ich da vorbeifahre ... es macht mich mürbe. Ich traf ebenda neulich -- sich entgegenkommende Radfahrer im Gespräch am Drängelgitter;)... -- ein Gründungsmitglied der Grünen, war jahrelang im Verkehrsausschuß des hiesigen Stadtrats ... 5 Minuten später war er laut, verzweifelt, keine Politik mehr ...

*** nur für die Akten #2: Es gibt in Heidelberg auf der Ziegelhäuser Landstr. einen immer noch ungeklärten Todesfall, 80er Jahre. Ein Taxifahrer ... soweit ich bisher rausbekommen habe angekündigt vor'm Losfahren -- sinngemäß: ,ich nehm jetzt den nächsten Fahradfahrer auf die Hörner ...' -- man fand eines Fahrradfahrer's Leiche frühmorgens dann am Neckar ... also vernutlich Mord. Ich komm' dbzgl. nicht weiter ... und die Polizei auch nicht ... &btw: Daraus wiedermal pauschalisierend abzuleiten die Polizei wäre schuld ... es wäre imho wiedermal sehr ungerecht, im Gegenteil! Verantwortlich ist die Struktur ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, aber Zone hat mit Schule ja auch nichts zu tun. Tempo-30-Zone geht übrigens gar nicht auf Hauptstraßen, zeitlich begrenztes Tempo 30 vor einer Schule sehr wohl.
Hier gibt es sogar noch eine Grundschule an einer 50er Hauptstraße, für die die Bettelampel wohl als Begründung gegen Tempo 30 herangezogen wird. Als wenn eine Bettelampel etwas nützt, wenn die Kinder sich gegenseitig schubsend und jagend aus der Schule kommen.
 
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