Solange du das nur bei deinen eigenen Rädern machst ist das ja ok. Sobald es sich um jemanden anders handelt hast du den Hut auf. Hier mal ein Moment wo einem im Sprint nur die Kette abspringt, die ist nicht gerissen.
Vielen Dank für die Belehrung. Doch nicht alles, was hinkt, ist auch ein Vergleich.
Aber der Reihe nach:
Ich mache das nicht gewerblich, sondern als nette Geste für meine Nachbarn und nur für jene, die mich freundlich darum bitten.
Obwohl ich kein Profirennradfahrer bin, fahre ich mit meinen Rädern (u.a. auch ein Rennrad) zuweilen auch schnell - aber ehrlichgesagt fahre ich die meiste Zeit doch eher gemächlich. Meine Nachbarn hingegen fahren allesamt seeeehr gemächlich. (Würden sie noch einen Hauch langsamer fahren, hätte ich Angst, dass sie umfallen.) Da wirken keine großen Kräfte an der Kette. Hätten sie in mir keinen Ansprechpartner für Kleinreparaturen, würden sie gar nicht mehr fahrradfahren, denn hier gibt es schon lange weit und breiten keinen Fahrradladen mehr. Und die in den umliegenden Städten verkaufen dir liebend gerne neue E-Bikes, aber wenn du mit einer Kleinreparatur dort ankommst, wirst du schlicht abgelehnt. Vermutlich fahren meine Nachbarn sicherer mit einer von mir unfachmännisch getauschten Kette als mit ihrer ausgenudelten alten weiter.
Zurück zu den wirkenden Kräften:
Ich fahre ja nicht nur Fahrrad, sondern auch Motorrad. Da wirken dann doch ganz andere Kräfte. Demzufolge sind Motorradketten auch entsprechend dimensioniert. Am liebsten fahre ich Motorradkettensätze von DID; da liegt immer ein passendes Nietschloss dabei. Bei anderen Herstellern ist das nicht immer der Fall, und weil ich keine Lust habe, zum Kettensatzwechsel die Schwinge auszubauen, öffne ich die Kette und verschließe sie wieder mit dem eigenen Bolzen. (Allerdings verwende ich einen professionellen Kettentrenner, schon allein deswegen, weil es im Motorradbereich kein All-in-one-Werkzeug für unterwegs gibt.)
Und nun zu dem Vergleich:
1998 habe ich in Frankreich bei einem Mitfahrer miterleben dürfen, was es heißt, wenn beim Motorrad die
Kette abspringt und sich mit dem Kettenrad verkeilt: Hinterrad blockiert sofort; Sturz ist mit vollbepacktem Motorrad bei Landstraßentempo (nahezu) unausweichlich. Da ist dir wirklich lieber, die Kette reißt und nichts blockiert - vorausgestzt, die gerissene Kette peitscht dir nicht ans Bein, aber diese Thema hast du nicht beim Fahrrad.
Bei Fahrrädern mit Kettenschaltung (und bei manchen Nabenschaltungen) wirkt bei verklemmter Kette der Freilauf und das Hinterrad blockiert nicht. Der Rennradfahrer aus dem Video fährt im betreffenden Zeitpunkt im Stehen mit Wiegetritt und kommt aus dem Rhythmus, weil von jetzt auf gleich die Belastung weg ist und er das Gleichgewicht verliert. Ich bin meistens Liegeradfahrer, aber auch auf meinem Roadbike fahre ich nie im Stehen (und nein: meine Nachbarn erst recht nicht). Sollte mir oder meinen Nachbarn doch eines fernen Tages widererwarten mal eine von mir getauschte Kette reißen, dann sind die Folgen höchstwahrscheinlich sehr viel ungefährlicher als jeder bis dahin entgegengekommene Autofahrer oder sonstige Verkehrsteilnehmer.