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Ich fahre abends die "Olympiastrasse" im Dunkeln mit dem Quest vom Büro nach Hause. Diese Strasse verläuft parallel zur A95 München-Garmisch, mit teilweise nur einigen Metern Abstand. Sie ist wegen der Autobahn fast autofrei, mir begegnen dort im Schnitt deutlich weniger als ein Kfz pro gefahrenem kM. Im Sommer fahren hier sehr viele nach Feierabend noch ne Runde (Renn-) Rad, aber im November ist man da eher alleine.
Irgendwann erkenne ich im Dunkeln, ein offensichtlich radfahrender Kollege kommt von weitem entgegen (kein flächiges, sondern ein eher punktförmiges Lichtlein). Einige Sekunden später sehe ich - noch weiter enfernt - Autoscheinwerfer herannahen. Soweit eine ganz gewöhnliche, unverdächtige Situation. Die nun folgende Schilderung liest sich länglich, ist aber komplett in vielleicht weniger als 2 Sekunden abgelaufen.
Das Hirn ist ja ein ewiger Rechenapparat. Ohne bewußt auf das Geschehen zu achten bedrängt mich plötzlich der Eindruck: das Auto fährt ungebremst von hinten auf den mir entgegenkommenden Radler - (?) - kein Überholmanöver erkennbar, auch kein Verzögern - in der nächsten Zehntelsekunge wird dieser Eindruck zur Gewissheit - ich starre für einen kurzen Moment gebannt auf die Szene und denke gerade noch "oh Gott, jetzt wirst Du Zeuge eines gräßlichen Gemetzels" da reißt der Autofahrer ganz kurz vor dem Zusammenprall sein VW-Bus-artiges Vehikel nach links - direkt auf mich zu - ich war vielleicht (läßt sich aus der Erinnerung heraus schlecht schätzen) noch 20 Meter von dem entgegenkommenden Radler weg. Für einen Moment dachte ich: Alter, deine Stunde ist gekommen, jetzt beist Du selber ins Gras ... aber der Fahrer hatte seine Kiste gut im Griff, knallte zwischen mir und dem Radler sauber mit etwa 80 Sachen durch. Die Strasse ist sehr schmal, das muß hier noch gesagt werden. Keine Sekunde später sehe ich selbst in meinem kleinen Questrückspiegel: der Kollege hatte hinten sehr wohl ein Lichtlein brennen ... wie ein Rücklicht von einem Fahrrad halt so aussieht.
Wie gesagt, ging alles sehr schnell und kündigte sich erst Sekundenbruchteile vor dem Ausweichmanöver an, war ja stockdunkel. Den Rest des Weges war ich mit der Aufarbeitung beschäftigt und es entwickelte sich eine Stinkwut auf den Autofahrer. Die habe ich stark abgeschwächt jetzt noch, sie ist sachlich betrachtet aber falsch. Ich muß ihm eher dankbar sein. Die meisten anderen hätten mich beim (undosierten) Ausweichen einfach platt gefahren. Die Wut kommt halt einzig aus dem immer wiederkehrenden Gedankengang: wieso muß ICH (beinahe) sterben, blos weil der Autler seine Fahrspur nicht überblickt?
Ihr könnt hier aufhören zu lesen, bucht die Story einfach unter der Rubrik "das Leben ist halt gefählich" ab. Was jetzt folgt, ist meine vorläufige Analyse und ein ziemlicher Rundumschlag mit vielen persönlichen Erläuterungen.
Erkenntnis 1:
Unsere Fahradbeleuchtung taugt nix - egal wie hell sie ist. Wir brauchen Flächenstrahler. Die Wahrnehmung der anderen Verkehrteilnehmer, die sich ja größtenteils aus Kfz-Lenkern zusammensetzt, läuft fast immer unbewußt ab und ist nun mal darauf spezialisiert andere Kfz (der häufigste und gefährlichste "Gegner") auszumachen. Die Scheinwerfer und Rücklichter sind aber bereits in mehreren 100 Meter Entfernung als Flächenstrahler erkennbar, der Abstand der Lichterpaare gibt dem Beobachter im Dunkeln gleich noch ein Maß für den Abstand des Lichtaussenders zu ihm selbst. Radfahrer fallen komplett aus diesem unbewußten Erkennungsraster.
Kommt Dir ein Rad entgegen, dann funzelt da ein Lichtpunkt irgendwo in der Ferne. Es ist zunächst keinerlei Enfernungsschätzung möglich. Man schaut mehrmals hin, weil ein einzelner (!) Lichtpunkt (!) erst mal als Artefakt wahrgenommen einer mehrfachen Prüfung unterzogen wird, bis man zur Erkenntnis kommt: ah - könnte ein Fahrrad sein. (Bei autoähnlicher Beleuchtung dauert dieses Erkenntnis gewöhnlich nur einen kurzen "Augenblick" - liefert keine Zweifel und gleich noch den Abstand mit!) Fürs Rücklicht gilt das gleiche. Idealerweise bräuchten wir je 2 flächige Leuchten mit einem Meter Abstand ... ja ich weiß! Oder halt irgendwie einen Flächenstrahler, der was hermacht, den man sofort einem "richtigen" Verkehrsteilnehmer zuordnet.
Erkenntnis 2:
Die Autobeleuchtung ist vor Jahren schon an einem Scheideweg angekommen. Mehr Licht ist gut, man kann weiter schauen und dementsprechend schneller fahren. Aber: inzwischen dürfte nach meinem Empfinden die Blendwirkung den Sicherheitsvorteil bei weitem übertreffen.
Als Hobbypilot muß ich alle 2 Jahre zum Augenarzt ... meine Augen sind (amtlich festegestellt) sehr gut. Egal ob am Tag oder in der Nacht. Ich schätze mich nicht als besonders blendempfindich ein, habe im Sommer nie das Bedürfnis, eine Sonnenbrille zu tragen und tue das auch selten, war früher beim Skifahren - wann immer es ging - ohne Brille unterwegs, weil ich Brillentragen schlicht und ergreifend nicht besonders mag.
Warum schreibe ich all das? Auf der Olympiastrasse sah der Autofahrer in die Scheinwerfer der auf der rechts verlaufenden Autobahn entgegenkommenden Kfz. Vielleicht übersah er deshalb bis zum letzten Moment den Radfahrer? Gut - jeder darf nur so schnell fahren ... plapla, ist schon klar. Aber diese modernen Scheinwerfer funktionieren ja nur in einer einzigen, optimalen Winkel-Konstellation, ansonsten richten sie nur Unheil an! Und zwar ganz böse.
Auf vielen unebenen Landstraßen kannste doch nachts (im Auto) gar nicht mehr vernünftig fahren, weil Dir dauernd irgendwer auf die Netzhaut leuchtet, dass es schmerzt. Und eine schlechte Konstellation ist diese besagte Olympia-Strecke. Die schon oft hier im Forum zitierten "nach rechts" strahlenden Fahrtlichter der Autos sind nun mal saugefährlich. Wir haben hier zwar Rechtsverkehr, aber das heißt noch lange nicht, dass nicht doch rechts einer entgegenkommen kann, der dann nix mehr sieht und dann als tonnenschwere Cruise Missile im Blindflug durch den erdnahen Orbit kreist. (Instrumentenflug gibts bei Kfz - noch - nicht. 2018 laut Daimler ... aber solange mußte als VM-Fahrer erst mal (über-)leben.)
Auf dem Heimweg nehme ich mit dem Quest an einem steilen Stück tatsächlich für ca 1 kM den Radweg, er verläuft links. Ich fahre bei jedem Auto, das entgegenkommt sekundenlang blind. Ich finde das so zum kotzen und mich macht das regelmäßig agressiv. Nur will ich halt nicht mit 13kM/h den Berg hochgraben und von den rückenmarkgesteuerten Autlern im Dunkeln übersehen werden ... die kommen an der Stelle gerade alle von der Autobahn, da juckts noch im rechten Fuß und mit einem so langsamen Rad rechnet noch keiner ...
Es gibt inzwischen sogar Autos mit so hellen Blinkern, dass man nicht mehr hinsehen mag, wenn man nachts wartend auf einer Abbiegespur hinter denen steht. Dieser Wahnsinn fordert halt auch seine Opfer. Klar, unter denen mag man selbst nicht unbedingt sein. Aber geht dieses Licht-Aufrüsten einfach ungebremst weiter? Wie hell wirds denn noch???? Immer heller und noch mal heller und noch ein wenig mehr - irgendwann sind die Nachtblinden dann alle zufrieden, für die Normalsichtigen wird die Teilnahme am Strassenverkehr dann zum russischen Roulette? Die Beschwerden über diese Art der Blendwirkung haben ja in den letzten Jahren stark zugenommen. Ich behaupte (einen Beweis bleibe ich aber schuldig): das sind nicht blos Leute, die von Natur aus mit ein paar Prozent mehr Stäbchen ausgestattet sind. Und selbst wenn, dann müßte bei der aktuellen Entwicklung in den Papieren dieser "Eulen" ja der Vermerk "nur am Tage zum Führen von Kfz berechtigt" stehen?! Die sowieso Blinden sehen vielleicht mit modernem Licht etwas besser (aber nur, wenn sie auch hinsehen!), die gut-Sehenden müssen dafür nachts dann zu Hause bleiben - oder wie?
Grüße - Andreas
Irgendwann erkenne ich im Dunkeln, ein offensichtlich radfahrender Kollege kommt von weitem entgegen (kein flächiges, sondern ein eher punktförmiges Lichtlein). Einige Sekunden später sehe ich - noch weiter enfernt - Autoscheinwerfer herannahen. Soweit eine ganz gewöhnliche, unverdächtige Situation. Die nun folgende Schilderung liest sich länglich, ist aber komplett in vielleicht weniger als 2 Sekunden abgelaufen.
Das Hirn ist ja ein ewiger Rechenapparat. Ohne bewußt auf das Geschehen zu achten bedrängt mich plötzlich der Eindruck: das Auto fährt ungebremst von hinten auf den mir entgegenkommenden Radler - (?) - kein Überholmanöver erkennbar, auch kein Verzögern - in der nächsten Zehntelsekunge wird dieser Eindruck zur Gewissheit - ich starre für einen kurzen Moment gebannt auf die Szene und denke gerade noch "oh Gott, jetzt wirst Du Zeuge eines gräßlichen Gemetzels" da reißt der Autofahrer ganz kurz vor dem Zusammenprall sein VW-Bus-artiges Vehikel nach links - direkt auf mich zu - ich war vielleicht (läßt sich aus der Erinnerung heraus schlecht schätzen) noch 20 Meter von dem entgegenkommenden Radler weg. Für einen Moment dachte ich: Alter, deine Stunde ist gekommen, jetzt beist Du selber ins Gras ... aber der Fahrer hatte seine Kiste gut im Griff, knallte zwischen mir und dem Radler sauber mit etwa 80 Sachen durch. Die Strasse ist sehr schmal, das muß hier noch gesagt werden. Keine Sekunde später sehe ich selbst in meinem kleinen Questrückspiegel: der Kollege hatte hinten sehr wohl ein Lichtlein brennen ... wie ein Rücklicht von einem Fahrrad halt so aussieht.
Wie gesagt, ging alles sehr schnell und kündigte sich erst Sekundenbruchteile vor dem Ausweichmanöver an, war ja stockdunkel. Den Rest des Weges war ich mit der Aufarbeitung beschäftigt und es entwickelte sich eine Stinkwut auf den Autofahrer. Die habe ich stark abgeschwächt jetzt noch, sie ist sachlich betrachtet aber falsch. Ich muß ihm eher dankbar sein. Die meisten anderen hätten mich beim (undosierten) Ausweichen einfach platt gefahren. Die Wut kommt halt einzig aus dem immer wiederkehrenden Gedankengang: wieso muß ICH (beinahe) sterben, blos weil der Autler seine Fahrspur nicht überblickt?
Ihr könnt hier aufhören zu lesen, bucht die Story einfach unter der Rubrik "das Leben ist halt gefählich" ab. Was jetzt folgt, ist meine vorläufige Analyse und ein ziemlicher Rundumschlag mit vielen persönlichen Erläuterungen.
Erkenntnis 1:
Unsere Fahradbeleuchtung taugt nix - egal wie hell sie ist. Wir brauchen Flächenstrahler. Die Wahrnehmung der anderen Verkehrteilnehmer, die sich ja größtenteils aus Kfz-Lenkern zusammensetzt, läuft fast immer unbewußt ab und ist nun mal darauf spezialisiert andere Kfz (der häufigste und gefährlichste "Gegner") auszumachen. Die Scheinwerfer und Rücklichter sind aber bereits in mehreren 100 Meter Entfernung als Flächenstrahler erkennbar, der Abstand der Lichterpaare gibt dem Beobachter im Dunkeln gleich noch ein Maß für den Abstand des Lichtaussenders zu ihm selbst. Radfahrer fallen komplett aus diesem unbewußten Erkennungsraster.
Kommt Dir ein Rad entgegen, dann funzelt da ein Lichtpunkt irgendwo in der Ferne. Es ist zunächst keinerlei Enfernungsschätzung möglich. Man schaut mehrmals hin, weil ein einzelner (!) Lichtpunkt (!) erst mal als Artefakt wahrgenommen einer mehrfachen Prüfung unterzogen wird, bis man zur Erkenntnis kommt: ah - könnte ein Fahrrad sein. (Bei autoähnlicher Beleuchtung dauert dieses Erkenntnis gewöhnlich nur einen kurzen "Augenblick" - liefert keine Zweifel und gleich noch den Abstand mit!) Fürs Rücklicht gilt das gleiche. Idealerweise bräuchten wir je 2 flächige Leuchten mit einem Meter Abstand ... ja ich weiß! Oder halt irgendwie einen Flächenstrahler, der was hermacht, den man sofort einem "richtigen" Verkehrsteilnehmer zuordnet.
Erkenntnis 2:
Die Autobeleuchtung ist vor Jahren schon an einem Scheideweg angekommen. Mehr Licht ist gut, man kann weiter schauen und dementsprechend schneller fahren. Aber: inzwischen dürfte nach meinem Empfinden die Blendwirkung den Sicherheitsvorteil bei weitem übertreffen.
Als Hobbypilot muß ich alle 2 Jahre zum Augenarzt ... meine Augen sind (amtlich festegestellt) sehr gut. Egal ob am Tag oder in der Nacht. Ich schätze mich nicht als besonders blendempfindich ein, habe im Sommer nie das Bedürfnis, eine Sonnenbrille zu tragen und tue das auch selten, war früher beim Skifahren - wann immer es ging - ohne Brille unterwegs, weil ich Brillentragen schlicht und ergreifend nicht besonders mag.
Warum schreibe ich all das? Auf der Olympiastrasse sah der Autofahrer in die Scheinwerfer der auf der rechts verlaufenden Autobahn entgegenkommenden Kfz. Vielleicht übersah er deshalb bis zum letzten Moment den Radfahrer? Gut - jeder darf nur so schnell fahren ... plapla, ist schon klar. Aber diese modernen Scheinwerfer funktionieren ja nur in einer einzigen, optimalen Winkel-Konstellation, ansonsten richten sie nur Unheil an! Und zwar ganz böse.
Auf vielen unebenen Landstraßen kannste doch nachts (im Auto) gar nicht mehr vernünftig fahren, weil Dir dauernd irgendwer auf die Netzhaut leuchtet, dass es schmerzt. Und eine schlechte Konstellation ist diese besagte Olympia-Strecke. Die schon oft hier im Forum zitierten "nach rechts" strahlenden Fahrtlichter der Autos sind nun mal saugefährlich. Wir haben hier zwar Rechtsverkehr, aber das heißt noch lange nicht, dass nicht doch rechts einer entgegenkommen kann, der dann nix mehr sieht und dann als tonnenschwere Cruise Missile im Blindflug durch den erdnahen Orbit kreist. (Instrumentenflug gibts bei Kfz - noch - nicht. 2018 laut Daimler ... aber solange mußte als VM-Fahrer erst mal (über-)leben.)
Auf dem Heimweg nehme ich mit dem Quest an einem steilen Stück tatsächlich für ca 1 kM den Radweg, er verläuft links. Ich fahre bei jedem Auto, das entgegenkommt sekundenlang blind. Ich finde das so zum kotzen und mich macht das regelmäßig agressiv. Nur will ich halt nicht mit 13kM/h den Berg hochgraben und von den rückenmarkgesteuerten Autlern im Dunkeln übersehen werden ... die kommen an der Stelle gerade alle von der Autobahn, da juckts noch im rechten Fuß und mit einem so langsamen Rad rechnet noch keiner ...
Es gibt inzwischen sogar Autos mit so hellen Blinkern, dass man nicht mehr hinsehen mag, wenn man nachts wartend auf einer Abbiegespur hinter denen steht. Dieser Wahnsinn fordert halt auch seine Opfer. Klar, unter denen mag man selbst nicht unbedingt sein. Aber geht dieses Licht-Aufrüsten einfach ungebremst weiter? Wie hell wirds denn noch???? Immer heller und noch mal heller und noch ein wenig mehr - irgendwann sind die Nachtblinden dann alle zufrieden, für die Normalsichtigen wird die Teilnahme am Strassenverkehr dann zum russischen Roulette? Die Beschwerden über diese Art der Blendwirkung haben ja in den letzten Jahren stark zugenommen. Ich behaupte (einen Beweis bleibe ich aber schuldig): das sind nicht blos Leute, die von Natur aus mit ein paar Prozent mehr Stäbchen ausgestattet sind. Und selbst wenn, dann müßte bei der aktuellen Entwicklung in den Papieren dieser "Eulen" ja der Vermerk "nur am Tage zum Führen von Kfz berechtigt" stehen?! Die sowieso Blinden sehen vielleicht mit modernem Licht etwas besser (aber nur, wenn sie auch hinsehen!), die gut-Sehenden müssen dafür nachts dann zu Hause bleiben - oder wie?
Grüße - Andreas