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Nach meiner derzeitigen Risikoeinschätzung absolut nicht - sonst hätte ich mich nicht ebenfalls impfen lassen und würde jetzt der Boosterimpfung entgegenfiebern (hm... - hier eigentlich ein etwas unpassender Begriff). Aber ob meine und damit auch Deine Risikoeinschätzung dauerhaft Bestand haben, weiß ich nicht.Mich impfen zu lassen war also eine Fehleinschätzung?
So ist es aber mit vielen Entscheidungen, die situativ getätigt werden müssen. Man wägt nach bestem Wissen und Gewissen ab und kommt dann zum Entschluss. Wenn ich einen Feuerwehreinsatz leite, ist das genauso - nur ist die Zeit bis zur Entscheidung manchmal sehr begrenzt.
Zurück zum Thema:
Ich war und bin nie ein Freund von Zwangsmaßnahmen, weder als Führungskraft im Beruf oder Ehrenamt noch im privaten Umfeld. Trotzdem geht es manchmal nicht ohne.
Meine Frau war bis Ende letzten Jahres Pflegekraft auf der Intensivstation, hat aber aufgrund der seit langem hohen und weiter zunehmenden Belastung (und daraus resultierender Angst vor einem erneuten Burnout) den Tätgkeitsbereich gewechselt und arbeitet jetzt in einem Verwaltungsbereich der Klinik. Jetzt geht es ihr physisch und psychisch wesentlich besser und die letzten Jahre bis zum Ruhestand wird sie so hoffentlich durchhalten können. Auch in der Klinik fehlt es (zunehmend) an Pflegepersonal, die Entwicklung des Gesundheitssystems in den letzten Jahren ist sicherlich nicht der einzige aber ein wesentlicher Grund dafür. Nur mehr Lohn/Gehalt ist nicht die Lösung, da muss organisatorisch eine Menge geändert werden. Vieles davon geht allerdings nicht in kurzer Zeit und ist wohl auch nicht gewollt.
Ginge es nach mir, gäbe es nur eine (staatliche) Krankenkasse für alle, keinen Zwang zur Wirtschaftlichkeit -so wie aktuell vorhanden. Gute Behandlungen und Pflege mit entsprechendem Personalschlüssel kosten Geld, welches nicht in die Taschen der Aktionäre gehört.
Ich sehe als eine der wesentlichen Maßnahmen aktuell die Reduzierung von Kontakten auf das absolut erforderliche Minimum an. Wenn ich sehe, dass in der nächsten Woche in der hiesigen Stadthalle ein Rudelsingen (wenn auch unter 2G+) stattfinden soll, stellen sich mir die echt Nackenhaare auf. Am Sitzplatz muss keine Maske getragen werden, alle dürfen Singen - vor nicht langer Zeit ein absolutes NoGo. Wir als Feuerwehr dürfen keinen Übungsdienst durchführen (wir haben uns aufgrund der aktuellen Lage ohnehin bereits dazu entschlossen), sollen aber eine Brandsicherheitswache für diese Veranstaltung stellen. Ich tue mich echt schwer, meine Kameraden dahin zu entsenden.
Zur Abmilderung vieler sonst schwerer Krankheitsverläufe sehe ich aber auch die Notwendigkeit des Impfens. Auch wenn die Impfung nicht jedem gleich gut hilft, senkt sie doch den Anteil der sonst intensivmedizinisch zu behandelnden Menschen. Und ich sehe es so, wie andere hier im Faden ebenfalls - eine direkte Impfpflicht ist besser, als viele Restriktionen, die wie eine Impfpflicht durch die Hintertür wirken.