Ich wiederhole es gerne nochmal: ich habe für mich eine Risikoabwägung getroffen, aber ich nehme mir nicht das Recht heraus, diese anderen überzustülpen.
Die Menschheitsgeschichte ist leider voll von Risikoeinschätzungen, die sich im Nachhinein als fatal daneben herausgestellt haben, deshalb bezweifle ich, daß jemand heute mit 100%iger Sicherheit sagen kann, daß von der Impfung keine Risiken ausgehen.
Das Problem (und darin unterscheidet sich die Impfung vom Helm) ist doch, dass du die Entscheidung nie nur für dich allein triffst. Wer sich für die Impfung enscheidet, entscheidet sich auch dafür andere zu schützen. Sich gegen die Impfung zu entscheiden, bedeutet am Ende auch, genau das nicht zu tun und damit im Zweifel in Kauf zu nehmen, das andere den Karren aus dem Dreck ziehen müssen. Entweder Ärztinnen und Pfleger auf der ITS oder alle, die unter Schutzmaßnahmen leiden, die getroffen werden müssen, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Bei uns in MV machen jetzt die Schulen wieder zu (klar, nur zwei Tage vor den Ferien und natürlich gibt es digitalen Unterricht, aber so was von fetten digitalen Unterricht, wir sind alle jetzt schon ganz auferegt), Schwimmkurse fallen wieder aus, der Vereinssport für Kinder und Jugendliche ist ausgesetzt, der Kulturbetrieb eingeschränkt. Das wäre mit 90+x% Impfquote vermutlich nicht oder nur viel begrenzter nötig.
Weil sich also ein Haufen Erwachsener aus Angst um ihre körperliche Unversehrtheit wegen irgendwelcher ominösen Langzeitfolgen gegen eine Impfung entscheidet, wird Kindern und Jugendlichen den zweiten Winter in Folge aufs fieseste ins Leben gepfuscht. Und da bin ich für meinen Teil das Warten leid. Ich habe beruflich mit Jugendlichen zu tun, die am Digitalunterricht gescheitert sind und ohne Schulabschluß die Schule verlassen mussten und darunter bis heute leiden. Ich sehe den Sohn eines Kollegen, der letztes Jahr eingeschult wurde, die erste Klasse wiederholen musste, weil er es nicht gepackt hat und jetzt schon wieder Angst hat, dass er demnächst nicht mehr zur Schule darf. Und solche Geschichten kan, glaube ich, jeder erzählen.
Ich finde eine Impfpflicht wirklich nicht gut, aber ich halte sie angesichts der Schäden, die wir produzieren, wenn wir darauf verzichten, für fast unausweichlich. Es sei denn, alle Bundesländer lernen jetzt ganz schnell von Bremen, wie man 92% Impfquote bei den über 18jährigen ohne Pflicht schafft. Aber vermutlich ist es dafür (wie so oft) wieder mal zu spät.