HWBH: Hamburg-Wasserkuppe-Brocken-Hamburg (1000km)
ARA Hamburg hat eine neue Strecke etwickelt. Da ich schon immer einmal der Wiege des Segelfluges auf der Wasserkuppe einen Besuch abstatten wollte hatte ich mich zur Première angemeldet.
Strecke
Es gab einen Abend- und einen Morgenstart. Ich starte am 04.07. morgens, in der Hoffnung die letzte Nacht des 75 Stunden-limits nicht zu brauchen und einen normalen Schlafrhythmus zu behalten. Freitag Morgen um 7h geht es los bei der Bäckerei Caglar in
Hamburg Rothenburgsort mit einer Handvoll Randonneure. Hier bin ich der einzige Liegeradfahrer -
@Radwunschmeister ist am Abend gestartet und hat zu diesem Zeitpunkt schon 12h in den Beinen.
Gemütlich geht es über leichte Wellen durch die Nordheide zu ersten Kontrolle in
Eschede (Km 121). Dann flach ansteigend nach
Westerlinde (km 209). Es läuft. Ab jetzt kommt mir die Strecke bekannt vor und hat einen magischen Flow: sie folgt sie bis auf Details dem Ostfalener 400er. In
Gieboldehausen (km 282) ist Abendessenszeit. Gieboldehausen ist klein, aber gastfreundlich: Im als 'Pizzeria' ausgewiesenen Auftau-Service bestelle ich Pasta und eine Apfelsaftschorle. Die Pasta kommt lauwarm in der Aluschale, schmeckt mir aber in dieser Situation. Als die Apfelschorle nicht kommen will stellt sich heraus, dass die Bedienung den Kollegen extra zum Supermarkt losgeschickt hat um mir diesen Wunsch zu erfüllen! Florian ein weiterer Randonneur gesellt sich zu mir. Als es beim Bezahlen Probleme mit dem Wechselgeld gibt, wollen sie mir die Mahlzeit schenken! Mit Florians Hilfe finden wir eine bessere Lösung.
Als die Ostfalener 400er Strecke in Kerstingerode nach Osten abzweigt, fahren wir weiter nach Süden. Jetzt kommen die Kasseler Berge vor denen uns der Organisator gewarnt hat. Mehrere Rücken und Täler quer zur Fahrtichtung sind vor der Kontrolle
Rotenburg an der Fulda (km 389) zu queren. Tatsächchlich wahrscheinlich der anspruchsvollste Abschnitt des Brevets. "
Rotenburg feiert" - "
Strandfest Disco" - "
Die legendärste und größte Zeltdisco der Region ist zurück". Mit Florian pflüge ich mich durch Betrunkene zur Kontrolle die dort wie wir und doch anders an der Tankstelle "auffüllen". Ab jetzt ist das Motto für lange Zeit "Radweg". Zunächst geht es auf dem Fuldaradweg von der Navigation her sehr kleinteilig nach Bad Hersfeld. Hier habe ich ein Hotel gebucht und finde 5 Stunden leichten Schlafs und ein fantastisches Frühstücksbüffet. Weiter auf dem Radweg nach
Fulda (km 462). Von dort bringt uns der wunderbar, schattige Milseburg-Bahntrassenradweg mit konstanter Steigung und einem langen, kühlen, Tunnel effizient über 20km zum Endanstieg auf der Strasse zur Wasserkuppe. Hier treffe ich
@Olo97 , der (auf dem Rennrad) schon auf der Abfahrt ist. Jetzt brennt die Sonne, es gibt kaum noch Schatten, dafür Abschnitte mit 10% Steigung, und ich brauche knapp 7km/h und entsprechende Leistung um nicht vom
Velomo HiFly zu kippen. Entsprechend erleichtert bin ich als ich auf der
Wasserkuppe (km 494) am Segelflugplatz ankomme. Stunden war ich auf das Radom zugefahren und habe doch Mühe es im Gewirr der Gebäude am Gipfel für das Kontrollfoto zu finden.
Segelfugplatz Wasserkuppe
Radom
Blick von der Wasserkuppe
Dann geht es 35km abwärts. Wieder muss ich am Anfang höllisch aufpassen nicht vom rechten (Rad-) Weg abzukommen. Zunächst sind kleine Details wohl eher Planungs-Ostereier, denn jetzt sehe ich auf der Karte, dass man auch auf der Milseburg-Bahntrasse bleiben könnte, dann umschlängelt die Route etwas Detailverliebt die B278. Ein Zwischenanstieg bei Oberbreitzbach bring mich nach
Heimboldshausen (km 546). An der Tankstelle entdecke ich Stracke als Brotbelag. Gar nicht einfach für die Tankwartin zu erklären was das ist im Hessisch-, Thüringisch-, Schwäbischen (ich) Begriffsgewirr für Fleischerzeugnisse. Jetzt folgt die Strecke weiterhin überwiegend abwärts der Werra die wir bei Mihla verlassen um über eine Haarnadelkurve, ein paar Höhenmeter, und eine schöne Abfahrt
Mühlhausen (km 622) zu erreichen. Hier wollte ich zu Abend essen, aber einmal an der Kontrolle ist man an der Innen- und Altstadt schon vorbei, und die Tankwartin weiss nur, dass es zwei Mc Donalds gibt, aber nicht wie weit sie für einen Radfahrer entfernt sind. Also ein Sandwich fürs Abendbrot und vorsorglich zwei Croissants fürs Frühstück eingesteckt und gleich weiter.
Bevor es in den Harz geht sind noch Hügel zu überqueren, eigentlich ein Spass - wäre nicht ein Kilometerlanger eigentlich gut rollender Abschnitt unserer Strecke gerade gesperrt, frisch, und sehr gründlich mit Split geschottert worden. Abfahrt, Querung der B243. Jetzt geht es endlich in den Harz! Ich geniesse den langen, gleichmässigen Anstieg auf zu dieser Uhrzeit angenehm einsamer Strasse in Vorfreude auf das Hotel in Elend. Hier bin ich wahrscheinlich der einzige Gast und werde trotz der späten Stunde freundlichst empfangen. "Rufen sie einfach an wenn sie da sind, egal wann" - Ich war selten so erleichtert, als mein Telefon hier Netz findet. Das Stockbad ist ein Kathedrale - und wieder sauber falle ich sofort in knapp 5 Stunden tiefen, erholsamen Schlafes. Schnell die zwei gebunkerten Croissants verdrückt und auf zum Brocken. Kurz nach Schierke kommt mir wieder
@Olo97 auf der Abfahrt entgegen. Dann laufe ich langsam auf zwei Rennradfahrer auf, deren schlängelnde Gangart andeutet, dass ihnen vielleicht noch mehr Gänge fehlen als mir, obwohl sie mir später in der Ebene mehrmals locker davonfahren - wir werden uns auf den verbleibenden 300km an allen Kontrollen sehen . Am
Brocken (km 715) ist es vor allem windig.
Brocken
Brocken
Auf der Abfahrt freue ich mich auf das Frühstück beim Brockenbäcker - in Erinnerung an die PBP Qualifikation 2023 - der nun aber leider Sonntags geschlossen hat. Beim Campingplatz bekomme ich wenigstens und nur einen Kaffee "
Toilette haben wir keine" vor der weiteren Abfahrt nach
Werningerode (km 744). Der "
berühmt berüchtigte Elm" (Ara Hamburg) ist jetzt eher ein unterhaltsames Detail - insbesondere mit den Horden entgegenkommender grüssender Teilnehmer einer RTF oder eines Radrennens. Abwärts mit Rückenwind fährt es sich angenehm. In
Weyhausen (km 829) ist die Bockwurst "
noch nicht warm genug", "
das können wir so nicht vertreten", also weiter über Hankensbüttel und die Wilde-Maus-Strecke der Bokeler Heide nach Uelzen (km 896). Eigentlich sind wir schon fast zu Hause - wo haben sie denn jetzt noch Hügel gefunden? Ab Scharnebek kurz vor der Kontrolle
Hunden (km 962) wird das Land dann wirklich platt, und ich muss an ein Zitat aus Ostfalen denken: "
manch einer wünscht sich die Berge zurück". Nach der Elbbrücke bei Geesthacht und dem gewohnten Endanflug erreiche ich das Ziel
Bäckerei Caglar (km 1000) kurz vor Sonnenuntergang.
Höhenprofil
Was für eine Abwechslungsreiche Strecke bei bestem Wetter! Auf der Heimfahrt, ein paar Kilometer vor der Haustür fahre ich in einen heftigen Schauer, der mich gut durchnässt und daran erinnert dass es auch anders hätte kommen können.
"
Nun gibt es den neuen Stern am Himmel der Brevets 1000+" schreibt ARA Hamburg auf der
Webseite.
Sicher nicht ganz zu Unrecht!
Danke!
Cornelius