600er ARA Schleswig-Holstein "Zum Legoland Billund (Dänemark)" vom 24.-26.05.2024
Guten Morgen zusammen,
hier mein Bericht zu dem o.g. Brevet ab Kiel, welcher letztes Wochenende stattgefunden hat:
-nachdem ich den Donnerstagabend und den Freitagmorgen noch mit dem Schrauben am Rad zugebracht hatte (es sollte noch ein festes Rücklicht installiert und das zuvor nur provisorisch befestigte HR-Schutzblech endgültig fixiert werden), hieß es erstmal zur Arbeit zu gehen.
Auch am Nachmittag konnte ich nicht direkt durchstarten, sondern hatte erst noch einen weiteren wichtigen Termin im Norden der Stadt wahrzunehmen. So bin ich dann erst um kurz vor halb Acht am Hauptbahnhof in Kiel eingetrudelt. Mein eigentlich für 18:05 Uhr geplantes Startfenster im E-Brevet ist da bereits geschlossen gewesen. Also habe ich mich gegen 20:45 Uhr entspannt auf den Weg dem Fahrerfeld hinterher gemacht. Auf kleinen Schleichwegen und der Veloroute 10 ist es via Kronshagen in nordwestlicher Richtung aus der Stadt hinaus gegangen.
Mittels der Fähre Landwehr habe ich dann über den NOK gesetzt, wobei ich mich dabei voll ins Fettnäpfchen gesetzt habe, als ich auf der leeren Fähre versehentlich auf der Seite des Schiffers Aufstellung genommen habe. Der darauffolgende Anraunzer war verdient und ich habe mich gezwungen gesehen, mich als "Touri" zu outen.
Der weitere Weg nach Eckernförde ist mir von früheren Brevets bekannt gewesen und da es schon zu spät für die letzte Fähre über die Schlei bei Missunde (um 21:45 Uhr) gewesen ist, bin ich kurz nach der Durchquerung des Ortes gleich auf die von
@CarstenS angebotene Umfahrung via der Schleibrücke bei Lindaunis abgebogen.
Bei Scholderup ist die Umfahrung wieder auf den Haupttrack gestossen und ich bin über zunehmend leerere Straßen nach Flensburg geradelt.
In Flensburg habe ich an einer Tanke vorsichtshalber noch etwas Wasser nachgebunkert, da ich nicht wusste, wie die Versorgungslage nachts in Dänemark sein würde. Auf Schmuggelpfaden ging es bei Kupfermühle über die Grenze in unser nördliches Nachbarland hinein.
Von Wassersleben aus hatte ich vor gut 2 Wochen bereits bei Tageslicht den Ausblick auf die Flensburger Förde und unser erstes Etappenziel genießen können.
Die erste Kontrolle am Strand in Rønshoved habe ich dann gegen kurz nach halb drei Uhr nachts erreicht. Der Blick von dort ging nach Wassersleben zurück, wo man den mit roten Warnlichtern versehenen Schornstein eines Kraftwerkes ausmachen konnte. Auch das vor Ort befindlliche und rund um die Uhr geöffnete(!) Klohäuschen hat bei mir wohlwollenden Anklang gefunden.
Zwischen 04 und 05 Uhr hat dann die Morgendämmerung eingesetzt und das leicht wellige Land ist erst langsam und dann immer schneller wieder sichtbar geworden.
Unser Weg hat uns weiter entlang der Ostseeküste geführt und als nächste größere Stadt haben wir Apenrade passiert.
Kurz dahinter, es mag etwa bei Km 144 gewesen sein, hieß es im Ortsteil Dimen einen mit Kopfsteinpflaster befestigten Weg einen Hügel hinauf zu erklimmen. Es mag sich dabei sicherlich um eine nette Reminiszenz an die "Muur" gehandelt haben. Doch mit dem ungefederten Lieger ist einem das Geholpere zum Ende hin eher auf die Nerven gegangen. Zum Glück ist das Stück nur kurz gewesen.
Der anschließend folgende Hafenort Hadersleben lag noch in sanftes Morgenlicht getaucht, was mir ein weiteres Foto mit dem knappen Akku meines Handys (ich hatte meine Powerbank zuhause vergessen) wert gewesen ist.
Am Strand in Heilsminde ist dann bei einem Duo Sitzgruppen die nächste Kontrolle gewesen, wo ich unter schwierigen Lichtverhältnissen ein weiteres Selfie als "Beweisfoto" geschossen habe. Hier habe ich im Sand noch die Reifenspuren meiner Mitfahrenden ausmachen können und habe mich dadurch etwas weniger allein gefühlt.
DIe Durchquerung von Kolding ist unspektakulär verlaufen und auch von dem weiteren Weg durch Felder, Wiesen, Kieferwäldchen und kleine Heidegebiete nach Billund ist nichts in meiner Erinnerung haften geblieben.
Um so elektrisierter bin ich auf dem auf die Stadtgrenze folgenden Abschnitt geworden, fährt man doch an den Produktionshallen des größten Arbeitgebers der Stadt vorbei, zwischen denen sich seltsam anmutende Skulpturen aus großen bunten Plastik-Noppensteinen befinden.
Je näher ich unserer nächsten Kontrollstelle gekommen bin, desto mehr Leute, Busse und Autos strömten diesem "Nabel der Welt" zahlreicher Kinder (und Erwachsenen) Fantasien entgegen. Mein Selfie vor dem Eingang zum Legoland ist in der Masse der Menschen wohl nicht weiter aufgefallen und innerhalb von 10 Minuten hatte ich dieses bunte Reich schon wieder verlassen.
In Grindsted bin ich, weil mich ob des fehlenden Frühstücks so langsam der Hunger überkommen hat, in den "Grill 22", einen Burgerimbiss, eingefallen. Wie sich herausstellte, konnte die freundliche Betreiberin nicht nur Fleischklopse im Brötchen und Hot Dogs, sondern auch asiatisch anmutende Nudeln (vegetarisch!!) zubereiten. Für knapp unter 10 Euro gab es eine großzügige Portion davon und ein pappsüßes "Kondi" von Faxe als Getränk.
Egal, hauptsache frischer Nachschub an Kohlehydraten und Energie!
In Ølgod folgte die vierte Kontrolle an einer Tankstelle, vor welcher ich nur schnell erneut ein Selfie aufgenommen habe und dann weitergeradelt bin.
Kurz vor Erreichen der stark frequentierten N11 habe ich festgestellt, dass ich blöderweise den Abzweig des Tracks kurz hinter Horne verpasst hatte. Um nicht ganz den Weg wieder zurück fahren zu müssen probierte ich einen kleinen Schotterweg aus, welcher allerdings auf einen Bauernhof geführt hat und welchen ich aus Respekt vor dem Privatbesitz nicht betreten habe. Also hieß es wieder umdrehen und doch das ca. 1,5 Km lange Teilstück wieder zurückzufahren. So war dann der mit Absicht so geplante Aufenthalt auf der N11 lediglich weniger als 100 m lang, bevor es auf einem kleinen Landsträßchen nach Varde hineinging.
In Varde habe ich an einer Einmündung des Schild eines Eisladens entdeckt, und da es recht warm und sonnig gewesen ist, hat der Entschluss, sich dort eine kühle Erfrischung zu gönnen, recht schnell festgestanden. Was soll ich sagen, die dort feil gebotenen Eissorten haben alle in bunten Farben geleuchtet, was mir nicht sozugesagt hat. Ich habe mich dann für ein großes Softeis mit Lakritzstreuseln entschieden.
Den Laden "Juice'n Ice" kann ich echt nur empfehlen, bietet dieser nicht nur Eiscreme, sondern auch gekühlte Getränke und süße sowie salzige Snacks an.
Auf dem Weg zur fünften Kontrolle in Esbjerg fährt man zunächst durch die umfangreichen Hafenanlagen, welche von zahlreichen Schleppern, Versorgern, Fischerbooten und Spezialschiffen der Offshore-Industrie in Beschlag genommen werden. Für jemanden wie mich, der von allem was mit Schiffen zu tun hat fasziniert ist, ist das wahrlich ein optisches "Eldorado" gewesen. Leider habe ich Strom sparen müssen und wieder nur das obligatorische Selfie vor der Kontrolltanke gemacht.
Das dann folgende Städtchen Ribe wollte ich eigentlich, da sich bei mir zunehmend wieder mal ein menschliches Bedürfnis bemerkbar gemacht hat, zügig durchqueren. Auf der Suche nach einen Waldstück o.ä. fiel mir das Schild des "Ribe Vikingecenter" ins Auge. Da das häufig Seefahrer erster Güte gewesen sind, habe ich auch für diese etwas übrig und einen kurzen Blick auf die Skulpturen vor dem Eingang geworfen. Wie sich dabei herausgestellt hat, hat es sich dabei um die drei Nornen mit dem Schicksalsfaden sowie um die Midgardschlange gehandelt, was mir ein weiteres Foto wert gewesen ist. Das "Bedürfnis" ist dadurch für kurze Zeit (fast) vergessen gewesen.
An der Peripherie von Tondern hat mir noch das Schild zu der ehemaligen Zeppelinhalle ins Auge gestochen, aber da der Tag sich schon dem Abend näherte, habe ich mich doch entschieden, daran vorbei zu fahren. Auch am kleinen Zeppelinmuseum hat uns der Weg vorbei geführt und ich wäre gerne eben schnell mal hinein gehuscht. Doch die Zeit hat mir im Nacken gesessen und so musste ich auch dieses rechts liegen lassen.
Vor dem Stadtzentrum ist es durch ein Industriegebiet gegangen und mir ist ein regelmäßig wiederkehrendes Geräusch vom Hinterrad aufgefallen. Es hat einen Moment gedauert, bis mir klar geworden ist, daß ich wohl mit dem Reifen einen Fremdkörper aufgesammelt hatte.
Bedauerlicherweise hat das zu lange gedauert und ein leises Zischen deutete auf einen Luftverlust hin. Tatsächlich hatte sich ein spitzer und scharfer Flintsteinsplitter durch die Lauffläche in den Schlauch gebohrt. Aber gut, es half alles nichts und ich habe mir dann eine ruhige Ecke gesucht, um den Schlauch des Hinterrades zu wechseln. Das Ganze mag vielleicht 1/2 h gedauert haben, dann hat die Reise weitergehen können.
Kurz hinter der Grenze wollte ich für die Nacht meine Wasservorräte ergänzen und habe dazu einen Supermarkt angesteuert.
Dummerweise hat der "Calle" Getränke nur palettenweise verkauft bzw. hat nur Sirup im Angebot gehabt.
Zufällig hatte die Angestellte, welche den vor dessen Tür befindlichen Imbiss betrieben hat, meine Frage nach einer einzelnen Wasserflasche an den jungen Kassierer mitbekommen. Da ihr Imbiss bereits zu gemacht gewesen ist, hat sie mir dann spontan ein Fläschchen Wasser aus der Verpflegung der Mitarbeitenden des Supermarktes geschenkt. So hatte ich wenigstens etwas zu Trinken in Reserve, bevor es in die norddeutsche Weite von Friesland gegangen ist.
Die Route hat als nächstes nach Niebüll geführt und in der flachen Marsch und mit Wind von schräg hinten habe ich denn endlich wieder etwas "aufdrehen" können und bin mit 28-32 Km/h in die Abenddämmerung gedüst.
Dabei habe ich zwischendrin eine bunte "Erscheinung" gehabt, was sich als eine mit vielen Lichtern bestückte riesige Kuppel eines kleinen Technofestivals herausgestellt hat. In der einsamen Marsch nicht die schlechteste Idee, um die Menschen zusammenzubringen.
Nachdem ich den Sönke-Nissen-Koog erreicht hatte, ging der Track zum Seedeich. Die vielen Schafsgatter bedeuteten dabei eine regelmäßige Unterbrechung des Fahrflusses, was ich zwischendurch zum Anziehen von warmen und langen Klamotten genutzt habe.
Zum Glück herrschte trockene Witterung, so daß auch die auf dem Deichweg verteilten Hinterlassenschaften der wolligen Vierbeiner kein Problem dargestellt haben. Irgendwann auf dem Weg durch den Beltringharder Koog, umgeben von den Wassern des Luttmoorsees und der Salzwasserlagune, bin ich zunehmend müder geworden und mir sind immer wieder kurz die Augen zugefallen. Da sich der Weg scheinbar auch nur sehr zäh dahingezogen hat, habe ich mehrfach über eine Schlafpause nachgedacht.
In Wobberbüll hat dann ein kleines Bushäuschen so einladend für mich ausgesehen, dass ich mich spontan entschieden habe, hier für eine Weile mein Nachtlager aufzuschlagen. Obwohl der Wecker nach 2 h geklingelt hat, habe ich diesen wieder aus gemacht und mir noch eine Verlängerung des Schlafes um 1,5 h gegönnt. So staunte der mit dem Rad aus seiner gegenüber liegenden Ausfahrt kommende Bauer nicht schlecht, als ein schwarz-neongelb gekleideter Radfahrer vor seinen Augen seine Schlafutensilien zusammen gepackt und sich kurz darauf empfohlen hat.
Von Husum ist mir nur das bereits bekannte Kopfsteinpflaster der Altstadt rund um die (noch) einsam daliegende Hafenspitze in Erinnerung geblieben. Hier hat es wieder mal "schnell rein und schnell wieder hinaus" geheißen.
Bevor es zur Kontrolle an einer Tanke bei Friedrichstadt gegangen ist, durften wir noch auf kleinen und kleinsten Wegen die malerische und mit reichlich Kopfsteinpflaster ausgelegte Altstadt durchqueren. Hier hat bei der Planung wohl wieder die "touristisch" veranlagte Hälfte unseres Orga-Duos voll zugeschlagen

. Aber schön ist der Ort allemal. Und der Kaffee mit Milchschaum sowie der mit Käse gefüllte Pizza-Donut an der Tanke haben die schon reichlich erschöpften Lebensgeister unseres liegenden Radwanderers erneut "beflügelt".
Ein paar Schleifen ist es danach noch an der Eider entlang gegangen, bevor sich die Route in Richtung Südosten zum Nord-Ostseekanal gewandt hat. Am Abzweig zur Kanalfähre bei Oldenbüttel habe ich mich dann aus den langen Radklamotten geschält, da es wieder zunehmend wärmer geworden war. Die Schifferin dort ist gut drauf gewesen und wir haben ein paar Höflchkeiten ausgetauscht, bevor ich meinen Weg fortgesetzt habe. Die flache Landschaft hat erneut zum rasen eingeladen und auch die Steigungen der anschliessenden Hügel sind so flach gewesen, das sie das Tempo nur unwesentlich verlangsamt haben. Was so ein bißchen Kaffee und zu Essen nach einer langen Nacht doch ausmachen.
Die vorletzte Kontrolle an der Tanke in Legan ist dadurch bald erreicht gewesen und nach dem obligatorischen Selfie dort ist es rasch weiter gegangen.
Auf dem Abschnitt der L125 zwischen Bargstedt und Nortorf ist es fahrerisch nochmal interessant geworden, weil dort die Fahrbahn, bedingt durch eine ca. 1 Km lange Baustelle, einer Schotter-/Sandpiste gewichen ist. Die Oberfläche ist jedoch i.d.R. fest gewesen und war somit einigermaßen zügig passierbar. Kurz vor Erreichen von Nortorf hat es dann zu regnen angefangen, so daß die mitgeführten Regenklamotten doch noch zu ihrem Einsatz gekommen sind.
Gottseidank hat der Regen nicht lange angehalten, doch habe ich die Sachen zur Sicherheit noch ein paar weitere Kilometer anbehalten.
Das hat anscheinend gewirkt, denn zwischen Blumenthal und Molfsee hat die Sonne endgültig die Oberhand über die Regenwolken gewonnen.
Der letzte steile Anstieg nach Meimersdorf hat mich die letzten Kraftreserven angreifen und auf das größte Ritzel wechseln lassen. Beides zusammen hat aber gereicht, um auch diesen zu bewältigen. Der restliche Weg via Wellsee, Elmschenhagen und Wellingdorf nach Schönkirchen ist dann von mir auch zügig abgerissen worden. Vor dem als Zielkontrolle dienendem "Mäckes" hat es wieder ein Selfie gegeben, und ich habe noch kurz am Start bei der Bäckerei Günther vorbei geschaut, bevor ich mich auf den Weg in die Innenstaft von Kiel bzw. zum Hauptbahnhof aufgemacht habe. Auf der Werftstraße habe ich mich zum Endspurt hinter ein Pärchen mit einem Gravelbike bzw. einem vollgepacktem Randonneur gehängt, welches flott gen Ostufer bzw. Hörn gestrebt hat. Es sind also noch weitere Reserven vorhanden gewesen.
Insgesamt habe ich, mit Umwegen/Verfahrern und sonstigen Abstechern, rund 39 Stunden für knapp unter 650 Km benötigt.
Mit der jetzigen Ausführung des CHR als Brevet-/Tourenrad bin ich zwar was den Antrieb angeht noch nicht ganz zufrieden, wähne mich aber für Schweden auf einem guten Weg. Wer gerne mal auf abwechslungsreichen Strecken einen Abstecher zu unseren nördlichen Nachbarn machen möchte, dem sei dieser Brevet ans Herz gelegt. Anbei noch ein paar Impressionen von unterwegs.