Brevet Berichte 2024

Mit dem Rad zum Ring - 400km mit ARA Ruhrgebiet

Mein Mitstreiter aus meinem Ort schwärmte von dieser Tour, fährt er doch jährlich die 24h auf dem Nürburgring bei Rad am Ring. Also war ich irgendwann breitgeschlagen und meldete mich an.
Als die Infomail zu der Tour kam, machten die Organisatoren keinen Hehl daraus, dass das eine anspruchsvolle Strecke ist: 402km mit 3800HM, wobei 130km völlig flach verlaufen.
Egal, einfach mal machen.

Und so fuhr ich nachmittags den Panoramaradweg zum Startort in Essen-Werden.

20240518_174628.jpgUnterwegs kam mir eine Polizeistreife entgegen, wendete und folgte mir. Ich musste falsch herum durch eine Einbahnstraße, die für Fahrräder freigegeben ist, da wollten sie mir nicht mehr hinterher.

Nach 30km kam ich in Essen an. Ein bunter Haufen Randonneure auf der Terasse der Bäckerei, fast jeder mit PBP oder LEL-Shirt, überwiegend erfahrene Leute. Gemütlich esse ich etwas, melde mich an und unterhalte mich.

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Und dann geht es los: vom Parkplatz an geht es hoch, als Aperitif quasi. Die Streckenführung ist toll, durchquert den Niederbergischen Raum auf Nebenstraßen, man nennt es auch malerisch die Elfringhauser Schweiz. Nach spätestens 1h bin ich wohl das Schlusslicht der Gruppe, was mich aber nicht stört, ich komme alleine gut zurecht. In Wuppertal geht es so steil und lang runter, dass die Bremsen zwitschern, das hohe Systemgewicht muss erstmal gebremst werden.

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Weiter geht es mittlerweile im Dunkeln nach Remscheid, bekannte Streckenabschnitte werden neu aneinander gereiht, das muss ich alles nochmal im Hellen abfahren. Und immer geht es rauf und runter, meist moderat aber stetig. Was mir hilft ist die Anzeige auf dem Garmin, so kann ich die Anstiege besser einschätzen. Im Bergischen Land geht es kurz mal über eine Landstraße im Tal und ich denke:" cool, endlich mal ein paar Kilometer machen". Kaum fertig mit dem Gedanken biegt der Track ab und es geht mit 14% für 1km bergauf.

Also ist schieben angesagt. Während ich also spaziere überholen mich doch noch zwei Randonneure, sie sind natürlich erheblich flotter am Berg (langsamer geht ja auch nicht). Ich überhole später wieder und wir treffen uns in Hennef an der Kontroll-Tanke.

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Einem von beiden geht es nicht gut, offensichtlich starke Magenprobleme. Für mich geht es nach einem Schnitzelbrötchen weiter zum Westerwald und bis zum Tal der Wied ist es eigentlich nie flach.
Das Wiedtal runter ist es eine Freude: dauerhaft leichtes Gefälle und der Uhrzeit geschuldet (3.00Uhr rum) kein Straßenverkehr. Nur der Asphalt ist eine Katastrophe, ich nehme so manches Schlaglöcher mit und das Fernlicht versagt nach einem besonders dollen Schlag (Stecker ab).
In Neuwied nur ein kurzer Stop an der Kontrolle und dann geht es über den Rhein in die Eifel.
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Hier sind die Anstiege anders: lange Wellen mit 6-9% auf 5km kommen vor, kurze Abschnitte mit bis zu 18% sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommen. Nur einmal schiebe ich noch, den Rest drücke ich mit Pausen hoch. Kaum 5kmh ist der Schnitt an diesen Steigungen, die Haube hänge ich rechts ans Alpha, was bis 25kmh völlig problemlos klappt. Die Haube hatte ich mitgenommen weil das Wetter so schlecht angesagt war, es regnete aber überhaupt nicht...

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Irgendwann kommt der Nürburgring in Sicht, ich bin 30min vor dem Limit. Also geht es zügig weiter, kurzer Einkauf in Adenau und ab ins Ahrtal. Die Strecke kenne ich vom Ahrtal-Brevet, einfach schön. Die Ahr hat moderates Hochwasser, was mögen die Leute dabei empfinden?
Der Weg aus dem Ahrtal ist wieder hart, 5km in Serpentinen, fast endlos.

Aber bald geht es von der Eifel in die Bördelandschaft, steil und lang bergab. Irgendwas klopft vorne links, immer wenn die Bremse heiß läuft. Rechts ist es eher ein knacken, links klingt es, als ob ein Männchen am Radkasten hämmert. Ich übertreibe es also nicht mit der Geschwindigkeit und komme in Rheinbach an. Die freie Kontrolle mache ich in einem Eiscafe und die 15min Puffer zum Zeitlimit verbringe ich mit einem After-eight-Becher.

Von nun an folgt pures Velomobil-Geläuf: völlig flach, grade, guter Asphalt. Der Gegenwind stört mich nicht, für die anderen Mitstreiter sicher hart. Der Tacho zeigt öfter eine 4 vorne, ich hole Zeit auf, bin gut drauf.

Doch das ändert sich allmählich: Husten mit Auswurf setzt ein, ein heißer Kopf, leichtes Frösteln. Noch sind 70km zu fahren, völlig flach, also eine nette Feierabendrunde. Ich mache eine Pause, warte, ob es besser wird. Aber im Gegenteil, das frösteln wird zu leichtem Schüttelfrost. Das macht keinen Sinn, weiterfahren wäre nicht heldenhaft, weiterfahren wäre dumm. Es fällt mir nach dem harten Kampf nicht leicht, aber ich aktiviere meinen Telefonjoker und merke, wie mir eine Last abfällt. Halte noch einen kurzen Plausch mit dem Letzten im Feld, den ich in der Börde überholt hatte und der nun fragt ob alles ok ist. Seinen Kameraden musste er in Neuwied in den Zug setzten. Gebe ihm noch Proviant ab, was für ein netter Mensch!

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Dann fahre ich noch 7km zum Kraftwerk Niederaussem, treffe meinen Kollegen und lasse mich nach Hause bringen. Zuhause schlafe ich noch in Klamotten ein...

Was ist das Fazit?
Es war schön, auf jeden Fall was für die retrospektive Glorifizierung. Es schmerzt heute auch nix, aber ich habe Schnupfen. Aufgeben zu müssen war nicht schön, aber sich zu zerstören bringt ja auch nix.

Das Alpha benötigt eine Durchsicht.
 
Hier noch mein Bericht zum 400km ARA Ruhrgebiet "Mit dem Rad zum Ring":

Ich hatte mich darauf eingestellt, am Samstagmorgen gut ausgeschlafen loszufahren. Eine Woche vor Start kam dann die Mail, dass es erst Samstagabend um 20:00 Uhr losgeht, also mit einer Nachtfahrt beginnen wird. Na toll. Meine bisherigen Langstreckenerfahrungen jenseits der 300km am Stück beschränken sich auf den 24h Radmarathon am Brelinger Berg, aber ein Brevet durch die Nacht in freier Wildbahn, wo ich mich nicht mal eben für ein Stündchen in mein Zelt legen kann, ist schon eine ganz andere Herausforderung für mich.

Am Start traf ich wieder @norfiets, der diesmal nicht mit seiner V20 sondern mit dem Upright unterwegs war, und auch @Zapfo mit seinem Alpha 7, der hier selber schon von dieser Tour berichtet hat. Er und ich waren also die einzigen beiden Liegenden am Start.

Der Wetterbericht für die Tour war durchwachsen, es gab Warnungen vor einer Unwetterfront mit Starkregen, Hagel und Gewitter. Vielleicht deshalb waren auch viel weniger Teilnehmer am Start als angemeldet. Aber die Anwesenden gaben sich alle optimistisch, dass es schon ok wird, und wir vom Schlimmsten verschont bleiben werden, und so war es dann ja auch.

Um 20:00 ging es dann los. Es begleitete uns ein leichter Nieselregen, der uns in den Abendstunden viele schöne Regenbögen bescherte:

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Dann wurde es wieder trockener und ging weiter südlich durchs bergische Land, wo es auch schon viele Höhenmeter zu sammeln gab. Kurz nach Mitternacht fuhr ich über die Sieg-Brücke bei Hennef und genoss diese unwirkliche Stimmung im Nachtlicht:
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Dann wurde es sehr neblig. Einerseits war es mal eine seltene und aufregende Erfahrung, bei völliger Dunkelheit durch kurvige Waldstrassen zu fahren, aber vom Nebel sammelten sich ständig kleine Tröpfchen auf meiner Radbrille, und die eh schon geringe Sichtweite ging dadurch nochmal extrem runter. Das Foto gibt nur ansatzweise wieder, wie schlecht die Sicht wirklich war:

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An der Tankstelle in Neuwied bei Kilometer 163 traf ich nochmal viele Mitstreiter, und danach ging es über die Rheinbrücke auf die linke Rheinseite in die Eifel.
Gegen 4:00 morgens machten sich bei mir deutliche Müdigkeitserscheinungen bemerkbar. Jedes Mal wenn ich meinen Kopf nach hinten in die Nackenstützte legte, fielen mir kurz die Augen zu. Warum ist ein Liegerad auch so bequem, dass man darauf einschlafen möchte?
Ich begann, nach einem Schlafplatz Auschau zu halten, und fand eine ebene Stelle mit einer Mauer, an die ich mich lehnen konnte. Zum ersten Mal probierte ich, auf dem Rad zu schlafen. Und tatsächlich, ich konnte mich auf dem Rad liegend mit eingeklickten Schuhen und mit dem Kopf seitlich an die Mauer gelehnt tatsächlich komplett entspannen und dabei stabil an der Mauer gelehnt bleiben. So konnte ich eine knappe halbe Stunde bis kurz vor 5:00 etwas vor mich hin dösen und erholen.

Am Start wurde uns angeraten, das Timing so zu gestalten, dass wir die frühen Morgenstunden und den Sonnenaufgang in der Eifel sehen können. Inzwischen hatte nun auch die Morgendämmerung begonnen, und ich wurde mit dem schönsten Teil dieser Tour belohnt. Von viel Vogelgezwitscher und anderen Naturgeräuschen begleitet genoss ich die vielen Aussichten auf den Morgennebel der aus dem Wald aufstieg:

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Am Ende der Eifel fuhren wir am Nürburgring vorbei, wo ich kurz vor 8:00 Uhr ankam. Hier fuhren viele extrem getuned aussehende Autos rum. Selbst in den frühen Morgenstunden konnte man schon die Rennfahrer auf dem Ring hören. Lieber schnell weg aus diesem Paradies für Auto-Nerds, bevor es da noch zu unschönen Situationen mit mir auf dem Fahrrad kommt. Der Nürburgring war auch die höchste Stelle der Tour, und danach ging es fast nur noch bergab. Die schwersten Teile der Tour (im Sinne von Nachtfahrt und Höhenmetern) waren nun geschafft, der Rest war eigentlich nur noch 180km Ausrollen bis nach Hause.

Nach der Eifel kamen wir ins Ahrtal, was mir noch vom 200km Brevet von vor ein paar Wochen in Erinnerung war. Diesmal hatte der Fluss dort wieder deutlich mehr Wasserstand, was für die Bewohner dort sicher kein gutes Gefühl auslöst:
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Nach dem Ahrtal waren wir endgültig wieder im Flachland, und auch landschaftlich kam nun nichts interessantes mehr. Es war nun gegen Mittag, aber ich schätzte dass ich wohl noch fünf Stunden vor mir hatte für die letzten 100km. Meine Achillessehne machte sich bemerkbar, und deshalb konnte ich nur noch ganz locker weiterfahren. Dafür war es nun flach, und abgesehen von ein paar Schauern meist sogar sonnig.
Erst in der letzten halben Stunde drehte der Regen dann nochmal richtig auf (wie schon bei meinem letzten Brevet), aber diesmal war es relativ warm, so dass der Regen nach 20 Stunden auf dem Fahrrad sogar etwas angenehm und erfrischend wirkte.

Gegen 17:00 kam ich dann am Zielpunkt an. Durch die vielen Pfützen und Regenetappen war mein Rad wieder völlig eingesaut. Ich verstehe nun, warum die Randonneure alle Schutzbleche haben. Vielleicht schaffe ich das bei meinem Rad auch irgendwie.
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Insgesamt war es eine sehr schöne Strecke, mit vielen magischen Momenten. Vor allem die Morgenstunden in der Eifel hab ich sehr genossen, und dafür hat sich die Nachtfahrt davor total gelohnt.
 
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seitlich an die Mauer gelehnt tatsächlich komplett entspannen
Schade, dass Du davon kein Foto hast, sah bestimmt genial aus!

Vielleicht muss ich mir doch nochmal ne Liege kaufen, oder nen Motor ins Alpha bauen oder Abnehmen und trainieren. Letzteres ist zumindest günstig, wenn auch nicht einfach.

Denn landschaftlich war es wirklich schön!
 
Schade, dass Du davon kein Foto hast, sah bestimmt genial aus!
Das hier war die Stelle (gut vor Wind geschützt und schön unauffällig im Dunklen):
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Von einem Selfie mit mir drauf hätte man wohl aufgrund des zu geringen Abstands nicht viel gesehen. Aber vielleicht baue ich das bei Tageslicht nochmal nach wie ich darauf liegend schlafen kann.
 
BRM300 ARA Emsland 25.05.2024

für @bike_slow

Vor zwei Jahren waren wir hier mit Andreas, @P. de Rond und wohl auch @norfiets im Velomobil am Start.
@bike_slow hatte ich in dem Jahr (Vorqualifikation für PBP 2023) auch bei @Guzzi 's 600er ist Ostfalen noch getroffen. Er war mit seinem Körper und seiner Leistung in dem Jahr nicht zufrieden, wusste aber noch nichts von dem, was ihm später widerfuhr.
Nun hat er, nur 2 Jahre später sein letztes "Brevet" gefinished :(.

Also wollte ich dies Jahr auf gemeinsamen Spuren fahren, saß bei der ersten Kontrolle unter demselben Schirm und winkte ihm in Gedanken hinterher, als er danach wieder nach Hause abbog ("ist dann für mich auch ein 300er").

Später nahm mich die Strecke dann wieder voll in Beschlag! Immerhin konnte ich alle Rampen, auch die hochprozentigen, relativ locker kurbeln.

Nach dem Schreck mit der erneuten Tachyarrhythmie Ende April habe ich mich wieder einigermaßen gefangen. Nach der Kardioversion ist im Alltag die normale Leistungsfähigkeit wieder da. Die Sportkardiologen haben eine mehrwöchige Radreise nicht ausgeschlossen,.Als Tourist, mit gemindert Tageszielen und reduzierter Leistung, genug Ruhepausen, ohne Dehydratation und Elektrolytmangel. Also als Radtourist u d nicht als Randonneur. Tarifa als Ziel zugunsten von Bregenz aufgegeben (die größere Hälfte der Entfernung, aber ohne die dicken Klopper in den Alpen, den Pyrenäen und in Spanien.

Also stand kontrolliertes Fahren auf dem Plan: eine Strecke, länger als die geplanten Tagesetappen mit herausfordernden Profil, in der Ebene unter 150W an den Anstigen unter 200, jedenfalls unter 250W.

Am Start gabs keine Brevetkarte für mich. Ich hatte die Anmeldung mit Haftungsausschluss fotografiert, hatte noch eine Mail bekommen, Foto ginge nicht, nur PDF oder Brief, bin da aber drüber weggekommen. Bekam dann noch eine blanko Karte mit den aufgedruckten Kontrollen, immerhin.
Das "dreckige Dutzend" fuhr pünktlich los, ich war der einzige Lieger. Das Überholen auf dem ersten kleinen Anstieg verkniffen ich mir (<200!) dann leider es auf mit 150W und Puls um 110 ganz zügig.

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Das Wetter wurde immer besser, bis schließlich perfekt.

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Nach den ersten Hügeln vor der ersten Kontrolle kam das Gruppetto nach eine Biopause schon einmal in Sicht, ich hatte aber bei der Kontrollbäckerei alles geklärt, als.die anderen auf den Hof rollten.

Dann kamen aber die ernsthaften Anstiege. In Bad Iburg waren sie fast im Aufbruch, als ich da eintrudelte, nach mir nur der Mann aus dem Norden der mit seiner Tochte deren erstes Brevet fuhr. Als allererstes ein 300er und dies Brett: Chapeau! Sie war auch die einzige Dame, heute.

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Später wurde ich etwas müde und habe hier ein Nickerchen gemacht.

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In GM Hütte hatte ich letztes Mal etwas gegessen, der Italiener war weg, beim Türken gabs kein Weizen, aber Ayran. Süppchen und Pizzabrötchen bestellt, Suppe und ein Brot bekommen, damit gekämpft. Dann kamen die Pizzebrötchrn mit Käse. Sahen lecker aus, gingen aber nicht mehr rein. Nicht in mich und nicht in den Sturmvogel. Also dem nächsten besten gespendet.

Es kamen noch ein paar Anstige zum runtergehen. In Mettingen an der falschen Tankstelle angehalten. Keine Toilette, aber ne Cola.

Und dann lief es flach auf bekannter werdendem.Terrain nach Hause.
Und es lief wieder! Auch unter 150W über 40 Sachen, Puls zwischen 100 und 110, fühlte mich ziemlich gut.
Zwischendurch noch eine Banane eingeworfen und dann, wenn ich schon nicht offiziell.teilgenommen habe, den letzten Umweg über Lohne ausgelassen und von Eisbären direkt nach Nordhorn gefahren.

23:30 zu Hause. Müde und zufrieden.

Andreas @bike_slow , wir sehen uns am Freitag!
 
BRM300 CycloClub Kingersheim (nahe Mulhouse, Elsass)

Ich bin beim Brevet gestartet, habe es dann aber eher als Tagestour beendet. Meinen Tourbericht habe ich deshalb hier untergebracht.

Gruß Fetzer
 
Heiners Beitrag erinnert mich daran, dass ich auch noch was schreiben wollte...

Brevet 300 NL Boekelo: Oostvaardersplassen 18.05.2024

Eine Reise in die Vergangenheit, in Gedenken an @bike_slow

Nach zwei wieder abgesagten Brevetanmeldungen (je länger man lebt, um so wahrscheinlicher wird es, dass einen irgendein Mist erwischt, aber danke mir geht es wieder gut...) mein erstes Brevet dieses Jahr.

Bei 'Holland' denke viele: Och topfeben und flach, landschaftlich langweilig bis auf die Grachten und die Windmühlen.
Ich zitier einfach mal den Brevetorganisator Gert aus Boekelo:
https://randonneurs.nl/brevet/brm-300-boekelo-2024/ schrieb:
Nederland heeft een zeer groot scala aan landschappen te bieden. Dat is het centrale idee achter dit brevet. Vanuit Boekelo gaan we via het Twentse cultuurlandschap naar het westen. Bij Deventer maakt het coulisselandschap plaats voor rivieren en dijken. Na een kort stukje over de dijk duiken we echter uiterwaarden in. Na Vaassen maakt gaan de akkers over in bossen. Dat de bossen de glooiingen in het landschap aan het oog onttrekken neemt niet weg dat het vlakke wat het grootste deel van deze route zal kenmerken onderbreekt. Harderwijk zorgt dat de overgang naar de polder niet al te plots is. Nu zullen vele kilometers rechtdoor volgen. Links de bloemen velden, later de Oostvaardersplassen. Wanneer we de polder verlaten zullen we via de Veluwe richting de Posbank gaan. Hier zullen de enige echte klimmetjes zich laten zien. Met een prachtige afdaling verlaten we ook de wouden en gaan we weer door de uiterwaarden richting Zutphen, waar we de IJssel over zullen steken. Vlak na de IJssel is de laatste controle. Via de Achterhoek zullen we weer terugkeren in Boekelo. (Merk op dat de route dit jaar met de klok mee is: Achterhoek, Veluwe, Flevoland en via Deventer terug.)

Wer ein bisschen Niederländisch kann und die Gegend kennt, wird gemerkt haben, dass die Strecke gegen den Uhrzeigersinn beschrieben ist, aber mit dem Uhrzeigersinn gefahren werden soll.
Die Beschreibung ist halt schon was älter, früher (tm) wurde gegen den Uhrzeigersinn gefahren, ganz früher hieß das Brevet auch noch 'Rondje Flevopolder'.

Schon bei der Online Anmeldung holten mich aus Gründen die Erinnerungen ein. 2017 bin ich das Brevet mit Heiner @Sturmvogel und Andreas @bike_slow gefahren, letzterer war in Gedanken das ganze Brevet bei mir. Irgendwie spürte ich, dass er gerade sein letztes Brevet antritt. Dem war letztendlich auch so...

Ich mag dieses Brevet, allein Ijssel, Veluwezoom und die Veluwe selbst sind immer eine Reise wert.

Daher gönne ich mir das volle Programm und starte von zu Hause, 04:23 Uhr am Samstagmorgen geht es los, ich fahre kein VM, da brauche ich die Zeit bis 09:00 Uhr zum Startlokal (~90km).

Die neue Speedmachine läuft gut, ist aber natürlich kein CHR. Genau nach 4 Stunden bin ich da, endlich Kaffee.
Ansonsten ist nix los, ich glaub wir waren gerade 17 Teilnehmer.

Das Wetter ist prima, der Wind schiebt, eine ganze Weile fahre ich mit drei weiteren Startern immer in Sichtweite. Nach der ersten P-Pause sind sie aber alle weg.
Naja, mit sowas hatte ich schon gerechnet, im Gegensatz zu 'den guten alten Zeiten' fahre ich heutzutage meist alleine, mit den RRlern passt es meistens nicht, die Liegeradler fahren VM oder leider gar nicht mehr auf Brevets.

So hatte ich auch eigentlich alles an Bord, um sogar ohne große Einkehr durch zu kommen, fast 4 Liter Wasser, einen Stapel Butterbrote, zwei Bananen, zwei Äpfel und eine größere Tüte Nüsse.
Die eetcafes unterwegs waren (Pfingsten+gutes Wetter!) doch tw. auch recht überfüllt zu den Essenszeiten.

Bilder sagen mehr als 1000 Worte:

Rindviehsperre, die Viecher und der Bauer haben die Ruhe weg, alle Betroffenen aber auch. Ein freundliches 'Hoi, goedemorge' in die Runde und weiter gehts schon.
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Bronkorst schönes Örtchen an der Ijssel
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Auf dem Ijsseldeich
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Fähre Dieren 1,50€ Bitte, hier schließt ein snoek mit Pilotin zu mir auf, die zu spät zum Start erschien.
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Veluwezoom und hoge Veluwe, immer schön
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Die erste Kontrolle ist in Otterlo, hier ist es voll, rummelig und heiss, ich staube einen Aufkleber vom örtlichen Fahrrad/Mopedhändler ab für das Brevetheft. Das örtliche eetcafe ist komplett überfüllt, ich fahre lieber weiter.

Der Flevopolder ist erreicht. Hier mache ich eine längere Pause an einem Foodtruck mit Erdbeerwaffel und Kaffee, sehr lecker!
Das irgendwo überholte snoek zieht nun endgültig vorbei
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Bilderlimit erreicht, weiter in Teil 2
 
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Teil 2
Auf dem Flevopolder ist es wirklich flach, an der Kontrolle 2 an einer Autobahnraststätte halte ich nur kurz und bunkere 1L Cola.
Auch hier versuchen mich ein paar Rindviecher erfolglos aufzuhalten:ROFLMAO:

Ich bin trotzdem lieber abgestiegen und habe vorbei geschoben, immer mit den durchaus interessierten Viechern redend.
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Über solche wirklich gut verlegten Betonpättchen geht es oft
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Links Markermeer, rechts Flevoplder
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Auf dem Knardijk, heute und 2017 in der anderen Richtung mit Heiner und Andreas:cry:
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Knardijk mit Rückenwind, aber Ungemach voraus
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Beim Verlassen des Flevopolders Richtung Harderwijk ereilt mich eine ordentliche Onweersbui, aber zum Glück nur mit einem kräftigen Donner, dann nur noch ordentlich nass. Danach wird es wieder besser, nur noch ein kleiner zweiter Waschgang vor Deventer.
Auf die dritte Kontrolle im goldenen M habe ich nass und dreckig so gar keine Lust. Da ich alles für den Heimweg bis nach Telgte dabei habe, hab ich die Kontrolle dann einfach mal ausgelassen.
Gert hat es im Ziel locker hingenommen, die Kontrolle verhindert eh keine Abkürzung, Homologation im Sack:LOL:
Zweiter Waschgang in Sicht
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Deventer im Abendlicht
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In Boekelo bin ich wieder um kurz vor Mitternacht als vorletzter. Ich schlage die echt nette Gastfreundschaft von Gert aus, der die Randonneure nach Schließung des Startlokals bei sich zu Hause empfängt.
Nach Hause möchte ich jetzt auch nur noch. Leider ist in Enschede irgendsoein Festival 'Freshtival', welches natürlich genau um Mitternacht zu Ende ist. Alle wollen mit dem Auto heim (Chaos! zum Glück gibt es reichlich Ordner), und die, die zu Fuß gehen wollen auf meinem Gepäckträger mitfahren oder einen Wheelie von mir sehen:eek:
Auch diese Prüfung wird bestanden, um 4:50 Uhr am Sonntagmorgen bin ich nach etwas über 24h und ca. 490km wieder daheim!

Bahntrasse Metelen-Burgsteinfurt um kurz nach 2 im Mondenschein: Cola Pause gegen das Einschlafen
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Morgen über den Emsauen, 3500m bis zum Bett
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Der "VeloClub Asphaltrauschen" (VCA) aus Halle / Saale lädt zu einer Brevet-Reihe genannt Breve|n|ts // Greve|n|ts (LINK) ein: April 100km; Mai 200km; Juni 300km; Juli 400km; August 600km.
Der Termin für Mai ist Samstag der 25. um 8 Uhr in Halle / Saale an der Marktkirche. Motto: "Luther". Es gibt einige Checkpoints und eine kuratierte Route auf der VCA-Homepage. Weil ich Brouter mag, ein (LINK) dahin. Die Route muss man aber vor allem für VM nochmal genau prüfen, z.B. in Bad Frankenhausen ums Panorama Museum fielen mir Wege auf, die ich auch mit meinem Rennrad nicht fahren würde.
Ich habe nachgefragt: Der veranstaltende VCA hat erstmal keine Bedenken gegen Velomobile und Liegeräder. Überlegt aber, ob man das im Namen des Fahrers kenntlich macht, wegen des Rankings. Startgebühren und Teilnehmerlimit gibt es anscheinend bislang nicht.

Termine und Routen für die weiteren Monate stehen noch nicht fest.

Ansonsten so:
Mitglied im VCA bin ich nicht. Nur 2x bei deren wöchentlichen "Social Rides" (Ausfahrten) mit meinem Rennrad mitgefahren. Die Fahrten werden über Strava koordiniert. Der VCA hat offenbar engagierte Mitglieder. Die kuratierte Mai-Route ist z.B. von einem Klaus, der wohl auch beim Fleche Allemange mitgefahren ist.
Der VCA hat noch ein anderes, interessantes Projekt: "Eisenbahnromantik" mit dem Ziel im Saisonverlauf möglichst viele Bahnhöfe angefahren zu haben. Das Interessante daran: dahinter steckt eine Software, die die erfassten Fahrten direkt auswerten und Daten visualisieren kann.

Außer mir starteten noch 8 Leute auf Rennrädern (teils randonneur-mäßig ausgestattet).
Ca. das erste Viertel der Strecke blieb ich hinter ihnen. Dann kam ein längerer Abschnitt, über lange, flache Straßen vor dem ich mich verschiedete und dann absetzte (16 km mit 47,2 km/h-Schnitt). Gewartet habe ich dann nicht.
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Der Anstieg in Bad Frankenhausen hoch zum Panorama Museum war kräftig. Davor war ein Springbrunnen in Betrieb - eine willkommene Erfrischung nachdem das Wetter anfangs bedeckt gewesen und dann so richtig sonnig-warm geworden war. Am Ende des Tages reichte es sogar zu einem Sonnenbrand ...
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In Bad Frankenhausen am Schiefen Turm (der schiefste in Deutschland) habe ich dann für den bevorstehenden Anstieg zum Kyffhäuser die vordere Wartungsluke zwecks Lüftung entfernt.
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Unterwegs zum Kyffhäuser-Denkmal der Eingang oder besser der Ausgang des ehemaligen DDR-Pionierlagers Rathsfeld:
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Aus Süden kommend hochwärts kamen mir lediglich 4 Motorräder entgegen - das stimmte mich hoffnungsvoll für die nördliche Abfahrt. Aber dann ab der letzten Kreuzung sah es ganz anders aus: voll mit Motorrädern. Leider gab es dann 2 Idioten: mussten trotz Überholverbot und 50km/h-Höchstgeschwindigkeit überholen (der eine auf dem Hinterrad, der andere trotz Gegenverkehr zwischen dem Gegenverkehr und mir durch).
Auf den ca. 4km bergab mit 6% Gefällle war es aufgrund der vielen Kurven nur ein 45er Schnitt - tolle Strecke, aber nicht nochmal, zumindest nicht am Wochenende.

Kyffhäuser-Denkmal hinter mir im Rückspiegel und die Halde "Hohe Linde" des ehemaligen Thomas-Müntzer-Schachtes bei Sangerhausen (kein Ziel des Luther-Müntzer-Brevets).
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Nach 150km hatte ich dann einen Leistungseinbruch, der aber wie die Betrachtung hinterher zeigt, auf einen längeren Anstieg zurückzuführen ist.
209km, 1.387hm, Fahrzeit: 7h13min, gesamt 7h35min, Schnitt 29,0km/h.

Auf Strava war dann zu sehen, dass von den Rennradlern welche nicht viel langsamer waren als ich (oder ich nicht viel schneller) und einer sogar am Ende noch einen Bogen um Halle gefahren und auf 300km gekommen ist. Wow.
Vielen Dank an den VCA für die schöne Route. Es waren etliche sehr schöne Abschnitte dabei, die durch meine Routenplanung rausgefallen wären; z.B. entlang des Solgrabens zw. Artern und Bad Frankenhausen.
 
Burgundy Adventure Loop (Preride)

Wiederum darf ich in Zusammenarbeit mit Audax Suisse eine Brevetstrecke ausarbeiten. Vorgaben: Biel-Dijon-Bienne (;)), 600km, "flowig", 10% Gravel. Nach der Schreibtischarbeit folgt hier der Feldtest.


Anfahrt

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Das Brevet startet an einem Freitagabend um 20 Uhr, mein Start-Selfie wird an einem Samstag um 19:31 aufgenommen - also nicht ganz die Realbedingungen - aber ziemlich nahe.


Ein erster Blick zurück. Eben noch habe ich hier mangels Traktion das VM hochgeschoben. Überhaupt sind die ersten Km fies, das ist bei einem Blick auf das Höhenprofil schnell jedem klar: Km 24 liegt 1100m höher als der Start.


Die letzten Sonnenstrahlen erreichen die Alpen heute wegen Bewölkung nicht. Dunkelheit senkt sich über das Seeland.


Chasseral: Passhöhe
Oben
Chasseral: Fast von der ganzen Schweiz aus sichtbar ist die Aussicht von hier entsprechend. Ich fahre soweit hoch, wie erlaubt. Das bedeutet von der Passhöhe ein paar Hin- und Zurück-Höhenmeter.

Baustelle mit Fahrverbot und eine sinnvolle Umfahrung gibt es weder ausgeschildert noch auf der Karte - nicht mal als Wanderweg. Es räumt gerade jemand die Schranke weg und ich nutze die Gelegenheit, ganz naiv nachzufragen, wie lange das Fahrverbot denn sei - das Strässchen zwischen Les Pontins und der Vue-des-Alpes-Strasse ist immerhin 13km lang. Keine Ahnung, aber ich solle doch gleich einsteigen, er würde es mir zeigen oder ansonsten soll ich einfach durchfahren. Ich lehne das Angebot dankend ab und holpere mit maximal 25km/h 1km über den Baustellenbelag. Dieser ist übrigens besser, als so manch noch kommender "Asphaltbelag".

Nach ca. 50km ist die Plackerei fertig und das VM erhält wieder artgerechteren Auslauf meistens längs der Juratäler, selten quer.

In der Region um La Brévine, bekannt als "Sibirien der Schweiz", hat es Bodennebel, wirklich ganz schön frisch hier.

Wellig und um diese Uhrzeit absolut ruhig liegen die Strässchen im Schweizer und bald auch im französischen Jura da. Die Stille wird nur kurz unterbrochen durch eine je nach Untergrund rumpelnde Kiste.

Der fast volle Mond spiegelt sich im Lac de Remoray.

Den zweiten Checkpoint mit dem klingenden Namen "Belvédère des 4 lacs" erreiche ich bis auf wenige Meter nicht. Denn am von mir angenommenen Aussichtspunkt kommen Musik und der Geruch von Cannabis. Die Seen sind bei Dunkelheit sowieso nur erahnbar - der Mondschein um 03:34 ist von den Seen aus gesehen hinter dem Hügel auf dem ich stehe. Da es hier höchstens mit einem MTB fahrbar wäre, gehe ich mit einem "Ersatzselfie" auf dem Handy zurück zum abgestellten VM.


So ein Tunnel ist ideal für einen Powernap - das Licht geht nach ein paar Minuten auch wieder aus.




Die meisten Km dieses Brevets werden auf Wegen gefahren, die früher einem anderen Zweck dienten: Treidelpfade und Bahntrassen. Hier im Tunnel reagiert der Bewegungssensor auch um 04:55, was mir etwas "Tageslicht" verschafft. Disclaimer: Zwei der Bilder entstanden erst nach dem "Treppenbild" weiter unten.


Der geschlossene Tunnel hinter dem Tor links wird als Lagerraum benutzt, was für abenteuerlustige Velo(=Fahrrad)fahrer einen kleinen Umweg mit grossem Gefälle bedeutet.


Tagesanbruch!

Entlang vom Canal de Bourgogne zwischen Saint-Jean-de-Losne und Dijon hat es auch zu früher Stunde schon etliche Spaziergänger. Zu meinem Verdruss verteilen sich die und die vielen "Kein Vortritt" so gut, dass es sich eigentlich nie lohnt, Geschwindigkeit aufzubauen. Der Gedanke, hier bei noch fortgeschrittener Morgenstunde auf gleichem Weg wieder zurückzufahren, gefällt mir gar nicht. Topfeben, guter Belag, schnurgerade, Velomobil: Netto(!)-Durchschnittsgeschwindigkeit 25km/h.

Dijon!
Ich bin froh, nur wenige Meter durch die um die Zeit noch schön leere Innenstadt fahren zu müssen, kaufe zwei Pain au Chocolat und bin auch schon wieder weg wiederum entlang vom Canal de Bourgogne, dessen Beliebtheit sich durch einsetztenen leichte Nieselregen auch nicht schmälert.

Ein Stück probiere ich eine Alternative zum ehemaligen Treidelpfad. Der Pfad bleibt in der Strecke drin!


Der Saône (Gewässer links) selbst fahren wir nicht lange entlang, dazugebauten Kanälen dafür umso mehr.

Die nächsten knapp 200km kenne ich mittlerweile ziemlich gut: Gemütlich flach entlang von diversen Kanälen bummeln. Ab und zu bis Stillstand bremsen, stündlich den Rücken dehnen und etwas aus der wieder einmal viel zu üppigen Bordverpflegung in den Magen befördern, Powernap vor dem Schifftunnel Thoraise. Viel "Merci", "Bonjour", winken, lächeln.


Farblich zur Regen(?)jacke passende Handyhülle, statt sich auf das Wesentliche* zu konzentrieren. Die Auswüchse des Stilbewusstseins der Rennradfahrer muss ich nicht verstehen. *Schon bei 32 km/h war Schluss mit dranbleiben, Mini-Gegenwind.

Kurz vor Ende dieser Kanalfahrt setzt Regen ein.

Einen für einen Checkpoint prädestinierten Ort für die nördliche Ecke des Brevets finde ich auch. Sonntags jeweils sehr früh für hungrige Randonneure geöffnet; Jetzt ist hier geschlossen - selber schuld wer so schnell fährt oder so wenig Pause macht wie ich.

Die Veloroutenführung durch Delle bekommt von mir das Prädikat: Kaum navigierbar bestimmt an allen Geschäften und Sehenswürdigkeiten des Orts vorbei - für uns gibt es andere, nicht ganz soo verwinkelte Wege.

Die letzten 50km sind angebrochen und damit auch das zweite pièce de résistance. Das Erste solche waren die ersten 50km.

Der Col des Rangiers ist um die Tageszeit schön ruhig, oder liegt es am Regen, der die Töfffahrer davon abhält, das letzte Tageslicht auch noch zu verdröhnen? Mir soll es recht sein! Der Regen hört jedenfalls wie bestellt auf der Passhöhe auf.



Gorges du Pichoux bei Tageslicht. Das mit dem Licht empfehle ich auch jedem anderen Brevetteilnehmer, und wenn dafür auf Sonntagmorgen gewartet werden muss: Die Schlucht ist wunderschön und dank ordentlichen Steigungsprozenten(=ich schiebe) kann auch das kurze Stück lange genug genossen werden, nachts ist es hier von den Wassermassen nur laut.


Das letzte Bild von unterwegs im Aufstieg nach Sornetan, wo es dann für mich schon dunkel ist.

Die Beine müde schiebe ich das VM auch bald nach dem Ort wieder der namenlosen Passhöhe entgegen. Umgekehrtes Wetter wie auf dem letzten Pass: Gerade als ich oben losrolle, beginnt es zu schütten. Mir unbekanntes Bergsträsschen bergab im dunkeln bei Starkregen: Das hätte es so nicht gebraucht! Natürlich ist das Fernlicht wegen Nebelschwaden unbrauchbar, also das alles mit Abblendlicht.

Der letzte Pass, Col du Pierre Pertuis ist ein Klacks, wenn man wie ich bereits in Tavannes ist. Also wäre ein Klacks, würde ich nicht in korrekter Audax-Manier die Route unter dem Steinbogen hindurch wählen. Ich schiebe abermals durch den Regen bergauf und weiss: Gleich ist es geschafft, mögen da noch so grobe Asphaltüberreste im Weg liegen.


In der Abfahrt muss ich eine Rille übersehen haben, in die das Hinterrad mit ordentlich Geschwindigkeit reinfällt. Das VM-Handling ist alles andere als ungefährlich, das Geräusch sehr hässlich und irgendwie überstehe ich beides. Phu! Das VM fährt sich normal und ich beschliesse, mir das Rad erst im Ziel anzusehen, zumal anhalten hier gerade echt doof wäre. Das Bild ist vom nächsten Morgen und zeigt eine Seite des Hinterrads: Felge mit Kratzspuren (die sind rundum und auf beiden Felgenseiten) und Pneu mit Abriebspuren.

Ziel erreicht! Der exakte Ort des Brevet-Ziels ist noch nicht definiert. Für mich endet das Brevet heute in der Uhrenstadt am Hauptsitz von Omega mit einem Selfie vom um diese Uhrzeit geschlossenen Uhren-Drive-In. Passt gut. Bruttozeit 27h 36m.

Im Trockenen (siehe Architektur des Gebäudes) betrachte ich kurz das Hinterrad, sehe ein paar Karkassenfäden hervorlugen und beschliesse auch im Hinblick (ohne tatsächlichen "Blick") auf den fortgeschrittenen Wolf im Schritt: Nach Hause mit dem Zug - fährt praktischerweise in gut 10 Minuten ein paar Meter von hier und würde mich bis in Gehdistanz zur Haustür bringen, wäre da nicht der noch nicht rollstuhlvelomobilgerechte Bahnhof - also ein paar Km heimradeln vom nächsten praktischen Bahnhof.


Im zweitletzten Zug am Sonntagabend ist es angenehm leer. Ja, es war schon so leer, bevor ich stinkend, triefend und mit wahrscheinlich roten Augen eingestiegen bin.

P.S. Das Brevet findet am 28. Juni statt. Anmelden kann man sich bis ca. eine Woche vorher hier.
 
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Danke für den Bericht, er "inspiriert" zu Neuem und weckt Erinnerungen an meine diesjährige Runde an Auffahrt: Dijon - Cluny - Chambéry, wobei sich Frankreich als Radfahrerland entpuppte. Die 650 km waren in 4 Tagen touristisch gefahren ;-)
 
Dieses Jahr bin ich bisher nur den 200er-Bodensee+ gefahren und habe keinen Bericht geschrieben.

Ich habe aber aus den Eindrücken der Nachtfahrten der drei Brevets Roadtrip+ (Mond und Wolken), Winterfell+ (die Kälte) und Jura+ (wo ich nicht fit und zu langsam war) einen Song geschrieben und mit einer KI vertont. Falls das Englisch vielleicht mal etwas schräg ist, liegt daran, der Text war ursprünglich in Deutsch und wurde per DeepL übersetzt.

 
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In der Abfahrt muss ich eine Rille übersehen haben, in die das Hinterrad mit ordentlich Geschwindigkeit reinfällt. Das VM-Handling ist alles andere als ungefährlich, das Geräusch sehr hässlich und irgendwie überstehe ich beides. Phu! Das VM fährt sich normal und ich beschliesse, mir das Rad erst im Ziel anzusehen, zumal anhalten hier gerade echt doof wäre. Das Bild ist vom nächsten Morgen und zeigt eine Seite des Hinterrads: Felge mit Kratzspuren (die sind rundum und auf beiden Felgenseiten) und Pneu mit Abriebspuren.
Nachtrag: Das muss wirklich eine richtig üble Rille im Belag sein mit perfekter Breite (32mm Reifen sind dran vorbei oder nicht reingefallen, 28mm schon) und viel Tiefe, denn bei erneuter Betrachtung sehe ich, dass tatsächlich das Chassie an der Fahrbahn geschliffen hat :eek:o_O:
20240528_194424.jpg
On Topic: Natürlich kommt der finale Brevet-Track nicht in die Nähe dieser Rille!
Die Rille werde ich mir aus nicht veröffentlichbaren Gründen auch nicht nochmal im Hellen bei Trockenheit anschauen gehen :( .
 
600er ARA Schleswig-Holstein "Zum Legoland Billund (Dänemark)" vom 24.-26.05.2024

Guten Morgen zusammen,

hier mein Bericht zu dem o.g. Brevet ab Kiel, welcher letztes Wochenende stattgefunden hat:
-nachdem ich den Donnerstagabend und den Freitagmorgen noch mit dem Schrauben am Rad zugebracht hatte (es sollte noch ein festes Rücklicht installiert und das zuvor nur provisorisch befestigte HR-Schutzblech endgültig fixiert werden), hieß es erstmal zur Arbeit zu gehen.
Auch am Nachmittag konnte ich nicht direkt durchstarten, sondern hatte erst noch einen weiteren wichtigen Termin im Norden der Stadt wahrzunehmen. So bin ich dann erst um kurz vor halb Acht am Hauptbahnhof in Kiel eingetrudelt. Mein eigentlich für 18:05 Uhr geplantes Startfenster im E-Brevet ist da bereits geschlossen gewesen. Also habe ich mich gegen 20:45 Uhr entspannt auf den Weg dem Fahrerfeld hinterher gemacht. Auf kleinen Schleichwegen und der Veloroute 10 ist es via Kronshagen in nordwestlicher Richtung aus der Stadt hinaus gegangen.
Mittels der Fähre Landwehr habe ich dann über den NOK gesetzt, wobei ich mich dabei voll ins Fettnäpfchen gesetzt habe, als ich auf der leeren Fähre versehentlich auf der Seite des Schiffers Aufstellung genommen habe. Der darauffolgende Anraunzer war verdient und ich habe mich gezwungen gesehen, mich als "Touri" zu outen.
Der weitere Weg nach Eckernförde ist mir von früheren Brevets bekannt gewesen und da es schon zu spät für die letzte Fähre über die Schlei bei Missunde (um 21:45 Uhr) gewesen ist, bin ich kurz nach der Durchquerung des Ortes gleich auf die von @CarstenS angebotene Umfahrung via der Schleibrücke bei Lindaunis abgebogen.
Bei Scholderup ist die Umfahrung wieder auf den Haupttrack gestossen und ich bin über zunehmend leerere Straßen nach Flensburg geradelt.
In Flensburg habe ich an einer Tanke vorsichtshalber noch etwas Wasser nachgebunkert, da ich nicht wusste, wie die Versorgungslage nachts in Dänemark sein würde. Auf Schmuggelpfaden ging es bei Kupfermühle über die Grenze in unser nördliches Nachbarland hinein.
Von Wassersleben aus hatte ich vor gut 2 Wochen bereits bei Tageslicht den Ausblick auf die Flensburger Förde und unser erstes Etappenziel genießen können.

Die erste Kontrolle am Strand in Rønshoved habe ich dann gegen kurz nach halb drei Uhr nachts erreicht. Der Blick von dort ging nach Wassersleben zurück, wo man den mit roten Warnlichtern versehenen Schornstein eines Kraftwerkes ausmachen konnte. Auch das vor Ort befindlliche und rund um die Uhr geöffnete(!) Klohäuschen hat bei mir wohlwollenden Anklang gefunden.
Zwischen 04 und 05 Uhr hat dann die Morgendämmerung eingesetzt und das leicht wellige Land ist erst langsam und dann immer schneller wieder sichtbar geworden.
Unser Weg hat uns weiter entlang der Ostseeküste geführt und als nächste größere Stadt haben wir Apenrade passiert.
Kurz dahinter, es mag etwa bei Km 144 gewesen sein, hieß es im Ortsteil Dimen einen mit Kopfsteinpflaster befestigten Weg einen Hügel hinauf zu erklimmen. Es mag sich dabei sicherlich um eine nette Reminiszenz an die "Muur" gehandelt haben. Doch mit dem ungefederten Lieger ist einem das Geholpere zum Ende hin eher auf die Nerven gegangen. Zum Glück ist das Stück nur kurz gewesen.
Der anschließend folgende Hafenort Hadersleben lag noch in sanftes Morgenlicht getaucht, was mir ein weiteres Foto mit dem knappen Akku meines Handys (ich hatte meine Powerbank zuhause vergessen) wert gewesen ist.
Am Strand in Heilsminde ist dann bei einem Duo Sitzgruppen die nächste Kontrolle gewesen, wo ich unter schwierigen Lichtverhältnissen ein weiteres Selfie als "Beweisfoto" geschossen habe. Hier habe ich im Sand noch die Reifenspuren meiner Mitfahrenden ausmachen können und habe mich dadurch etwas weniger allein gefühlt.
DIe Durchquerung von Kolding ist unspektakulär verlaufen und auch von dem weiteren Weg durch Felder, Wiesen, Kieferwäldchen und kleine Heidegebiete nach Billund ist nichts in meiner Erinnerung haften geblieben.
Um so elektrisierter bin ich auf dem auf die Stadtgrenze folgenden Abschnitt geworden, fährt man doch an den Produktionshallen des größten Arbeitgebers der Stadt vorbei, zwischen denen sich seltsam anmutende Skulpturen aus großen bunten Plastik-Noppensteinen befinden.
Je näher ich unserer nächsten Kontrollstelle gekommen bin, desto mehr Leute, Busse und Autos strömten diesem "Nabel der Welt" zahlreicher Kinder (und Erwachsenen) Fantasien entgegen. Mein Selfie vor dem Eingang zum Legoland ist in der Masse der Menschen wohl nicht weiter aufgefallen und innerhalb von 10 Minuten hatte ich dieses bunte Reich schon wieder verlassen.

In Grindsted bin ich, weil mich ob des fehlenden Frühstücks so langsam der Hunger überkommen hat, in den "Grill 22", einen Burgerimbiss, eingefallen. Wie sich herausstellte, konnte die freundliche Betreiberin nicht nur Fleischklopse im Brötchen und Hot Dogs, sondern auch asiatisch anmutende Nudeln (vegetarisch!!) zubereiten. Für knapp unter 10 Euro gab es eine großzügige Portion davon und ein pappsüßes "Kondi" von Faxe als Getränk.
Egal, hauptsache frischer Nachschub an Kohlehydraten und Energie!
In Ølgod folgte die vierte Kontrolle an einer Tankstelle, vor welcher ich nur schnell erneut ein Selfie aufgenommen habe und dann weitergeradelt bin.
Kurz vor Erreichen der stark frequentierten N11 habe ich festgestellt, dass ich blöderweise den Abzweig des Tracks kurz hinter Horne verpasst hatte. Um nicht ganz den Weg wieder zurück fahren zu müssen probierte ich einen kleinen Schotterweg aus, welcher allerdings auf einen Bauernhof geführt hat und welchen ich aus Respekt vor dem Privatbesitz nicht betreten habe. Also hieß es wieder umdrehen und doch das ca. 1,5 Km lange Teilstück wieder zurückzufahren. So war dann der mit Absicht so geplante Aufenthalt auf der N11 lediglich weniger als 100 m lang, bevor es auf einem kleinen Landsträßchen nach Varde hineinging.

In Varde habe ich an einer Einmündung des Schild eines Eisladens entdeckt, und da es recht warm und sonnig gewesen ist, hat der Entschluss, sich dort eine kühle Erfrischung zu gönnen, recht schnell festgestanden. Was soll ich sagen, die dort feil gebotenen Eissorten haben alle in bunten Farben geleuchtet, was mir nicht sozugesagt hat. Ich habe mich dann für ein großes Softeis mit Lakritzstreuseln entschieden.
Den Laden "Juice'n Ice" kann ich echt nur empfehlen, bietet dieser nicht nur Eiscreme, sondern auch gekühlte Getränke und süße sowie salzige Snacks an.

Auf dem Weg zur fünften Kontrolle in Esbjerg fährt man zunächst durch die umfangreichen Hafenanlagen, welche von zahlreichen Schleppern, Versorgern, Fischerbooten und Spezialschiffen der Offshore-Industrie in Beschlag genommen werden. Für jemanden wie mich, der von allem was mit Schiffen zu tun hat fasziniert ist, ist das wahrlich ein optisches "Eldorado" gewesen. Leider habe ich Strom sparen müssen und wieder nur das obligatorische Selfie vor der Kontrolltanke gemacht.

Das dann folgende Städtchen Ribe wollte ich eigentlich, da sich bei mir zunehmend wieder mal ein menschliches Bedürfnis bemerkbar gemacht hat, zügig durchqueren. Auf der Suche nach einen Waldstück o.ä. fiel mir das Schild des "Ribe Vikingecenter" ins Auge. Da das häufig Seefahrer erster Güte gewesen sind, habe ich auch für diese etwas übrig und einen kurzen Blick auf die Skulpturen vor dem Eingang geworfen. Wie sich dabei herausgestellt hat, hat es sich dabei um die drei Nornen mit dem Schicksalsfaden sowie um die Midgardschlange gehandelt, was mir ein weiteres Foto wert gewesen ist. Das "Bedürfnis" ist dadurch für kurze Zeit (fast) vergessen gewesen.

An der Peripherie von Tondern hat mir noch das Schild zu der ehemaligen Zeppelinhalle ins Auge gestochen, aber da der Tag sich schon dem Abend näherte, habe ich mich doch entschieden, daran vorbei zu fahren. Auch am kleinen Zeppelinmuseum hat uns der Weg vorbei geführt und ich wäre gerne eben schnell mal hinein gehuscht. Doch die Zeit hat mir im Nacken gesessen und so musste ich auch dieses rechts liegen lassen.
Vor dem Stadtzentrum ist es durch ein Industriegebiet gegangen und mir ist ein regelmäßig wiederkehrendes Geräusch vom Hinterrad aufgefallen. Es hat einen Moment gedauert, bis mir klar geworden ist, daß ich wohl mit dem Reifen einen Fremdkörper aufgesammelt hatte.
Bedauerlicherweise hat das zu lange gedauert und ein leises Zischen deutete auf einen Luftverlust hin. Tatsächlich hatte sich ein spitzer und scharfer Flintsteinsplitter durch die Lauffläche in den Schlauch gebohrt. Aber gut, es half alles nichts und ich habe mir dann eine ruhige Ecke gesucht, um den Schlauch des Hinterrades zu wechseln. Das Ganze mag vielleicht 1/2 h gedauert haben, dann hat die Reise weitergehen können.

Kurz hinter der Grenze wollte ich für die Nacht meine Wasservorräte ergänzen und habe dazu einen Supermarkt angesteuert.
Dummerweise hat der "Calle" Getränke nur palettenweise verkauft bzw. hat nur Sirup im Angebot gehabt.
Zufällig hatte die Angestellte, welche den vor dessen Tür befindlichen Imbiss betrieben hat, meine Frage nach einer einzelnen Wasserflasche an den jungen Kassierer mitbekommen. Da ihr Imbiss bereits zu gemacht gewesen ist, hat sie mir dann spontan ein Fläschchen Wasser aus der Verpflegung der Mitarbeitenden des Supermarktes geschenkt. So hatte ich wenigstens etwas zu Trinken in Reserve, bevor es in die norddeutsche Weite von Friesland gegangen ist.

Die Route hat als nächstes nach Niebüll geführt und in der flachen Marsch und mit Wind von schräg hinten habe ich denn endlich wieder etwas "aufdrehen" können und bin mit 28-32 Km/h in die Abenddämmerung gedüst.
Dabei habe ich zwischendrin eine bunte "Erscheinung" gehabt, was sich als eine mit vielen Lichtern bestückte riesige Kuppel eines kleinen Technofestivals herausgestellt hat. In der einsamen Marsch nicht die schlechteste Idee, um die Menschen zusammenzubringen.

Nachdem ich den Sönke-Nissen-Koog erreicht hatte, ging der Track zum Seedeich. Die vielen Schafsgatter bedeuteten dabei eine regelmäßige Unterbrechung des Fahrflusses, was ich zwischendurch zum Anziehen von warmen und langen Klamotten genutzt habe.
Zum Glück herrschte trockene Witterung, so daß auch die auf dem Deichweg verteilten Hinterlassenschaften der wolligen Vierbeiner kein Problem dargestellt haben. Irgendwann auf dem Weg durch den Beltringharder Koog, umgeben von den Wassern des Luttmoorsees und der Salzwasserlagune, bin ich zunehmend müder geworden und mir sind immer wieder kurz die Augen zugefallen. Da sich der Weg scheinbar auch nur sehr zäh dahingezogen hat, habe ich mehrfach über eine Schlafpause nachgedacht.
In Wobberbüll hat dann ein kleines Bushäuschen so einladend für mich ausgesehen, dass ich mich spontan entschieden habe, hier für eine Weile mein Nachtlager aufzuschlagen. Obwohl der Wecker nach 2 h geklingelt hat, habe ich diesen wieder aus gemacht und mir noch eine Verlängerung des Schlafes um 1,5 h gegönnt. So staunte der mit dem Rad aus seiner gegenüber liegenden Ausfahrt kommende Bauer nicht schlecht, als ein schwarz-neongelb gekleideter Radfahrer vor seinen Augen seine Schlafutensilien zusammen gepackt und sich kurz darauf empfohlen hat.

Von Husum ist mir nur das bereits bekannte Kopfsteinpflaster der Altstadt rund um die (noch) einsam daliegende Hafenspitze in Erinnerung geblieben. Hier hat es wieder mal "schnell rein und schnell wieder hinaus" geheißen.

Bevor es zur Kontrolle an einer Tanke bei Friedrichstadt gegangen ist, durften wir noch auf kleinen und kleinsten Wegen die malerische und mit reichlich Kopfsteinpflaster ausgelegte Altstadt durchqueren. Hier hat bei der Planung wohl wieder die "touristisch" veranlagte Hälfte unseres Orga-Duos voll zugeschlagen :) . Aber schön ist der Ort allemal. Und der Kaffee mit Milchschaum sowie der mit Käse gefüllte Pizza-Donut an der Tanke haben die schon reichlich erschöpften Lebensgeister unseres liegenden Radwanderers erneut "beflügelt".

Ein paar Schleifen ist es danach noch an der Eider entlang gegangen, bevor sich die Route in Richtung Südosten zum Nord-Ostseekanal gewandt hat. Am Abzweig zur Kanalfähre bei Oldenbüttel habe ich mich dann aus den langen Radklamotten geschält, da es wieder zunehmend wärmer geworden war. Die Schifferin dort ist gut drauf gewesen und wir haben ein paar Höflchkeiten ausgetauscht, bevor ich meinen Weg fortgesetzt habe. Die flache Landschaft hat erneut zum rasen eingeladen und auch die Steigungen der anschliessenden Hügel sind so flach gewesen, das sie das Tempo nur unwesentlich verlangsamt haben. Was so ein bißchen Kaffee und zu Essen nach einer langen Nacht doch ausmachen.
Die vorletzte Kontrolle an der Tanke in Legan ist dadurch bald erreicht gewesen und nach dem obligatorischen Selfie dort ist es rasch weiter gegangen.

Auf dem Abschnitt der L125 zwischen Bargstedt und Nortorf ist es fahrerisch nochmal interessant geworden, weil dort die Fahrbahn, bedingt durch eine ca. 1 Km lange Baustelle, einer Schotter-/Sandpiste gewichen ist. Die Oberfläche ist jedoch i.d.R. fest gewesen und war somit einigermaßen zügig passierbar. Kurz vor Erreichen von Nortorf hat es dann zu regnen angefangen, so daß die mitgeführten Regenklamotten doch noch zu ihrem Einsatz gekommen sind.
Gottseidank hat der Regen nicht lange angehalten, doch habe ich die Sachen zur Sicherheit noch ein paar weitere Kilometer anbehalten.
Das hat anscheinend gewirkt, denn zwischen Blumenthal und Molfsee hat die Sonne endgültig die Oberhand über die Regenwolken gewonnen.

Der letzte steile Anstieg nach Meimersdorf hat mich die letzten Kraftreserven angreifen und auf das größte Ritzel wechseln lassen. Beides zusammen hat aber gereicht, um auch diesen zu bewältigen. Der restliche Weg via Wellsee, Elmschenhagen und Wellingdorf nach Schönkirchen ist dann von mir auch zügig abgerissen worden. Vor dem als Zielkontrolle dienendem "Mäckes" hat es wieder ein Selfie gegeben, und ich habe noch kurz am Start bei der Bäckerei Günther vorbei geschaut, bevor ich mich auf den Weg in die Innenstaft von Kiel bzw. zum Hauptbahnhof aufgemacht habe. Auf der Werftstraße habe ich mich zum Endspurt hinter ein Pärchen mit einem Gravelbike bzw. einem vollgepacktem Randonneur gehängt, welches flott gen Ostufer bzw. Hörn gestrebt hat. Es sind also noch weitere Reserven vorhanden gewesen.

Insgesamt habe ich, mit Umwegen/Verfahrern und sonstigen Abstechern, rund 39 Stunden für knapp unter 650 Km benötigt.
Mit der jetzigen Ausführung des CHR als Brevet-/Tourenrad bin ich zwar was den Antrieb angeht noch nicht ganz zufrieden, wähne mich aber für Schweden auf einem guten Weg. Wer gerne mal auf abwechslungsreichen Strecken einen Abstecher zu unseren nördlichen Nachbarn machen möchte, dem sei dieser Brevet ans Herz gelegt. Anbei noch ein paar Impressionen von unterwegs.
 

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Ara Ruhrgebiet 600 km Brevet
Ich wollte eigentlich auch kommen, musste dann aber leider feststellen, dass die vorherigen Brevets der letzten Wochen durch Matsch und Regen dem Fahrrad mehr zugesetzt hatten, als ich ursprünglich gesehen hatte. Unter anderem war Wasser im Scheinwerfer (also Scheinwerfer getauscht und neu verkabelt). Dann musten beide Reifen getauscht werden. Tubeless Reifen neu, Felgenband neu, Ventile neu.
Nachdem ich die Bremsbeläge getauscht hab, gingen die Bremsen nicht mehr richtig und müssen wohl entlüftet werden. Damit wollte ich nicht die 600er Tour antreten und musste leider absagen. Das Entlüftungskit kommt heute hoffentlich. Mal schaun ob es damit klappt.
 
600er Rheinland "Vier Flüsse Tour" ab 30.05.2024

Und jetzt noch der finale 600er Brevet „Vier Flüsse Tour“ im Rheinland. Die Strecke basiert noch auf der schönen Familientour von Rainer Förster, die von Spich aus gefahren wurde. Aber die Bonner Veranstalter vom RadtreffCampusBonn haben es sich nicht nehmen lassen, sie weiter zu optimieren.
Diesmal wurde andersrum gefahren
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und der ehemals rumpelige Abschnitt am Rhein und die Eifelquerung über Mayen wurde durch die Auffahrt entlang der Ahr zum Nürburgring und die Abfahrt zur Mosel über die Trasse des Mosel-Maare-Radwegs ersetzt. Gelungen!
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Sonst fahren wir die Bundesstraße im Ahrtal des Öfteren u. a. bei unseren Mittwochsrunden ja nur abwärts und können da dann 50+ gut im Verkehr mitschwimmen. So früh morgens am Feiertag hatten wir das Tal nun weitgehend für uns – und auch die Trasse war bei den angesagten Regenchauern leer.

Bei mir begann der Tag ziemlich ungemütlich, um 3 reißt mich der Wecker aus dem Tiefschlaf. Wenigstens kein Regen in echt und auch nicht auf der WetterApp für die nächsten Stunden. Doch das Rauschen draußen um halb 4 entpuppt sich als kräftiger Regen und entgegen aller Prognosen und Anzeigen des Regenradars und nach Abwarten hört das Gießen auch nicht auf. Also Regenlatz über und los. Nach 15 km hört es auf und es wird heller, sehe wieder, wo ich lang fahre, erreiche um 5:40 den Startpunkt auf dem Venusberg. Schätze knapp 20 Randonneure, @Jupp und @Faltradritter (ebenfalls frisch geduscht) sind auch schon da.

Die ersten vier Rennradfahrer holen uns ein als wir nach den ersten kräftigen Anstiegen zum Nürburgring hoch einen Biostopp machen. Sie fahren aber alle solo und so fahren wir dann mehr oder weniger in Sichtweite durch die Resteifel und die Trasse runter nach Wittlich.
IMG_4516.jpegAnfangs der Trasse lege ich noch einen Reifenstopp ein. Da ich hinten fahre und @Jupp meinen Ruf nicht hört, Handy nur rudimentären Empfang hat, beeile ich mich, lt. Strava rolle ich 8 Minuten später wieder, als die beiden anderen zurück kommen. Weiter geht's im Eifeler Dschungel.

In Wittlich hat es sich dann etwas einregnet, kurze Frühstückspause in den geschlossenen Geschäftseingängen
IMG_4513.jpegund wir verlassen alsbald diese ungemütliche verlassene Fußgängerzone und Gabriel, der sich Kaffee&Kuchen gönnt. Wie auch von Frank vermutet, werden unsere Velomobile die nächsten 100 km die Mosel entlang ihr Terrain finden und erstmal weg sein. @Jupp macht vorne Tempo und wir sind bald wieder in der warmen Sonne, mal rechts, mal links der Mosel und immer schön auf der Straße.
IMG_4515.jpeg Auf den Radwegen viele, oft bepackte „Motorsportler“. 13:30 h K2 in Koblenz. Wenn wir so weiter heizen – im Flachen ohne regenerative Bergabfahrten – sind die Tanks bald leer und wir wären am frühen Abend schon an @Jupp s und @Faltradritter s gplantem Nachtstopp in Wetzlar.
Nach etwas Gewusel und Verfahrens in Koblenz sind wir an der Lahn und mäandern zwischen Hauptstraße und Radweg, beides nicht so optimal, aber nach ein paar km hinter BadEms wird die Straße verkehrsärmer und angenehmer zu fahren. Sonne und Wind im Rücken :).

Zwischen Laurenburg und Baluinstein probieren wir dies Jahr den letztes Jahr eingeweihten Radwegeschluss Lahnradweg aus. Meist neue oder auch alte Asphaltdecke, landschaftlich schön.
IMG_4524.jpegDer Wasser gebundene Abschnitt ist trocken und lässt sich auch gut fahren. Lediglich einige hundert Meter abgekipptes grobes Geröll zeugen von Unverständnis der Planer und erzeugen Ärger.
Der ist auf dem folgenden Abschnitt nach Weilburg aber schnell vergessen, piesacken uns hier doch eine steile Rampe nach der anderen. Ab und zu erkenne ich Orte vom letzten Jahr in anderer Richtung wieder, das heftige Auf- und Ab war aber wohl schon verdrängt.
IMG_4530.jpeg

Ich mache uns Mut, dass wir in wenigen km den Brunnen des Karlssprudels erreichen werden. Das eisenhaltige sprudelige Mineralwasser hatte uns auch schon letztes Jahr gemundet und gestärkt.
Enttäuschend dann zu sehen, dass der Brunnen nicht sprudelte. Der war sonst immer ein Fixpunkt auf der Runde. Ein älterer Herr, erklärte uns dann, die Pumpe wegen Gewittergefahr abgeschaltet zu haben, reichte uns dann aber 4 Flaschen Mineralwasser Biskirchener Karlssprudel. Allerdings mit stark reduziertem Eisengehalt, weil den sonst keiner kaufen würde.

19:20 Wetzlar, noch trocken aber die dunkle Wolkenfront hinter uns im Westen rückt näher und auch voraus sieht es grauer aus. Nach einer Pause an der Kontrolltanke trennen wir uns. Die beiden wollen eine kurze Nachtruhe einlegen und ich noch in die ruhigen Abendstunden fahren.

Beim Versuch dann die Kette wieder auf das 70er Blatt zu legen, schmeiße ich sie daneben, muss zum Bergabrollen drehen und verklemme die Kette dann. Also Aufschrauben und weil‘s ohne Handschuhe ja schneller geht, saue ich mir die Pfoten kräftig ein. (Beim nächsten Mal bitte vor der Ausfahrt die Kette sauber wischen.) Kaum rolle ich, fängt es an zu regnen und hält sich auch dran über Gießen bis Marburg. Wenigstens kann ich mir dann unterwegs bei Ampelstopps die Hände am Asphalt etwas sauberer wischen – bevor ich mit denselben den Regen von der Brille wische.
Der hört hinter Marburg auf.

Hinter K4 am Rathaus Cölbe ist die B62 weggebaggert, folge erstmal der Umleitung in die Dämmerung und dann einem Krankenwagen im Einsatz auf einen Feldweg. Hier muss doch irgendwo der Lahntal-Radweg durch die Wiesen gehen. Der Krankenwagen nutzt ihn als Abkürzung der Umleitung, ich auch.

Biedenkopf, Bad Laasphe und schon geht es immer weiter und steiler aufwärts Richtung nächtliche Lahnquelle auf 650 m Höhe. Auf der Höhe zwischen Lahn-, Sieg- und Ederquelle noch ein unterhaltsames 200 m Rennen mit einem Hasen, der nicht von der Straße weichen und auch nicht überholt werden wollte. War wahrscheinlich seine Sprint Trainingsstrecke;) .
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Leider war die Straße wieder runter nach Netphen der Sieg entlang, in die ich irrtümlicherweise abgebogen bin, gesperrt. Hatte aber schnell die Abweichung registriert und bin umgekehrt, um die rumpelige Nebenroute runterzubremsen. Das nächtliche Siegen ist auch im Hellen nicht so der Brüller, wenigstens kein Verkehr, K6 an der Tanke ohne aussteigen einchecken und weiter die Sieg entlang mit ein paar knackigen Anstiegen, die nach 500 km halt noch was steiler erscheinen – aber die Umgebung wird immer bekannter.

Keine 50 km vorm Ziel kommt Müdigkeit auf, parke neben einem verfallenen Haus nahe der Straße ein, klicke aus, und schlafe beim Gedanken, ob ich noch den dafür mitgenommenen Pullover rausholen soll tief ein.
Keine 15 Minuten später schrecke ich etwas orientierungslos hoch und bin hellwach und nehme umgehend wiedererstarkt die letzten km unter die Räder. 5:39 checke ich im Ziel ein, das erfreulicherweise unten in Bonn liegt und nicht auf dem Venusberg oben. Auf dem Rückweg nach Hause ist der einsetzende leichte Regen kein Ding. Schön wieder, zu Hause anzukommen!

@Jupp und @Faltradritter haben in Wetzlar 8,5 h Pause gemacht, sind gegen halb 5 mit frischen Kräften wieder aufgebrochen und haben Bonn nachmittags gegen 15:15 erreicht. Auf Strava lässt sich verfolgen, dass Gabriel auch etwas länger in Wetzlar pausiert hat und wohl nahe des Radwegs am Gesundheitszentrums in Marburg gut 4 h genächtigt hat, Sandro hat keine längeren Pausen gemacht und war gegen 11 in Bonn, Gabriel halb 17 und unser Filmer @FernradlerThomas 2 Stunden vor Toresschluss gegen 20 Uhr, starke Dauerleistung, sieht es doch so aus, dass er außer allenfalls ein paar kurze Napps keine längeren Pausen gemacht hat, sehe grade, dass sein Film auch schon online ist(y).

Kurz, wäre Schade, diese abwechslungsreiche Runde größtenteils im VM-Trio verpasst zu haben. Wer nicht dabei war, kann auf eine Wiederholung in der nächsten Saison hoffen :).
 
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