BRM 300 Dortmund am 04.05.2024
@Karl42 hat schon berichtet
von einem grauhaarigen Herbert, dem Haarstrang, einer Dreiecksburg über ein Wasserschloss zum Cherusker Hermann und einem doppelten "Abflug" mit nachhaltigen Erinnerungen
Für dieses Brevet hatte ich mich für die Vendetta als Rad entschieden; die linke ist meine
318 km mit 2132 hm lagen am 04.05.2024 vor mir. Start war in Dortmund. Neben weiteren zwei Liegerädern waren ausschließlich RR am Start. Das Wetter sollte vielversprechend werden -laut Prognose-.
Vor dem Start lernte ich Herbert, einen Grauhaardackel als „Superrandonneur“ kennen. Ob er das Ziel am Ende im Korb erreicht hat, ist mir leider nicht bekannt.
Aus Dortmund führte uns die Route östlich auf den Haarstrang über ein welliges Profil. Nach ca. 1,5 Std. wollte ich mir meine Trinkflasche links unter dem Sitz der Vendetta holen. Prompt habe ich den Lenker verrissen und es ging über die Gegenfahrbahn in die Botanik. Das fängt ja gut an dachte ich mir und ermahnte mich zur Aufmerksamkeit und zur Unterlassung derartiger Eskapaden. Unbeschadet folgte ich dann der Route über den Haarstrang. Ich liebe diese Strecke, da sie einen schönen Blick nach Norden in die Soester Börde und nach Süden ins Möhnetal erlaubt.
Der Himmel wurde aber nach einem kurzen sonnigen Auftakt zum Start, entgegen der Prognose, immer grauer.
In der ersten Kontrolle nach Km 72Anröchte traf ich dann auf den Tross der RR´ler, die sich im Supermarkt versorgen mussten. Ein paar vereinzelte Tropfen aus dem grauen Himmel fielen. Regenjacke, ja oder nein? Ich entschied mich für die Regenjacke. Meine Pause fiel relativ kurz aus.
Weiter ging es ins südliche Paderborner Land. Vorbei an der einzigen Dreiecksburg in Wewelsburg. Erinnerungen an die Jugend wurden wach. Als Kind des Paderborner Landes habe ich einige Wochen in der Jugendherberge verbracht.
Von Kirchborchen zum Haxterberg habe ich dann das erste Mal geschoben. Die Rampe hat in der Spitze ca.18%. Nach 250 m geht es dann weiter zum Haxterberg im Paderborner Süden. Ein sehr bekanntes Segelflug Revier.
Dahl und Schwaney brachen dann etwas Nieselregen. Da ich nicht erkennen konnte wie lang dies anhält, habe ich mich in Regenkleidung gehüllt.
Seit Anröchte gab es keine Versorgungsmöglichkeit am Straßenrad. Es wird Zeit, Wasser nachzutanken. Dies habe ich dann in Altenbecken erledigt, bevor ich die Auffahrt nach Langeland angetreten habe. Verbunden mit einer Pause bei km 140.
Mittlerweile war es wieder trocken. Die Auffahrt nach Langeland wurde aber zur Tortur aufgrund der nervigen Motorräder, die die Strecke gern als Rennstrecke missbrauchen. Der Höhenzug der schöne Egge lag nun hinter mir. Zügig erreichte ich Kontrolle 2 bei km 152, das Wasserschloss Vinsebeck im Lipperland -das Land mit der Rose im Wappen von NRW-.
Schnell die Kontrollformalitäten erledigt und weiter zum Hermann mit seiner „Monster“ Auffahrt von Heiligenkirchen aus.
Auch hier kamen die Erinnerungen aus der Kindheit hoch. Hermannsdenkmal, Adlerwarte Berlebeck, Vogelpark Heiligenkirchen, all das waren Ziele, die die Familien früher als Tagesausflüge ansteuerten.
Die Auffahrt zum Hermann hat es schon in sich. Das letzte Drittel habe ich dann wieder schiebend erledigt.Aber oben angekommen, begrüßte mich der Cherusker mit Sonnenschein.Na, das lässt ja hoffen. 16:30 Uhr Zeit für Kaffee und Kuchen.
Nach 30 min wollte ich weiter. Eine kleiner Hügel, der Bielstein, sollte noch folgen, dann nur noch flach. Die 2130 hm hatte ich hinter mir.
Kurz nach dem Bielstein ging es dann über die berühmte „Panzerringstraße“ vorbei an Augustdorf durch die Senne nördlich Paderborn. Und wieder die Erinnerung, diesmal an meine Oma: „Gott schuf in seinem Zorn, die Senne bei Paderborn“. Viele haben ihren Wehrdienst in Augustdorf in der Senne verbracht. Noch heute wird die Senne militärisch genutzt.Trotzdem hat die Natur ein wunderbares Naturreservat geschaffen.
Die Fahrt auf der Panzerpiste war ganz entspannend.
Über Rietberg, mit einer kurzen Pause am Steinhorster Becken,
erreichte ich zügig Lippstadt mit der letzten Kontrolle. Hier trafen sich noch einige Randonneure. Formalitäten, Versorgung, ein kurzer Plausch und weiter geht die Fahrt. Ich wollte noch so viele km wie möglich im Hellen abspulen.
Ich fühlte mich gut und freute mich auf das letzte flache Stück ins Ziel. Kurz hinter Welver folgte dann ein Stück auf einer alten Bahntrasse. Plötzlich hatte ich einen Begleiter. Angenehm in der Dämmerung nicht allein zu fahren.
Die Radbahn endete und ein sehr schlechter Wirtschaftsweg folgte. Und krach … ich lag auf der Straße vor dem Straßengraben. Schmerz durchflute meinen Rücken. Meine Beine lagen unter dem Vorderbau der Vendetta. Schock, was war passiert. Der Kollege half mir auf. Erste Prüfung der Extremitäten. Scheint alles ok zu sein. Dann der Blick aufs Rad. Zur Seite schieben. Oh je, das Vorderrad ist platt. Dann kam die Erinnerung: Schlag, Knall … Also Schlagloch mit Durchschlag bei ca 30km/h.
Na ja; der Kollege fragte ob ich Hilfe benötige. Ich verneinte und er fuhr davon gab mir aber noch seine Telefonnummer. Ich machte mich an die Arbeit. Hat man kein Glück … Es begann zu regnen.
Alles fertig und weiter geht es, jetzt aber vorsichtig. Kleine Bodenwellen machten sich im Rücken durch heftige Schmerzstiche bemerkbar. Und dann, wieder ein Schlagloch, wieder Kall, aber kein Sturz. Super, hatte wohl nicht genug Druck auf dem Reifen.Das ganze nochmal, nur jetzt im strömenden Regen. Ein Gruppe Randonneure kam und ein Kollege schenke mir noch ein Schlauch, Danke dem Unbekannten. Somit brauchte ich nicht im Regen flicken.
Dann die letzten 40km im strömenden Regen und in Dunkelheit durch Unna und Dortmund und jede Unebenheit machte sich im Rücken bemerkbar … Gegen 1:30 Uhr erreichte ich dann endlich das Ziel. Mein Rücken schmerzte heftig. Rad verladen und ab nach Hause.
Wiedermal ein denkwürdiges Brevet.
Diagnose am Montag: linker Rippenbogen angeknackst. Heute geht es aber schon deutlich besser.