...(Fortsetzung)
Pizzastop. Die Hälfte in den Magen, die andere mitsamt Schachtel ins Velo.
Immer wieder sehe ich jetzt andere Randonneure - coupiertem Gelände sei dank.
Die ersten Meter auf dem asphaltierten Velo- und Fussgängerweg entlang der Marne rollen super.
Nicht unerwartet füllt sich der Weg am sonnigwarmen Sonntagnachmittag bald sehr mit anderen Erholungssuchenden.
Ich bin froh, kann ich mich R und M anhängen, die mit ziemlich konstanten 20-25km/h unterwegs sind. Irgendwann beginnen sie, andere vor der fusée zu warnen, die gleich folgt. Ob sie das nur amüsiert oder auch nervt, weiss ich nicht.
Den Checkpoint 1 bei Km 163 erreichen wir um 1620 und es sieht nicht aus, als könnte ich die nächsten Stunden schneller fahren. Das habe ich mir vorgängig ganz anders vorgestellt und ich beginne mir Gedanken über meine Heimfahrt morgen Abend zu machen, um übermorgen arbeitsfähig zu sein. Plan A mit dem Velo fahren, Plan B mich im Ziel oder auf dem Heimweg abholen lassen, Plan C das Velo irgendwo abstellen und mit dem Zug heim. Plan B kommuniziere ich schon einmal.
Das Spiel mit dem hinter meinen Bodyguards herrollen geht weiter, bis...
... uns eine sehr flotte 4er-Gruppe überholt, der ich fortan folge. Mit bis 38km/h ballern sie auf ihren Lenkeraufsätzen liegend über die zusehends freie Kanalstrasse und ich frage mich, ob sie sich der kommenden 400km bewusst sind. Ein überholter Rennvelofahrer will auch von der Gruppe profitieren, was ich zum Anlass nehme zu überholen.
Wo der Kanalweg für uns endet stelle ich das Velo als
Wegweiser quer und esse wieder etwas Pizza.
In zwei Dörfern stosse ich ein Stück. Einmal wegen Baustelle und einmal wegen Chilbi. Der Flohmarkt wieder ein Dorf weiter wird gerade aufgelöst - bis vor kurzen wär auch hier zu stossen gewesen.
Bei ca km 220 sehe ich die Vierergruppe zum letzten Mal und es werden auch die letzten Randonneure sein, die ich während dem Brevet zu Gesicht bekommen werde. Wer vor und wer hinter mir ist, weiss ich allerdings nur sehr lückenhaft.
Der Track wechselt auf die Hauptachse, die um diese Zeit kaum befahren ist.
Nachtfertig mache ich mich in der gerade umgebauten Pizzeria in Pargny-sur-Saulx, km 250: Stirnlampe um den Hals, Frites neben den Sitz, Pizza unter den Sitz (für später), Wasser in den Beutel und Süssgetränk in den Magen.
Mitten auf der leeren Landstrasse halte ich für ein Telefonat an.
Km 280. Entlang des Marne-Rhein-Kanals gibt es stellenweise einen Mittelstreifen zwischen den Fahrspuren. 10-20km/h im Flachen...
Der Streckenabschnitt zwischen Naix-aux-Forges und Toul verläuft auf kleinen Nebensträsschen. Im Nachhinein befinde ich diese 50 km als die schönsten des Brevets trotz oder gerade wegen stockfinsterer Nacht.
Durch Toul donnert ein schwarzbekleideter Zweiradfahrer mit gefühlt Tempo 100 und ohne Beleuchtung. Ou mann!
Irgendwo vor Nancy sollte sich auf dem Veloweg entlang der Mosel ein für ein paar Stunden geeigneter Schlafplatz finden lassen. Der erste angefahrene Ort erfüllt meine Kriterien nicht. Der zweite auch nicht.
Schlafstätte bei Km 385. Pizza und Trinkschlauch greifbar direkt neben dem Kopf. Wecker auf in 3h.
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