Brevet Brevet-Berichte 2020

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Es ist meine Ehre diesen Sammelfaden zu eröffnen!

Gestern habe ich bei herrlichen Sonnenschein und etwa acht Grad Wärme eine 200 km Runde von Brügge um Kortrijk herum genossen.
Brevet (aus dem Französischen ) bedeutet Prüfung. VM-Fahrer wurden gestern immer wieder auf die Probe gestellt. Dieser Abschnitt war zB nur 60 cm breit.
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Ein paar Anfängerfehler hätten sich vermeiden lassen können, aber es ist ja erst der Beginn dieses Jahres und dementsprechend kann ich noch dazu lernen. Später dazu mehr, denn ich habe jetzt noch einen 200 km DIY vor mir...
 
Bei mir stand gestern das zweite 200er Brevet mit dem DF auf dem Plan.
Start: Wuppertal, bei mir vor der Haustüre.
Nachdem das erste letztes Jahr und noch VM-technisch untrainiert so halbwegs erfolgreich war, aber mit losgetretenem Masttrichter und der Erkenntnis, dass die Entfaltung für die Berge gerne noch etwas kürzer sein kann, waren die Erwartungen diesmal etwas größer.
Das Feld war überraschend klein. Etwa 60 gemeldete, habe ich überschlagen, von denen dann vielleicht 30-40 gekommen sind.
Alles Ups. @norfiets hatte sein Patria dabei und den Milan zu Hause gelassen. Damit wieder nur ein Velomobil. Das war ich.
So ging es Punkt 08:30 von der Bäckerei los. Kühl, feucht, knapp über dem Gefrierpunkt.
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Das erste viertel war bergig. Bergisches und Sauerland. Nachdem ich auf der flachen Anfahrt auf der Steigung dem Feld erst mal entwischt war, haben sie mich am Berg natürlich wieder stehen lassen. Bis zum nächsten Flachstück, wo ich mit Speed wieder vor bin.
Das ging bis zur zweiten Kontrolle noch öfters so.
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Wetter gab es reichlich. Fast immer bedeckt, kurze Regen-, Hagel- und kleine Schneeschauern - aber auch mal Sonne und ein blasser Regenbogen über dem Münsterland waren dabei. Ich war meist froh, in meinem Carbon-Kokon zu sitzen, auch wenn es da überwiegend warm und klamm war.
Ab Menden (gut 60 km) ging es dann bis auf einen letzten größeren Anstieg aus dem Ruhrtal überwiegend flach weiter. VM-Revier!
Allen, Felder mit frischer Gülle und Misteln in den Baumkronen säumten den Weg.
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Der Wendepunkt war Ascheberg - nur noch knapp 80 km vor dem Ziel. Dort gab es eine große Dönerbude mit einem sehr geschäftstüchtigen und lauten(!) Mitarbeiter, der fleissig stempelte, die Leute umgarnte und das Essen servierte.
So gestärkt ging es dann wieder flach zurück über Lünen, Dortmund und Witten nach Wuppertal.

Diesmal habe ich viel mehr im Hellen er-fahren. Das zeigte, dass ich gut in der Zeit war. Mit dem Python letztes Jahr und zwei Zwischenfällen hatte ich das Brevet nur 5 Minuten vor dem Zeitlimit gefinished - diesmal war alles perfekt.
Perfekt war auch der fehlende Autoverkehr. Es war Sonntag, keine Einkaufsbomber, wenig Ausflügler wegen des Wetters - dazu etliche Straßensperrungen wegen Fahrbahndecke, die uns überwiegend nicht betrafen. Ab Dortmund änderte sich das dann aber leider.
Es wurde dann dunkel und nach der Ruhrquerung kamen noch einige quälende Anstiege nach Wuppertal. Ein kurzer Zwangsstop nach Kettenabwurf - dabei direkt etwas Wasser entsorgt. Irgendwann kam der Scheitelpunkt und die rasante Abfahrt ins Tal der Wupper.
Gegen 18:45 war ich dann drinnen. Kurz gestärkt und dann noch die letzten Steigungen zurück nach Solingen.

Ich bin zufrieden, aber auch etwas platt. Mal sehen, wie das 300er nächsten Monat wird.

Etwas Pech hatte wie ich hörte ein Up-Fahrer, der eine Schranke hinter der Staumauer übersehen hat und sich dabei wohl zwei Finger gebrochen haben soll. Ich wünsche gute Besserung!
 
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So - gestern stand das dritte Brevet mit dem DF an, das 300er von Wuppertal zum Dreiländereck D/NL/BE und zurück.
Nach dem 200er Hügel-Drama mit abgetretenem Tretlagermast von 2019 (aber gefinished) und dem eigentlich ganz ordentlichen 200er Münsterland-Brevet sollte dies das erste 300er sein.
Anfahrt in knapp 1h aus Solingen war ja schon erprobt, gegen 4 aufgestanden, kurz nach 5 ins VM und nach 6 war ich schon im Kaffee. Scheinbar wieder das einzige VM, da @jostein und @Sturmvogel leider verhindert waren. Nicht mal ein LR war dabei.
Pünktlich um 07:15 der Start und das alte Spiel: Nordbahntrasse runterrollen und fast alles überholt, am langen, knackingen Berg nach Solingen dann wieder retour, durch Solingen war ja Heimspiel
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und ich konnte wieder fast alle einfangen und war am Ende quasi mit der ersten Gruppe um kurz vor 9 an der Fähre Hitdorf. Wahnsinn! Hatte ich nicht vor, nicht geplant, aber war so. Endlich mal schnell gewesen. Also nicht so schnell wie andere hier, aber immerhin vorne dabei.
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Dann Richtung K1 in Oberaussem und angefixt vom anfänglichen Tempo weiter Gas gegeben (war ja flach).
Learning 1: Die Leute auf den UPs sind Tiere! Wo ich denke, bei flach und Gegenwind müsste ich mit 35 - 40 alle stehen lassen, überholen die teilweise.
Learning 2 (das ist eigentlich ein alter Hut, aber man vergisst es gerne mal): Wenn Du nicht mithalten kannst, lass' die anderen fahren. Naja. Habe versucht, mitzuhalten - die Quittung kam später.
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Richtung K2 und durch Holland wurde es plötzlich hügelig (huch!) und da kackt man dann mit VM halt ab. Das Gekurbel zum "Highlight" 3-Länder-Punkt hat dann ein paar Reserven gekostet, dabei wurde ich dann von Teilen des MIttelfelds wieder aufgesammelt.
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Oben kurze Rast, Frikandel Spezial und weiter. Nach Eupen wurde es dann richtig mies. Viele knackige Steigungen, kurze Abfahrten, schlechte Wege und eine im Magen verkeilte Frikandel (oder ein Frühstücksbrot? oder der zu flotte Start?) ließen mich richtig hängen.
Schön war dagegen die Gegend. Diese in die hügelige Landschaft gebauten Naturstein-Häuschen haben schon etwas.
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Nach Eupen sollte es tendenziell abwärts gehen. Ging es aber nicht direkt. Immer noch viele kurze Anstiege, bis dann Vennbahntrasse und ein paar lange Abfahrten den wieder geraderen Teil ankündigten.
Nach Köln zog es sich etwas, interessant, dass parallel zu A4 und der Bahntrasse dazwischen noch ein Radweg auf dem Damm läuft. Bei Frechen dann noch ein fieser, langer Hügel und dann meldete sich @KLKöln per Threema an, ein Stück mit seinem DF mitzufahren.
Wir haben uns zwar anfangs verpasst, aber nach kurzem Stop kurz vor Widdersdorf kam er dann wieder zurück und hat mich netterweise bis zur Rheinbrücke begleitet - sein Heimatrevier. Und ich brauchte nicht viel auf den Track zu schauen. Kurz vor der Brücke verabschiedet und 500m später passierte es dann: Kettensalat beim zurückschalten an der Rampe zur Brücke.
Zurückrollen, Umwerfer betätigen brachten nichts, also aussteigen, Werkzeug raus und nachsehen.
Die Kette war nicht vorne abgelaufen, sondern hatte sich hinten zwischen großes Ritzel und Radkasten verkeilt und das Schaltwerk in einen komisch ungesunden Winkel gezwungen. Zurückziehen mit Handschuhen und Drehen holten sie nicht zurück, also Rad und Ritzelpaket ausbauen und alles noch mal neu auflegen.
Danach drehte sich das Rad zwar wieder, aber das Schaltwerk hing immer auf den Ritzeln. Die Schraube zum Ausfallende sah komisch aus - der Abstand von den Ritzeln war immer viel zu knapp. Nachdem inzwischen über ein Dutzend UPs an mir vorbeigekommen und sich nach Problemen erkundigt hatten, habe ich beschlossen, dass meine Tour hier bei km 254 endet und meine Freundin angerufen und @Andreas per SMS von meiner Aufgabe informiert.
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Immerhin konnte ich unter Getöse im 1. Gang dann noch über die Brücke rollen und bei der Wacht am Rhein auf meine Freundin mit dem Anhänger warten und dort ein paar Gästen Frage und Antwort stehen und das Konzept von Velomobilen erklären.
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Dann also früher als geplant wieder zu Hause. Leicht genervt und gerade weitere Brevet-Pläne begrabend... Über 300 werde ich dann wohl nie kommen. Naja. Bin auch nicht so ein Tier wie die anderen Fahrer.
Immerhin war die Gegend und das Wetter ausgezeichnet und das fehlende Stück kannte ich eh schon und hatte es zum Spaß mal letzte Woche gefahren...
Und da der Mensch dazu neigt, die guten Dinge zu behalten und die schlechten zu verdrängen, sage ich mal: Bis zum nächsten Brevet. :sneaky:
 
200 Km Brevet "Rund um das Dorf Berlin" 22.02.2020 ab Eutin

-für mich hat die Brevet-Saison am letzten Samstag angefangen, als ich mich morgens um kurz nach 09 Uhr zusammen mit 7 weiteren Randonneuren auf den Weg gemacht habe, um eine Runde durch diverse Landkreise Schleswig-Holsteins zu fahren. Organisiert hatte diesen Brevet Gerald H. vom RV Endspurt Hamburg. Da ich es verplant hatte, vorher den Track für die Strecke herunterzuladen, und weil der spontane Datentransfer am Start nicht geklappt hat, blieb für mich nur an der Gruppe von RR dranzubleiben. Mit meinem Reiselieger nicht immer eine leichte Übung.
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Zuerst ging es bei trockenem Wetter in südlicher Richtung aus der Stadt, doch schon bei den ersten Häuserlücken gaben uns ein paar Windstösse einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen würde. Anfangs waren wir guter Dinge und passierten die Stellen, wo im letzten Jahr die ersten Teilnehmer bereits zum flicken am Strassenrand gestanden hatten. Nach rund 15Km vermeldete einer unserer "Bergflöhe", auch ein Endspurtler, einen Luftverlust am Vorderrad. Gemeinsam war der Schlauch schnell getauscht, doch kurze Zeit später stellte sich an einer Ampel heraus, das der Mantel wohl einen gravierenderen Schaden hatte, denn er beulte sich an der Seite aus. So entschlossen wir uns kurzfristig, in Ahrensbök einen Fahrradladen aufzusuchen, um Abhilfe zu schaffen. Mit neuen Pneu ging es eine Viertelstunde später weiter.

Knapp hinter Westerrade fielen uns die unter Wasser stehenden Wiesen rechts und links der Strasse auf und wir sahen, wie der vor uns liegende Strassenabschnitt sich immer weiter dem Höhenniveau der Felder anglich, um dann ganz in den Fluten zu verschwinden.
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Zum Glück reichte das Wasser nur bis an die Unterseite meines SON im 20"VR, sodaß Technik und Füße (vorerst) trocken blieben.
Ein entgegenkommender Autofahrer wartete freundlicherweise solange, bis wir alle die Stelle passiert hatten, bevor er seinen Weg durch das Nass fortsetzte.

In Weede schlug der Pannenteufel bei einem weiteren Mitfahrer zu, ebenfalls im Vorderrad, was eine flotte Reparatur erforderte.
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Bisher hatten wir nur leichtes Schmuddelwetter gehabt, doch dunkle Wolken am Horizont versprachen mehr Wasser von oben.

An der Ampel bei der Herrenmühle im Travetal war nur wechselseitiger Verkehr erlaubt und ich verlor dort kurzzeitig den Anschluss an die Gruppe.
Netterweise fuhren die RR-Kollegen die Steigung im gemächlichen Tempo hoch, so dass ich sie auf Höhe der Brücke über die A21 mittels der nachfolgenden Abfahrt wieder einholen konnte.

Etwa hinter Todesfelde wurden die Tropfen langsam aber sicher grösser und zahlreicher. Daher war die Pause beim Bäcker in Hartenholm allen sehr willkommen. Einer unserer Mitfahrer hatte an diesem Tag seinen 60sten Geburtstag und spendierte deswegen eine Runde Kaffee für alle.
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Obwohl wir einige Zeit in der Hoffnung abgewartet hatten, das es bald wieder mit dem Regen vorbei wäre, mussten wir einsehen, dass dem nicht so sein würde. Im Gegenteil, es begann sich einzuregnen bzw. wurde eher mehr als weniger feucht.

Auf einem offenen Abschnitt zwischen Lentföhrden und Auufer traf uns der Wind so heftig von schräg vorne, das zwei unserer leichteren Mitfahrer mehrmals glatt von der Strasse auf den angrenzenden Grünstreifen geweht wurden. Selbst ich auf dem Lieger hatte Mühe, mit mehr als Fußgängertempo voranzukommen. Über jeden Knick haben wir uns verständlicherweise riesig gefreut, konnte man dort doch auf einmal wieder vernünftig vorankommen. In Auufer gönnten wir uns eine kurze Verschnaufpause, um einen Riegel zu essen und um die auseinander gerissene Gruppe wieder zu sammeln. Mit Schiebewind und neuem Elan ging es nun in nordöstlicher Richtung auf Kellinghusen zu.
Ein paar leichte Wellen später war ich mit Gerald vom Feld abgehängt und da wir uns beide etwas regenerieren wollten, fuhren wir gemeinsam mit rund 24 km/h hinter den anderen her. Irgendwann als es parallel zur A7 Richtung Norden ging fuhren wir auf das Fahrerfeld wieder auf, da diese ebenfalls überlegt hatten, eine Rast einzulegen. So wurde dann entschieden, an einer Tanke in Bordesholm einzukehren, um ein Heißgetränk zu konsumieren bzw. um sich ein paar Kalorien in fester oder flüssiger Form(Cola!!!) einzuverleiben.

Nachdem alle versorgt waren brachen wir erneut auf, um auch die letzten 50 Km zu absolvieren. Via Negenharrie und Wankendorf näherten wir uns bei Dersau den Plöner Seen und die Nacht senkte sich auf uns herab. Ob der kleinen aber gemeinen Hügel der "Holsteinischen Schweiz" merkte ich
ein weiteres Mal, dass wir uns a) noch früh in der Saison befanden und b) das ich mit meinem Reiselieger keine Bergziege unter mir hatte.
So locker, wie bei den Kollegen auf dem RR die mal eben eine Steigung nach der anderen wegdrückten, lief es bei mir nicht mehr. Wobei fairerweise gesagt werden muss, das auch einige von meinen Mitfahrern schon etwas mit der Strecke und der nachlassenden Kondition zu kämpfen hatten.

Ca. 30 Km vor dem Ziel drehte der erste ortsansässige RR ab, um nach Hause zu fahren. Kurz vor Neudorf folgte dann der zweite. Dafür wartete am Ortsrand von Eutin die Frau von Gerald, um Ihren Gatten und uns ins Ziel zu begleiten. Nach einem kurzen Stopp zur Befüllung ihrer Reifen mit Luft fuhren wir einzeln oder paarweise in die Stadt hinein. Ein Blick auf die Uhr führte zu der Entscheidung, den Brevet, anstatt am Schloss, bereits am Bahnhof zu beenden, damit die Bahnfahrer den nächsten Zug nach Hamburg erwischen konnten.
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Im Vergleich zum Vorjahr, wo ich relativ schnell alleine weiterfahren musste, kam ich dieses mal mit der Gruppe etwa eine 3/4 h früher in Eutin an.
Insgesamt betrug die Strecke rund 202 Km, wofür wir 09:20 h netto bzw. ca. 10:15 h brutto benötigten.
Von der Wegführung her hätte man diesen Brevet durchaus auch mit dem VM fahren können, wobei aber gesagt werden muss:
-nicht bei diesem Wetter bzw. Wind!

Euch allen wünsche ich stets eine gute Fahrt und viele unfallfreie Km.
Gruß,
Morten
 
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Bericht über ein spontanes Privatbrevet.
Vorbereitung
Zwischen 400 und 700 Kilometer sollen es während einer Tour in diesen (Ferien-)Tagen werden. Nach Verwerfen von mehreren Routenvarianten (Grenzen geschlossen oder Pässe mit Wintersperre) steht gegen Mittag fest: Eine abgewandelte Form des dieses Jahr ausfallenden (oder gar nicht vorgesehenen?) Alpenluft+-Brevets soll es werden. Und zwar die Variante mit minimalen Höhenmetern bei maximaler Bergsicht ;) .

Die Startzeit, 15:30, richtet sich nach der angepeilten Uhrzeit für das Befahren der Hauptgefällestrecke: So früh am Morgen wie möglich aber mit Tageslicht.

Die paar verbleibenden Stunden bis zum spontanen Abenteuer füllen sich mit essen, Kleider einpacken, Track auf GPSr laden, Akkus laden und ausruhen. Das Velo nehme ich so mit wie ich es nach der letzten Fahrt in die Garage gestellt habe: mit allem anhaftendem Dreck und ohne nachzupumpen.

Route
Solothurn-Olten-Aarau-Brugg-Zürich-Sargans-Chur-Versam-Andermatt-Realp. Bahnverlad, weil der Furkapass noch gesperrt ist. Oberwald-Sion-Montreux-Moudon-Murten-Solothurn. Ungefähr 650km, 4000Hm.

Bericht
Auf mir bekannten Strassen und Wegen fahre ich in die Nachmittagssonne. Es geht bis Killwangen flott voran - brutto 35 km/h. Gerade rechtzeitig auf den Feierabendverkehr erreiche ich das Limmattal - dies habe ich bei der Planung natürlich nicht berücksichtigt. Die mit Baustellen und Staus gespickte Strecke zwischen Killwangen bis nach Zürich Enge ist körperlich wegen ständiger Beschleunigung viel anstrengender - brutto 21 km/h.

Wieder im gemütlichen Cruise-Modus mit gelegentlichem Blick auf den von der Abendsonne beschienenen Zürichsee erinnere ich mich, dass ich ja bald unweit von A. vorbeikomme. Während die Baustellenampel in Giessen mich zum Warten zwingt, schreibe ich eine kurze Nachricht und eine halbe Stunde und etwas perfekte Veloroute später stehe ich mit einem Espresso in der Hand in A.s Küche.
Grazia fitg per ta spontanadad (oder so)!
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Wenige Minuten vor Sonnenuntergang auf der Brücke über die Bahnlinie bei Oberurnen

Eine Tafel Schokolade wandert in den Magen, während ich das Wäschpi die paar steilsten Meter der Walenseeveloroute hochschiebe.

In Unterterzen ist die Fahrbahn feucht, in Walenstadt gar nass und es regnet leicht. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ein kurzer Blick auf den Regenradar offenbart: Nur dank der Pause bei A. bleibe ich trocken und bis nach Sargans bekommt das Velo die schon lange nötige Radkasten- und Unterbodenwäsche.

Eine Nachtfahrt wiederholt auf der gleichen Strecke zu machen, hat neben Streckenkenntnis (weniger GPS-Verbrauch, weniger bremsen=energieschonender) auch ganz praktische Vorteile wie z.B. dass ich Ort und Öffnungszeit eines Tankstellenshops noch kenne. Zwei Sandwiches und 3 Paar Landjäger wandern in den Mampfsack und werden im Verlauf der Nacht in Vortrieb umgewandelt.

An der Eisenbahninfrastruktur bei Reichenau wird gebaut und dafür wird der Verkehr bei der Brücke durch den Verkehrsdienst geregelt. Dem Lotsen ist um 23:18 wahrscheinlich ziemlich langweilig (Autos fahren da kaum durch, die dürfen über die Autobahn und müssen nicht übers Kopfsteinpflaster) als er mein Frontlicht sieht und sogleich Zeichen zur freien Fahrt gibt. Und ich fahre nicht einmal durch, sondern in die mit Sackgasse ausgeschilderte "Gassa" - ein viel besserer Weg hinauf nach Bonaduz.

Die Sicht in die Rheinschlucht vor Versam ist mangels Licht unspektakulär.

Die Sterne funkeln.

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02:31, Tunnel zwischen Disentis und Sedrun. Bei so wenig Verkehr sind solche temporären Strassenblockaden kein Problem.

In Sedrun waren es vor zwei Jahren „39“ - heute „40“.

Ich merke, dass ich vor dem Zeitplan liege und lege schon früher als nötig die kürzeste Untersetzung auf, was bei angenehmer Trittfrequenz eine Geschwindigkeit von 6.3 km/h ergibt. 5 Haarnadelkurven nach links sehe ich auf der Karte. Obwohl sich das an einer Hand abzählen liesse, weiss ich bald nicht mehr, ob ich jetzt bei 3 oder bei 4 bin - im Gelände nachsehen ist wegen Dunkelheit/Verkehrsfreiheit nicht so einfach und extra das GPSr bemühen lohnt sich auch nicht.

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Oberalppass bei anbrechendem Tageslicht. Die Lichterkette im Hintergrund ist die beleuchtete Galerie.

Das Ziel "Abfahrt bei frühestmöglichem Tageslicht" gelingt nicht ganz: Ohne Frontlampe hätte ich noch etwas warten müssen.

Es ist bewölkt und das nimmt mir auch den Entscheid ab, ob ich noch bis Sonnenaufgang auf der Urseren-Seite warten oder den ersten Autozug nehmen und den Sonnenaufgangszeitpunkt im Tunnel verbringen soll.
Erstens kommt es bekanntlich anders und so stelle ich in Realp fest, dass der recherchierte Fahrplan für die Gegenrichtung ist (erst wollte ich anders herum fahren). So verbringe ich eine halbe Stunde länger in den warmen Warteräumlichkeiten vom Bahnverlad: Kaffee und Süssgetränk aus dem Automaten, warmes Wasser für eine Katzenwäsche beim WC.

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Furkapass. Oder so.

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Fressalien, Sonnencrème, etc vom Sitz aus griffbereit und eine Pneukontrolle ist ebenfalls bequem vom gepolsterten Sitz aus möglich. Dazu ist es noch angenehm warm und ohne Anstrengung. Das Passfahrt-Feeling kommt nicht auf ;) .

Wenn ich schon das Handy für die Fotos in der Hand halte, kann ich auch eine kleine Message abschicken.

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Goms: Sonne, Gefälle, neuer Belag, kaum Verkehr.

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Rhonedamm-Velobahn unterhalb von Chippis

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Auch parallel zur Autobahn (rechts) kann die Aussicht schön sein.

Durch das Rhonetal rollt das Wäschpi gefühlt sensationell. Es geht ja auch immer ein bisschen bergab.

Das Resultat der frühmorgendlichen Nachricht aus dem Autozug:

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@Denis und N sind mir ein Stück entgegengefahren, um mich zu begleiten.

Ortskundig werde ich ins beste Café von St.Maurice gelotst. Koffein und Gebäck gibts da für mich zwar auch, aber vor allem wieder einmal etwas direkte Kommunikation, was in den letzten Monaten einfach arg zu kurz gekommen ist.

Statt auf die Route vom GPSr muss ich mich jetzt nur darauf konzentrieren, den Ortskundigen nicht ins Heck zu fahren und werde dabei perfekt gelotst:

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Wer das Gebäude links am Hang erkennt, weiss auch wo das Foto entstand.

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Schloss Chillon von der nicht ganz so schönen Seite.

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Der für mich dritte und letzte längere Aufstieg mit nur wenigen Blicken auf den Genfersee.

In Puidoux verabschieden wir uns. Zuvor darf ich aber noch sehen, wie Velomobilprofis innert wenigen Sekunden einen Platten (trotz Tubeless) beheben: Rad ab, Ersatzrad aus dem Velomobil holen, montieren, Rad im Velomobil verstauen, fertig - nicht schlecht!
Erst zu Hause erinnere ich mich an den nur wenige Meter von hier stehenden Eiffelturm. Den sehe ich mir beim nächsten Mal an.
Vielen Dank, N und D, dass ihr so spontan seid und euch die Zeit genommen habt!
Noch 120 km bis heim. Das denke ich mir, als ich mir die Windsituation anschaue: Mit gemäss Meteoschweiz 27 km/h Gegenwind, konstant.

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Eines der tausenden schönen Strässchen im Waadtland. Hier zwischen Moudon und Lucens.

Bei Marnand wechselt mein Track, und damit auch ich, auf die Hauptstrasse. Das ist sowas von kein Spass, dass ich schon nach wenigen hundert Metern auf den Rastplatz fahre, um eine neue Route zu planen. In dem Moment sehe ich im Rückspiegel einen Traktor auftauchen. Meine Chance! Die für die Routenplanung gedachte Standzeit ist gemäss Aufzeichnung gerade einmal 20 Sekunden.

42 km/h. Wie ein Mantra. Bergab bremsen, bergauf sprinten, nach Kreisverkehren ebenfalls sprinten. Dieses Intervalltraining tut der nicht mehr ganz frischen Muskulatur überhaupt nicht gut, scheint im Moment aber die beste Variante.

Eingangs Faoug, nach 16.6km muss ich definitiv abreissen lassen, nachdem der Traktor in der Steigung wegen eines unaufmerksamen Autolenkers fast bis zum Stillstand gebremst hat.

Egal was der Track sagt: Hier kenne ich mich wieder bestens aus und fahre statt dem schnellsten den angenehmsten Weg:

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Seeland zwischen Kerzers und Aarberg. Auch wenn ich dieses Strässchen bei erweiterten Arbeitswegfahrten oft fahre, ist es mir heute ein Foto wert.

In Lohn gibt es in Gegenrichtung Stau, weil der Parkplatz der Landi voll ist und sich die Warteschlange bis auf die Strasse staut.

25.5 Stunden nach dem Losfahren bin ich wieder zu Hause. Der hausgemachte Sirup schmeckt noch besser, als ich ihn mir in den letzten Stunden jeweils erträumt habe.
 
Du Tier ;)
Einzig diese Stelle kann ich Dank gleicher, leidvoller Erfahrung teilen
Gerade rechtzeitig auf den Feierabendverkehr erreiche ich das Limmattal - dies habe ich bei der Planung natürlich nicht berücksichtigt. Die mit Baustellen und Staus gespickte Strecke zwischen Killwangen bis nach Zürich Enge ist körperlich wegen ständiger Beschleunigung viel anstrengender - brutto 21 km/h.
... hat mir am Freitag ebenfalls den Schnitt versaut (sowie die andere Seeseite, die derzeit mit Baustellen nur so gespickt ist ...

Danke für den Bericht - macht in jeder Hinsicht Lust auf mehr!!!
 
Der @Sturmvogel fährt aktuell die ARA Köln/Wuppertal Superrandonnee (600km/10.000HM) mit seinem Tourenlieger zuende. Er hat noch 40km und er wird es schaffen!!!
 
Super-Leistung; das Durchlesen des schönen und langen Berichtes hat mich früh morgens erschöpft wie eine große Rad-Runde... : )
 
Vorgeplänkel
Im Verlauf der Woche reifen Plan und Absprache, eine mögliche Route für ein mögliches Brevet 2021 auszukundschaften. Start & Ziel am Ufer des Neuenburgersees an einem Freitagabend. Eckpunkte: Mümliswil, Dijon, Cascade des Tufs. 600 km.
Mit dem Rekognoszieren-Gedanken im Hintergrund ergeben sich einige Dinge etwas anders. z.B. fahre ich nicht meinen Rhythmus und ich halte nach viel mehr Ausschau, als für mich nötig (Verpflegungstankstellen z.B.).

Der Wohnort ist praktischerweise unweit der Streckenführung. Bei etwa Km 80. Ein Ziel der Fahrt ist es, die Verkehrslage für die 15-km/h-Fahrer beurteilen zu können. Start 20 Uhr, 15 km/h, 80 km, etwas Marge weil ich erwarte schneller zu fahren => Startzeit 0300 bei mir zu Hause.

Der Plan ist, im Verlauf des Nachmittags von der Orientierung an 15 km/h abzuweichen (weil schneller). Das gibt es ein paar Stunden Schlaf und nebenbei sehe ich alle mir noch unbekannten Streckenabschnitte mit Tageslicht. Einen Schlafplatz habe ich auch schon auserkoren...

Sozusagen in letzter Sekunde kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht besser wäre, mich nicht direkt schon von weitem als Ausländer zu outen. In einem Vorort von Dijon, den ich natürlich nicht befahre, gab es in den letzten Tagen ganz wüste Szenen. Allfälligen Zorn eines Corona-gebeutelten Verkehrsteilnehmers aufgrund schon-am-ersten-Wochenende-kommen-wieder-diese-ausländischen-Touristen möchte ich auch nicht auf mich ziehen. Drei herumliegende Kartonstücke klebe ich, weisse Seite nach aussen, quick&dirty aufs Velo.

Tag 1: Solothurn - Scheltenpass - Dijon - Baume-les-Messieurs
Die Fahrbahnoberfläche auf den mir bestens bekannten Pfaden ist vom Vorabend-Regen noch etwa zur Hälfte nass.
Gemächlich fahre ich durch das neblige Mittelland Richtung Oensingen. Inzwischen ist das Zmorge verspeist.

Im Aufstieg zum Scheltenpass beginnt der Tag und die Abfahrt wäre mit noch etwas mehr Vorsicht bereits ohne Licht machbar gewesen. Am Vorabend muss es heftig geregnet haben, denn die Strasse ist an etlichen Stellen mit Geröll (nicht einfach nur Kies) bedeckt.


Veloroute zwischen Vicques und Courroux am frühen Morgen.


Bassecourt. Der Nebel hat sich gelichtet.


Aussicht von La Caquerelle, dem zweiten Pass.


St. Ursanne.

Noch liege ich deutlich hinter der virtuellen 15km/h-Marschtabelle, die ich mir in 50km- oder 3h20-Blöcken ungefähr zusammenreime. Das ändert sich mit der 35 km langen Abfahrt durchs schöne Doubstal bis Saint-Hippolyte.


Fast verkehrsfreie Morgenstimmung erst entlang des Dessoubre oder wie hier in der Nähe von Vaucluse.

In Belleherbe ist der zweitletzte richtige Anstieg des Tages geschafft. Der letzte folgt dann erst am späten Abend. Dass es dazwischen deutlich hügeliger ist, als mir das Streckenprofil verrät, weiss ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.


Östlich von und vor Le-Val-de-Cusance. Gleich folgt...


...die Abfahrt durch die Schlucht mit stellenweise ganz schön schlechtem Belag und ausser zwei Rennvelofahrern und mir keinem Verkehr.


Ich habe ja Zeit und so steuere ich die Source Bleue an. Blau ist sie heute nicht. Ein wunderschöner Kraftort, merci für den Tipp, @flx !


Foto vom gleichen Ort wie oben, aber entgegengesetzte Richtung. Hätte ich das Velo mal besser stehengelassen statt es dorthin zu schieben, wo es auf dem Bild gut an die hell-dunkle Umgebung angepasst und somit kaum sichtbar steht. Denn so gibt es nasse Füsse (nicht Socken/Schuhe ;) ) und zweimal ein geflutetes Velo (Hin- und zurück) - die Fahrwerksöffnungen sind einfach zu gross ;)


Oh, was steht denn da? Bremse! Am Hinterrad eines Ortskundigen Velomobilfahrers geht es weiter. @ludto ?

Wir wollen beide in die gleiche Richtung: Mit einem Wasser-Auffüll-Stop rollen wir flussabwärts.


Besançon.

Zwischen Zitadelle und Doubs verabschieden wir uns. Ich soll mich melden, wenn ich ein Problem hätte.
Cher L. Merci beaucoup pour m'avoir accompaigné et les conversations! Bonne route.
Dank(?) dem Velowegtunnel sehe ich eigentlich nichts von Besançon. Einen Einwohner kennenzulernen ist noch besser.

Etwas flussabwärts gönne ich mir eine ausgedehnte Pause. 15 km/h sei dank.

Als etwas Regen einsetzt, setze ich mich wieder in die Kiste und rolle abermals ein paar Meter.

In Thoraise gibt es wie in Besançon einen Schiffstunnel. Hier gibt es aber keine Velospur, sprich aussenrum/obendrüber.

Bald werde ich den Doubs-Veloweg verlassen. Da ich immer noch viel zu schnell unterwegs bin, halte ich auf den letzten weit vom motorisierten Verkehr entfernten Metern an, breite die Matte aus und stelle den Wecker auf in 2h.

1.5h später geht es weiter - wieder mit wenigen Tropfen von oben.


Fahrt ins Blaue mit immer etwas Auf- und Ab.

Ja, hier dürfen auch Autos und Lastwagen fahren. Das tun aber nicht viele und dementsprechend finde ich die Routenplanung äusserst gelungen.

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Die Strässchen schlängeln sich dahin.

Bisher war ich der Meinung, Brevet-Navigation gehöre zu meinen Stärken. Als ich in Labergement-Foigney zweimal und kurz darauf in Magny-sur-Tille nochmal falsch abbiege, bekommt diese Meinung einen argen Dämpfer.

Die Routenerkundung in Dijon wird jemand anders erledigen und so drehe ich ab, bevor ich die Senf-Stadt erreiche.


Etwas erschrecke ich ab dem Schild schon, schliesslich steht kurz vorher noch ein Velo-Schild. Die Auflösung: Beim unteren Balken fehlt ein Zusatzschild "1000m" oder so. Das Teilstück (wie auch ein Km Naturbelag) werden nicht zur Brevetstrecke gehören sondern sind "meine persönliche Innenstadtumfahrung".

Die 15km/h lasse ich wie eingangs erwähnt die nächsten Stunden einmal gut sein, weil ich dann während etlichen Km nichts von der Landschaft sehen würde.


Die ersten Meter wieder zurück auf der potentiellen Brevetstrecke. Canal de Bourgogne bei Longvic.

In Saint-Jean-de-Losne geht es erst einmal der Hafenpromenade entlang und kurz vor der Brücke wende ich via Parallelstrasse, um hier Rast zu machen:


Znacht in St-Jean-de-Losne

Entgegen meiner Annahme ist es hier nicht flach, sondern wellig.


Forêt domaniale du Ponchon. Solch guten Belag gibt es hier nur auf wenigen Metern. Entweder kleine Strässchen oder guter Belag...


Als ich diese Fahne sehe, muss ich einfach bremsen: Znacht zum Zweiten in Aumur.


Stillgelegte Bahntrasse. So lässt es sich gut vorankommen.


Sonnenuntergang ist um 21:37, dieses Foto entstand wenige Minuten vorher an der Autobahnbrücke bei Sellières.

Die Abendstimmung im langsam schwindenden Tageslicht ist sehr schön zu durchfahren. Ich werde meinen Schlafplatz wie geplant 1h nach Sonnenuntergang erreichen.

Im Stealth Mode nähere ich mich dem Schlafplatz südlich von Baume-les-Messieurs und höre doch tatsächlich Stimmen. Doof! Also lege ich die Matte ein paar (hunderte?) Meter entfernt hin und mich im Schlafsack darauf. Wer sich die Fahrt auf Strava ansieht: Der Teil dieses Absatzes fehlt dort komplett.

Aufgrund des entfernten Wasserfalls oder der Felswände zu drei Seiten höre ich vermeintlich in der Nacht noch allerlei. Das und ein durch leichten Luftzug nicht mehr ganz so wärmender Leichtschlafsack lassen den Schlaf weniger erholsam sein als erhofft.
 
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Tag 2: Baume-les-Messieurs - Solothurn
Bis 30 Minuten vor Sonnenaufgang bleibe ich liegen und stehe nicht wie geplant schon um 0445 auf. Ein Morgendlicher Rundgang hilft, die Zeit bis zum guten Tageslicht zu überbrücken und wieder etwas aufzuwärmen.


Morgendlicher Blick talauswärts von oberhalb des Wasserfalls

Wasserfall: Kraftort!


Cascade de Tufs

Um gut 6 Uhr, wieder deutlich hinter der Marschtabelle, setze ich mich wieder ins Velo und lasse dabei für die Abfahrt gleich alle Kleider an.


Gegenlicht ist anstrengend. Oder kommt das Gefühl von der Topographie, die trotz vielen Abfahrten netto 1000m auf 100km ansteigt?

Es geht wirklich zäh voran. Die mentale Einstellung auf drei mal geht es hoch, der Rest ist fast flach war schon etwas naiv.


Nicht Nordamerika, sondern französischer Jura.


Kaum zurück in der Schweiz, holpere ich über das kleine Strässchen zum Col des Etroits.


Sicht aufs Mittelland/Alpen beim (nicht auf!) Aussichtsturm von Bullet.


Posieren für P nördlich von Mauborget. Merci fürs Gespräch und bonne route!

Am Horizont auf obigem Foto könnte der höchste Punkt der Tour gewesen sein. Bevor es aber richtig steil bergab geht folgt noch etwas welliges Terrain - super mit dem Wäschpi!


Schweizer Jura. Gleich geht es runter.

Die Abfahrt ist schön. Und steil. Und teilweise im Weidegebiet. Nichts, was ich anderen bei potentiell Nacht+Regen gönnen möchte - da ist die Route noch verbesserungswürdig.


Blick von oberhalb von Provence. In der Abfahrt kann der Blick viel zu wenig in die Ferne schweifen.

Pünktlichst um 1200 (Erinnerung: Start 2000+40h) erreiche ich das fiktive Brevet-Ziel.

Als ich dort eine Pause mache, ergibt sich eine Fotosession mit dem Velo. Ich weiss nicht, was die Frau mit all den Bildern, teilweise von mir geschossen, von sich und dem komischen Ding will. Vielleicht hat sie gesehen, wie ich die weissen Abdeckungen entfernt habe und glaubt, es sei ein nagelneues Ding.

Durch Neuchâtel habe ich häufiger rot, als es eigentlich Ampeln hat: Zwei grüne Ampeln aber 3(!) Baustellen.

Auf der Veloroute 5 zwischen Marin und Ins ist ganz schön viel los heute. Und kurz vor Ins auf gerader Strecke passiert es:


PFFT, Pfft, pft. So einen Schaden hatte ich noch nie. Ein zurechtgeschnittenes Stück Pneu(!)flicken über dem Felgenbandloch und etwas weniger Druck im Schlauch sollen mich noch die restlichen 60km nach Hause bringen.

Zu den letzten 60km habe ich nicht viel zu sagen, weil diese zu meiner erweiterten Feierabendrunde gehören und ich irgendwie schon jeden Schachtdeckel kenne. Also doch, etwas gibts schon zu erwähnen: Mit dem behelfsmässig geflickten linken Rad fahre ich Linkskurven viiiel bewusster. Und insgesamt nie schneller als X.

Kaum zu Hause erfahre ich, dass ich in einer halben Stunde Besuch bekomme. Das reicht gerade um ausgiebig zu duschen.
 
Wunderschöne Bilder... Und Du warst live dabei (y)(y)(y)
Danke für Deinen Bericht!
Gruß Krischan
 
Ja, ich finde auch, dein Bericht lässt daraus schliessen, dass die Rekorunde einigermassen schön war. :)
Zum Auschecken von geeigneten Schlafplätzen nutze ich gerne die Satellitenaufnahmen des französischen Geoportal (kennst du ja sicher schon ..., unter "Territoires et transports" > "Imagerie aérienne et satellitaire" sind noch weitere Sat-Daten versteckt).
 
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