400 km "Westfalenland" oder
Winter(alb)träume auf Heimatkurs
Am 13. April stand das erste Milan Brevet für dieses Jahr auf dem Programm. Im Laufe der Woche habe ich dem Milan noch schnell einen neuen Satz Pro One gegönnt. Aber ein Blick auf die Wetter Prognose zum Wochenende sah düster aus. Wintereinbruch oh je.
Egal, Abwarten ist angesagt.
5 Uhr am Samstag morgen ging es per Auto mit Milan auf dem Hänger gen Wuppertal. Das Thermometer zeigte 0°C. Wohlwissend, dass es mir im Milan schon warm werden wird, herrsche die Freude vor, meine alte Heimat, Ostwestfalen zu besuchen und dann in meine heutige Heimat Nottuln zu kommen. Die Strecke kenne ich im Schlaf. Die zu überwindenden Höhenmeter auf dem ersten Drittel der Strecke wollte ich wie immer mit aller Ruhe angehen.
Neben
@jostein @Sturmvogel und
@I-S-MS war ich der vierte VM Fahrer.
Pünktlich um 7.30 Uhr starteten wir vier als erste. Und sofort mussten die ersten hm nach Lennep angegangen werden. Während Sturmvogel, IS_MS und ich es genügsam angehen ließen, zog Jostein in bekannter Manier an uns vorbei und entschwand schnell aus unserem Blickfeld. Immer wieder faszinierend anzuschauen, welch eine Performance Jostein gerade am Berg auf den Asphalt zaubert.
Am Bahnhof in Lennep ging es dann auf den Bahnradweg, wo auch wir den VM´s die Sporen geben konnten. Sehr zum Leidwesen einiger Vierbeiner mit ihrem zweibeinigen Anhang. Ja, ok, wir waren vielleicht ein wenig zu schnell. Die fast 30 km bis Ohl gehen dann viel zu schnell zu Ende. Kontrolle 1 mit Frage in Ohl. Ob ich die wohl richtig beantwortet habe?
Gerade ausgestiegen ließ der Himmel das erste weisliche Etwas herabfallen. Hoffentlich wird es nicht auf der Straße liegen bleiben. Meine Schneeketten hatte ich nicht eingepackt.
Am Ortsausgang von Ohl folgte auch schnell das beginnende Höhentraining. Der Himmel zog sich zu. Diesig und feucht wurde es. Rauf und runter, Sauerland halt, bis Altena sollten mich nun begleiten. Sturmvogel und IS_MS habe ich aus dem Blick verloren. Die RR blieben mir erhalten. Beim Rauf zogen sie an mir vorbei, bei runter drehte ich den Spieß jeweils um.
Im Sauerland muss man sich nie fragen, wann erreiche ich Altena. Man kann es am Hintern ablesen. Die Straßen rund um Altena sind für ein VM einfach unerträglich. Was haben die Menschen in Altena nur verbrochen, dass sie sich mit derart maroden Straßen abfinden müssen.
Die Kontrolle in Altena habe ich schnell erledigt. Es ist kalt. Also schnell wieder in die mobile Sauna einsteigen und weiter geht’s. Das nächste Auf wartet schon. Über Hemer und Menden auf einer Bahntrasse geht es schnell nach Fröndenberg zur 3. Kontrolle. Als ich die Touristeninfo in kurze Hose betrete, fröstelt mein Anblick die Dame am Empfang. Stempel und weiter geht es. Hinauf auf den Haarstrang. Es beginnt mal wieder zu schneien. Den Weg auf dem Haarstrang kenne ich und freue mich auf das Milansegeln. Aber der Track führt auf eine Schotterpiste; „... oh, Andreas, was tust Du mir da an...“ Nun ja, so ist es mit Prüfungen. Und dann kurz vor Anröchte setzt ein richtig heftiges Schneeschauer ein. Die weiße Seuche kommt selbst durch den kleinsten Schlitz ins VM. Was tue ich hier? Während ich diese Sätze schreibe, herrschen draußen 5 Tage später 25°C. So ist es im April. Das macht aber auch den Reiz am Brevet-Fahren aus. Dorothee Sölle hat es im Gedicht „Weisheit der Indianer“ so beschrieben:
„… Wissen ein Tag ohne die Schwester Wasser und Bruder Feuer Mutter Erde und Vater Himmel ist ein verrotteter Tag ...“
In Büren werde ich wieder von der Sonne begrüßt. Herrlich. Stempel gibt es an der Tankstelle. Und jetzt schnell Richtung Paderborn. Durch meine alte Heimat Wewer geht es nach Elsen zur Kontrolle und zu meinem Bruder. Kleidung wechseln, Kaffee und Nudeln und ein wenig quatschen. Aus einer kurzen geplanten Pause werden schnell zwei Stunden.
Mit der Sonne voraus geht es auf Kurs West in meine Heimat Nottuln. Die Strecke kenne ich im Schlaf. Der Milan rollt richtig gut. Auf dem Tacho steht häufig die 5 vorn. Ich könnte mal wieder versuchen, Nottuln in unter drei Stunden zu erreichen. Schaun wir mal. Unterwegs überhole ich nur vereinzelt RR. Dann kommt vor Gütersloh IS-MS in das Blickfeld. Ich mache kurz den Deckel auf und frage nach dem Befinden. Alles ok. Aber ich fahre weiter, es läuft gerade gut. Dies ist Milan Gelände. Er läuft und läuft. Vor Clarholz sehe ich Sturmvogel am Seitenrand stehen. Auch hier frage ich kurz nach dem Befinden. Heiner telefoniert. So fahre ich weiter. Vor Westkirchen zwickt plötzlich mein rechtes Knie. Ich halte kurz an, steige aus und mache ein paar kleine gymnastische Übungen. Jetzt bloß nicht schlapp machen. Dann kommt auch schon Heiner vorbei. Alles gut, fahr weiter. Nach 10 min fahre auch ich weiter. Es geht wieder gut. Vor Freckenhorst fahre ich dann auf Heiner auf. Ich beschließe, Heiner einfach zu folgen. Mit 110 Puls folge ich Heiner in einen fantastischen Sonnenuntergang. Gemeinsam erreichen wir meine Heimat Nottuln. Ich beschließe, mit Heiner die Pause zu verbringen und mit Ihm den Rest des Weges nach Wuppertal zu fahren.
Ja, ich hatte im Kopf, Wuppertal gegen 1 Uhr zu erreichen. Aber auch die westliche Umfahrung von Dortmund ließ dies dann doch nicht zu. Vor Dortmund erwischte uns mal wieder eins dieser fiesen Schneeschauer. Viele Ampeln, der kleine Crash von Heiner und eine nicht unbedingt VM geeignete Wegführung fordern ihren Tribut. Da ich Heiner´s Bergauf Performance kenne, habe ich mich am Witten abgesetzt, um meinen eigenen Modus zu fahren. Gegen 2.15 Uhr lief ich dann in Wuppertal ein.
Nachdem ich 2017 die gesamte Serie mit dem Milan gefahren bin, in 2018 nur Hexe und RR, war dies seit langer Zeit mal wieder ein Milan Brevet. An vier Stellen hätte ich die Planung besser machen können und die für VM´s schlechten Strecken umfahren können.
Aber insgesamt hat es trotz widriger Wetterbedingungen Spaß gemacht mit dem Milan. Respekt an die RR´ler, die sich diesen Wetterbedingungen ausgesetzt haben.
Wie immer an dieser Stelle, gilt Andreas der besondere Dank, der uns dieses Erlebnis/ diese Prüfung hat erleben lassen.