Letzten Samstag bin ich
in Freiburg das 200er-Brevet gefahren, wie
@Micha13 in
seinem Bericht schon schön beschrieben hat. Da ich in München keinen Startplatz mehr bekommen hatte, habe ich mir Freiburg ausgesucht – den 400er und 600er bin ich dort schon einmal gefahren, und weiß, dass die Landschaft dort sehr schön ist.
Transportbedingt bin ich mit dem Liegerad unterwegs – ich bin per Flixbus gekommen, Freiburg ist von München aus zwar nicht so weit weg, aber es gibt keine brauchbaren Bahnverbindungen, und nachdem ich einmal per Velomobil angereist bin, weiß ich, dass die oberschwäbischen Hügel und der Schwarzwald in der Summe sehr anstrengend sind. Aber ich schweife ab. Jedenfalls hat
@Micha13 mich vor dem Start ausfindig gemacht und kannte meinen Faltlieger, offensichtlich ist das Ding nicht ganz unbekannt.
Da ich schon um die 20 Brevets gefahren bin, war ich nicht besonders aufgeregt. Und von den vorigen Breisgau-Brevets schloss ich, dass es zwar einige Höhenmeter geben würde, aber die Anstiege nicht zu steil sein dürften. Im Unterschied zu Karl in Treuchtlingen, der jeden steilen Anstieg in die Route einbaut, sind Urban und Walter nicht ganz so fanatisch – Höhenmeter ja, aber man kann es auch rollen lassen.
Nachdem der Großteil der Fahrer schon gestartet ist, bin endlich auch ich an der Reihe. Weil ich mich so spät angemeldet habe, blieb für mich nur das Brevet II übrig; das andere hätte mich mehr interessiert, und dann hieß es auch noch, das Zweier habe ein ganzes Stück mehr Höhenmeter. Na gut, da muss man eben durch. Leider ist es nicht so sonnig wie am Vortag, grauer Hochnebel liegt über der Stadt, und es ist kühl. Ich hänge mich an eine Rennradgruppe, es geht über Littenweiler nach Kirchzarten und Wagensteig, und von dort in Serpentinen den Schwarzwald rauf. Während ich im Flachen die Rennradler überholt habe (ich starte immer recht schnell), haben sie mich schon vor Kirchzarten wieder einkassiert, und bergauf habe ich Mühe, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Und es ist steil, steiler als erwartet! Ich brauche nicht nur das kleine Kettenblatt, sondern komme sogar bei Metzgerhäusle mit dem kleinsten Gang an die Grenzen (die Entfaltung ist ungefähr 1.66 m). Aber ich beiße die Zähne zusammen und komme rauf. Oben sind die Steigungen aber nicht zu Ende, erst auf der B500 erreicht man mit dem Thurnerpass die höchste Stelle, und von dort aus geht es wieder bergab – ab der Kalten Herberge sogar ziemlich rasant ins Urachtal. Die Straße ist gerade, daher kann ich es laufen lassen. Obwohl die Gegend an sich hübsch ist – das Wetter ist, wie gesagt, grau, die Bäume sind kahl, das Gras verwelkt, es weht ein kalter Wind, und so halte ich mich nicht mit Fotos auf. Bald darauf bin ich unten in Hammereisenbach, wo ich mir den ersten Stempel abhole, und zumindest ein paar der Rennradler wiedersehe.
Dann geht es nebenan durch das Linachtal wieder bergauf. Bald schon wieder relativ steil, dann entlang des Stausees (mit seiner
denkmalgeschützten Gewölbereihenstaumauer) eben dahin, und dahinter wieder stetig ansteigend. Hier ist es ganz schön, die Straße ist schmal mit kaum Verkehr, und die Sonne kommt langsam raus. Ich kann mit manchen Rennradlern gut mithalten, bzw. werde nur überholt, wenn ich für einen Fotostopp anhalte. Und schneller als gedacht bin ich wieder oben, und es kommt eine kurze Abfahrt nach Furtwangen. Aber direkt am Ortseingang geht es wieder zurück nach Süden, auf einer winzigen Straße wieder bergauf, unter der Talbrücke der Schwarzwald-Hochstraße durch, nach Neukirch, wo es als 2. Kontrolle Aufkleber gibt. Die Rennradler machen eine Pause, aber ich fahre gleich weiter. Bald schon kommt die Abfahrt Richtung Rheintal; über Gütenbach geht es rasant nach unten. Ich werde nur überholt, weil ich zwei Fotostopps mache (u.a. am Dreitälerblick), außerdem traue ich mich nicht so schnell durch die engen Kurven (ich habe in den letzten Wochen wohl zu oft das Schild „Ölspur“ gesehen). Inzwischen ist die Sonne draußen, und der Wind, auf der anderen Seite noch kalt, ist jetzt angenehm warm.
Unten im Tal ist die Straße gerade, und ich kann es laufen lassen. Zwar nicht ganz so schnell, weil ein heftiger Gegenwind aus Westen bläst, aber ich komme deutlich besser vorwärts als die Rennradler. Simonswald, Bleibach, über die Elz, und gegenüber im Seitental geht es bald schon wieder bergauf – auf die Gscheid, ein Schild sagt etwas von 17%, und ich muss zweimal kurz anhalten und verschnaufen. Die Streckenbeschreibung sagt, dass nach dem zweimaligen Queren des Schwarzwald-Hauptkamms nur noch Hügel kämen, was von den Höhenmetern zwar sicher stimmt, aber nichts über die Steilheit aussagt. Und auf der anderen Seite geht es sogar noch steiler bergab (18%); auf kleiner, kurviger Straße fühlt sich die Bremse immer weniger bissig an, ich fahre die Beine aus, komme zum Stehen, und sehe, wie Qualm aus dem Scheibenbremssattel aufsteigt. Aber bald bin ich unten, es geht auf kleinen Straßen weiter, und irgendwann taucht in einer weiten Linkskurve auf einer Wiese eine stattliche Kapelle auf. Es handelt sich um den
Rest des ehemals sehr bedeutenden Klosters Tennenbach. Ich halte kurz an, ziehe die Jacke aus, und schmiere mich mit Sonnencrème ein. Bei der Steigung bei Allmendsberg tauchen die Rennradler wieder auf, ab Hard geht es rasant abwärts, und bei Bombach folgt eine Kontrollfrage (an der ich fast vorbeifahre, weil es ortseinwärts so gut rollt). Eigentlich würde ich gerne was essen, aber die Rennradler fahren weiter, und so folge ich. Es geht wieder auf einer winzigen Straße zwischen Weinbergen bergauf nach Westen; am höchsten Punkt verwandelt sie sich für einige hundert Meter in einen Schotterweg. Als dieser den Wald verlässt, liegt vor mir ein atemberaubender Blick auf das Rheintal und den Kaiserstuhl. Von oben erreiche ich Hecklingen, ein sehr idyllischer Ort, eingebettet zwischen Weinbergen, mit einer malerischen Kirche, und obendrüber eine Burgruine. Und bald bin ich in Riegel am Kaiserstuhl, und versuche, von der markanten Silhouette mit Berg und Michaelskapelle und Riegel-Brauerei ein Foto zu machen. Während die Schwarzwaldhöhen noch kahl und unwirtlich aussahen, ist der Frühling hier schon angekommen, alles ist grün, und die Obstbäume blühen. Die Rennradler sind auf diesen winzigen Zickzack-Straßen nicht mehr einzuholen, und ich versuche es gar nicht.
Aber ich treffe sie in Endingen, der nächsten Kontrolle, wo sie eine Pause machen. Ich brauche auch dringend was, der erste Snack nach 120 km. Ein Laugenzopf, eine Quarktasche, und je 0.5 l Apfelschorle und Cola. Stempel abholen, Flasche auffüllen, und weiter geht’s. Weil im Ortsinneren Markt ist, komme ich nur langsam wieder raus; und dann geht es – natürlich wieder über enge, steile Straßen – auf den Kaiserstuhl hinauf. Kurz gesagt, ein Labyrinth aus Terrassen, Wein und Hohlwegen. Dank Gegenlicht kann ich das GPS kaum ablesen und brauche die volle Konzentration, um die richtigen Abzweigungen zu finden. Irgendwann bin ich aus dem Labyrinth wieder draußen, und ich freue mich auf die Rheinebene, damit meine Muskeln etwas Erholung bekommen. Aber es ist kein gemütliches Dahinrollen: viel Verkehr, heftiger Gegenwind, und voll gegen die Sonne, ich kann das GPS nicht ablesen. Egal. Ich präge mir ein: immer südwärts, bis Neuenburg. Ich bin alleine, die Landschaft ist langweilig, der Wind ätzend, ich will vorwärts kommen. Und so freue ich mich, dass ich hinter Bremgarten einen Liegeradler sehe – es ist
@Micha13, der nach dem Weg schaut. Etwas unhöflich halte ich aber nicht an, rufe ihm zu, dass ich die Straße nehme, und rase weiter. Flache Straße, Gegenwind, vorne die Sonne, links der Schwarzwald.
Endlich kommt die Abzweigung nach links, ich überhole ein paar Rennradler, und bin dann in Auggen. Am Bahnhof die Kontrollkarte im Stempelautomat abstempeln, und dann wieder rein in den Schwarzwald. Und wie zu erwarten geht es wieder auf winziger Straße sausteil hoch; bald wird es aber flacher. Und dann die verdiente Abfahrt. Ein Omnibus hinter mir verhindert aber, dass ich links abzweigen kann, und so muss ich aus Feldberg heraus einige Zusatz-Höhenmeter machen. Hier oben, über den Weinbergen des Ortes, sind viele Ausflügler; aber alle mit Auto unterwegs. Viele SUV, und Kennzeichen auch aus Frankreich und der Schweiz. Nichts wie weiter. Rein in den Wald, weiter bergauf, und dann sausteil runter nach Lipburg, wo die nächste Kontrollfrage wartet. Am Brunnen Wasser auffüllen, und gegenüber wieder sausteil den Berg hoch, und dann runter nach Badenweiler, das mit Grand Hotel und Kurhaus recht mondän wirkt. Hinter dem Ort geht es natürlich wieder hoch, nach Britzingen, und die Rennradler überholen mich.
Aber dann, über Dottingen nach Staufen, werden die Steigungen flacher, das große Kettenblatt reicht, und ich kann es laufen lassen. In Staufen gibt es viel Verkehr, viele Ampeln und mehrere Bahnübergänge, aber bald bin ich draußen, und das Ziel rückt immer näher. Wird auch Zeit, es bewölkt sich, und ein kalter Wind kommt auf. Hinter Bollschweil kommt dann bald die letzte Steigung, und dann geht es rasant hinunter nach Freiburg, zum Augustiner im Bankepeter. Puh, war das anstrengend. Die vielen heftigen Steigungen waren schon ordentlich. Aber ich bin nach knapp 10 Stunden im Ziel, 9 Stunden reine Fahrzeit. 4 Liter getrunken, ein Laugenzopf und eine Quarktasche gegessen. Im Ziel sitze ich noch gute zwei Stunden mit den Randonneuren zusammen; die Gruppe um Urban und Walter scheinen durchaus beeindruckt, dass ich bergauf halbwegs mit ihnen mithalten konnte.
@Micha13 ist immer noch nicht da, und so mache ich mich um 20:45 auf den Weg – er muss wohl nur kurz danach eingetroffen sein.
Fazit: Lief super, war aber kein Kinderspiel. Mit dem Liegerad ging es ganz gut, aber mit dem Velomobil hätte ich keine Chance gehabt – entweder hätte ich bergauf geschoben, oder bergab die Bremsen überhitzt.