Brevet Brevet-Berichte 2017

Hmmmmm.....nachdem der 200er in Merselo so gut gelaufen :ROFLMAO: ist, tät mich der Emsländer schon reizen. Muss noch mal drüber schlafen.
 
kein wirklicher Brevet, aber ich schreibe das hier trotzdem mal rein. @Guzzi hatte einmal u.a. bei mir "Werbung" für den 200er Ostfalen-Brevet gemacht, und auch gleich die (geplante) Strecke mitgeschickt. Da ich leider, sowohl beim 200er als auch beim 300er, keine Zeit habe mitzumachen, war meine Idee, den 200er einfach mal so an einem Wochenenende zu fahren. Am 29.4. war es dann so weit - das Wetter sah endlich mal nur nach Spätwinter aus und nicht mehr nach Hochwinter, und meine Lebensgefährtin war das Wochenende selber unterwegs. Die letzte Kontrolle des 200er Brevets liegt nur 6km von meinem Haus entfernt, also bin ich natürlich nicht erst zum Startort gefahren, um die Runde zu beginnen, sondern bin an der Kontrolle in Querenhorst in die 200er Runde ein- und ausgestiegen.

Insgesamt hatte ich 3 Tracks vorbereitet, für den Fall, dass ich aus verschiedenen Gründen doch nicht die volle Distanz fahren wollen würde - die Strecke bot gleich 2 Optionen, die Strecke abzukürzen wenn man "abbrechen" möchte - die 3 Fahroptionen für den Tag waren also 80, 139 und 221 km (incl. An- und Abreise zum Einstieg in Querenhorst). Da ich seit September 2015 (!) meines Wissens nach keine "längeren" Touren (>50km am Stück) gefahren bin, sondern hauptsächlich meine Pendelstrecken und reine Zweckfahrten zurückgelegt hatte, habe ich mir die 139er-Runde als Tagesziel gesetzt, vor allem weil das Wetter ja nun auch nicht wirklich frühlingsgerecht war.

Zuerst habe ich natürlich erstmal verschlafen, und bis man dann gefrühstückt, sein Essen eingepackt, die Getränke gemischt hatte, war es dann schon 9:30 bevor ich auf meinem Troytec saß und mich auf den Weg zur "letzten Kontrolle des Brevets" (nach Querenhorst) machte. Da das Thermometer 10° anzeigte, bin ich enthusiastisch nur mit Windweste und Arm- und Beinlingen über den Radklamotten rausgegangen, aber als ich dann den eiskalten Wind gespürt habe, habe ich doch sofort noch eine Jacke und Handschuhe übergezogen. Nee, 200km, bei dem Wetter - niemals. Hinter Querenhorst dann gleich die erste "schlimmere" Steigung - den Hügel zwischen Rottorf und Querenhorst bin ich zwar schon sehr oft gefahren, aber immer in der Gegenrichtung, um einen längeren, aber flacheren Anstieg und die steilere Abfahrt zu haben. Lief erstaunlich gut, also kann man das auch in dieser Richtung mal wiederholen.

Um 10 Uhr, zwischen Rennau und Uhry, kam mir dann @Guzzi entgegen. Ach, der fährt bestimmt die Strecke noch einmal zur Kontrolle ab, um auf eventuelle Baustellen etc. reagieren zu können. Bestimmt ist die Strecke in der richtigen Richtung zu langweilig geworden, deswegen fährt er "verkehrt herum". Mal gucken, wann wir uns dann nochmal treffen.

Die Strecke wurde dann bei den Örtchen um Königslutter langsam etwas unbekannter, und es ging nun auch mehr oder weniger kontinuierlich langsam bergauf. Durch den Ortskern von Räbke bin ich bisher noch nie gefahren, ich bin am Kreisel immer in den Elm abgebogen - ein malerisches Dörfchen! Durch Warberg (hier wäre der eigentliche Start- und Zielort) bin ich auch noch nie gefahren, aber danach ging es dann wieder auf mehr oder weniger bekanntes Gebiet. In Helmstedt zog dann ein Regengebiet sehr knapp an mir vorbei, ein paar Tröpfchen bekam ich ab und die Straße war stellenweise feucht, und es wurde dunkel... den ersten Abzweig auf eine parallel verlaufende Straße habe ich wegen des zu großen Maßstabes meines Navis verpasst, aber egal, etwas weiter hinten konnte ich mit wenig Umweg wieder zurück auf die Strecke gelangen. Dann machte sich die dicke Wolke bemerkbar, und mein Navi wusste auf einmal nicht mehr, wo in Helmstedt ich denn nun genau war. Ich fuhr dann so, wie dachte, wie der Streckenverlauf aussah... d.h. nicht rechts ab auf die Goethestraße sondern weiter auf die Schillerstraße. Signal war kurz wieder da, oh, ich bin falsch, also umdrehen. Nach dem umdrehen, wieder Signal weg, dann habe ich das mit dem links abbiegen wieder nicht angezeigt bekommen, und am Taubenturm habe ich dann wieder gesehen: nochmal falsch... also musstest du da hinten abbiegen. Naja, und den Abzweig auf den Brunnenweg habe ich auch nochmal wegen seeeehr langsamem Navi verpasst ^^ 4 Verfahrer in Helmstedt, das muss man auch mal schaffen :D

Durch das Regengebiet ist dann die Temperatur nochmal weiter gefallen (7° laut meinem Tacho, an einer Bank das Thermometer hat sogar nur noch 5° angezeigt). Bergauf aus Helmstedt raus war das dann kein größeres Problem, aber die Abfahrt nach Bad Helmstedt und dann die Strecke bis Beendorf waren einfach nur extrem kalt. Es blieb dann zwar hügelig, so dass man sich auch immer mal wieder an Steigungen etwas aufwärmen konnte, aber kurz vor Walbeck war die Entscheidung eigentlich gefallen - an der Barriere Rehm (dort kreuzten sich der Hin- und Rückweg des Brevets) kürze ich ab und fahre heute nur die 80km. Ich wollte in die Badewanne. In Walbeck dann - eigentlich wie im Film - die Sonne kommt heraus, eine Bank an der Allerbrücke erstrahlt im Sonnenschein, die Ecke ist auch noch ziemlich gut windgeschützt... hm, ich mache erstmal Pause. Für eine Viertelstunde sitze ich dort, esse ein paar Brote, trinke etwas, die Sonne scheint mit nur kurzen Unterbrechungen... meine Schuhe habe ich ausgezogen, um meine vor Kälte schmerzenden Füße durch die Sonne wieder aufwärmen zu lassen. Dann sah die Welt gleich ganz anders aus... ein Blick auf den Tacho, 60km habe ich hinter mir... jetzt nur noch 20km? Och nöö. Also doch weiter auf die mittlere Tour. Aber für 220km ist das zu kalt.

Aus Walbeck heraus ging es dann erstmal vergleichsweise steil bergauf, an der Barriere Rehm geradeaus weiter der 139km-Runde folgen. Bis Hödingen ging es dann bergab, aber auf leider sehr schlechtem Straßenbelag, so dass ich permanent bremsen musste da das ohne Federung unerträglich war. Auch der weitere Verlauf bis Behnsdorf ist extrem schlecht, aber war zum Glück auch gar nicht befahren, so dass ich die ganze Zeit auf der Gegenspur fahren konnte weil dort der Belag etwas weniger holperig ist. Spannenderweise ist genau in Hödingen das Straßenbauamt Sachsen-Anhalt, Straßenmeisterei Hödingen. Wie war das nochmal - Schuster tragen die schlechtesten Schuhe? Naja, und dann ab kurz vor Flechtingen begann ja die velomobile Traumstrecke, mit Rückenwind... der „Abzweig“ zur 139er-Strecke bei km 95 ist schnell erreicht, und bei immer besserem Wetter war dann klar: 220 soll es werden. Also, weiter zur Fähre nach Rogätz. So langsam denke ich, eigentlich müsste @Guzzi mir ja bald entgegenkommen. In Rogätz angekommen biege auf den Fähranleger ein, umkurve eine Schranke mit der Aufschrift "kein Fährbetrieb", stehe an der Elbe... keine Fähre da. Mist. Einmal kurz auf dem Navi die Optionen überprüft... die nächste Fähre im Norden liegt gefühlt kurz vor Dänemark, die nächste Brücke noch weiter weg. Nach Süden die nächste Brücke ist die A2 bei Magdeburg, eine Fähre finde ich gar nicht. Hm... also, Track umdrehen, und wieder zurück nach Haldensleben, zum Abzweig für die "139km-Strecke". Aha, @Guzzi fährt also eine überarbeitete Strecke für den 200er Brevet ab. Schade, also doch keine zweite Begegnung heute.

Zurück lief es dann bis Haldensleben trotz Gegenwind erstaunlich gut, aber als es dann in die Hügel ging, wurde es dann doch langsam zäh. Bei km 180 zog dann wieder ein großes Regengebiet vorbei (schon wieder Glück gehabt), aber wieder wurde schlagartig der Wind eiskalt, die Beine waren müde... da sind die letzten 20km schon ein bisschen zur Qual geworden und wenn das gegangen wäre, wäre ich direkt in meine Badewanne gesprungen zum wiederaufwärmen. In Weferlingen habe ich noch schnell bei Aldi angehalten, weil ich dringend Schokolade brauchte :)

Nachdem ich dann in Querenhorst die Brevet-Strecke wieder in Richtung zu Hause verlassen habe, habe ich nochmal ein paar Regentropfen abbekommen, aber im Allgemeinen hat das Wetter ja halbwegs gut gehalten bis ich um 18:40 zu Hause war – später am Abend hat es dann angefangen zu regnen. Sicher, hätte es gerne 10-15° wärmer sein dürfen, denn so habe ich an einigen Stellen, wo ich gerne fotografiert hätte, wegen des kalten Windes dann nicht angehalten.

Durch die erzwungene Abkürzung an der Fähre war die Tour dann 16km kürzer (221 km geplant, aber ohne Abstecher zu den Kontrollpunkten und auch nicht direkt am Startort vorbei - jetzt waren es 205km laut GPS, bzw. 207km laut meinem Tacho), hat aber immernoch für die 200km gereicht. Die Strecke gefiel mir gut - für mich war es eine gute Mischung aus Altbekanntem (aber meist in anderer Richtung als sonst) und doch vielen unbekannten Strecken und Orten. Ansonsten: oft (sehr) guter Straßenbelag, wenig Radwege (und die sind manchmal sogar gar nicht unbenutzbar), wenig Verkehr… hat Spaß gemacht. Nur leider muss der 200er Brevet aus Gründen ja eine andere Route fahren, denn die Fähre war bis jetzt zum Wochenende wegen Wartung außer Betrieb.
Und @Guzzi wusste zu dem Zeitpunkt noch gar nichts von der fehlenden Fähre, der war auf dem Weg nach Erfurt im Rahmen der Fleche.

ZDF:
  • Laut GPS: 1135m Anstieg, 205,34km, Gesamtzeit incl. aller Pausen 9:08:34, Schnitt 22,5 km/h
  • Laut Tacho: 207,33km, Schnitt 26,96 km/h in Bewegung, 7:41:19, Vmax 57,73 km/h, durchschn. Trittfrequenz 83
 
Spannenderweise ist genau in Hödingen das Straßenbauamt Sachsen-Anhalt, Straßenmeisterei Hödingen. Wie war das nochmal - Schuster tragen die schlechtesten Schuhe?
:D genau das sind auch meine Gedanken, wenn ich da immer vorbeihoppel äähhh -fahre...
Nach Süden die nächste Brücke ist die A2 bei Magdeburg
Für Fahrräder gibt es die Trogbrücke des Mittellandkanals über die Elbe. Kann man auf der Süd- und Nordseite befahren. Geplant war erst mit der Fähre über die Elbe und dann über die Trogbrücke zurück, so wurde es 2x Trogbrücke.

Gruß Hartmut
 
Für Fahrräder gibt es die Trogbrücke des Mittellandkanals über die Elbe. Kann man auf der Süd- und Nordseite befahren. Geplant war erst mit der Fähre über die Elbe und dann über die Trogbrücke zurück, so wurde es 2x Trogbrücke.
Jo, aber die wurde auf meinem Navi nicht angezeigt. Zu Hause habe ich dann auch gesehen, wie ich noch hätte fahren können, um weniger doppelte Strecke zu haben. Aber so wie ich gefahren bin, war einfach der geringste Planungsaufwand.
 
Das 200er Ostfalenbrevet sind dieses Jahr mein elfjähriger Sohn Konrad und ich als Tandemteam gefahren. Für Konrad war dies das erste Brevet überhaupt.

Mit dem Tandem (26" MTB) haben wir seit Dezember ab und an Trainingsausfahrten gemacht. Davon die längste am ersten Mai mit ca. 90km. Danach war klar, daß das Brevet auch gut zu schaffen sein musste.

Der Starttag sollte bewölkt, aber trocken sein. Aus Faulheit habe ich aber am Tandem das vordere Schutzblech drangelassen. Es ragt ohnehin nicht weit heraus. Es ging dann in einer großen Gruppe los, die auch nach wenigen Kilometern recht ordentlich an Geschwindigkeit zulegte.

Bis Km 18 waren wir mitten in der Hauptgruppe drin. Dann fiel leider eine unserer Trinkflaschen aus der Halterung, wo sie sich bei einer kleinen Pflasterpassage in Beendorf wohl gelockert hatte. Zum Glück rollte sie gleich brav an den Straßenrand und brachte keinen der nachfolgenden RR-Fahrer zu fall. Als wir sie wieder hatten war die Gruppe leider gen Walbeck die Hügel hinauf außer Sicht entschwunden.

War auch vielleicht kein Fehler, da wir an den vielen längeren, anschließenden Steigungen sowieso besser unser eigenes Bergtempo hatten fahren sollen. Von da ab bis zur K1 in Calvörde waren wir dann allein und konnten ein interessantes Wetterphänomen beobachten, das Konrad als Stoker für leichten Nebel hielt und ich, als Captain vorne sitzend, für ganz leichten Regen. An den feuchten Spuren auf der Fahrbahn konnte man die vorausfahrende Hauptgruppe ausmachen.

Als wir dann in Calvörde an die Tankstelle kamen, machte sich die Hauptgruppe grade daran wieder weiterzufahren. Danach haben wir sie nicht wiedergesehen. Es hatten sich aber ein paar Einzelfahrer, des Tempos wegen, von der Gruppe abgesetzt. Ein grüner Randonneur, Stefan aus Nürnberg, zog alleine weiter, ein anderer, Erhard, schloß sich uns an.

In Wolmirstedt standen wir dann ratlos vor einem gesperrten Bahnübergang. Sehr routiniert trat aber sofort ein Einheimischer zu uns, der uns den Weg wies. Offenbar hatte er schon etlichen RR vorher den Weg gezeigt. Das war wirklich klasse.

Das letzte Stückchen bis zur K2 in Hohenwarte sind wir dann voller Vorfreude auf ein ordentliches Mittagessen recht zügig gefahren, denn die Kontrolle sollte dort zur Mittagszeit in der "Waldschänke" stattfinden. Nach dem Stempel im Brevetheftchen an der Rezeption wurden wir allerdings im Restaurant vom Personal weggeschickt. Es sei alles reserviert und ohne vorherige Anmeldung könne man nichts machen. Enttäuscht und hungrig trotteten wir aus dem halbleeren Restaurant an einem weiteren, völlig leeren Speisesaal vorbei wieder hinaus in den mittlerweile strömenden Regen zum Tandem. Dem Sohn habe ich erklärt, daß das bestimmt nicht böse gemeint war und das man früher in der DDR wohl auf viele Dinge lange Voranmeldezeiten gehabt habe, auf manche bis zu 18 Jahre und das wir über die von ihm am Vorabend geschmierten Brote jetzt ganz schön froh sein könnten.

Hinter der Trogbrücke haben wir dann Brote gegessen und sind gen K3 zu dritt weitergefahren. In Irxleben hatte ich dann trotzdem ganz schön Hunger und wäre beinahe zu Mc D. abgebogen. Dann fast zur falschen Tankstelle gefahren. Zum Glück hat bei unserem Tandem der Stoker eigene Navigation und Konrad hat das sofort gemerkt, mir gut zugeredet und mich in die richtige Richtung geleitet. Zu Bockwurst und Cola in der HEM-Tankstelle nämlich, wo wir auch Stefan, den grünen RR-Fahrer wiederfanden. Auch er schloß sich uns an und so zogen wir dann gut gestärkt zu viert weiter.

Der Regen hatte aufgehört und ab und zu kam sogar etwas Sonnenwärme bei uns an. Bei der nächsten Kontrolle in Haldensleben stempelten wir nur und fuhren gleich weiter, dafür gab´s aber an der K5 in Velpke wieder einen Kaffee. Auch bei der Kontrollzange in Beienrode (K6) haben wir eine kurze Pause gemacht.

Das letzte Stück sind wir dann wieder recht beschwingt gefahren und mit einer recht erfreulichen Zeit angekommen. Es war ein sehr schönes Brevet. Konrad war auch begeistert und will nächstes Jahr wieder einen 200er mitfahren.

Mir tut auch der Po, Handgelenke und Nacken kaum noch weh. Nur ganz leicht habe ich noch Lähmungserscheinungen im linken Ringfinger.

Ich bin saufroh, daß ich den 300er am Samstag wieder mit dem Liegerad fahren darf. Die Paddeljacke liegt schon bereit.

Gruß, Sebastian
 
@norfiets hat das alles ja sehrvschön beschrieben!
Meet in Grieth war jedenfalls nach der Servicewüste NL ein echtes Highlight

Danke Norbert, für das rücksichtsvolle Miteinander, das ist wirklich eine neue Qualität des Fliegens!
 
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400er Brevet Troisdorf - Norddeich Mole 13.05.17

Rainer hatte nach der letztjährigen Premiere wieder den One-Way Brevet "zum Schwimmen ans Meer" ausgeschrieben. Von der flachen Topologie hinter dem Ruhrgebiet weitgehend flach entlang des Münsterlands und ganz flach im Emsland eine schöne Velomobilstrecke - ja, wenn das "One-Way" nicht wäre. Letztes Jahr sind wir Christi Himmelfahrt gestartet und mit einem 4 Tage langen Wochenende gabs mehr Flexibilität für die Retoure im bzw. aufm Rad.

Um verschiedenen persönlichen Marschtabellen Rechnung zu tragen und möglichst vielen die Ankunft an der Nordsee im Hellen zu ermöglichen, hat Rainer wieder 2 Startzeiten angeboten: 4 oder 9 Uhr. Ich habe mich schließlich dazu durchgerungen, den Wecker auf 2:00 h zu stellen, um sicher vor Ladenschluss in Norddeich vor der Rückfahrt Vorräte bunkern zu können. Die letzen 170 km durchs Emsland sind da sehr dürftig. Auf meinem Track hatte ich noch einen Zeltplatz bei Neuengland in der Nähe von Rehde markiert. Dort habe ich letztes Jahr noch Wasser tanken und mich nachtfertig machen können.

Freitag schon mal vorschlafen und ganz früh ins Bett zu gehen, ging nicht ganz, da Tochter 18 geworden ist. Aber die innere Uhr hat mich schon kurz vor dem Wecker aufwachen lassen, kurzes Frühstück und bei lauen 13°C nach Spich/Troisdorf. Entgegen der Prognose fängt es schon an zu tröpfeln - die Luft bleibt sehr feucht über den ganzen Tag, knalle Sonne bleibt aus - öfter leichte Schauer, zwei stärkere und das Ziel erreiche ich in dunklen Wolken, stärkeren Böen und einem längeren Regen - also kein Badewetter, nur Duschen.

Um 4 finden sich rund 20 von angemeldeten 40 Startern ein, viele Bekannte, kein weiteres Velomobil aber AndreasR und ChristophM auf Liegerädern. Die Route führt erstmal wieder zurück fast an meiner Haustür vorbei und wie letzte Woche nach Wuppertal. Die Bahntrasse dort winde ich diesmal auf Anhieb und bin wieder begeistert, wie schön man auch im Ruhrgebiet bei Sprockhövel Richtung Witten rollen lassen kann. 2 Abschnitte, die zuletzt definitv nicht VM tauglich waren und zum Nachlaminieren geführt hatten, habe ich diesmal umfahren.
Es gabe einige deja-vu Momente, an Stellen, die mir nicht mehr präsent waren und auch einen Abzweig, den ich wie letztes Jahr verpasst habe ;-)

Die Kontrolle in Nordhorn nach gut 200 km ist jetzt an einer 24 h Tanke an einer Straße und nicht mehr wie zuletzt an einem Radweg entlang des Kanals, zu dem man sich laut Track von einer Brücke abseilen musste. So ist die Strecke räumlich länger aber zeitlich kürzer - so ein bißchen angewandte Allgemeine Relativitätstheorie. Die Kassiererin an der Tanke erklärt mir dann, dass ich eine Woche zu spät bin und zeigt mir Ihren Kalender, wonach die Radler wg. der Stempel am 6.05. kommen. Naja, aber wenn's mir hilft, drückt sie mir auch noch einen Stempel
ins Heft und wünscht gute Fahrt. Auf der mehrspurigen B213 nach Lohne taucht die Rennleitung im Rückspiegel auf - also noch eine Schippe drauf und es ist offensichtlich, dass das VM nicht auf den Radweg gehört - freundlicher Gruß und weiter. Auch im weiteren Verlauf durchs Emsland sind viele weitgehend leere Radwege - aber auch die Straßen. So bleibe ich auf der Piste unbeanstandet auch bei weiteren Beobachtungen durch die Rennleitung. Letztes Jahr ohne ChristiHimmelfahrtsfeiertag in Niedersachsen war in den Einfallstraßen nach Nordhorn und Leer ätzend viel Brummiverkehr.
Daneben gabs aber auch wieder viele kleinere Wege - mal zum Muskelatur lockern mit ausgefahrenen Pflasterbelag - mal führt mich mein Routing abseit der Straße durch einen gepflasterten Waldweg - auf dem ich rumpelnd ein paar Rehe aufschrecke. Auf dem Rückweg lasse ich mich dann von einem auf dem Navi dargestellten Hinweg Track dazu verleiten, wieder da entlang zu hoppeln.
Ein Brücke über einen kleinen Kanal ist gesperrt. Auf dem Hinweg folge ich der Umleitung - auf schlechtem Weg. Daher will ich auf dem Rückweg mal sehen was da geht - und vorfreue mich schon, als ich da Andreas und einen Trupp Rennradler entgegenkommen sehe. Aber sie sind wohl direkt am Kanal den Umweg gefahren. Die Absperrgitter zur Brücke sind alle fest verschraubt. Ich nehme dann auch den angenehmeren Weg direkt am Kanal.

Bis Nordhorn kommen mir Randonneure entgegen. Als ersten sehen ich PeterF solo, dann bis auf die Gruppe mit Andreas meist Solisten oder Duos. Da der Wind von Süd auf Nordwest gedreht hat, habe ich wieder Rückenweg aber die anderen müssen jetzt gegen den Wind strampeln.

Gegen 12 wirds im flachen Emsland zäher. Ich halte mal an, P-Pause und mal die Vorräte sortieren, muss erstaunt feststllen, dass ich noch kaum was gegessen habe und schon 8 h unterwegs. Das wars (die Ursache). Nach Rückkehr nach 24h und 850 km muss ich feststellen, dass ich bei den gebunkerten Vorräten seeehr/zu genügsam war. 4 von 6 Trinkjoghurt wireer ausgepackt, 2 von 5 Bananen jetzt schwarz, nur 2 von einer Handvoll Riegel genossen und auch 4 von 6 Rosinenbrötchen wieder nach Hause gefahren. Gestartet bin ich mit je einem Liter Wasser und Cola, 4 l Wasser, 1 l 0% Weizen und 1l Schorle dazugekauft und mit 3 l Wasser wieder gelandet. Irgendwie hatte ich am Schluss auch keinen Appetit mehr. Die Weizen, die ich mir auf dem Rückweg in Lohne noch gekauft habe, haben für neuen Schwung gesorgt.

Auf dem Rückweg will ich nachts nicht durchs Ruhrgebiet fahren und biege hinter Nordhorn bei Ochtup nach Westen Richtung Rheinbrücke in Wesel ab. Dann wirds auch dunkel und bis auf das kurze Aufleuchten des Navis bei Abbiegehinweisen sehe ich auch keine Uhrzeit und Fahrdaten mehr. Da sind die langen einsamen Straßen am Niederrhein angenehm. Die blau angestrahle Brückenkonstruktion beim Durchfahren in Wesel ist beeindruckend.

Auf der anderen Seite halte ich noch mal kurz, die Füße brennen und wollen aus den Schuhen. Erfreulicherweise bleibt die Nacht trocken und später gibts noch fast Vollmondbeleuchtung, hinter Alpen einige Senken mit dichtem Bodennebel. Um 3:15 h bin ich wieder zu Hause und freue mich auf heiße Dusche und Süppchen und Bett.

Vergleiche ich die Brevetkarten, bin ich dies Jahr 11:10 h gefahren, letzes Jahr 12:00. Die Kontrollen in Nordhorn, die freie in Greetsiel (hab gleich die kleine Familientanke genommen und brauchte mich nicht durch die Touris zu drängeln) und die umfahrenen Off-Road Abschnitte und die Erfahrung aus letztem Jahr haben Zeit gespart. Mit den Umwegen waren es hin 430 km, zurück nach Hause 400 km, die dann in 11:25 h.
Es lief halt auch, weil technisch nix auf- oder ausgefallen ist, die ProONEs blieben hart gefüllt. Auf dem Hinweg hat das rechte Knie zw. km 150 und 350 geziept, wurde aber nicht schlimmer und vielleicht in der Wärme vor Norden war auch das wieder weg ;-)

Wen es interessiert hier noch die Tourdaten auf Strava: https://www.strava.com/activities/985090948

Und noch ein paar Bilder:

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Danke, aber Dank effizientem Fahrzeug und passender Strecke ist nur die Länge riesig. Es waren 24 h. Diese Dauer fahren die "Full Money Randonneure" auch auf einem 400er mit 27 h Zeitlimit - oder die, die das 40 h Limit beim 600er auch am körperlichen Limit ausnutzen.
 
Schon klar, nur dass du ja nicht einfach nur den 400er fährst, sondern direkt auch wieder zurück. Das finde ich phänomenal.
Klar auch, dass dein DF das passende Fahrzeug dafür ist. Schon toll, was man in dieser Kombination leisten kann.
 
und vorfreue mich schon, als ich da Andreas und einen Trupp Rennradler entgegenkommen sehe. Aber sie sind wohl direkt am Kanal den Umweg gefahren. Die Absperrgitter zur Brücke sind alle fest verschraubt. Ich nehme dann auch den angenehmeren Weg direkt am Kanal.
Ich habe mich über die Hauptbrücke gequält. Der Zugang war einfach, da konnte ich das Gitter öffnen. Nur beim Verlassen der Brücke waren die Gitter verschlossen. Mit Hilfe eines der Rennradler konnten wir eine Lücke aufdrücken, wo das Liegerad und ich so gerade durchpassten.

Grüße
Andreas
 

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Nur ganz leicht habe ich noch Lähmungserscheinungen im linken Ringfinger.
Pass auf Deinen Nervus Ulnaris auf!
Es macht keinen Spaß, wenn in der Hand die Muskeln verkümmern:
index.php


Gruß,

Tim
 
Diese Dauer fahren die "Full Money Randonneure" auch auf einem 400er mit 27 h Zeitlimit

Einer von diesen Unendwegten wagemutigen Brevetfahrern, die ich meine: Sibi, der wohl schon viele Nächte ohne Elektronik seine Brevets gemeistert und Grenzen erfahren und verschoben hat.
Hochachtungsvoll - Hajo
 
Vielleicht hätte man vorher doch einen 200er oder 300er fahren...........

400km in Treuchtlingen. Dieses Mal war meine Rostbraune dabei. Eine Eigenbau, liege, Randonneuse, die ich zwar schon auf einem 400er in Holland ausprobiert habe, die aber nun zum ersten Mal ihren eigentlichen Zweck erfüllen sollte. Das Besonders an ihr ist, dass ich während der Fahrt, die Rahmengeometrie verstellen kann, um das Rad so den Erfordernissen der Strecke anzupassen. Doch dazu könnt ihr hier mehr lesen.

Freitag, Untertags hatte ich etwas vor mich hin getrödelt, bin mit der Arbeit nicht wirklich fertig geworden und war ungefähr eine halbe Stunde vor Start in Treuchtlingen. Es hat gerade noch so zum Anmelden und einer großen Ladung von Heidis hervorragender Nudeln gereicht. Während die erste Startgruppe schon los ist habe ich mein Rädle aus dem Auto gepackt und zusammengesteckt, mit Heidi noch ein paar Worte gewechselt und war diesmal der vorletzte im Tross.

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Zu Ernst aufgeschlossen, fragte er mich nach meiner Strategie. Um 5 vor 11 Uhr reinkommen und so viel Spaß wie möglich zu haben, war meine Antwort. Ernst fährt die Brevets mit einem Tourenrad und ohne Training so wunderte es mich nicht, dass er es genauso halten wollte.

Bei den ersten Gefällestrecken rolle ich Ernst davon um als nächstes Karl in Sichtweite zu bekommen. Der wollte sich gar nicht mit mir unterhalten und hat mir nur ein: Fahr ruhig weiter, zugerufen. Karl kämpft derzeit mit Durchblutungsstörungen im rechten Bein und hat den Brevet zwar nicht locker, aber mit Links durchgetreten. Im Altmühltal bin ich zu Frank aufgeschlossen der mich mit einem bis gleich durchgewunken hat. Was war denn los? Keiner wollte mit mir reden. Hatte ich Mundgeruch? Das können die Anderen beim Fahren doch nicht riechen. Also, fuhr ich alleine weiter bis rechts am Straßenrand ein rotes Lichtlein auftauchte. Ich näherte mich mit einem: Alles ok.? Um dann festzustellen, dass es ein Unfallkreuz war. Über diese Befindlichkeiten wollte ich mir eigentlich keine Gedanken machen und bin schnell weiter geradelt.

Hinter Berching, im Anstieg, erlebte ich dann ein Deja-Vu. Wolfgang aus Stuttgart schloss auf und begann eine Unterhaltung mit der Frage, warum Liegeräder am Berg schlechter seien. Ich erklärte ihm, wie schon beim 600er vor knapp einem Jahr, geduldig dass es nicht am Liegerad, sondern an meiner Fitness läge und er nur noch lockere 200km warten müssen bis ich warm würde. Weiter sinnierend bewegten wir uns durch die Nacht. So z.b. über Johannes, der uns, auch mit seinem neuen Cruzbike Vendetta, vermutlich wieder auf die ersten 280km 3 Stunden abnehmen würde um dann selig in seiner Pension zu schlummern.

Unterwegs munteres randonneurs Treiben, so wie ich es liebe.

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Hier ein Grüppchen Reifen flickend. Da eine Gruppe, die an mir vorbeischoss. Ich stand gerade und vernahm ein: Ah der Bernd. Das war wohl Michael aus Weißenburg. Dort Doris, die lieber ihre eigenen Kekse essen wollte. Vor der ersten Kontrolle wurde es noch mal so richtig Hügelig.

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Da konnte man dann unbeschwert über die Strecke schimpfen und die anderen auf etwaige, natürlich nicht genommenen Umfahrungen aufmerksam machen.

Nach c.a. 130km wurde die schlechteste Autobahnraststätte Deutschlands erreicht. Ich musste feststellen, dass ich schon wieder viel zu spät dran gedacht habe etwas zu essen und habe mir die schlechteste Leberknödelsuppe Deutschlands reingezogen. Hauptsache heiß und salzig.

Als ich gerade gehen wollte kam Ernst an. Da ich mittlerweile der einzige in der Raststätte war, blieb ich noch etwas um ihm die Zeit zu vertreiben. Letztendlich musste ich doch gehen, um die schönste Zeit des Brevets, nämlich das Erwachen des Tages, im Vilstal erleben zu können.

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Da rollt es auf kleinen winkligen Sträßchen neben dem Bach entlang wunderschön in den Tag hinein.

Auf einem der unvermeidlichen Anstiege vor Plech, wo diesmal keine Kontrolle, aber
Frühstücken vereinbart war, traf ich Karl wieder.

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Ich habe ihm meine doppelte Bewunderung ausgesprochen. Einmal für sein Durchhaltevermögen und einmal für die Blödheit den Brevet in seiner Verfassung durchzuziehen.

10 km vor Plech in Königstein zog es mir die Füße von den Pedalen als ich eine Bäckerei sah.

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Da setzte ich mich erst mal für eineinhalb Stunden fest, um meinen Magen zu sanieren. Das gelang mir mit zwei Tassen Tee, so viel habe ich die letzten 5 Jahre nicht freiwillig getrunken. Nun war ich ernsthaft der letzte und sollte den ganzen Tag alleine fahren.

In der fränkischen Schweiz gab es noch wunderschönes Licht zu fotografieren.

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Teil Zwei folgt.
 
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